Freitag, 23. Juni 2017

KOMM MIT und sei GUT DRAUF - Programme zur Gesundheitsförderung für Kinder und Jugendliche

Ein Beitrag von Saskia Haingartner


Die Gesundheit spielt in der heutigen Gesellschaft eine große Rolle. Themen wie gesunde Ernährung und ausreichende Bewegung stehen dabei ganz oben auf der Liste. Auch der Bildungsplan der Grundschule greift dieses aktuelle Thema unter der inhaltsbezogenen Kompetenz „Natur und Leben – Körper und Gesundheit“ (BP, 2016, S.18 und S.38) auf. Dabei ist Gesundheit „ein Zustand [des] vollständigen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit oder Gebrechen“ (WHO, 2012). Die Gesundheitsförderung möchte alle Menschen dazu befähigen, ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu erlangen. Der Fokus liegt auf der Erhaltung und Förderung der Gesundheit (vgl. Ottawa Charta der WHO, 1986; vgl. Perrez & Baumann, 2005). Bei der Umsetzung der Gesundheitsförderung im Sinne der Gesundheitsbildung sollen Aspekte der Ernährungsaufklärung, Bewegungsförderung, Stressbewältigung, Suchtprävention, Sexualaufklärung, Unfallprävention, Gewaltprävention, Förderung der Wahrnehmung von Früherkennungsuntersuchungen und Förderung der Impfbereitschaft aufgegriffen werden (BZgA, 2000, Heft 3).

Im folgenden Blogbeitrag wird ein kurzer Überblick über verschiedene Programme zur Gesundheitsförderung geschaffen. Die Programme können hinsichtlich ihrer Zielvorstellungen zwischen der salutogenetischen und der pathogenetischen Orientierung unterschieden werden. Bei der salutogenetischen Orientierung sollen unspezifische Maßnahmen wie bspw. die Vermittlung allgemeiner Lebenskompetenzen gestärkt werden, um sich für eine gesundheitsförderliche Lebensweise entscheiden zu können (vgl. Mittag, 2006; vgl. WHO, 1998). 
Die pathogenetische Orientierung versucht, der Entwicklung bestimmter Störungen in einem spezifischen Bereich entgegenzuwirken (z.B. durch Abschreckung oder Aufklärung) (vgl. Hurrelmann & Settertobulte, 2000; vgl. Mittag, 2006).
In Bezug auf die Zielvorstellungen werden die Programme in drei Gruppen unterschieden:
  1. Diese Gruppe hat eine primärpräventive Funktion, wodurch das Auftreten neuer Störungsfälle verhindert werden soll (vgl. Hurrelmann & Settertobulte, 2000). Programme der Gesundheitsförderung dienen der allgemeinen Entfaltung und Förderung seelischer, körperlicher und sozialer Gesundheit und sind auf eine salutogenetische Orientierung ausgerichtet (vgl. Hurrelmann & Settertobulte, 2000). Im schulischen Setting überwiegen diese Programme (vgl. Mittag, 2006). Programme im Sinne präventiver Interventionsstrategien versuchen gezielt der Entwicklung bestimmter Störungen in einem spezifischen Bereich entgegenzuwirken und sind daher pathogenetisch orientiert (vgl. Hurrelmann & Settertobulte, 2000).
  2. Sobald gesundheitsriskantes Verhalten vorliegt, kommen sekundärpräventive Intervention zum Einsatz (vgl. Mittag, 2006).
  3. Rehabilitationsmaßnahmen werden eingesetzt, um Rückfälle in alte Störungs- und Verhaltensmuster zu vermeiden (vgl. Mittag, 2006).


Um die Programme bewerten zu können, wurde eine Tabelle mit Leitfragen aufgestellt. Bei der Bewertung von Programmen soll nicht nur die Effektivität und Effizienz in den Blick genommen werden, sondern auch die inhaltlichen Konzeptionen und die Überwachung und Steuerung der Durchführung (vgl. Mittag, 2006).

Kategorien
Fragestellungen
Anzahl Sterne
Zielgruppe
Werden verschieden Personengruppen angesprochen?
Handlungsfelder
Werden verschiedene Lebensbereiche angesprochen?


Schwerpunkte
Werden Faktoren des körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens berücksichtigt?

Bildungsplan
Wird der Bildungsplan berücksichtigt?
Wird Bezug auf die Kultusministerkonferenz genommen?



Umsetzung
Werden Materialien zur Verfügung gestellt?
Werden die Programme aktiv umgesetzt?
Findet eine Kontrolle bezüglich der Durchführung statt?



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Zielgruppe: Kleinkinder, Klasse 1-4
Handlungsfelder: Kita, Schule
Schwerpunkte: Gesundheitsförderung

Das Programm „Fit von klein auf“ bietet verschiedene Praxisanregungen und Unterrichtsbausteine zu den Themen Bewegung, Ernährung, Entspannung und Lebenskompetenzförderung. Die Plattform ist nicht nur auf ErzieherInnen und Lehrkräfte ausgerichtet, sondern bietet auch Informationen und praktische Tipps für Eltern an.


 




                                             


Zielgruppe: Mädchen und Jungen in den Klassenstufen 7+ (Tutmirgut für die Klassen 1-6)
Handlungsfelder: Schulen, Einrichtungen der Jugendarbeit, Sportvereine,     Ausbildungsbetriebe, Reiseanbieter
Schwerpunkte: gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, Stressregulation

Das Konzept von GUT DRAUF wird in der Schule in den Unterrichts- und Schulalltag, in die Umgebungs-und Raumgestaltung sowie bei Klassenfahrten integriert. Dabei stützt sich GUT DRAUF auf die Kultusministerkonferenz 1992, in der die Gesundheitserziehung als „Auftrag zur Förderung einer gesundheitsdienlichen Lebensweise und Lebenswelt im Hinblick auf die physische, psychische und soziale Gesundheit“ verstanden wird. Für die Umsetzung werden verschiedene Materialien angeboten.











Zielgruppe: keine Einschränkung
Handlungsfelder: Familien, Kitas, Schulen, Sportvereine, Ältere, Berufstätige
Schwerpunkte: Bewusste Ernährung, Bewegung

IN FORM möchte das Ernährungs-und Bewegungsverhalten in Deutschland nachhaltig verbessern um einen gesunden Lebensstil zu fördern. Neben vielen Informationsmaterialen für alle Lebenslagen, bietet IN FORM praktische Unterstützung in der Ernährungs-und Verbraucherbildung an Schulen. 












Zielgruppe: Klasse 1-4
Handlungsfelder: Grundschule
Schwerpunkte: Gesundheitsförderung, Sucht- und Gewaltvorbeugung

Das Programm Klasse 2000 möchte, dass die Kinder gesund, stark und selbstbewusst aufwachsen. Das Programm greift hierfür die Themen gesund essen & trinken, bewegen & entspannen, sich selbst mögen & Freunde haben, Probleme & Konflikte lösen sowie kritisch denken & Nein sagen auf.













Zielgruppe: Kleinkinder, Klasse 1-4
Handlungsfelder: Kita, Grundschule
Schwerpunkte: Gesundheitsbildung

Das Programm „Komm mit in das gesunde Boot“ knüpft an den Bildungsplan an und verfolgt die Ziele sich ausreichend zu bewegen, die Freizeit sinnvoll zu gestalten und sich gesund zu ernähren. Hierfür werden verschiedene Materialien angeboten und Informationen für die Eltern bereitgestellt.







Zielgruppe: Klasse 5-9, Klasse 9+
Handlungsfelder: weiterführende Schule, Ausbildung, Freizeit
Schwerpunkte: soziale Kompetenzen

Das Programm gliedert sich in die Themen „Erwachsen werden“ und „Erwachsen handeln“. Dafür werden verschiedene Materialien und Unterrichtseinheiten zur Verfügung gestellt. Die Themen Selbstvertrauen, kommunikative Fähigkeiten sowie Konflikt- und Risikosituationen begegnen und lösen stehen dabei im Vordergrund. Später werden die Bereiche Sozial-und Lebenskompetenz sowie Demokratiefähigkeit ergänzt. Die Eltern werden aktiv mit einbezogen.











Zielgruppe: Klasse 1-4 und Klasse 5+
Handlungsfelder: Grundschule, weiterführende Schule
Schwerpunkte: Gesundheitsförderung

Die Kinder sollen bei diesem Programm alltagsnahe und handlungsorientierte Kompetenzen für ihre Gesundheit erlernen. Dabei sollen Ernährung, Bewegung und seelisches Wohlbefinden verbunden werden. Die Einheiten Energie & Energiewandel, Wasser & Wirkstoffe, Anatomie & Physiologie, Sinne & Wahrnehmung sowie Lebensmittel herstellen und genießen werden thematisiert. In der Sekundarstufe wird der Fokus zunehmend auf das seelische Wohlbefinden gelegt. Die Materialien für den Unterricht orientieren sich dabei an den aktuellen Bildungsplänen.


Fazit:

Jedes dieser Programme ist unterschiedlich aufgebaut und hat seine eigenen Schwerpunkte sowie Umsetzungen. Leider wird häufig nicht genau deutlich, wie die Programme konkret umgesetzt werden. Hierfür könnten Erfahrungsberichte hilfreich sein. Konntet ihr eines der Programme schon in einer Einrichtung kennen lernen? 
Die Recherche der einzelnen Programme erfolgte ausschließlich über deren Internetseite wodurch die Darstellung der Programme kritisch zu reflektieren ist. Was haltet ihr von den einzelnen Programmen? 
Diese Punkte konnten bei der Bewertung der Programme nicht berücksichtigt werden. Findet ihr die Bewertungsskala geeignet oder würdet ihr etwas verändern? Welche Kriterien würdet ihr an ein Programm zur Gesundheitsförderung stellen? Gerne dürfen einzelne Programme genauer unter die Lupe genommen werden.



Literaturverzeichnis:

Hurrelmann, K.; Settertobulte, W. (2000): Prävention und Gesundheitsförderung im Kinder- und Jugendalter. IN: Petermann, F. (Hrsg.): Lehrbuch der klinischen Kinderpsychologie und –psychotherapie, 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Göttingen: Hogrefe, S. 131-148

Mittag, W. (2006): Evaluation von Gesundheitsförderungsmaßnahmen. IN: Lohaus, A.; Jerusalem, M.; Klein-Heßling, J. (Hrsg.): Gesundheitsförderung im Kindes- und Jugendalter. Göttingen: Hogrefe, S. 87-112)

Perrez, M.; Baumann, U. (2005): Systematik der klinisch-psychologischen Intervention. IN: Perrez, M.; Baumann, U. (Hrsg.): Lehrbuch Klinische Psychologie – Psychotherapie, 4.,aktualliesierte Auflage. Bern: Huber, S. 339-351


Internetquellen:

Bildungsplan 2016 - Sachunterricht:

Fit von Klein auf:
http://www.fitvonkleinauf.de/

Gut drauf:

IN FORM:
https://www.youtube.com/watch?v=1RPl0NpyoVY

Komm mit in das gesunde Boot:
http://www.gesundes-boot.de/startseite/
http://www.lis-in-bw.de/site/pbs-bw-new/get/documents/KULTUS.Dachmandant/KULTUS/Dienststellen/lis-in-bw/Science%20Kids/Fortbildung%2028.06.2017/Logo%20Science%20Kids%20AOK.jpg
http://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0006/129534/Ottawa_Charter_G.pdf