Mittwoch, 14. Dezember 2022

Prüfungsangst und wie man damit umgehen kann



Bestimmt kennen viele von euch diese Situation kurz vor der Prüfung: Man ist aufgeregt. Das Herz beginnt schneller zu schlagen, die Hände fangen an zu schwitzen und man fühlt sich angespannt. 

Bei vielen Menschen stellt sich jedoch nicht nur eine leichte Aufregung ein, sondern es kommt zu anhaltenden Ängsten, die die Prüfungsleistung stark beeinflussen können. Bei solch ausgeprägten Symptomen spricht man von einer Prüfungsangst (vgl. Fehm S.19). 

Wie entsteht Prüfungsangst? 

Einer Prüfungsangst liegt im Allgemeinen eine Angst vor negativer Bewertung zugrunde (vgl. Metzig, Schuster S.3). Negative Bewertungen werden zum einen als unangenehm empfunden, da diese oft zu negativen Konsequenzen führen. Zum anderen hat eine negative Bewertung auch Auswirkungen auf das Selbstbild und kann zu einem negativen Selbstwertempfinden führen (vgl. Metzig, Schuster S.4).

Die Entstehung einer Prüfungsangst kann in der frühen Kindheit begünstigt werden. Dies ist der Fall, wenn Eltern ihr Kind dauerhaft überfordern sowie bei einer Erziehung, die von Gewalt oder Liebesentzug geprägt ist (vgl. Eschenröder S. 15).

Bei Prüfungen an einer Hochschule haben die äußeren Gegebenheiten einen großen Einfluss. Faktoren wie fehlende Transparenz, keine Rückmeldungen sowie viele Klausuren innerhalb eines kurzen Zeitraums können Prüfungsängste begünstigen (vgl. Eschenröder S. 16). 

Wie äußert sich Prüfungsangst?

Eine Prüfungsangst kann sich in Form von verschiedenen Symptomen äußern, die sehr individuell sind.

Zu den typischen Symptomen gehören beispielsweise: 

Soziale Signale: Erröten, Schwitzen, kalte Hände

Magen-Darm-Probleme

Kreislaufbeschwerden

Atembeschwerden

Unruhe

Negative Gedanken und innere Bilder

Funktionsverluste: körperliche Lähmung, Schlaflosigkeit, Blackout (vgl. Metzig, Schuster S. 9f.)

Wenn du selbst unter Prüfungsangst leidest, kannst du mit dem Arbeitsblatt im Anhang herausfinden, wie genau sich die Angst bei dir äußert. 

Wie sieht ein positiver Umgang mit Prüfungsangst aus?

Um den Symptomen der Prüfungsangst entgegenzuwirken, gibt es zahlreiche Strategien. Im Folgenden werden einige dargestellt. 

Atemübungen: bewusstes Herbeirufen einer ruhigen, tiefen Atmung z.B. durch Autosuggestion (vgl. Metzig, Schuster S.50).

Entspannungstechniken: Vorstellung, dass die Muskeln schwer und entspannt sind, Tiefenentspannung durch geführte Audioaufnahmen (vgl. Metzig, Schuster S.51f.).

Bewusster Gedankenstopp und negative Gedanken ersetzen, um Gedankenkreiseln  zu verhindern (vgl. Metzig, Schuster S.77).

gute Vorbereitung kann starker Aufregung entgegenwirken.

Eine ausführliche Beschreibung zu den Strategien gegen Lampenfieber findet ihr zum Beispiel in dem Buch Prüfungsangst und Lampenfieber
(URL: http://dx.doi.org/10.1007/978-3-662-54696-3).

Gerne kannst du mir einen Kommentar hinterlassen, welche Methoden du als besonders hilfreich empfindest und welche weiteren Tipps du noch kennst, um den Symptomen von Prüfungsangst entgegenzuwirken. 


Viele Grüße

Ronja



Quellenverzeichnis: 

Eschenröder, Christof T.: Wenn es drauf ankommt. Prüfungs- und Redeangst erfolgreich überwinden. Stuttgart: Klett-Cotta 2021

Fehm, Metzig: Ratgeber Prüfungsangst. Informationen für Betroffene und Angehörige. Göttingen: Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG 2013

Metzig, Werner & Schuster, Martin: Prüfungsansangst und Lampenfieber. Bewertungssituationen vorbereiten und meistern. 5. Auflage. Berlin: Springer Verlag GmbH Deutschland 2018 

Abbildungsverzeichnis:

Abbildung 1: https://pixabay.com/de/illustrations/blackout-ged%c3%a4chtnis-filmriss-7492821/ (zuletzt aufgerufen am 05.12.2022)


Anhang: 

                                (vgl. Fehm S. 85f.) 


Montag, 12. Dezember 2022

Saftkuren - Abnehmwunder, körperlicher Reset oder einfach nur Marketing?

 

Abbildung 1: Titelbild 

3, 5 oder 7 Tage – so lange dauern die meisten Saftkuren die im Netz auf Websites und von Influencern beworben werden. Mahlzeiten werden durch verschiedene Obst- oder Gemüsesäfte ersetzt, zusätzlich ist meist nur Wasser oder Tee erlaubt.

Wer sich genauer informieren möchte, findet hier einen interessanten Vergleich. Versprochen werden Dinge wie Entschlackung, Abnehmen, reinere Haut, ein fitteres Körpergefühl und viele weitere positive Aspekte.

Der Ablauf ist meist gleich: 5-7 Säfte am Tag, Verzicht auf feste Nahrung, Kaffee, Nikotin und weitere Genussmittel und das Ganze 3-7 Tage lang.

Aber was steckt wirklich dahinter? Sind Saftkuren so gut wie die Anbieter behaupten?

Wie ihr bestimmt alle wisst, reinigt sich unser Körper mithilfe von Leber, Niere, Darm, Atmung und Haut selbst. Eine Entgiftung/ Reinigung durch eine Saftkur scheint also zumindest in dieser Hinsicht sinnlos.

Die Saftkur beinhaltet, wie bereits beschrieben einen Verzicht auf alltägliche Genussmittel wie Kaffee, Süßigkeiten oder auch Nikotin. Es findet also eine Art „Reinigung“ von Ungesundem statt, die durchaus gut für den Körper ist.

Abnehmwunder?

Bei einer Saftkur werden je nach Hersteller und Menge meist um die 1000 kcal zu sich genommen. Je nach Person, besteht also einen Kaloriendefizit von 1000 kcal, man nimmt tatsächlich ab. Wie man hier in anderen spannenden Blogbeiträgen nachlesen kann, handelt es sich bei dieser ersten Abnahme vor allem um Wasser.

Um langfristig abzunehmen muss man auch nach der Saftkur seine Ernährungsgewohnheiten ändern und auf ein Kaloriendefizit achten.

Als Einstieg für eine Gewohnheitsänderung ist die Saftkur je nach Person gut geeignet.

Wer nun eine Saftkur starten möchte, muss aber mit einem finanziellen Aufwand von 60-150€ rechnen. Im Netz kursieren auch einige DIY-Saftkuren, hier muss man mit Arbeitsaufwand und der Notwendigkeit eines Entsafters rechnen.

Des Weiteren muss beachtet werden, dass Saftkuren nicht für jeden geeignet sind, so sollten z.B. Schwangere, Kinder oder Stillende darauf verzichten.

Zusammenfassend kann man also sagen, dass eine Saftkur nicht alles hält, was im Internet und vom Anbieter versprochen wird, aber durchaus sinnvoll sein kann. So kann sie einen Start in eine Ernährungsgewohnheiten-Änderung darstellen.

Schlussendlich muss aber jeder selbst entscheiden, ob sich der zeitliche oder finanzielle Aufwand lohnt und ob man die Disziplin hat die Saftkur ohne „Fehltritte“ durchzuziehen.

Wie sind eure Erfahrungen mit Saftkuren? Habt ihr selbst schonmal eine Saftkur durchgeführt oder Erfahrungsberichte gehört?

Viele Grüße 

Yeliz und Jessica 



Quellen:

https://magazin.med-specialists.com/ernaehrung/entgiften-mit-saftkur-was-bringt-eine- cleanse/ zuletzt aufgerufen am 14.11.2022 

https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/diaeten-fasten/entgiftungsdiaeten/?L=0  zuletzt aufgerufen am 14.11.2022 

https://praxistipps.focus.de/sind-saftkuren-sinnvoll-das-sollten-sie-vorher-wissen_132000  Zuletzt aufgerufen am 15.11.2022 

https://www.gofeminin.de/kochen-backen/saftkur-s2112626.html zuletzt aufgerufen am 15.11.2022

Montag, 28. November 2022

Glück als Unterrichtsfach

Glück und Schule, passt das zusammen? Eltern fürchten das Versagen ihrer Kinder, Lehrer*innen fühlen sich durch die vielen Vorschriften und neuen Bildungsstandards unter Druck gesetzt. Dies sind keine guten Voraussetzungen Glück und Schule zu verbinden. Glücksmomente beschränken sich bei einigen Schüler*innen auf wenige Augenblicke: der erste Schultag mit der vollgefüllten Schultüte, der Letzte, weil endlich alles vorbei ist oder wenn der Unterricht ausfällt. Was ist Glück? Mit dieser Thematik hat sich das Projekt „Schule macht Glück“ auseinandergesetzt. Sie sagen, es ist an der Zeit Schule neu zu denken und das Fach Glück mit seinen vielen Facetten in den Lehrplan einzubauen (vgl. Fritz-Schubert 2008, S. 10). 


Das Projekt „Schule macht Glück“ 

Man muss sein Glück teilen, um es zu multiplizieren“ (Marie von Ebner-Eschenbach). 

Im Jahr 2008 wurde vom Landesschulrat für die Steiermark das Projekt „Glück macht Schule“ ins Leben gerufen. Die psychische und physische Gesundheit der Schüler*innen steht im Mittelpunkt. Ein weiteres Augenmerk liegt auf dem Wohlbefinden der Lehrer*innen, welche durch die vielfältigen Fortbildungen in dem Fach Glück, für ihr eigenes Glück sorgen, um es unterrichten zu können. 

Für ein Schuljahr werden 36 Unterrichtsstunden mit dem Fach Glück gefüllt. Der Unterricht ist in verschiedene Module aufgeteilt: 

Modul 1: Freude am Leben 

Aufbau Selbstwertgefühl, Stärken stärken und erkennen, wertschätzender Umgang miteinander mit verschiedenen Methoden z.B. „Mein Schatzkästchen“ und „Mein TalentPool“. 

Modul 2: Freude an der eigenen Leistung

Lernen, stolz auf eigene Leistungen ohne Leistungsdruck zu sein, Ziele im Leben erkennen und benennen. 

Modul 3: Ernährung und körperliches Wohlbefinden 

Ernährungsgewohnheiten und Gesundheit in Zusammenhang bringen unter dem Titel „Slow Food - Brain Food - Mood Food“, über Rahmenbedingungen reden z.B. gemeinsame Mahlzeiten, gutes Benehmen am Essenstisch, Sinnesschulung durch z.B. eine Joghurtverkostung.

Modul 4: Der Körper in Bewegung 

Bewegungsmangel im Schulalltag entgegenwirken, Sport ohne Leistungsdruck und Wettkampfgedanken → soll Neugierde wecken, Erfahrungen mit Sport als Entspannung machen, welche zum Glück beitragen. 

Modul 5: Der Körper als Ausdrucksmittel 

Theaterpädagogische Elemente, Körpersprache und Singen als Glücklichmacher, Ziel ist die Selbstentfaltung und Findung. 

Modul 6: Das Ich und die soziale Verantwortung 

Teamfähigkeit erhöhen, Empathie fördern, wertschätzende Kommunikation und konstruktive Konfliktbewältigung Bedeutung des eigenen Handelns in der Gesellschaft→ Was können wir als Klasse für die Gesellschaft tun? (vgl. Chibici-Revneanu 2015, S. 7-18) 

 

Methode umsetzen „Freude am Leben“ 

Die Glücksfotodokumentation ist eine Methode, welche im Fach Glück zum Einsatz kommt. Dabei sammeln die Schüler*innen in Zweiergruppen im Schulhaus bzw. in der Umgebung Motive, welche ihrer Meinung nach Glück zum Ausdruck bringen. Diese werden in einer Ausstellung gesammelt und gemeinsam vorgestellt, welche dann vielfältige Gespräche über Glücksmomente anregt (vgl. ebd., S.51). 


Wirksamkeit

Doch wie erfolgreich ist nun die Umsetzung des Fachs Glück? Die Akteur*innen im Projekt „Schule macht Glück“ berichten von positiven Auswirkungen auf Schüler*innen aller Altersstufen (vgl. ebd., S. 26). Eine britische Studie, die die Wirksamkeit von „Well - Being - Lessons“ untersucht hat, legt nahe, dass es „Puffer-Effekte“ der Interventionen gibt. Diese schützen die Schüler*innen vor dem Absinken der Selbstzufrieden, der Zufriedenheit mit Freund*innen und der Positiver Affekte, sowie dem Anstieg negativer Affekte im ersten Jahr der weiterführenden Schule (vgl. Boniwell et al., 2016) 


Anregungen an euch: 

  • Was bedeutet Glück für euch? 
  • Könntet ihr euch vorstellen Glück zu unterrichten? 
  • Wie würdet ihr Elemente des Fachs Glück in den regulären Unterricht einbauen?
  • Hättet ihr gerne das Fach Glück in eurer eigenen Schulzeit gehabt?


Viele Grüße
Anna-Lena und Paul



Quellen: 

Fritz-Schubert, E. (2008). Schulfach Glück. Wie ein neues Fach die Schule verändert. Freiburg: Verlag Herder. 

Chibici-Revneanu, E. (2015). Glück macht Schule. Lebenszufriedenheit und Wohlbefinden im Unterricht. Wien: Hubert Krenn Verlag. 

Ilona Boniwell, Evgeny N. Osin & Charles Martinez. (2016). Teaching happiness at school: Nonrandomised controlled mixed-methods feasibility study on the effectiveness of Personal Well-Being Lessons, The Journal of Positive Psychology, 11:1, 85-98, DOI: 10.1080/17439760.2015.1025422 

Bildquelle: 

https://www.ggs-heyden.de/wp-content/uploads/2021/06/Glueck.png, Abgerufen am 21.11.2022

Macht Stress krank?

                                                              Macht Stress krank?

Abbildung 1: Titelbild


Einleitung 

Stress wir oft mit Beschwerden wie Überbelastung, psychischen Erkrankungen und anderen krankhaften körperlichen Veränderungen in Verbindung gebracht. Dennoch betreffen diese Beschwerden nicht jeden, obwohl Stress zu jedermanns Alltag gehört. Macht Stress also wirklich krank? Und wenn ja, wann und wie beeinflusst Stress unsere Gesundheit? Diesen Fragen werden wir im Folgenden auf den Grund gehen.

Was passiert bei Stress im Körper?

Stress ist eine Alarmreaktion des Körpers auf eine vermutete oder tatsächliche Gefahr. Ziel dieser Reaktion ist es, den Körper in die Lage zu versetzen auf die gegebene Situation angemessen zu reagieren. Bei der Stressreaktion werden vom Körper die Stresshormone Adrenalin/ Noradrenalin und Cortisol ausgeschüttet. Adrenalin und Noradrenalin sorgen unter anderem für eine Steigerung der Schlagkraft und -Frequenz des Herzens, eine Steigerung der Atemfrequenz, Bronchodilatation, Vasodilatation an der Skelettmuskulatur, Vasokonstriktion an Ruheorganen, die für die Stressreaktion nicht benötigt werden, wie Haut und Darm und eine Mobilisierung der Glucose durch Glykogenabbau, um mehr Energie zu generieren. Cortisol hingegen hält die Stressreaktion aufrecht, aktiviert den Glykogenabbau in den Muskeln durch Umwandlung von Aminosäuren in Glucose, verringert die Wirkung von Insulin, sodass der Zucker im Blut verbleibt und den Gehirnzellen bereitgestellt werden kann, und unterdrückt das Immunsystem.

Wann und wie macht Stress krank?

Kurzfristiger Stress, auch „Eustress“ genannt, auf den im Anschluss eine Erholungsphase folgt, schadet dem Körper nicht. Dieser Stress kann sogar eine leistungssteigernde und motivierende Wirkung auf das Individuum haben. Dem entgegen steht der gesundheitsgefährdender „Distress“. Ist man dauerhaft und langanhalten Stressoren ausgesetzt wird die Stressreaktion aufrecht gehalten, was vor allem vier wesentlich gesundheitsschädliche Wirkungen haben kann:

Werden vom Körper Stressoren wahrgenommen beginnt die Stressreaktion mit der sogenannten Alarmreaktions- oder Schockphase. Dabei wird sehr viel Energie mobilisiert, um den Körper auf Flucht oder Kampf vorzubereiten. Kampf und Flucht sind jedoch nur in den seltensten Fällen eine angemessene Antwort auf die Belastungen unseres modernen Lebens. Die entstandene Energie wird nicht verbraucht und die sich in der Blutbahn befindenden Fette, Zucker und verklumpten Blutplättchen können sich in den Blutgefäßen ablagern, diese verstopfen und so zum Beispiel Arteriosklerose oder Infarkte hervorrufen.

Die Stressreaktion ist evolutionär für die Auseinandersetzung mit kurzzeitigen Gefahren ausgelegt. Heutzutage sind wir jedoch oft Belastungen ausgesetzt, die häufig längerfristige oder immer wieder auftreten. Diese Belastungen ermöglichen dem Körper häufig kaum oder keine Erholungsphase, wodurch der Organismus in einer erhöhten Wiederstandsbereitschaft gehalten wird. Diese sogenannte Widerstandsphase passt sich der Körper an die chronische Stressbelastung an, indem es zu einer Sollwertverschiebung der Stresshormone im Regelkreis kommt und der Organismus ein neues Gleichgewicht auf erhöhtem Niveau bewahren möchte. Wird diese Widerstandsphase jedoch zu lange beibehalten verliert der Organismus allmählich seine natürliche Fähigkeit zur Selbstregulation, wodurch er auch in Phasen ohne Belastung nicht mehr auf sein Ruheniveau zurückkehren kann. Ist das Anpassungsvermögen des Körpers erschöpft tritt die Erschöpfungsphase ein, in der es zu vielfältigen funktionellen Symptomen bis hin zu Organerkrankungen kommen kann. So kann beispielsweise die Verringerung der Insulinwirkung zu vermehrter Produktion von Insulin durch die Inselzellen führen, die jedoch ebenfalls irgendwann erschöpft ist und es zu einem Insulinmangel und damit einem erhöhten Diabetesrisiko kommen kann und es kann durch die Unterdrückung von Nervenwachstumsfaktoren durch Cortisol zu einer Verkleinerung des Hippocampus kommen und damit zu Gedächtnisstörungen.

Zu Beginn einer Stressreaktion wird die Funktion des Immunsystems kurz durch die Aktivierung der Sympatikus-Nebennierenmark-Achse durch das Noradrenalin gesteigert und so zum Beispiel die Anzahl der Killerzellen im Blut erhöht, um möglicherweise eindringende Fremdkörpern direkt entgegen treten zu können. Dauert die Belastung an, kommt es durch die Aktivierung von der Hypothalamus-Hypophyse-Nebennierenrinden-Achse zur vermehrten Ausschüttung von Cortisol. Dieses wirkt gegenregulatorisch und verursacht eine Immunsuppression, um eine überschießende Immunreaktion zu verhindern. Langfristig sogt diese Unterdrückung des Immunsystems für eine höhere Kankheitsanfälligkeit. Bei manchen Menschen führt Stress allerdings auch zu Unterdrückung der Cortisolausschüttung, wie neue Forschungsergebnisse zeigen. Die Immunaktivität kann also überschießen und somit ebenfalls zu krankhaften Veränderungen wie Entzündungen, allergischen Reaktionen oder Autoimmunerkrankungen führen.

Des Weiteren kann es vorkommen, dass Menschen, die andauernd Stressbelastungen ausgesetzt sind, beim Versuch Bewältigungsstrategien zu finden, gesundheitsschädliche Verhaltensweisen entwickeln. Dazu können beispielsweise das Rauchen, Alkoholkonsum und ungesundes Essverhalten zählen, die ihrerseits ebenfalls das Erkrankungsrisiko erhöhen. Außerdem tragen diese Verhaltensweisen dazu bei die Widerstandskraft des Organismus zu verringern und so die Erschöpfungsphase schneller hervorzurufen.

Die vielfältigen Auswirkungen der Stressreaktion haben ebenso viele mögliche gesundheitsschädliche Folgen, die zu diversen Krankheiten führen können. Die Stressreaktion ist bei jedem Individuum spezifisch weshalb sich Stress bei jedem Menschen unterschiedlich auf die Gesundheit auswirken kann. Zudem sind die Auswirkungen beispielsweise noch von dem Zustand des jeweiligen Organsystems, Vorerkrankungen, genetischen Veranlagungen sowie dem individuelle Verhalten der Person abhängig.

Literaturverzeichnis:

·       Kaluza, G. (2011). Stressbewältigung: Trainingsmanual zur psychologischen Gesundheitsförderung (2. Aufl. 2011 Aufl.). Springer.

·       Davison, G. C., Neale, J. M. & Hautzinger, M. (2007). Klinische Psychologie. Beltz Verlag.

·       Campbell Biologie 11. Auflage. (2022). Pearson Studium.

·       Schandry, R. (2011). Biologische Psychologie. Beltz Verlag.

Abbildungsverzeichnis:

·       Abb. 1: https://de.freepik.com/vektoren-kostenlos/illustration-des-studentischen-stresskonzepts_24488375.htm#query=stress&position=3&from_view=keyword [zuletzt aufgerufen am 17.11.2022]

Montag, 14. November 2022

  Wasser ist nicht nur Wasser!


 

Abbildung 1: Titelbild https://www.timmermann-und-partner.de/fachvortrag-wasser-ist-nicht-gleich-wasser/ (27.10.2022)

 

Einleitung 

Wasser stellt die Basis der Lebensmittelpyramide dar. Demnach ist Wasser ein wichtiger Bestandteil der Ernährung. Doch warum steht Wasser einer solch hohen Priorität? Wofür wird Wasser benötigt? Kann man zu viel oder zu wenig davon konsumieren? Und wenn ja, welche Folgen entstehen dadurch? Diese Fragen werden im Folgenden geklärt. 

 

Warum wird Wasser als grundlegendes Nahrungsmittel angenommen? Wofür wird Wasser benötigt? 

Abbildung 2: Lebensmittelpyramide https://www.blv.admin.ch/blv/de/home/lebensmittel-und-ernaehrung/ernaehrung/empfehlungen-informationen/schweizer-lebensmittelpyramide.html (26.10.2022)

Der menschliche Körper besteht zu 70 % des eigenen Körpergewichts aus Wasser. 

Benötigt wird das Wasser für: 

  • Organe wie Haut, Niere, Darm und Atmung
  • Vermeidung von Dehydration 
  • Lebensnotwendige biochemische Reaktionen, da diese in wässriger Lösung stattfinden.
  • Beeinflussung biologischer Funktionen durch die Säure-Base Eigenschaft
  • Regulation der Körpertemperatur


Wie viel Wasser wird im Körper allgemein benötigt? 

Empfohlen werden pauschal ein bis zwei Liter am Tag. So einfach ist es jedoch leider nicht ganz. Der tatsächliche Wasserkonsum ist abhängig von mehreren Faktoren (Geschlecht, Gewicht, Alter, Außentemperatur, körperliche Aktivitäten). Die Trinkmenge sollte also ungefähr betragen (in Relation zum Körpergewicht): 

  • Säuglinge: 10-20 % 
  • Erwachsene: 3-4 % 

Dabei zählt nicht nur die reine Aufnahme von Wasser, sondern auch der Konsum von anderen Flüssigkeiten, z.B. Kaffee oder Tee. 

 

Kann man zu viel oder zu wenig Wasser konsumieren? 

Trinkt man zu viel Wasser, so kann dies zu einer Hyperhydratation führen. Unter Hyperhydratation versteht man eine Art „Wasservergiftung“, wobei dem Körper die notwendigen Mineralien entzogen werden. Dies funktioniert nach dem Prinzip der Osmose. Symptome einer solchen Wasservergiftung lassen sich als Hirnödem (Wassereinlagerungen im Hirngewebe), Atem- & Bewusstseinsstörungen und viele weitere beschreiben.

Trinkt man zu wenig Wasser, so kann dies zu einer Dehydration führen. Unter einer Dehydration versteht man einen Flüssigkeitsmangel, der selbst sehr schnell wahrgenommen werden kann. Dieser entsteht, wenn der Körper mehr Flüssigkeit abgibt, als aufgenommen wird. Dehydration äußert sich durch ein Durstgefühl, Müdigkeit, Kopfschmerzen, dunkel gefärbter Urin, trockene Schleimhäute, Konzentrationsstörung und so weiter. 

 

Was passiert, wenn irgendwann kein Wasser mehr zur Verfügung stehen sollte? 

Eine Alternative zu unserem wichtigsten Nahrungsmittel könnte Ammoniak sein. Die Umsetzung ist aber hier leider nicht ganz einfach. Es wäre mit vielen lebensverändernden Aspekten verbunden. Zum Beispiel läge die Umgebungstemperatur dann zwischen -78° und -33° Celsius, da Ammoniak bei diesen Temperaturen den Gaszustand „flüssig“ erreicht. Außerdem müssten wir unserer Vererbungssystem anpassen, da die DNA ihre Funktion verlieren würde. Dies hätte im Allgemeinen zur Auswirkung, dass alle Prozesse und Bewegungsabläufe nur noch deutlich verlangsamt durchgeführt werden könnten, da mehr Energie für den jeweiligen Prozess benötigt werden würden. 

Weiterführende Gedanken könnt ihr unter: 

https://www.geo.de/wissen/weltall/23262-rtkl-bewohnte-planeten-wie-leben-ohne-wasser-moeglich-waere(27.10.2022)

Eine weitere Alternative ist unter folgendem Link zu finden: 

https://www.swr.de/wissen/1000-antworten/kann-es-leben-ohne-sauerstoff-und-wasser-geben-100.html(27.10.2022) 

  

Fazit

Wie wir anhand der Alternativen erkennen können, ist es nicht einfach auf die Lebensgrundlage Wasser zu verzichten, daher sollten wir sorgsam und verantwortungsbewusst mit der Ressource umgehen. Jedoch sollte auch das Trinken nicht vernachlässigt werden, um gesundheitliche Risiken auszuschließen.  

 

Liebe Grüße, 

Vanessa und Lisa 


Quellen:

Markl, J. (2019). Purves Biologie (10. Aufl.) Berlin: Springer Spektrum. 

Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (2016). Verfügbar unter: 

https://www.lzg-rlp.de/de/event/der-fluessigkeitshaushalt-kann-man-auch-zu-viel-trinken-16.html (25.10.2022) 

Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. 

Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV. (2021). Verfügbar unter: 

https://www.blv.admin.ch/blv/de/home/lebensmittel-und-ernaehrung/ernaehrung/empfehlungen-informationen/schweizer-lebensmittelpyramide.html (26.10.2022)

https://www.geo.de/wissen/weltall/23262-rtkl-bewohnte-planeten-wie-leben-ohne-wasser-moeglich-waere(27.10.2022)

https://www.timmermann-und-partner.de/fachvortrag-wasser-ist-nicht-gleich-wasser/ (27.10.2022)

Freitag, 11. März 2022

Corona-Pfunde: Bewegungsmangel und Übergewicht in Zeiten der Pandemie

 

Corona-Pfunde:  

Bewegungsmangel und Übergewicht in Zeiten der Pandemie  

→ Blogbeitrag von Xenia Wahl












[i]

Etwa jedes siebte Kind in Deutschland war 2018 zu dick oder sogar fettleibig (KiGGS Welle 2)[ii] – und die Zahlen steigen.

Die Coronapandemie zwang Familien in ihre Wohnungen - Schulen waren geschlossen, Kontakte massiv beschränkt, Sport im Verein und das Spielen auf dem Spielplatz untersagt. Neben dem Homeschooling verbrachten viele Kinder zunehmend mehr Zeit vor dem Fernseher, am Tablet und am Computer. Und damit kamen für viele Kinder auch die Kilos.

Schon vor Monaten machte eine Studie aus Italien auf diesen Trend aufmerksam. Vor allem bereits übergewichtige Kinder ernährten sich im pandemiebedingten Lockdown deutlich schlechter, verbrachten mehr Zeit vor Bildschirmen und bewegten sich noch weniger.

Sehr vielen Kindern fehlten in dieser schwierigen und unsicheren Zeit feste Strukturen durch Kita, Schule und Vereine, dies zeigt auch die vom Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) veröffentlichte Studie mit dem Titel “Homeschooling und Gesundheit 2020” der pronovaBKK. Fast 60 Prozent der 150 befragten Kinderärzt*innen sagten, die Kinder hätten während des Lockdowns zu wenig Sport betrieben und viele Patienten hätten zugenommen.[iii]

Mit zunehmender Datenlage bestätigt sich nun die ungute Vermutung, dass viele Kinder während der Corona-Krise tatsächlich deutlich und vor allem dauerhaft an Gewicht zugenommen haben. Dies kann schwerwiegende Langzeitfolgen haben, viele adipöse Kinder leiden im Erwachsenenalter an kardiovaskulären Erkrankungen wie Hypertonie, oder auch an Insulinresistenzen, sowie psychischen Erkrankungen wie Depressionen. Ein Risiko, das schon vor Corona bereits 15 Prozent der Kinder in Deutschland, aufgrund ihres zu hohem Gewicht, betraf.

Insbesondre Kinder aus sozial benachteiligten Familien, die ohnehin schon wenig Bewegung haben oder viel Zeit mit Medienkonsum verbringen, scheinen in der Pandemie besonders gefährdet zu sein. Ca. ¼ der Kinder aus bildungsfernen Haushalten haben deutlich zugenommen[iv], das sind auch die Kinder, die die größten Probleme haben werden die unerwünschten Kilos wieder los zu werden. In den Familien, in denen die Eltern oft schon überfordert sind und gar nicht den Zugang zu Hilfsangeboten haben, wird es besonders herausfordernd - an diesen Stellen müssen wir auch in unserer Rolle als Lehrkräfte noch genauer hinschauen .



Auch Untersuchungen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) setzten sich mit der Aktivität von Kindern und Jugendlichen während der Pandemie auseinander. Während im ersten Lockdown die Aktivität zunahm und teils bereits von einer „Revolution der Straßen-Kindheit“ gesprochen wurde, konnte in der zweiten Studie eine massive Abnehme der Alltagsaktivität festgestellt werden. Diese sank von gut 107 Minuten, vor dem Lockdown, auf grade einmal 61 Minuten im zweiten Lockdown, während die Bildschirmzeit in der Freizeit von 133 auf 222 Minuten anstieg (Bildschirmzeit beim Homeschooling ist hierbei nicht berücksichtigt). Auch Wissenschaftler des ifo-Institutes bestätigen die massive Zunahme an verbrachter Zeit vor Smartphone, TV und Co. [vi]





[v]                                                                                                                                                                          

Doch auch mit dem Ende des Lockdowns und den Wiedereröffnungen der Schulen hat sich die Lage nur teilwiese entspannt. Viele Vereine bleiben weiterhin geschlossen oder bieten nur ein eingeschränktes Programm an, unbeschwertes Spielen auf dem Schulhof ist an vielen Schulen bis heute nicht möglich und auch der Sportunterricht – im Fall, dass er überhaupt stattfindet, wird von der anhaltenden Pandemie weiterhin stark beeinflusst.

Die Herausforderungen beim Anbieten von Bewegungsangeboten während Corona sind auch Dr. Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, bekannt. “Das oberste Ziel, nämlich die Pandemie einzudämmen, ist nicht infrage zu stellen. Die Frage aber ist, unter welchen Bedingungen sind welche Maßnahmen sinnvoll und zumutbar.”[vii] so die Meinung des Mediziners.

Ähnlich äußert sich auch die Kinderärztin Kerstin Holze: „Kindheit findet jetzt statt (…) Das ist nichts, was wir am Ende der Pandemie einfach nachholen können. Es ist unsere Pflicht, die Bedingungen für ein bewegtes Aufwachsen zu schaffen.“ [viii]

 

o   Was sind eure Gedanken zu diesen Daten?

o   Könnt ihr euch erklären warum es zunächst zu einer Erhöhung der Aktivität kam und im zweiten Lockdown dann zu der massiven Abnahme kam?

o   Konntet ihr selber eine Veränderung der Aktivität bei Schüler*innen oder bei euch selbst feststellen?

 

                                                                                                                                     [ix]

Noch zum Abschluss ein kleiner Exkurs in die Praxis: Viele Schulen, wie auch die SOS des Haus Nazareths in Sigmaringen, sind schon kreativ geworden um die Kinder wieder zur Bewegung zu motivieren.

o   Was haltet ihr von Ideen wie dem Fitnessraum für Schüler*innen und Lehrer*innen?

Ich freue mich auf den Austausch mit euch.



Montag, 28. Februar 2022

                       

             Suchtprävention an Schulen  

 

Dieser Blogbeitrag soll einen kleinen Überblick über das Thema Suchtprävention im Kontext der Gesundheitsförderung an Schulen geben.  

Könnt ihr euch noch daran erinnern, ob und in welcher Form ihr in eurer Schulzeit über das Thema Sucht aufgeklärt worden seid?

 

Formen von Prävention

Zu Beginn müssen erst ein paar Begrifflichkeiten geklärt werden. Man unterscheidet zwischen der Primär-, der Sekundär- und der Tertiärprävention. Die Tertiärprävention zielt auf die Rehabilitation bereits Erkrankter / Abhängiger ab und spielt im schulischen Kontext kaum eine Rolle. Wenn wir also von Suchtprävention sprechen, ist die primäre oder sekundäre gemeint. Die Primärpräventation hat das Ziel, Neuerkrankungen zu verhindern und die Gesundheit zu erhalten. Die Maßnahmen richten sich an gesunde Menschen und beziehen sich auf die Reduktion und Früherkennung von Risikofaktoren (vgl. Röhrle, 2002, S. 239). Die Gesundheitsförderung kann also als eine Form der Prävention gesehen werden (vgl. ebd. S. 238). Die Sekundärpräventation kommt dann zum Einsatz, wenn bereits Risikofaktoren vorliegen. Beide Formen der Prävention sind an Schulen von großer Bedeutung. Später werden wir sehen, warum bei Jugendlichen fast immer Risikofaktoren vorhanden sind.


Geschichtliche Entwicklung des (schulischen) Präventionsgedankens

Bemühungen und Ansätze der Prävention in schulischen Kontexten sind noch relativ jung und wurden in Deutschland erst seit den 50 er und 60er Jahren konkreter (vgl. Mittag & Schaal, 2018, S. 479 ff.). Mit Beginn der „Drogenprävention“ wurden unter „Drogen“ fast ausschließlich illegale Drogen verstanden. Die Prävention von anderen Problemen im Zusammenhang mit Alkohol, Tabak oder nicht-substanzgebundene Süchten (z.B. Magersucht oder Spielsucht) wurde kaum thematisiert. Nach und nach kam es zu einer inhaltlichen Umorientierung und aus der „Drogenprävention“ wurde eine „umfassende Suchtprävention“ (vgl. Röhrle, 2002. S. 262). 

 

Abb.2

    Frage an die Raucher unter euch: 

    Schrecken euch die Bilder auf den Zigarettenschachteln tatsächlich (noch) ab?

    Wenn ja, hat sich etwas an eurem Konsum verändert?

Frage an alle:

Denkt ihr, dass solche Schockbilder Kinder und Jugendliche davon abhalten, mit dem Rauchen anzufangen? 

   Erfüllen die Bilder ihren Zweck der Aufklärung und  Abschreckung?

 

Zu Beginn ging es vor allem auf die Aufklärung durch Informations- und Wissensvermittlung, die dem Konsum von Alkohol und anderer Drogen bei Jugendlichen entgegenwirken sollten (vgl. Mittag & Schaal, 2018, S. 480).

Häufig war diese Wissensvermittlung mit Angstappellen kombiniert, die durch drastische Darstellungen (z.B. offener Kehlkopfkrebs, Raucherbeine) die negativen Folgen aufzeigen sollten und der Abschreckung dienen sollten. Die Wirkung war leider nur gering. Die Jugendlichen hatten jetzt zwar das Wissen über gesundheitliche Risiken und Folgeschäden, aber ihre Einstellung und ihr Verhalten änderte sich nicht (vgl. Jerusalem et al., 2003, S.253).

Diese Furchtappelle waren bzw. sind bei Kindern und Jugendlichen nur wenig erfolgreich. Unter anderem, weil die Gesundheit, aufgrund des jungen Lebensalters, als selbstverständliches Gut angesehen wird und potentielle Gesundheitsschäden zeitlich noch weit entfernt liegen (vgl. Steinbach, 2006, S. 24).

Ein Vorsorgeverhalten gilt als langweilig und „uncool“ und man möchte sich in seinem Lebensstil und seinen Erfahrungen nicht einschränken lassen (vgl. Mittag & Schaal, S. 253).

Aus diesen Gründen wurden im Laufe der Jahre neue, ganzheitliche psychosoziale Präventionsansätze entwickelt. Man versucht nun den Zusammenhang von Persönlichkeitsentwicklung, Lebensbewältigung und der psychosozialen Funktionalität des Verhaltens mit einzubeziehen (vgl. Jerusalem et al., 2003, S. 253).

Mit der Zeit wurde Suchtprävention immer mehr als Aufgabe von öffentlichen Entscheidungsträger:innen definiert. Und heute werden Gesundheitsförderung und Prävention als „grundlegende Zielbereiche und übergreifende Leitlinien in den Bildungsplänen der Bundesländer thematisiert“ (Mittag & Schaal, 2018 S. 479).

 

Das Handlungsfeld Schule für Prävention und Gesundheitsförderung

Die Schule als Handlungsort macht Sinn, da Kinder und Jugendliche dort viele Jahre ihres Lebens verbringen und in ihrer kognitiven, sozialen und emotionalen Entwicklung beeinflusst werden (vgl. Mittag & Schaal, 2018, S. 479). Des Weiteren werden Kinder und Jugendliche in der Schule vor leistungsbezogene und soziale Anforderungen gestellt, welche es zu bewältigen gilt. Ob diese erfolgreich oder nicht bewältigt werden, hängt von ihren persönlichen und sozialen Ressourcen ab (vgl. ebd. S. 479). Mittlerweile versuchen Präventionsansätze „die psychosoziale Funktionalität von Problem- und Risikoverhaltensweisen sowie den sozialen Lebenskontext von Kindern und Jugendlichen […] zu berücksichtigen“ (Mittag & Schaal, 2018, S. 481). Hier wurde also ein salutogenetischer Ansatz entwickelt, welcher neben der Persönlichkeitsentwicklung auch das schulische Umfeld miteinbezieht (vgl. ebd., S. 481). 

Die grundliegenden Ziele der Suchtprävention bei Kindern und Jugendlichen, sind das frühzeitige Entgegenwirken gegen Störungen der Persönlichkeitsentwicklung und gesundheitlicher Schädigungen (vgl. Röhrle, 2002, S. 239). Durch primärpräventive Maßnahmen sollen die Kinder und Jugendlichen informiert und aufgeklärt werden, zusätzlich sollen ihre sozialen Kompetenzen und ihre Persönlichkeitsentwicklung gefördert werden (vgl. Steinbach, 2006, S. 24).

Im Folgenden stelle ich Euch kurz zwei Ansätze zur schulischen Gesundheitsförderung vor, welche sich im Schulalltag bewährt haben.

Das Lebenskompetenztraining (Life Skills Training):

Dieser Ansatz zielt auf die Förderung allgemeiner Kompetenzen ab und ist nicht substanzspezifisch ausgerichtet. Es werden Bewältigungsstrategien erarbeitet und eingeübt, personale Kompetenzen, Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühlt werden gestärkt. Zusätzlich werden Information und Fertigkeiten vermittelt, z.B. zu dem Thema Drogen (vgl. Mittag & Schaal, 2018, S. 482). Diese Primär- und Sekundärprävention hat sich in Schulen bewährt und durchgesetzt.

Das Standfestigkeitstraining:


Dieses Programm konzentriert sich vor allem auf den sozialen Einfluss. Die Annahme ist, dass sich Kinder und Jugendliche leicht von ihrem sozialen Umfeld (z.B. Peers, Klassenkameraden) beeinflussen lassen. Nicht selten entsteht ein Gruppedruck, wer nicht trinkt und raucht ist „uncool“. Mit der „sozialen Immunisierung“ werden konkrete Handlungsempfehlungen erlernt, die es ermöglichen sollen, dem Gruppendruck und den Beeinflussungsversuchen standzuhalten (vgl. Mittag & Schaal, 2018, S. 482). Die Widerstandsfähigkeit wird verbessert und die Kinder und Jugendlichen werden in ihrer Persönlichkeit unterstütz. Dieser Ansatz ist eher primärpräventiv, da er bei gering gefährdeten Kindern und Jugendlichen Wirkung zeigt. Stark gefährdete oder bereits konsumierende Kinder und Jugendliche erweisen sich eher als verhaltensresistent (vgl. ebd. S. 482).

  Abb. 1

Wart Ihr in eurer Schulzeit Gruppendruck ausgesetzt?

Habt ihr das Gefühl, dass z.B. eure erste Erfahrung mit Alkohol, stark von dem sozialen Umfeld beeinflusst wurde?

 

Drogenkonsum als entwicklungstypisches Phänomen

Der Substanzgebrauch bei Kindern und Jugendlichen beruht auf unterschiedlichen motivationalen Prozessen, die Ausdruck lebensphasentypischen Verhaltens sind (vgl. Steinbach 2006, S. 8). Vor allem der Konsum von legalen Drogen, wie Alkohol und Tabak sind aus entwicklungspsychologischer Sicht „normal“, da sich die Kinder und Jugendlichen gedanklich und handelnd mit dem Substanzkonsum auseinandersetzen, Erfahrungen sammeln und sich ausprobieren. Steinbach ist der Meinung, dass das Erlernen des Umgangs mit Drogen, einer Entwicklungsaufgabe entspricht (vgl. ebd., S. 10). Hier ist aber die Unterscheidung zwischen einem experimentellen Umgang mit Drogen (Probierverhalten) und einem regelmäßigen Konsum wichtig. Letzteres ist bei Kindern vor der Pubertät als Missbrauch anzusehen. Da die Kinder in diesem Alter weder die physiologischen, noch die persönlichen Voraussetzungen haben, verantwortungsvoll mit den Substanzen umzugehen. Hier kann es zu potentiellen Gefährdungen der Entwicklung kommen (vgl. ebd. S. 10).

Mögliche Gründe legale / illegale Drogen auszuprobieren:

  •  Mittel zur Lebensbewältigung
  • Bewältigung von Konflikt- und Belastungssituationen
  • Neugierde und Grenzen austesten
  • Das soziale Umfeld / sozioökonomischer Status (Familie, Peers, Schule, …)
  •  Zugang zu gleichaltrigen Gruppen
  •  Zugehörigkeitsgefühl
  • Risikoreiches Verhalten (typisch für das Jugendalter)
  • Stressabbau und -bewältigung
  • Selbstwertsteigerung, Selbstbewusstsein
  • Vorwegnahme der Erwachsenenrolle

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Fallen euch weitere Gründe / (Risiko-) Faktoren ein?
 

Ihr seht, dass es sehr viele motivationale Gründe gibt, Drogen auszuprobieren und zu konsumieren. Die meisten stehen im Zusammenhang, mit der oben genannten Persönlichkeitsentwicklung, Lebensbewältigung und der psychosozialen Entwicklung. Aus diesem Grund ist es auch so wichtig, die Suchtprävention auszuweiten und die Kinder und Jugendlichen in ihrer gesamten Persönlichkeitsentwicklung wahrzunehmen.

 

Anlaufstellen und Programme zur Suchtprävention

Wenn ihr selber in der Praxis das Thema Gesundheitsförderung und (Sucht-)Prävention behandelt, gibt es natürlich einige Organisationen und Anlaufstellen, an die Ihr euch wenden könnt.

Im Raum Stuttgart bin ich bei meiner Recherche u.a. auf das Angebot von Release U21 gestoßen. Sie bieten Informationen, Beratung und Präventionsprogramme an und gehen an Schulen, um aufzuklären.

https://www.release-stuttgart.de/beratungsangebot/praevention-information/

Weiteres Material bekommt Ihr unter https://www.sag-nein-zu-drogen.de. Hier kann man umsonst Plakate, Flyer und Broschüren für den Unterricht anfordern.

Ich bin mir sicher, dass das einige noch aus ihrer Schulzeit kennen.

Abb. 3  

Selbstverständlich kann man sich auch an die Polizei wenden.

Am besten: Einfach für den eigenen Stadtteil googeln, man findet genug 😊

Ich hoffe, Ihr konntet ein paar neue Informationen gewinnen. Ich würde mich freuen, wenn ihr die Fragen beantworten.

Einen interessanten Blogbeitrag von Jana Vokoun und Hanna Wittlinger-Mackh zum Thema Cannabis, findet ihr hier: https://gesundheitsfoerderungphl.blogspot.com/2022/02/cannabis-eine-gefahrliche-einstiegsdroge.html

 

 

 

Literatur:

-          Jerusalem, M., Klein-Heßling, J. & Mittag, W. (2003). Gesundheitsförderung und Prävention im Kindes- und Jugendalter. Zeitschrift für Gesundheitswissenschaften, 11, 247-262

-          Mittag, W. & Schaal, S. (2018). Schule als Handlungsfeld psychologischer Gesundheitsförderung. In C.-W. Kohlmann, C. Salewski & M.A. Wirtz (Hrsg.), Psychologie in der Gesundheitsförderung (S. 479-491). Bern: Hogrefe.

-          Röhrle, Bernd (Hrsg.) (2002): Prävention und Gesundheitsförderung Bd. 2. Tübingen: Deutsche Gesellschaft für Verhaltenstherapie

-          Steinbach, Sylvia (2006): Sucht und Schule. Perspektiven der Suchtprävention bei Jugendlichen mit dem Lions Quest-Programm „Erwachsen werden“. Berlin: Logos Verlag

 

Abbildungen:

-          Abb. 1: https://apps-cloud.n-tv.de/img/20492798-1529652179000/16-9/750/imago53461950h.jpg

-           Abb. 2: https://cdn.prod.www.spiegel.de/images/1a17d02f-0001-0004-0000-000001048892_w1200_r1_fpx70_fpy49.98.jpg 

-          Abb. 3.: https://www.hamburg.de/image/4659238/16x9/750/422/23526c3dca16882a90243859987153b7/LJ/so-drogenbroschuere.jpg