Montag, 21. Oktober 2019

Ernährungsbasierte Gesundheitsförderung im Kindesalter

"Du bist, was du isst."
Ernährung ist Teil der Alltagskultur und stellt einen bedeutenden Faktor für die geistige bzw. körperliche Entwicklung eines Kindes dar. Mit einer zunehmenden Anzahl an Kindern, die ihre Mahlzeit in einer Kita einnehmen, verlagert sich die Verantwortung für die kindliche Ernährungsbildung. Dieser Beitrag stellt sich die Frage, inwiefern eine Kita ernährungsbasierte Entwicklungsaufgaben eines Kindes beantworten, eine gesunde Ernährungsbildung gewährleisten und häusliche Ernährungspraxen ablösen kann?

Um in eine kontroverse Diskussion gehen zu können, werden zunächst die kindlichen Bedürfnisse und allgmeine Prinzipien einer gesunden kindlichen Ernährungskultur, wie sie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt, dargelegt. Darauffolgend wird das Programm Fit Kid beispielhaft als ein Ernährungskonzept für Tageseinrichtungen vorgestellt und ein Fazit zur Beantwortung der Frage gefasst.


Kindliche Ernährungsprinzipen laut DGE (Deutsch Gesellschaft für Ernährung)

Die DGE beschreibt das Heranführen der Heranwachsenden an eine gesunde Esskultur von Klein an als das langfristige und fundamentale Ziel der Ernährungsbildung. Ernährung hat primär etwas damit zu tun,  körpereigene Bedürfnisse wahrnehmen, verstehen und befriedigen zu können. Sensibilität für den eigenen Körper bewahrt den Menschen laut DGE präventiv vor Fehl- und Mangelernährungen. Dabei beschränkt sich eine gesunde Ernährung jedoch nicht lediglich auf die Ausgewogenheit der Nahrungsmittelaufnahme, sondern sie beginnt mit einer gesunden Haltung zu Nahrungsmitteln und impliziert die Gestaltung der Essatmosphäre. Im Folgenden wird zunächst der Aspekt der Nährstoffaufnahme und daraufhin der der Tischkultur behandelt.


1. Essen und Trinken: Was und wie viel davon?

Das Basiswissen für eine ausgewogene Nahrungsmittelaufnahme sowohl für Erwachsene als auch für Kinder wird anhand der "10 Regeln für eine vollwertige Ernährung" und der "Lebensmittelpyramide" veranschaulicht.

Die "10 Regeln für eine vollwertige Ernährung" der DGE umfassen folgende Aspekte:
Lebensmittelvielfalt genießenGemüse und Obst -Nimm 5 am Tag Vollkorn wählen Mit tierischen Lebensmitteln die Auswahl ergänzen Gesundheitsfördernde Fette nutzen Zucker und Salz einsparen Am besten Wasser trinken Schonend zubereiten Achtsam essen und genießen Auf das Gewicht achten und in Bewegung bleiben



Die Lebensmittelpyramide
Die Lebensmittelpyramide ist ein dreidimensionales Schaubild, welches Nahrungsmittel in Lebensmittelgruppen kategorisiert und in täglich zuzuführende Mengenanteile gliedert. Das Schaubild gilt als Orientierung zur Gestaltungs des Speiseplans sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Die Menge der bedarften Lebensmittel unerscheidet sich in allen Altersgruppen.

 Für Heranwachsende im Alter von vier bis vierzehn Jahren empfiehlt die DGE folgende Orientierungsangaben:


Getränke: 
Die DGE empfiehlt eine Flüssigkeitsversorgung von mindestens 750ml - 1,2l pro Tag.
Eine aureichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig für den Kreislauf und die Konzentration.

Gemüse, Salat und Obst: 
Die DGE empfiehlt eine Dosis von ca. 440-750 Gramm auf fünf Portionen am Tag verteilt.
Die benannten Lebensmittelgruppen sind reich an Vitaminen, Mineralstoffen, Ballaststoffen und sekundären Pflanzenstoffen.
  



Getreideprodukte: Die DGE empfiehlt durchschnittlich vier kleine Rationen an Kohlenhydraten pro Tag. Beispielsweise: 2 mal eine Scheibe Brot, eine Kinderhand Kartoffeln und eine Hand Getreideflocken. Dabei gilt, dass mindestens die Hälfte der Produkte aus Vollkorn- und nicht aus hellen Getreidesorten bestehen sollte.
Der Energiebedarf an Kohlenhydraten hängt sehr stark mit der Bewegungsintensität und der körperlichen Leistungsfähigkeit eines Kindes zusammen.

Milch und Milchprodukte: Die DGE empfiehlt eine Zufuhr von vier kleinen Portionen von Milch bzw. Milchprodukten. Sie rät zu fettarmen Milchprodukten, da diese einen geringeren Anteil an ungesunden Fetten und Kalorien haben und das zusätzliche Fett lediglich einen kleinen geschmacklichen Unterschied hergibt.
Milchprodukte sind wichtig für den Stoffwechsel, die Zufuhr an Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen.

Fisch, Fleich, Wurst und Eier: Die DGE empfiehlt eine tägliche Ration von Fleisch oder Fisch oder Ei. Das sind täglich entweder 35-50 Gramm Fleisch bzw. Wurst bzw. Fisch / 2-3 Eier in der Woche.
Bei einer vegetarischen Ernährung können die Fleisch, Wurst oder Fischrationen durch andere eiweiß- und eisenreiche Nahrungsmittel ersetzt werden. Von einer veganen Ernährung rät die DGE für Kinder und Jugendliche ab.

Fette und Öle: Bei der Zufuhr von Fetten geht es um die Menge und die Qualität. Ungesättigte Fettsäuren sind nährstoffreich und dienen dem Bau von Zellen und Hormonen. Der menschliche Körper ist auf eine Zufuhr angewiesen, da er sie nicht selbst produzieren kann. Sie sind beispielsweise vorzufinden in Pflanzenölen, Nüssen und Fisch. Die gesättigten Fettsäuren sind nicht gesundheitsfördernd und sollten dem Körper aus diesem Grund nur in geregeltem Maße zugeführt werden. Sie sind vorzufinden in fettreichen Fleisch- und Milchprodukten, salzigen Snacks und Süßigkeiten.


2. Tischkultur und Ambiente

Eine Mahlzeit umfasst laut DGE mehrere Phasen, die alle gleichsam bedeutend und für die gesundheitsfördernde Ernährungsbildung relevant sind:
1. Die Zubereitung der Mahlzeit,
2. Das Verzehren der Mahlzeit,
3. Das Aufräumen und Abschließen der Mahlzeit.

Die DGE betont, wie wichtig es für die Ernährungsbildung eines Kindes ist, dass es in allen Phasen miteingebunden wird und eine Aufgabe bekommt. Je nach Alter und Erfahrung kann es bei der Gestaltung in unterschiedlichem Maße mitwirken. Beispielsweise kann es den Tisch decken und dekorieren, Zutaten wiegen und in eine Schüssel geben oder das Obst und Gemüse schneiden.
Die Küche ist ein Raum für positive Lernerfahrungen!

Während dem Verzehr der Mahlzeit ist eine positive und ruhige Atmosphäre wichtig, die nicht durch konfliktreiche Diskussionen oder stressige Themen gestört werden darf. Während des Essens kommen die Mitglieder der Familie zusammen, um sich auszutauschen und einander voneinander zu erzählen. Während des gemeinsamen Essens können Essgewohnheiten des Kindes am besten beobachtet und gegebenenfalls gelenkt werden.


Fit-Kid - Verpflegung in Tageseinrichtungen für Kinder

1. Was ist Fit Kid?

Dit Kid ist ein von der DGE entwickeltes Konzept für die tägliche Verpflegung in Kindertagesstätten. Es basiert auf den oben genannten Prinzipien und stützt sich unter anderem auf die Referenzwerte für Nährstoffzufuhr und Umsetzung (D-A-C-H). Das Programm begründet sich nicht nur durch den steigenden Zuwachs an Kita-Kindern, sondern sie ist auch eine Antwort auf Studien, die über einen bedenklichen Gesundheitszustand und ein beobachtbar unreflektiertes Essverhalten berichten. Fit Kid formuliert das Ziel, die kindliche Esskultur in Kindertagesstätten in positivem Sinne zu prägen, Kinder für Ernährung zu sensibilisieren und gesundheitsfördernde Angewohnheiten praktisch zu vermitteln.

Der Fit-Kid Qualitätsstandard beinhaltet alle Informationen, die für eine vollwertige Ernährungsbildung in einer Tageseinrichtung von Bedeutung sind.

Er bezieht sich auf folgende Aspekte: (1) Nutzen, (2) Gestaltung der Verpflegung, (3) Rahmenbedingungen, (4) Nachhaltigkeit, (5) Zertifizierung.



2. Wie funktioniert Fit Kid?

Das Konzept Fit Kid lässt sich in zwei Bereiche kategorisieren. Der eine Bereich umfasst sowohl die Aufklärung bzw. die Ausbildung aller Beteiligten der Einrichtung und der Küche als auch die Bereitstellung von Informationen zum Thema Ernährung für die Eltern. Der zweite Bereich bezieht sich auf die praktische Umsetzung des Konzepts, also die Herstellung und Konzeption von Speiseplänen, die Zubereitung von Mahlzeiten, die Verarbeitung von Lebensmitteln usw.

Fit Kid möchte ein vielseitiges Ernährungsangebot gewährleisten und fordert einen fünftägigen Speiseplan immer zu Beginn der Woche ein. Innerhalb eines vierwöchigen Zyklus dürfen sich die Pläne nicht wiederholen.
Ein Plan für fünf Tage lässt sich systematisch zusammensetzen, indem der Portionsbedarf an verschiedenen Lebensmitteln für Kinder gedeckt wird, indem Lebensmittel kategorisiert und wie in einem Modulset unterschiedlich miteinander kombiniert zu Gerichten verarbeitet und kombiniert werden.



3. Wer profitiert wie?

Die Kinder: Fit-Kid verspricht ein gesundheitsförderndes Ernährungsangebot für die Kinder. Lecker, abwechslungsreich und schön angerichtet.

Die Eltern: Der DGE-Qualiätsstandard versichert den Eltern ein durchdachtes Konzept, was auf wissenschaftlichen Befunden basiert. Die Eltern können sich laut Fit Kid darauf verlassen, dass sich die Kita zuverlässig um das Wohlbefinden kümmert. Das Konzept verspricht, dass die Eltern in der Kontrolle und Planung mitbestimmen können. Der sogenannte Prüfbogen soll den Eltern ein Gefühl von Sicherheit vermitteln.

Das Team: Das gesamte Team wird in die Ernährung eingeführt und befasst sich intensiv mit der Thematik. Das Konzept liefert klare Informationen und Anleitungen.

Die Kita und Träger: Durch die praktische Umsetzungen des DGE-Qualitätsstandards für die Verpflegung in Tageseinrichtungen kann sich die jeweilige Einrichtung durch eine Zertifizierung auszeichnen, um die Qualität der Kita im Bereich der ernährungsbasierten Gesundheitsförderung zu besiegeln.

Die Zertifizierung umfasst drei Kriterienbereiche, die Fit Kid wie folgt definiert:
1. Lebensmittel: Mittagsverpflegung (optimale Lebensmittelauswahl und Anforderungen an den Speiseplan)
2. Speiseplanung und -herstellung: Kriterien zur Planung und Herstellung der Speisen für die Mittagsverpflegung, Gestaltung des Speiseplans
3. Lebenswelt: Rahmendbedingungen in der Kindertageseinrichtung (zum Beispiel Essatmosphäre oder Essenszeit)

Die Premium- Zertifizierung kann dann erworben werden, wenn zusätzlich zu den oben genannten Kriterien eine Berücksichtigung von Nährstoffmengen stattfindet. Für die Premium-Zertifizierung müssen nährstoffoptimierte Speisepläne für insgesamt 20 Verpflegungstage vorgelegt werden.



Diskussion und Fazit

Die Frage, inwiefern ein Verpflegungsprogramm die Verantwortung für die kindliche Ernährungsbildung übernehmen kann, lässt sich anhand der aufgeführten Informationen für mich nicht eindeutig klären und bewerten.
Das Konzept Fit Kid scheint mir alles in allem schlüssig, in der Praxis umsetzbar und verlässlich. Eine ausgewogene und gesunde Ernährung, die die kindlichen Nährstoffbedürfnisse berücksichtigt, ist durch das Konzept meiner Ansicht nach gewährleistet. Eine Tageseinrichtung, die an dem Programm teilnimmt, beweist für mich ein grundlegendes Interesse für Ernährung und berücksichtigt den hohen Stellenwert der kindlichen Ernährungsbildung. Ein großes Plus gebe ich dem Programm dafür, dass der Qualitätsstandard für alle Interssierten auf der Homepage zugänglich ist. Vor allem im Vergleich zu den Umständen, welche gegenwärtig in Mensen und Kantinen vorgefunden werden, scheint Fit Kid eine vielversprechende Alternative zu sein. Eine fundamentale Bedingung dafür ist jedoch, dass die Kindertagesstätten den Qualitätsstandard in ihrer Einrichtung fortlaufend praktisch umsetzen und ernst nehmen. Bedauerlicherweise wird die Zubereitung der Mahlzeit als wichtiger Prozess der Ernährungsbildung im Konzept nur wenig berücksichtigt. Zwar können die Kinder bei der Speiseplanherstellung mitwirken, doch übernehmen sie keinen aktiven Part in der Küche. Sie lernen nicht, was beim Kochen alles zu berücksichtigen ist, wie man Küchengeräte handhabt oder wie ein Gericht entsteht.
Ein großes Manko des Programms sehe ich darin, dass die anfallenden Kosten für priviligiertere Einrichtungen logischerweise einfacher zu bewältigen sind als für Kindertagesstätten mit geringerem Einkommen. Es ist naheliegend, dass sich mit einer Zertifizierung auch die Kosten für einen Kita-Platz erhöhen und somit wiederum lediglich Kinder aus priviligierteren Familien den Genuss einer gesunden Ernährungbildung durch das Programm genießen können. Doch sind es nicht gerade die Familien aus sozial schwächeren Schichten, die Unterstützung und Aufklärung im Bereich der ernährungsbasierten Gesundheitsförderung gebrauchen könnten?

Unabhängig von der sozialen Schicht der Familie bin ich überzeugt davon, dass eine Tageseinrichtung nicht das gemeinsame Einnehmen einer Mahlzeit mit der Familie ersetzen kann. Gemeinsame Essrituale in einem vertrauten Ambiente stärken das Gemeinschaftsgefühl. Wenn ich mir die aktuell praktizierten Essgewohnheiten in Familien anschaue, sehe ich einen sehr großen Bedarf darin, Eltern über Ernährung und die Gestaltung von Mahlzeiten aufzuklären und den hohen Stellenwert der gemeinsamen Esspraxen für den Zusammenhalt der Familie und die Entwicklung des Kindes bzw. der Kinder ins Bewusstsein zu rufen. Das ist der Punkt, an welchem institutionelle Aufklärungsarbeit und Ernährungsbildung anknüpfen sollte. Die eigentliche Bedeutung von Ernährung, nämlich die körperliche Gesundheit, muss wieder ins Zentrum  gerückt werden. Letztendlich sind Essgewohnheiten auch ein Ausdruck der psychischen Verfassung und der Beziehung eines Menschen zu sich selbst.

Allem in allem würde ich das Ernährungsprogramm Fit Kid als ein gutes Verpflegungsangebot für Kitas bewerten, welches durchaus gewährleistet, dass die Kinder mit den essentiellen Nährstoffen versorgt werden. Ich könnte mir vorstellen, dass das Programm dahingehend optimiert werden kann, dass die Individualität und Subjektivität eines Kindes mehr Berücksichtigung findet. Beispielsweise schlage ich vor, dass die Kinder die Größe ihrer Portionen selbst bestimmen, um eigene Hunger- bzw. Sättigungsbedürfnisse regulieren zu lernen. Auch wenn das Programm sehr gut durchdacht und ausgearbeitet ist, darf nicht vergessen werden, dass der subjektive Bedarf an Nährstoffen sowohl körper- als auch tagesformabhängig ist und der Bedarf nur bedingt in Abhängigkeit zum Alter steht. Eine reflektierte Auseinandersetzung mit den eigenen Essgewohnheiten würde den Schüler*innen helfen, die richtige Ernährung für sich selbst zu finden. Ich denke dabei beispielsweise an ein Ernährungstagebuch, in welchem die Schüler*innen in vereinfachter Form beschreiben, was sie gegessen haben und wie sie sich nach dem Verzehr dieses Gerichtes fühlen. Auf diese Weise könnten sie erfahrungsgebunden eine Abhängigkeit zwischen ihrem Wohlbefinden und dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel oder Lebensmittelgruppen erkennen und lernen, mit ihren persönlichen Bedürfnissen umzugehen.

Quellen:
https://www.fitkid-aktion.de/dge-qualitaetsstandard/
https://www.fitkid-aktion.de/dge-qualitaetsstandard/nutzen/
https://www.fitkid-aktion.de/fachinformationen/kinderernaehrung/
https://www.fitkid-aktion.de/fachinformationen/fuer-die-gemeinschaftsverpflegung/
https://www.fitkid-aktion.de/dge-qualitaetsstandard/gestaltung-der-verpflegung/
https://www.dge.de/
https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/vollwertige-ernaehrung/10-regeln-der-dge/
https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/vollwertige-ernaehrung/lebensmittelpyramide/
https://www.5amtag.de/wissen/was-ist-5-am-tag/

DGE (2016): 13. Ernährungsbericht.
BMEL (2014): INFORM. Deutschlands Initiative für gesunder Ernährung und mehr Bewegung. Nationaler Aktionsplan zur Prävention von Fehernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht und damit zusamenhängende Krankheiten.
BLE/DGE (2018): Das beste Essen für Kinder. Empfehlungen für die Ernährung von Kindern. 4. Auflage. 1447/2018, Bonn.

Mittwoch, 17. Juli 2019

Führt das Tragen schwerer Schulranzen zu einer Überlastung der kindlichen Wirbelsäule?

Ein Beitrag von Alexandra Ellinger


Abb.1: Eine Erstklässlerin mit 
ihrem Schulranzen [eigenes Foto]

Im September ist es wieder soweit und es tauschen wieder vielzählige Erstklässler und Erstklässlerinnen ihren Kindergartenrucksack in einen Schulranzen ein. Die Auswahl des „richtigen“ Schulranzens stellt viele Eltern und Kinder aufgrund der vielzähligen Modelle vor eine große Herausforderung. Kinder achten hierbei besonders auf das Aussehen. Für die Eltern der Schulanfänger und Schulanfängerinnen ist vor allem die Sicherheit ein wichtiges Auswahlkriterium. Außerdem sorgen sich viele Eltern um die Gesundheit der kindlichen Wirbelsäule und befürchten, dass ein zu schwerer Schulranzen zu einer Überlastung der Wirbelsäule führt [1, 2, 3]. Kinder und Jugendliche beklagen sich zunehmend über Rückenschmerzen und auch Haltungsschwächen nehmen zu [3]. Sind die Sorgen der Eltern gerechtfertigt und schaden schwere Schulranzen wirklich der kindlichen Wirbelsäule?          


Wie schwer darf ein Schulranzen sein?                 

Das Deutsche Institut für Normungen empfahl bis vor wenigen Jahren in ihrer DIN- Norm 58124 ein Schulranzengewicht von höchstens zehn bis fünfzehn Prozent des Körpergewichts des Kindes. Ein Kind mit 20 kg Körpergewicht sollte dieser Empfehlung nach also ein maximales  Schulranzengewicht von 2,5 kg tragen. Diese Empfehlung richtete sich jedoch ursprünglich an die Rekruten vor dem ersten Weltkrieg für das Tragen ihrer Tornister bei Langstreckenmärschen über viele Kilometer [3, 4]. Der Direktor der Orthopädischen Klinik am Uniklinikum Aachen Dr. Fritz-Uwe Niethard bewertet die Anwendung des Richtwertes auf Schulranzen und Schulkinder als sehr unrealistisch. Schulkinder haben einen viel kürzeren Schulweg zu Fuß zurückzulegen und viele Kinder werden von ihren Eltern in die Schule gefahren. Außerdem konnte bisher die Behauptung, dass ein zu schwerer Ranzen den Kinderrücken schadet, nicht belegt werden [3, 4].
Vermutlich wurde aus diesem Grund auch der Wert in der Neufassung 2010 gestrichen. Oliver Ludwig, wissenschaftlicher Leiter der Aktion „Kidcheck“ an der Universität Saarbrücken weist darauf hin, dass die alte 10% Regelung für manche Kinder sogar gefährlich wäre, da für Kinder, die eine schwache Bauch-und Rückenmuskulatur besitzen, auch schon 10% des Körpergewichts zu schwer sein könnte. Eine geeignete Norm für das Schulranzengewicht zu erstellen, gestaltet sich als problematisch, da zum einen Daten von Längsschnittuntersuchungen fehlen um abzuschätzen, ab welchem Gewicht der Ranzen gesundheitsschädlich ist. Außerdem ist die Belastbarkeit von Kind zu Kind je nach motorischen Status unterschiedlich. Daher ist es wichtig,die kindliche Muskulatur zu kräftigen und die Koordinations- und Gleichgewichtsfähigkeit der Kinder auszubilden. Besser wäre es also, auf die Orientierung an einer Norm zu verzichten und stattdessen das Kind nach seinem Befinden zu befragen, denn Normen können eine falsche Sicherheit vortäuschen [3].



Führt ein zu schwerer Schulranzen zu Wirbelsäulenveränderungen?

Ob das Tragen von zu schweren Schulranzen tatsächlich zu Wirbelsäulenveränderungen und Haltungsschäden führt, darüber ist man sich in der Wissenschaft bislang noch uneinig. Die bisherigen Studien kommen auf kein einheitliches Ergebnis. Eine der aktuellsten Studien aus dem Jahr 2008 ist die „Kidcheck- Studie“ der Universität Saarbrücken. Im Rahmen dieser Studie nahmen 60 Grundschüler teil. Hier wurde zu Beginn von jedem Kind jeweils mit und ohne Schulranzen eine Haltungsanalyse durchgeführt. Anschließend bewältigten die Kinder mit ihrem Schulranzen einen fünfzehn minütigen Parcour mit Hindernissen, der einen anspruchsvollen Schulweg simulierte. Nach dem Prarcour wurde die Haltungsanalyse wiederholt. Die Studie belegte, dass auch ein deutlich höheres Gewicht wie siebzehn Prozent Schulranzengewicht im Verhältnis zum Körpergewicht des Kindes zu keinen Haltungsveränderungen führte [3]. Außerdem konnte festgestellt werden, dass erst durch ein Ranzengewicht von einem Drittel des Körpergewichts eine signifikante Aktivität der Muskulatur des Bauches und Rückens messbar wurde. Diese Last führte zu einer Veränderung der Wirbelsäulenposition und zu einer instabilen Ruhehaltung. Das Gewicht führte jedoch auch zu einer Anspannung der Muskeln, die den Körper stabilisieren und somit die Wirbelsäule entlasten [5].  


Ludwig betont, dass eine gesunde Kinderwirbelsäule von einem schweren Schulranzen nicht geschädigt werden könne, da das Ranzengewicht viel zu kurz auf den Rücken einwirkt. Eine Belastung bedeute nicht gleichzeitig eine Überlastung. Bewegungsarme Kinder könnten sogar von einem kurzfristig getragenen schweren Ranzen profitieren. Hierdurch wird die Rumpfmuskulatur der Kinder trainiert, die die Wirbelsäule stabilisiert [4, 5, 6]. Wichtig sei jedoch, das Gewicht auf beide Seiten des Rückens gleichmäßig zu verteilen. Hierfür sollten Kinder und Jugendlichen lieber Ranzen und Schulrucksäcke nutzen, als Taschen. Dies betrifft nicht nur Grundschulkinder, sondern auch Jugendliche, denn ihr Bewegungsapparat ist in der Zeit des intensiven Wachstums besonders empfindlich gegenüber Fehlbelastungen. Durch das einseitige Tragen der Last mit einer Tasche wird die Wirbelsäule seitlich gekrümmt und die Schulterachse neigt sich zur Seite [2]. Außerdem sollte für einen gesunden Rücken auf ausreichend Bewegung geachtet werden, wozu auch schon der tägliche Schulweg zählt [4].


Veränderte Haltung und Bewegung beim Tragen von Lasten


Abb.2: Ausgangsbasis Lotlinie [3]


Die Ausgangsbasis ohne Schulranzen bildet beim aufrechten Stehen die sogenannte Lotlinie. Bei einer seitlichen Betrachtung liegt  hierbei der Knöchel des Fußes, die Hüfte, die Schulter und das Ohr auf einer Linie [3, 6]. 



Abb.3: Veränderte Körperhaltung mit Schulranzen [3]



Wird der Rücken mit einem hohen Gewicht belastet, wird der Körperschwerpunkt etwas nach hinten verlagert und somit verändert sich auch die Haltung der Kinder. Dabei kommt es zu einer Verlagerung des Schultergürtels nach vorn und eine Anhebung des Kopfes. Ludwig betont, dass es sich hierbei um eine völlig normale Reaktion auf den veränderten Körperschwerpunkt handle und kein Anzeichen einer Überbelastung sei [3, 6].




So sitzt der Schulranzen richtig






Wichtig ist vor allem, wie Kinder und Jugendliche ihre Schulranzen tragen. Der Ranzen sitzt richtig, wenn er dicht am Körper anliegt und er mit der Schulterhöhe abschließt. Beim Packen des Ranzens sollte darauf geachtet werden, dass schwerere Gewichte wie Bücher dicht am Rücken getragen werden. Außerdem sollte wirklich nur das mitgenommen werden, was wirklich in der Schule benötigt wird. Eventuell können Bücher und Hefte auch in einem Spind oder unter der Schulbank gelagert werden [2].



Abb.4: Der richtige Sitz des Schulranzens [7]






Trolleys als geeignete Alternative?




Abb. 5: Ein Beispielmodell eines Trolleys [8]
 





Immer häufiger sieht man auch Ranzen, die man auf Rollen hinter sich nachziehen kann (Trolleys). Diese sind für die Entlastung des Rückens zwar sehr geschickt, jedoch hat man häufig auch auf den Weg ins Schulgebäude Treppen zu überwinden. Hierfür muss man die Ranzen dann wieder tragen. Außerdem führen sie wie das Tragen von Taschen zu einer asymmetrischen Körperbelastung, die langfristig den Rücken schädigt. Auf die Verwendung der Trolleys sollte daher besser verzichtet werden [4].


Worauf sollte man beim Schulranzenkauf achten?


Der Markt bietet eine große Auswahl an Schulranzen und Schulrucksäcken, was die Auswahl des „richtigen“ Ranzens erschwert. Auf folgende Aspekte sollte beim Kauf eines Schulranzens geachtet werden:

  • Das zukünftige Schulkind sollte beim Kauf unbedingt mit dabei sein und den Ranzen mindestens einmal Probe getragen haben, denn der Schulranzen muss dem Kind passen.
  • Bei der Auswahl  sollte auf eine rückengerechte Passform des Ranzens geachtet werden. Da auch schon ein leerer Schulranzen ein Eigengewicht mit sich bringt, sollte das Leergewicht des Ranzens 1,5 kg nicht überschreiten.
  • Die Schulterträger sollten mind. 4 cm breit und aus einem rutschfestem Material bestehen sowie leicht verstellbar sein, um den Ranzen auf den Körper des Kindes richtig einstellen zu können.
  • Der Ranzen sollte dicht am Körper anliegen.
  • Die Aufteilung der Fächer sollte das Tragen von Schweren Gegenständen in Rückennähe ermöglichen.
  • Die Oberkante des Schulranzens sollte mit der Schulter abschließen.
  • Sichtbare Reflexstreifen und hellleuchtende Flächen sorgen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr [2, 9].




Fazit

Die Wissenschaft ist sich bislang noch uneinig, welche Auswirkung das Tragen von zu schweren Schulranzen auf die Wirbelsäule hat. In diesem Beitrag wurde eine der aktuellsten Studien hierzu vorgestellt. Die Ergebnisse der Studie belegen, dass das Tragen von Schulranzen auch mit einem deutlich höheren Gewicht als die bisher empfohlenen 10% Körpergewicht zu keinen Haltungsveränderungen führt, trotz eines anstrengenden Schulwegs. Ein positiver Nebeneffekt hierbei ist das Trainieren der Bauch- und Rückenmuskulatur. Jedoch sollte beim täglichen Packen des Ranzens darauf geachtet werden, nur das einzupacken, was in der Schule auch tatsächlich benötigt wird. Schwere Gegenstände sollten möglichst am Körper getragen werden. Eine bedeutendere Rolle als das Gewicht des Schulranzens spielt der richtige Sitz des Ranzens. Außerdem ist bei der Auswahl des Schulranzens darauf zu achten, dass die Schulterträger breit genug sind und ausreichend helle und reflektierende Flächen am Ranzen angebracht sind. Für einen gesunden Rücken der Kinder und Jugendlichen ist vor allem viel Bewegung wichtig. Hierdurch wird ihre Bauch- und Rückenmuskulatur gestärkt und das Tragen von schweren Schulranzen fällt ihnen leichter.

Diskussion

  • Welche Erfahrungen habt ihr in eurer Schulzeit mit dem Tragen von Schulranzen, Rucksäcken oder Taschen gemacht? Hattet ihr die Möglichkeit, eure Materialien in der Schule zu lassen?
  • Haltet ihr es für notwendig Eltern, Kinder und Jugendliche für dieses Thema zu sensibilisieren? 



Literaturverzeichnis

[1] Wohlfarth, A. (2018): Lot- und Profiländerung der Wirbelsäule durch das Tragen eines Schulranzens bei 11- bis 14-jährigen Kindern. Tübingen.
[2] Dordel, S. u.a. (2007): Schulranzen- TÜV- eine Studie zum Trageverhalten und Gewicht der Schulranzen von Grundschulkindern. Haltung und Bewegung, 27 (3) S. 5-18.
[3] Ludwig, O. / Ruffing, J. (2009): Einfluss des Schulranzengewichtes auf haltungs- und gleichgewichtsrelevante Parameter bei Grundschülern im Stehen. Haltung und Bewegung, 29 (4) S.5-17.








Montag, 3. Juni 2019

Der Kampf gegen die Maschinen



oder: ein Aufruf zum Weiterdenken und -handeln 

Ein Beitrag von Annika Malin Riediger

In diesem Blogeintrag wird unser heutiger Umgang mit Wissensvermittlung und der Fokussierung der Persönlichkeitsentwicklung der Lernenden kritisch betrachtet. Dabei werden folgende Themengebiete angesprochen: Exekutive Funktionen und welche Rolle sie spielen (sollten); Lebensqualität, Wohlbefinden und psychische Gesundheit in der Schule; das finnische Bildungssystem. 

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Im Frühjahr 2018 erregte der derzeitige Vorstandsvorsitzende des chinesischen Internetkonzerns Alibaba, Jack Ma auf einer Presse-konferenz (Link siehe rechts) mit folgender These viel Aufsehen: Im Jahr 2030 werden ungefähr 800 Millionen Jobs von Robotern übernommen. 
Abbildung 1 - Link zum Video
Dabei beruft er sich auf die Ergebnisse einer spekulativen und fast schon apokalyptischen Studie des McKinsey Global Institutes. 

Ziel des Blogbeitrags ist, mit anderen (angehenden) Lehrpersonen in einen Diskurs zu treten, um über die Aussagen von Herrn Ma und der Studie des McKinsey Global Institutes in einen Austausch zu treten. Es soll herausgearbeitet werden, ob ein Ruck durch unser Bildungssystem gehen sollte und – wenn ja – welche Veränderungen unser Bildungssystem vertragen würde. Dabei sollen vor allem folgende Themen angesprochen werden: (a) der Stellenwert der exekutive Funktionen in der Lehrerausbildung und letztlich im Schulalltag, (b) der Stellenwert der Persönlichkeitsentwicklung im Schulalltag und (c) die Garantie der psychischen Gesundheit der Lernenden. 

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Im Folgenden sind die Kernaussagen aus dem Video kurz zusammengetragen: 
  • Maschinen sind schlauer als Menschen. Man kann den Kindern nicht beibringen mit ihnen in Konkurrenz zu treten. 
  • Die Voraussetzungen für die Arbeit, die von Maschinen erledigt werden kann, werden in der Schule – seit mehr als 200 Jahren – für die Menschen geschaffen. 
  • Der heutige Lehrinhalt ist veraltet, weil er auf Wissen basiert. 
  • Lehrpersonen müssen aufhören, lediglich Wissen zu vermitteln. 
  • Lernen Kinder etwas Einzigartiges, sind sie Maschinen überlegen. 
  • Einzigartigkeit zeichnet sich durch (a) Wertevorstellung, (b) Überzeugungen, (c) unabhängiges Denken, (d) Teamwork und (e) Empathie aus. 
  • Die Einzigartigkeit entsteht nicht durch reine Wissensvermittlung. Die Unterrichtsfächer Sport, Musik und Kunst tragen hauptsächlich dazu bei, dass Menschen einzigartig bleiben. 
  • Sobald Maschinen eine Tätigkeit besser verrichten können, als wir Menschen, werden sie uns darin ersetzen. 
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800.000.000 Jobs?! – Ist das denn möglich? 

Um einen Zugang zu den Zahlen zu bekommen, von denen Herr Ma in der Pressekonferenz sprach, möchte ich versuchen, einen Zusammenhang zwischen der Weltbevölkerung und den Erwerbstätigen weltweit in den Jahren 2014 und 2030 herstellen. 
Die Tabelle unten gibt einen kurzen Überblick. Ich möchte kurz erläutern, wie die Zahlen zustande kommen. Die Angaben aus dem Jahr 2014 sind alle offiziell bekannt (vgl. Süddeutsche 2014; BASF o.A.; Weltagrarbericht 2016). Bei einer Gesamtbevölkerung von 7,3 Milliarden Menschen waren mit 3,25 Milliarden 44,52% aller Menschen weltweit berufstätig. 

Jahr 
Weltbevölkerung 
Erwerbstätige weltweit 
2014 
7,3 Milliarden 
3,25 Milliarden 
2030 
8,55 Milliarden 
3,81 Milliarden 

Die Prognose für die Weltbevölkerung im Jahr 2030 kann eingesehen werden (vgl. Statistica 2019). Angenommen der Anteil der Erwerbstätigen bleibt weltweit identisch, würden 2030 3,81 Milliarden Menschen weltweit berufstätig sein. 
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass 21% der Jobs 2030 von Robotern übernommen werden würden – dabei sind jedoch zahlreiche Einflussfaktoren nicht berücksichtigt. Die neueste Studie des McKinsey Global Institutes versucht alle Faktoren zu berücksichtigen und geht schlussendlich davon aus, dass im Jahr 2030 bis zu 50% aller Jobs von Robotern ausgeführt werden (vgl. Manyika et al. 2017)! 

„Powerful new technologies are increasing productivity, improving lives, and reshaping our world. But what happens to our jobs?“ (ebd.) 

In allen beruflichen Sektoren ist bereits heute ein Wandel zu erkennen: In der Landwirtschaft wird die Stall- und Feldarbeit per App überwacht und die Einführung von Robotern und vollautonomen Landmaschinen ermöglichen präzise Arbeit im modernen Ackerbau (vgl. Brückner 2018, Schaal 2014). In der Automobilbranche und vielen anderen Branchen ermöglichen Automatisierung, Roboterisierung und der Ausbau der künstlichen Intelligenz Zustände wie im Science Fiction Film. Dahingegen ist in sozialen Arbeitsfeldern, wie z.B. in der Kinder- und Altenbetreuung mit weniger Automatisierung zu rechnen – gut für uns als angehende Lehrpersonen (vgl. Rötzer 2017). 

Zwischenfazit: 800.000.000 Jobs – ist das denn möglich? Ja, ist es. Zwar ist die Studie des McKinsey Global Institutes spekulativ, dennoch scheint es naheliegend, „dass Menschen ihren Job an die Konkurrenz der intelligenten oder irgendwie besseren, jedenfalls billigeren Maschinen übergeben müssten.“ (Rötzer 2017). 

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Was bedeutet das alles nun für uns? 

Wie bereits im vorangegangenen Abschnitt angedeutet, sind soziale Arbeitsfelder weniger von der Automat-isierung, Roboterisierung und dem Ausbau der künstlichen Intelligenz betroffen. Die Ergebnisse der Studie des McKinsey Global Institutes zeigen deutlich, dass unser zukünftiger Beruf sehr wahrscheinlich bis 2030 nicht so ohne weiteres zu ersetzen sein wird. Dennoch ist ein Entwicklungsschritt im Umgang mit dem Lehren Heranwachsender unbedingt notwendig. Die Studie aus dem Jahr 2017 belegt, dass Menschen zukünftig in Arbeitsbereichen tätig sein werden, in denen emotionale und soziale Kompetenzen und andere höhere kognitive Fähigkeiten Bedingung sind (vgl. Manyika et al. 2017). 

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Abbildung 2

Diese höheren kognitiven Fähigkeiten findet man im menschlichen Körper beispielsweise in den exekutiven Funktionen. Bei diesen handelt es sich um kognitive Fähigkeiten, die unsere Handlungen unter Berücksichtigung der Bedingungen der Umwelt planen, überwachen, regulieren und kontrollieren. Sie sind in das Arbeitsgedächtnis, die Inhibition und die kognitive Flexibilität gegliedert (vgl. Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung 2016). 
Der Sitz der exekutive Funktionen, der präfrontale Cortex gilt im menschlichen Gehirn als Sitz der Persönlichkeit. Allgemein besitzen die exekutiven Funktionen einen großen Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen (vgl. Ley 2011; Walk 2011: 28). An dieser Stelle sollen die exekutiven Funktionen wissenschaftlich nicht vertiefend beschrieben werden. Bei Bedarf und Interesse sei auf das Buch von Sabine Kubesch (2014) hingewiesen, das einen umfassenden Einblick in die Thematik gibt. 


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Exekutive Funktionen in der Schule 

Es stellt sich die Frage, inwiefern die höheren kognitiven Fähigkeiten in der Schule gefördert werden – um dies im Anschluss umfassend diskutieren zu können, werfen wir einen Blick in den Bildungsplan in Baden-Württemberg und gleichen den Inhalt anschließend kurz mit der Bildungsrealität ab: 

Der Kanon des Lernens, der Bildungskanon, der Lehrplan, der Bildungsplan – Wir sind alle damit vertraut, welche Funktion der Lehrplan hat: „Der Lehrplan gibt an, was in der Schule gelten soll, und so muss jeder Faktor des geistigen Lebens, jede Gruppe der Gesellschaft, jede Anschauung, die dauernd und in der Breite auf die Jugend innerhalb von Schule und Lehre wirken will, versuchen Anerkennung und Geltung in den geltenden Lehrplänen zu erhalten.“ (Weniger 1952: 22). 

Der Bildungsplan wird regelmäßig weiterentwickelt und an die Faktoren des geistigen Lebens und an die An-schauungen, „die dauernd und in der Breite auf die Jugend innerhalb von Schule und Lehre“ (ebd.) wirken sollen, angepasst. Jack Ma sieht in den Unterrichtsfächern: Sport, Musik und Kunst die Fördermöglichkeiten für die Einzigartigkeit der Menschen. Und tatsächlich ist wissenschaftlich belegt, dass die von Jack Ma genannten Unterrichtsfächer bei der Entwicklung der exekutiven Funktionen ausschlaggebend sind (vgl. Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung 2016). 

Tatsächlich werden die exekutiven Funktionen im Bildungsplan Baden-Württemberg der Grundschule erwähnt: Und zwar im Anhang für das Fach Bewegung, Spiel und Sport (vgl. Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg). Es wird darauf hingewiesen, dass die exekutiven Funktionen „eine wichtige Grundlage für Entwicklungsprozesse und den Lernerfolg“ (ebd.) darstellen. Außerdem werden dort einige Spiele zur Förderung der exekutiven Funktionen erwähnt – diese sind „bis zum Ende der Grundschulzeit verbindlich“ (ebd.) zu spielen. 

In den anderen Unterrichtsfächern wird jedoch nicht explizit auf die entwicklungsfördernden exekutiven Funktionen eingegangen – wenngleich sie selbstverständlich auch fächerübergreifend gestärkt werden können. Darauf soll zu einem späteren Zeitpunkt erneut Bezug genommen werden. 

Mit einem weiten Blick in die Zukunft stellt sich mir die Frage, ob die Unterrichtsfächer, die die Einzigartigkeit der Lernenden schützen und fördern, ausreichend in Fokus genommen werden. Tatsache im heutigen Schulalltag ist doch, dass eher eine Sport-, Musik- oder Kunststunde entfällt, bevor eine Schulstunde Deutsch oder Mathematik in der Woche fehlt (vgl. Allgöwer 2016). Auch nicht selten wird der Klasse als Sanktion für ihr ‚schlechtes Benehmen‘ der Sport- oder Musikunterricht gestrichen. Ich habe so etwas auf jeden Fall – sowohl als Schülerin als auch als Praktikantin – erlebt. 

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Bedeutsam für diesen Blogeintrag ist: Laut den Ergebnissen der Studie, auf die sich Jack Ma in der Pressekonferenz bezieht, soll in der Schulbildung die Persönlichkeitsentwicklung fokussiert werden. Davon ausgehend, dass die exekutiven Funktionen genau diese fördern, sollen einige Beispiele zur Förderung genannt werden. Wie bereits erwähnt, kann die Förderung auch fächerübergreifend stattfinden: 

Zum Beispiel wird das Arbeitsgedächtnis durch tägliches Kopfrechnen trainiert, die Inhibition, die für die Selbst-kontrolle und –beherrschung zuständig ist, durch das Anregen von Selbstreflexion, zum Beispiel im Klassenrat und die kognitive Flexibilität, also das schnelle Umdenken und Reagieren auf kurzfristige Veränderungen beispielsweise durch ein Angebot an unterschiedlichen Arbeitsformen (vgl. Kubesch 2014). 

Grundkonsens aller Fördermöglichkeiten ist, den Lernenden die Chance zu geben, sich vielfältig, regelmäßig und ohne Zeitdruck an neuen und herausfordernden Situationen zu erproben (vgl. ebd.: 28). So kann eine Förderung der sozialemotionalen Entwicklung stattfinden und damit im weiteren Sinne die Persönlichkeitsbildung, die bislang nur einen Platz im Anhang des Bildungsplans eines Unterrichtsfachs ‚verdient‘ scheint zu haben. 

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Garantie der Lebensqualität 

Ist ein Wandel notwendig? Ist jetzt die Zeit? Wie soll dieser aussehen? Wie wird dieser herbeigeführt? Und: Wie weit werden die Veränderungen reichen? 

Für mich steht fest, dass sich schon lange ein Wandel in der Gesellschaft ankündigt. Veränderungen sind für die Menschheit nichts Neues. Gegebenheiten und Bedingungen wandeln sich – Erfindungen machen das Leben leichter und erfordern dann im gleichen Maß Anpassungsfähigkeit und Flexibilität im Denken und Verhalten der Menschen. 

Mit der Übernahme von Robotern und Maschinen, muss sich in der Schulausbildung der Blick auf die Förderung der Persönlichkeit richten. Nur so können Lebensqualität und Wohlbefinden ausgebaut und garantiert werden. 

Bullinger und Levke Brütt beschäftigen sich in ihrem Beitrag in Psychologie in der Gesundheitsförderung (2018) ausführlich mit den Begriffen Lebensqualität und Wohlbefinden. 

Dort wird Lebensqualität nach der WHOQOL-Group folgendermaßen definiert: „Lebensqualität ist die Wahrnehmung einer Person über ihre Position, vor dem Hintergrund der Kultur und des Wertesystems, in dem die Person lebt, und in Bezug auf ihre Ziele, Erwartungen, Standards und Anliegen.“ (Bullinger & Levke Brütt 2018: 156 nach WHOWOL-Group, 1993). Die Lebensqualität eines Menschen wird also sowohl über strukturelle als auch über personelle Indikatoren ermittelt. 

In der operationalen Definition nach Bullinger, Ravens-Sieberer und Siegrist (2000) handelt es sich bei der Lebensqualität um ein multidimensionales Konstrukt, das sich aus körperlichen, emotionalen, mentalen, sozialen und alltagsfunktionalen Komponenten zusammensetzt (vgl. Bullinger & Levke Brütt 2018: 156). Hinzu kommen die Determinanten, wie beispielsweise personale Charakteristika und Lebensbedingungen, die die individuelle Lebensqualität bezeichnen. Das Wohlbefinden ist in der operationalen Definition als erlebte Befindlichkeit Teil der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Die psychische Gesundheit – die in der Schullaufbahn von großer Bedeutung ist (vgl. Mittag & Schaal 2018; Mortag 2012: 28ff.). 

Psychische Gesundheit wird als „Fähigkeit, sich kompetent mit den gesellschaftlichen Anforderungen auseinandersetzen zu können und im Leben auch eigene Wünsche, Bedürfnisse und Hoffnungen konstruktiv zu verwirklichen“ definiert (vgl. Paulus 2017) und kann somit dem psychischen Wohlbefinden zugeordnet werden. 

Zwischenfazit: Es wird deutlich, dass die Begriffe Lebensqualität, Wohlbefinden und psychische Gesundheit eng miteinander verbunden sind und einen erheblichen Einfluss auf die Persönlichkeit(sentwicklung) nehmen. Damit schließt sich an dieser Stelle der Kreis, weshalb der bevorstehende Wandel die empfundene Lebensqualität und damit die psychische Gesundheit beeinflussen wird. 

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Psychische Gesundheit in der Schule 

Paulus hält fest, dass Schülerinnen und Schüler dann psychisch gesund in der Schule sind, wenn sie (a) „sich durch die intellektuellen und sozialen Anforderungen des Unterrichts und des Schullebens angemessen gefordert fühlen – dies nennt er Aspekt der Produktiven Anpassung. Und (b) wenn „sie sich mit eigenen Ideen, Wünschen und Vorstellungen in den Unterricht und in das Schulleben einbringen können – er spricht von Aspekt der Selbstverwirklichung (vgl. Paulus 2017). 

Daraus ist zu schließen, dass die psychische Gesundheit einen Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung hat (vgl. Paulus 2014: 2) – und im Umkehrschluss auf die von Jack Ma angesprochene Einzigartigkeit

Um die Einzigartigkeit aller Lernenden zu erhalten gilt es die psychische Gesundheit zu schützen. In der Schule sollte der Schwerpunkt also auf die Persönlichkeitsentwicklung gelegt werden, die zum Großteil durch die exekutiven Funktionen gefördert wird. 

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Sie machen es vor – Finnland 

Im letzten Abschnitt des Blogbeitrags möchte ich gerne auf das Bildungswesen in einem Land eingehen, das 2015 bei der PISA-Studie im Durchschnitt der drei erhobenen Bereiche: Naturwissenschaften, Lesen und Mathematik weltweit den achten Platz und in Europa den zweiten Platz belegte (vgl. OECD 2015: 5). Bei der Erhebung zu dem Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler belegte Finnland weltweit Platz vier (vgl. ebd.: 16). 

Mitte der 60er Jahre ist ein Ruck durch die finnische Bildungspolitik gegangen (vgl. Wernicke 2006: 1): Das dreigliedrige Schulsystem wurde abgeschafft und stattdessen die einheitliche Gesamtschule vom siebten bis zum fünfzehnten Lebensjahr eingeführt (vgl. Ministry of Education and Culture et al. 2016: 3). Mit dem einheitlichen System wurden auch neue Ideen getestet, um die Qualität von Bildung im Land zu verbessern – die Ergebnisse der PISA-Studie beweisen, dass dies gelungen ist. 

⌂ Das finnische Bildungswesen legt viel Wert darauf, die Schülerinnen und Schüler auf das Leben in all seinen Facetten vorzubereiten: es wird gebacken, genäht, gesungen, getanzt, geklettert, gelesen, musiziert, gemalt und gebastelt, entdeckt. Das Wichtige dabei ist, dass die Kinder und Jugendlichen alles intrinsisch motiviert tun! Es ist in der Motivationspsychologie wissenschaftlich belegt und schon lange kein Geheimnis mehr, dass die intrinsische Motivation positiv mit dem Lernerfolg korreliert (vgl. Roth 2016). 

⌂ In Finnland geht es im Schulalltag darum, dass die Schülerschaft lernt, ihr Hirn zu benutzen: Sie sollen selbstständig und kritisch denken, den Lerninhalt hinterfragen und bekommen in dem Lernprozess ein großes Maß an Mitspracherecht – wenn man so möchte „Macht“ – zugesprochen. Das ermöglicht Begegnungen mit Respekt. Da ist es selbstverständlich, dass die Persönlichkeit genug Raum hat, um sich zu entwickeln. 

⌂ Ein weiterer Faktor, den das finnische Schulsystem auszeichnet ist, dass alle Schulen kostenfrei und gleichgestellt sind – sie werden auf kommunaler Ebene finanziert und von allen Kindern besucht. So entsteht kein Konkurrenzkampf zwischen den Schulen und man kann sich auf das Wesentliche – nämlich die qualitativ beste Ausbildung der Heranwachsenden konzentrieren. 

⌂ Das finnische Bildungssystem agiert nach dem Motto: „Weniger ist mehr.“ – es scheint als wären die Finninnen und Finnen besser, indem sie weniger in die Schule gehen. Das System ist nicht wie bei uns föderalistisch aufgebaut, sondern landesweit einheitlich. Verglichen mit anderen europäischen Ländern ist das Schuljahr in Finnland mit 190 Tagen sehr kurz (vgl. Ministry of Education and Culture et al. 2016: 17). Dennoch erbringen finnische Schülerinnen und Schüler im internationalen Vergleich Bestleistungen. 

⌂ Lernen benötigt Zeit – das Gehirn braucht Entspannungsphasen, um das neue Wissen verarbeiten zu können. Darauf weist auch die Neurodidaktikerin Magret Arnold in ihrem Buch ‚Kinder denken mit dem Herzen‘ mehrfach hin (vgl. Arnold 2011). Dies scheint das skandinavische Land begriffen zu haben und zu realisieren. 

⌂ In Finnland wird von standardisierten Leistungserhebungen im Land abgesehen – das nimmt den Lehrpersonen viel Druck und Zwang (vgl. Ministry of Education and Culture et al. 2016: 16). Stattdessen konzentriert man sich auf Glück und Zufriedenheit. Die Lernenden sollen erfahren, was sie glücklich macht und was bzw. wer sie im Leben sein möchten. 
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Gleichwohl bleibt auch das finnische Schulsystem vor Problemen nicht verschont, wie Jens Wernicke (2006) in seinem Aufsatz anmerkt: „Auch in Finnland kann man nicht voraussetzen, dass Kinder stets mit Freude in die Schule gehen, Lehrerinnen und Lehrer gleich gut mit den häufig wechselnden Anforderung des pädagogischen Alltags zurechtkommen und Schulen immer pädagogisch sinnvoll auf das reagieren, was von ihnen abverlangt wird. Auch in Finnland machen es sich Eltern bisweilen recht leicht, indem sie ihre Kinder in der Schule abgegeben und die Erziehung ausschliesslich den Lehrern überlassen.“ (Wernicke 2006: 3). Durch die Bildungsreform haben sich mittlerweile jedoch Prozesse so eingespielt, dass sie keine zusätzliche Belastung für die Lehrpersonen darstellen – Netzwerkarbeit und kollegiale Beratung gehören zu ihrem Arbeitsalltag (vgl. ebd.: 3f.). 

Durch das inklusive System, dass alle Kinder gemeinsam die achtjährige Gesamtschule besuchen und die Schwerpunktsetzungen auf (a) die Förderung der Sozialkompetenz oder wie Jack Ma sagte ‚Teamwork‘, (b) die Unterrichtsfächer Musik, Sport und Kunst, (c) die große Bereitschaft Partizipationsmöglichkeiten für die Schülerinnen und Schüler zu schaffen und (d) die Zielsetzung selbstständig und kritisch denkende junge Menschen auszubilden, erscheint das Konzept zumindest in meiner Vision voller Potenziale und Erfolge für alle Beteiligten. 
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Und ganz aktuell schafft ein neuer Bildungsplan in Finnland einen erneuten Umbruch. Dieser trat 2016 in Kraft. Wenngleich er nicht ansatzweise so drastisch ist wie vor 50 Jahren, bringt er dennoch einige Umstrukturierungen: Es wird nun noch mehr auf die Offenheit im Unterricht selbst gesetzt. Der Unterricht muss nicht mehr in den üblichen vier Wänden stattfinden, sondern jedes Kind darf wählen wo und wie es lernen möchte – auch hier kristallisiert sich nochmal sehr stark der Gedanke der Partizipation heraus (vgl. Lehtniemi 2016). 

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Fazit 

Finnland vernachlässigt kein Unterrichtsfach – das beweisen die PISA-Ergebnisse aus den letzten 15 Jahren. Es versteht Schule allerdings als einen Ort, an dem Heranwachsende die Chance bekommen, die eigene Persönlichkeit zu entdecken und zu formen. Den Unterrichtsfächern Musik, Kunst und Sport werden ein hoher Stellenwert zugesprochen. Genau das sind die Unterrichtsfächer, die– laut den Ergebnissen der McKinsey Studie – unsere Einzigartigkeit weiterentwickeln. Und diese Einzigartigkeit benötigen wir spätestens in elf Jahren, um uns von den Robotern und Maschinen zu differenzieren. 

Finnland garantiert mit seinem Bildungswesen die hohe Qualität der psychischen Gesundheit der jungen Men-schen. Denn die Aspekte der produktiven Anpassung und Selbstverwirklichung nach Paulus (2017) werden durch die Offenheit innerhalb des Systems auf vielen Ebenen gesichert. 

Wir müssen aufhören, Maschinen ausbilden zu wollen – diese werden in wenigen Jahren durch unnahbare und reale Maschinen ersetzt. Im zukünftigen Bildungsplan muss der Schwerpunkt noch mehr auf die Entwicklung der Persönlichkeit gesetzt werden. Und das beruhigende ist: Wir müssen das Rad nicht neu erfinden, sondern weiterdenken und -handeln. Meines Erachtens sind wir auf dem richtigen Weg, dennoch muss ein Bewusstsein für die Lehrinhalte und Unterrichtsfächer präsent sein, die uns auf lange Sicht persönlich weiterbringen. Und es ist doch beruhigend zu wissen und zu sehen, dass es funktionieren kann: Kinder, Kinder sein zu lassen, ihnen die nötige Zeit zum Lernen von Dingen zu geben, die sie in ihrer Identitätsfindung unterstützen. 

Es geht nicht darum gegen die Maschinen in einen Kampf zu ziehen, sondern das eigene Handeln weiterzu-entwickeln, mit der Zeit zu gehen um die psychische Gesundheit und damit die Einzigartigkeit eines jeden zu garantieren. 

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Impulse: 

(1) Gibt es Unterrichtsfächer oder Lehrinhalte, die du – mit Blick in die Zukunft – für weniger notwendig erachtest? Welche sind das? 
(2) Habt ihr im Studium von den exekutiven Funktionen erfahren? Wenn ja, wo? 
(3) Gibt es jemanden, der ein Auslandssemester in Finnland war und berichten kann? Wie war es wirklich? Welche Eindrücke konntest du sammeln? 
(4) Was können wir als angehende Lehrpersonen in Bewegung setzen? Findest du einen Wandel überhaupt notwendig? 

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Literatur 
⌂ Allgöwer, R. (2016): Eisenmann will Sportunterricht stärken. Online: URL: https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.unterstuetzung-fuer-sportwissenschaftler-eisenmann-will-sportunterricht-staerken.19404827-7d43-4c4b-ba26-797b6e3830cc.html [Datum der Recherche: 26. März 2019] 
⌂ Arnold, M. (2011): Kinder denken mit dem Herzen. Wie die Hirnforschung Lernen und Schule verändert. Beltz Verlag: Weinheim, Basel. 
⌂ BASF (o.A.): Ernährung weltweit – auf den Landwirt kommt es an. Online: URL: https://www.wichtigster-beruf.de/landwirtschaft/ernaehrung_weltweit/ernaehrung_weltweit.html [Datum der Recherche: 12. März 2019] 
⌂ Bullinger, M & Levke Brütt, A. (2018): Lebensqualität und Wohlbefinden. In: Psychologie in der Gesundheitsförderung. Hogrefe: Göttingen. S. 155-167. 
⌂ Brückner, E. (2018): Roboter bei der Feldarbeit. Online: URL: https://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/roboter-landwirtschaft/- /id=660374/did=21646920/nid=660374/q948k5/index.html [Datum der Recherche: 12. März 2019] 
⌂ Kubesch, Sabine (2014): Exekutive Funktionen und Selbstregulation: Neurowissenschaftliche Grundlagen und Transfer in die pädagogische Praxis. Verlag Hans Huber. Bern. 
⌂ Lehtniemi, N. (2016): Die Wahrheit über die finnische Schule. Online: URL: https://finland.fi/de/leben-amp-gesellschaft/die-wahrheit-uber-die-finnische-schule/ [Datum der Recherche: 28. März 2019] 
⌂ Leyh, Arvid (2011): Der Frontallappen. Online: URL: https://www.dasgehirn.info/entdecken/anatomie/der-frontallappen/ [Datum der Recherche: 12. März 2019] 
⌂ Manyika, J./ Lund, S./ Chui, M./ Bughin, J./ Woetzel, J./ Batra, P./ Ko, R./ Sanghvi, A. (2017): Jobs lost, jobs gained: What the future of work will mean for jobs, skills, and wages. Online: URL: https://www.mckinsey.com/featured-insights/future-of-work/jobs-lost-jobs-gained-what-the-future-of-work-will-mean-for-jobs-skills-and-wages [Datum der Recherche: 12. März 2019] 
⌂ Mittag, W. & Schaal, S. (2018): Schule als Handlungsfeld psychologischer Gesundheitsförderung. In: Psychologie in der Gesundheitsförderung. Hogrefe: Göttingen. S. 479-491. 
⌂ Ministerium für Kultus, Jugend und Sport: Anhang. 4.4 Spiele zur Schulung der exekutiven Funktionen. Online: URL: http://www.bildungsplaene-bw.de/bildungsplan,Lde/Startseite/BP2016BW_ALLG/BP2016BW_ALLG_GS_BSS_ANH [Datum der Recherche: 15. März 2019] 
⌂ Ministry of Education and Culture/ Finnish National Board Of Education / CIMO (Hrsg.) (2016): Das finnische Bildungswesen im Kurzportrait. Online: URL https://www.oph.fi/download/160268_das_finnischebildungswesen_im_kurzportrait.pdf [Datum der Recherche: 28. März 2019] 
⌂ Mortag, I. & Nowosad, I. (Hrsg.) (2012): Qualität des Lebens und Qualität der Schule. Wohlfühlen in der Schule aus der Sicht der Beteiligten. Online: URL: http://www.wnps.uz.zgora.pl/erasmus/files/ksiazka_de.pdf#page=13 [Datum der Recherche: 28. März 2019] 
⌂ Paulus, P. (2014): Psychische Gesundheit. Für eine gute gesunde Schule. Online: URL: https://www.lzg-rlp.de/files/LZG-Shop/Gesundheit%20von%20Kindern%20und%20Jugendlichen_Download/2014- 02_GLL_psychische_gesundheit_bro.pdf [Datum der Recherche: 28. März 2019] 
⌂ Paulus, P. (2017): Psychisch gesund – so geht Schule heute. Online: URL: https://www.barmer.de/blob/124986/1f9eccc256 e074302c4ce348c2f5c650/data/dl-pdf-vortrag-paulus.pdf [Datum der Recherche: 28. März 2019] 
⌂ Roth, G. (2016): Die Bedeutung der Motivation für den Lernerfolg. Online: URL: https://uol.de/fileadmin/user_upload/diz/bilder/Bilder_PW/PW2016/Prof._Dr._Gerhard_Rot h_PW2016.pdf [Datum der Recherche: 28. März 2019] 
⌂ Rötzer, F. (2017): 800 Millionen Jobs sollen weltweit durch Automatisierung verloren gehen. Online: URL: https://www.heise.de/tp/features/800-Millionen-Jobs-sollen-weltweit-durch- Automatisierung-verloren-gehen-3904767.html [Datum der Recherche: 12. März 2019] 
⌂ Schaal, S. (2014): Die Revolution hat gerade erst begonnen. Online: URL: https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/roboter-in-der-landwirtschaft-kleine-feldroboter-statt-vollautomatischen-maehdreschern/93346882.html?ticket=ST-1843131-ZH4yjjVvC5eVLON9tceJ-ap1 [Datum der Recherche: 12. März 2019] 
⌂ Statistica (Hrsg.) (2019): Prognose zur Entwicklung der Weltbevölkerung von 2010 bis 2100 (in Milliarden*). Online: URL: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1717/ umfrage/prognose-zur-entwicklung-der-weltbevoelkerung/ [Datum der Recherche: 06.März 2019] 
⌂ Süddeutsche (2014): Weltbevölkerung wächst auf 7,3 Milliarden Menschen. Online: URL: https://www.sueddeutsche.de/wissen/demografie-weltbevoelkerung-erreicht-milliarden-menschen- 1.2280805 [Datum der Recherche: 12. März 2019] 
⌂ Walk, L.M. (2011): Bewegung formt das Gehirn. DIE Zeitschrift für Erwachsenenbildung 1: 27- 29. Bonn. 
⌂ Weltagrarbericht (2016): Bäuerliche und industrielle Landwirtschaft. Online: URL: https://www.weltagrarbericht.de/themen-desweltagrarberichts/baeuerliche-und-industrielle-landwirtschaft.html [Datum der Recherche: 12.März 2019] 
⌂ Weniger, E. (1952): Die Eigenständigkeit der Erziehung in Theorie und Praxis. Beltz: Weinheim. 
⌂ Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (2016): Exekutive Funktionen. Online: URL: http://www.lis-in-bw.de/,Lde/Startseite/Schulsport/Exekutive+Funktionen [Datum der Recherche: 15.März 2019] 

Bildquellen 

⌂ Abbildung 1: https://futurezone.at/b2b/jack-ma-bestaetigt-seinen-ruecktritt-fuer-das-jahr-2019/400113305 [Datum der Recherche: 27. März 2019] 
⌂ Abbildung 2: https://www.naturarzt-access.de/wie-steht-es-um-ihre-kreativitaet/ [Datum der Recherche: 27. März 2019]