Donnerstag, 28. Januar 2021

 Verstehen Sie mich? – Wie die Mund-Nasenbedeckung unsere Kommunikation beeinflusst

 

Ein Beitrag von Sofia Schellhorn, Carolin Harsch und Anna Graf

Wir schreiben das Jahr 2021. Noch immer bestimmt die Coronapandemie den Alltag weltweit. Am 27.01.2020 ist das Coronavirus in Deutschland angekommen. Dies hatte weitreichende Folgen für den Alltag der Bevölkerung. Seit dem 27.04.2020 gilt in Baden-Württemberg die verpflichtende Maßnahme eine Mund-Nasenbedeckung zu tragen. Wir haben uns die Frage gestellt, inwiefern diese Verordnung die soziale Interaktion und zwischenmenschliche Kommunikation beeinflusst.


Wie das mimische Zusammenspiel von oberer und unterer Gesichtshälfte unsere Emotionserkennung beeinflusst

Was ist eine Emotion?

 „Eine Emotion ist ein qualitativ näher beschreibbarer Zustand, der mit Veränderung auf einer oder mehreren der folgenden Ebenen einhergeht: Gefühl, körperlicher Zustand und Ausdruck.’’[1]

Die Mimik, der Ausdruck, gilt somit als essenzielles Werkzeug jedes Individuums in der Bildung und Interaktion sozialer Beziehungen. Die Fähigkeit Emotionen lesen zu können und diese zu interpretieren, lernen Menschen schon von klein auf. Hierfür ist die Ausbildung von Spiegelneuronen maßgeblich.

In einer experimentellen Studie mit 41 Probanden von Wahrnehmungspsychologe Prof. Dr. Claus-Christian Carbon zum Einfluss von Gesichtsmasken auf menschliche Emotionserkennung[2] konnte man feststellen, dass bestimmte Emotionen für die Probanden schwerer zu erfassen waren oder fehlinterpretiert wurden, wenn das zu bewertende Gesicht eine Gesichtsmaske trug. Die Probanden sollten Gesichtsausdrücke mit und ohne Gesichtsmaske bewerten anhand von Fotos.

Die Gesichter zeigten die sechs Ausdrücke Angst, Wut, Ekel, Freude, Trauer und neutral. Diese sind Teil der Basisemotionen.

      Abbildung 1        Die sechs Basisemotionen mit und ohne Maske 

 

So wurden Basisemotionen wie Freude oder Ekel ohne sichtbare Beteiligung der unteren Gesichtshälfte häufiger fehlinterpretiert. Ekel wurde vermehrt mit Wut verwechselt, während Wut, Trauer und Freude eher als neutral gewertet wurden. Die Verwechslungen könnten darauf hinweisen, dass bei diesen Emotionen die untere Gesichtshälfte den dominanteren Impuls für die Emotionswahrnehmung setzt. Des Weiteren beobachteten die Forscher, dass die Probanden weniger auf ihre eigene Emotionsbeurteilung vertrauten.

 

Spieglein, Spieglein in meinem Hirn, wie fühlt er sich wohl hinter seiner Stirn?

 

„Empathie und Selbstempathie gehören zu den Schlüsseln“ einer gelungenen Kommunikation, das legte der Psychologe Friedmund Schulz von Thun bereits 1981 in seinem Kommunikationsmodell fest.[3] Empathie - die Fähigkeit, die Gefühle anderer zu lesen und sich von ihnen anstecken zu lassen, verdanken wir bestimmten Nervenzellen in unserem Gehirn, den Spiegelneuronen. Diese sind eng verbunden mit den Planungs- und Handlungsneuronen. Beobachten wir eine Handlung, also die Mimik unserer Gesprächspartner, aktivieren die Spiegelneuronen die Planungsneuronen so, als hätten wir selbst den Plan diese Handlung durchzuführen. Sie übertragen somit die Emotionen unseres Gesprächspartners auf uns, wodurch wir uns intuitiv in ihn hineinfühlen können. Es entsteht also ein Spiegelbild von dem was wir sehen.[4] Doch inwiefern hilft Empathie jetzt dabei, mit anderen zu kommunizieren?

                       Abbildung 2        Wirkung der Spiegelneuronen          


Unter Kommunikation versteht man den Austausch von Informationen, damit diese Informationen beim Empfänger in den richtigen Kontext gesetzt werden, muss sich der Empfänger in die Gefühlslage des Senders hineinversetzen können - er braucht Empathie.[5]

Wir wissen also jetzt: Für eine gelungene Kommunikation bedarf es Empathie, welche wir den Spiegelneuronen in unserem Gehirn verdanken. Damit die Spiegelneuronen aktiviert werden können, um die Gefühle unserer Mitmenschen zu spiegeln, müssen wir allerdings das Gesicht sehen können. Durch die Verordnung des Tragens einer Mund-Nasen-Bedeckung wird allerdings bereits 2/3 des Gesichts bedeckt, wodurch unsere angeborene Fähigkeit zur Empathie enorm eingeschränkt wird.

 

„Ich kann euch nicht verstehen“ – wie gehörlose Menschen darunter leiden

Diese Aussage trifft Stefanie Schmid in einem ihrer zahlreichen YouTube Videos[6]. Stefanie Schmid wurde taub geboren und setzt sich für den Abbau von Barrieren für gehörlose Menschen ein. Sie führt einen eigenen Blog und arbeitet seit Jahren als Dolmetscherin[7].



Bericht der Lokal Zeit OWL in dem ihr einen Einblick in Steffis Leben bekommen könnt

 


In Deutschland leben rund 83.000 gehörlose Menschen[8]. Neben der erschwerten Emotionserkennung wird für Gehörlose noch zusätzlich das Absehen vom Mund unmöglich gemacht. Die Kommunikationsmöglichkeiten werden durch die Maskenpflicht erheblich erschwert, wodurch Gehörlose noch zusätzlich aus unserer Gesellschaft ausgegrenzt werden. Auch gehörlose Menschen können nicht alles von den Lippen absehen, da sich nur 15-30% der Laute durch Lippenbewegungen unterscheiden lassen[9]. Dabei ist das Absehen sehr anstrengend und erfordert viel Konzentration. Für Gehörlose ist Lippenlesen jedoch neben dem Aufschreiben die einzige Möglichkeit, ohne weitere sprach-begleitende Zeichen oder Gebärden den Gesprächspartner zu verstehen [10].

 

Was können wir also tun, um Kommunikation für gehörlose Menschen auch mit Mundschutz zu ermöglichen?                                                              

àMasken mit Sichtfenster wären für viele Gehörlose zumindest eine Hilfe. Doch leider ist kaum jemand bereit solche zu kaufen oder diese selbst herzustellen. Vor allem bei Arztbesuchen oder im Einzelhandel wäre das Absehen vom Mund eine große Erleichterung für gehörlose Menschen, um besser am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Seid ihr dazu bereit? Schreibt uns gerne einen Kommentar dazu!

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Wir haben hier für euch eine einfache Anleitung, wie ihr solche Masken selbst nähen könnt

Wie können wir also trotz des Tragens einer Mund-Nasenbedeckung die Kommunikationseinschränkungen ausgleichen?

Wir sollten verstärkt auf die Körpersprache, wie die Gestik und die Mimik der Augenpartie achten. Außerdem wäre es hilfreich im Gespräch präzise seine Gefühle in Worte zu fassen z.B. „Ich freue mich darüber, dass…“. Die Stimmlage ist für das Erkennen der Gefühlslage aufschlussreich, weswegen wir im Gespräch unsere Aufmerksamkeit ebenfalls auf die Artikulation unseres Gegenübers legen sollten. Bei Unklarheit sollten wir uns nicht scheuen bei unserem Gesprächspartner nachzufragen, denn wir sitzen schließlich alle im selben Boot.

 

 

Für Interessierte:)

https://d-nb.info/1009392883/34

https://www.bdp-verband.de/aktuelles/2020/06/corona-und-die-nonverbale-kommunikation.html

https://www.spektrum.de/news/wie-veraendert-ein-mundschutz-unsere-kommunikation/1735910

Steffis Website: https://steffis-dgs.de/

https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/coronavirus/masken-machen-kommunikation-fuer-hoergeschaedigte-unmoeglich-16736920.html

Link zu TikTok von Cindy Klink: Originalton created by Cindy Klink | Popular songs on TikTok

Gesetzt zur Gleichstellung von M.m.B. DGS (Deutsche Gehörlosensprache) wird als eigenständige Sprache anerkannt: (10.07.2018). Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz.https://www.gesetze-im-internet.de/bgg/BJNR146800002.html

Film: Mimik in Zeiten der Maske | MDR.DE

Film  Gehörlosenschule: SWR Aktuell Baden-Württemberg: Welttag der Gebärdensprache: Erschwerte Kommunikation mit Maske | ARD Mediathek


Literaturverzeichnis

-Gatterburg, A. (30. Juni 2015). Der Spiegel. Von https://www.spiegel.de/spiegel/spiegelwissen/d-135652853.html abgerufen

-Kauffmann, S. (28. August 2018). Planet Wissen. Von https://www.planet-wissen.de/natur/forschung/spiegelneuronen/index.html abgerufen

-Kuhbandner, C. (13. November 2020). Heise online. Von https://www.heise.de/tp/features/Maskenpflicht-in-der-Grundschule-4959380.html abgerufen

-Schmidt-Atzert 1996, S.21. Von https://www.uni-frankfurt.de/43720390/Becker2.pdf

-Carbon 2020. Von https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpsyg.2020.566886/full

-Steffi's DGS. (22.04.2020). YouTube. Von https://www.youtube.com/watch?v=SAQJUm5DwzQ abgerufen

-Stefanie Schmidt. Steffis DGS. Von https://steffis-dgs.de/ueber-mich/ abgerufen

-Deutscher Gehörlosen-Bund V.E. (17 Juli 2019). Von https://www.gehoerlosen-bund.de/sachthemen/statistik%20der%20geh%C3%B6rlosen%20menschen abgerufen

-Information für gehörlose und schwerhörige Menschen mit zusätzlichen Handicaps. imph plus. Von https://www.imhplus.de/index.php?option=com_content&view=article&id=354&Itemid=83&lang=de abgerufen

-Wagenbach, W (Mai 2005). Schwerhörigen Netzt. Von https://www.schwerhoerigen-netz.de/fileadmin/user_upload/dsb/Dokumente/Information/Aus-und_Weiterbildung/Selbsthilfeseminare/Absehen/Wer_nicht_hoeren_kann_muss_absehen.pdf abgerufen

 


[1] Schmidt-Atzert, 1996, S.21

[2] Carbon 2020

[3] Gatterburg, A. (30. Juni 2015). Der Spiegel

[4] Kaufmann, S. (28. August 2018). Planet-Wissen

                 [5] Kuhbandner, C. (13. November 2020). Heise online.   

[6] Steffi's DGS. (22.04.2020). YouTube

[7] Stefanie Schmidt. Steffis DGS

[8]Vgl. Deutscher Gehörlosen-Bund V.E. (17 Juli 2019)

[9] Vgl. imph plus.

[10] Vgl. Wagenbach, W (Mai 2005). Schwerhörigen Netzt



Dienstag, 26. Januar 2021

Kritische Betrachtung des Schulsports hinsichtlich der Gesundheitsförderung

Es ist heutzutage wohlbekannt, dass Sport wichtig für die eigene Gesundheit ist. So kann  Bewegungsmangel sich sowohl negativ auf die Gesundheit als auch auf die gesamte psychische und physische Entwicklung eines Menschen auswirken.[i]

Und dennoch fällt es vielen Menschen schwer, regelmäßig sportlich aktiv zu sein. [ii]

 

 

 

 

 

 


Natürlich gibt es bei jedem Menschen unterschiedliche Ursachen dafür, und dennoch gibt es die Vermutung das der wichtigsten Faktoren für eine langfristige und kontinuierliche sportliche Betätigung das Erleben von Freude während des Sports ist [iii]. Freude am Sport sollte möglichst frühzeitig, beispielsweise im Schulsport gefördert werden.[iv]

Fördert der deutsche Sportunterricht denn die Freude am Sport? Oder geht es meist nur um die Tatsache alleine, dass die SuS prinzipiell Sport machen?

Im Folgenden werde ich verschiedene Kritikpunkte aufzählen, welche oft auch im Zusammenhang mit der Notenvergabe im Sportunterricht stehen.

·       Zeit

Sport ist an sich schon ein sehr zeitaufwändiger Unterricht, da Zeit für das Umkleiden, Geräte aufbauen und die Aufwärmübungen aufgebracht werden muss. Wenn man hier dann noch viel Zeit für die Notenvergabe aufwendet, kommt es oft vor, dass die SuS sich nicht selbstständig und vollkommen mit der Sportart auseinandersetzten können. 
So gab es schon 1987 die Mahnung: „Eine ernsthafte Theorie des Sports schließt das Zensieren aus, wenn nicht ihr eigener Gegenstand zerstört werden soll“.[v]
 

·       Wiederholungen

App: Bitmoji 
Die Noten in einer Unterrichtseinheit bzw. einer Sportart werden oft über bestimmte Bewegungsabläufe (bspw. Pässe bei Basketball) ermittelt.
Meist konzentrieren sich die Lehrkräfte dann nur auf diese Bewegungsabläufe, welche die SuS oft wiederholen müssen, was zu Eintönigkeit und Langeweile führen kann.





·       Falsche Motivation

Oft kommt es den SuS so vor, dass sie zum Sport durch die Notengebung gezwungen sind, was vielen SuS nicht gefällt. Und dazu kommt, dass es im Sport sofort auffällt wenn man nicht mitmacht, was den Zwang erhöht ständig mitmachen zu müssen.

·       Noten liegen offen

Auch werden Noten, im Gegensatz zu den anderen Fächern, im Sport anhand der offen für alle sichtbaren Leistungen der SuS vorher schon erkennbar. Das schüchtert gerade schlechte SuS ein und führt zu Unwohlsein. 




Diskussion:

Ich denke, dass durch die Notenbildung im Sport ein wichtiger Teil für die Gesundheitsförderung entnommen wird. Dagegen stellt sich die Aussage, dass SuS den Sportunterricht ohne Noten nicht ernst nehmen.

Eine Möglichkeit, die oft vorgeschlagen wird ist, dass die SuS welche eine Note möchten, benoten werden, und die anderen SuS durch bestanden oder nicht bestanden bewertet werden.

 Was denkt ihr darüber? Und wie war es bei euch im Sportunterricht? 



Ich freu mich auf eure Kommentare

Eure Alina Volpp

 

 

 


Literarturverzeichnis:

[i] Hair, E.C., Park, J., Ling, T.J., Moore, K.A. & Brindis, C. ( 2009). Risk taking and health behaviors in late adolescence: Co-occurrence, predictors and consequences. Journal of Adolescent Health.

 

[ii] Duttler G. (2014) Zur Bedeutung der (Sport)Freude im Kontext gesundheitsförderlicher körperlicher Aktivität. In: Becker S. (eds) Aktiv und Gesund?

 

[iii] Woods, C. B., Tannehill, D. & Walsh, J. (2012). An examination of the relationship between enjoyment, physical education, physical activity and health in Irish adolescents. Irish Educational Studies, 31, 263–280.

 

[iv] Kuhn, Leffer & Liebl Bildung im Sportunterricht aus der Kinderperspektive

In: Laging & Kuhn (2018). Bildungstheorie und Sportdidaktik, Ein Diskurs zwischen kategorialer und transformatorischer Bildung.

 

[v] Volkamer, M. (1987). Von der Last mit der Lust am Schulsport. Schorndorf: Hofmann. S.94