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Auf Social-Media-Plattformen wie bspw. Instagram kommen Nutzer_innen jeden Alters mit verschiedenen Werbeaktionen bekannter Influencer_innen in Kontakt. Meist werden hier die neusten Beautyprodukte oder ähnliches beworben. Manche der Influencer_innen bewerben allerdings auch diverse Nahrungsergänzungsmittel (NEM), die angeblich bei verschiedensten Problemen helfen können. Doch können solch pauschale medizinischen Ratschläge stimmen oder gegebenenfalls sogar schädlich für die Jugendlichen sein?
Abb. 2: Werbung auf Instagramm für Nahrungsergänzungsmittel
Was sind Nahrungsergänzungsmittel (NEM)?
NEMs zählen rechtlich zu der Gruppe der Lebensmittel und enthalten isolierte Nährstoffe. Nach der Nahrungsergänzungsmittelverordnung sollen sie die normale Ernährung ergänzen und darüber hinaus nur eine ernährungsspezifische oder physiologische Wirkung zeigen. Diese Wirksamkeit muss allerdings nicht nachgewiesen werden. In der Verordnung ist auch reglementiert, welche Stoffe genau in diesen NEMs enthalten sein darf und wie stark diese konzentriert sein dürfen (vgl.Elmadfa und Leitzmann 2019, S. 539).
Typisches Beispiel: Magnesiumhaltige NEMs
NEMs mit Magnesiumanteilen sind in Deutschland sehr beliebt und werden auch auf Instagram beworben. Magnesium erfüllt wichtige Aufgaben in unserem Körper. So ist Magnesium bspw. Teil diverser Enzymsysteme und bedeutend für Muskelkontraktion, die Kommunikation zwischen den Nervenzellen, sowie für die Herztätigkeit. Ein Magnesiummangel kann sich oft durch Muskelkrämpfe oder Kribbel- und Taubheitsgefühle der Muskeln bemerkbar machen (vgl. Verbraucherzentrale 2021a).
Da Magnesium essenziell für die Gesundheit ist, wird von vielen NEM-Anbieter dazu geraten, es zu supplementieren. Ein durchschnittlich dosiertes Präparat enthält allerdings 423mg Magnesium, was die empfohlene Tageshöchstdosis von 250mg erheblich übersteigt. Diese hohe Dosierung kann bei täglicher Einnahme zu Nebenwirkungen wie bspw. Magen-Darm-Beschwerden führen. Darüber hinaus wird Magnesium in den NEMs oft mit weiteren Mineralstoffen und Vitaminen kombiniert, welche ebenfalls sehr hoch dosiert sind, was dann auf lange Sicht weitere Nebenwirkungen hervorrufen kann (vgl. Verbraucherzentrale 2021b).
Insgesamt ist Magnesium zwar sehr wichtig für unsere Gesundheit, kann aber unter normalen Bedingungen, ohne Probleme über eine bedarfsgerechte Ernährung aufgenommen werden, sodass zu hohe und teure NEMs nicht zu empfehlen sind.
Werbung für NEMs - hilfreich oder gefährlich?
Für unsere Gesundheit und Wohlbefinden, so bspw. auch für ein funktionierendes Immunsystem, ist es sehr wichtig, optimal mit Mikronährstoffen versorgt zu sein (vgl. Hans Konrad Bielsalski 2006, S. 27). Da die meisten Menschen durch eine bedarfsgerechte Ernährung ausreichend mit allen Nährstoffen versorgt werden, ergibt eine Supplementierung durch NEMs vor allem bei Risikogruppen, Menschen mit bestimmten Krankheiten oder bei einer akuten Ausnahmesituation Sinn. Hierfür muss allerdings zuvor eine Beratung bei einem Arzt oder einer Ärztin stattfinden, um den tatsächlichen Mangel herauszufinden und eine sinnvolle Supplementierungsweise zu erarbeiten (vgl. Elmadfa und Leitzmann 2019, S. 541).
Falls kein Mangel vorliegt, macht es auch nur wenig Sinn diese Mikronährstoffe vermehrt durch eine Supplementierung zu sich zu nehmen. Durch die pauschalen Empfehlungen der NEMs durch Influencer_innen erhält man als Zuschauer_in aber leicht das Gefühl, dass die Supplementierung immer eine gute Idee ist und jedem in jeder Situation helfen kann.
Hier soll die europäische Health-Claim-Verordnung helfen. In dieser Verordnung wird versucht die gesundheitsbezogenen Angaben in Werbungen stark zu reglementieren, sodass die Werbung sich nur auf wissenschaftlich nachgewiesene Fakten stützen darf. Allerdings können die Influencer_innen diese starke Reglementierung umgehen, indem sie von ihrer persönliche Meinung und Erfahrung mit den Produkten reden, die dann nicht mehr wissenschaftlich überprüfbar sein müssen und dennoch wie medizinische und gesundheitliche Versprechen wirken. Durch die Schnelllebigkeit der Plattformen sind die Urheber_innen jedoch oft nicht belangbar, sodass kompetente Mediennutzer_innen nötig sind, um diese Werbung reflektiert und kritisch zu betrachten (vgl. Verbraucherzentrale 2019).
Weiterführende Links:
Rohrmann, Sabine (2013): Nahrungsergänzungsmittel – wichtig für gesundes Altern? Abrufbar unter: https://rds.ibs-bw.de/phlb/link?kid=1653164654
SWR Doku (2019): Nahrungsergänzungsmittel: nützlich oder sogar gefährlich? Abrufbar unter: https://www.youtube.com/watch?v=-WDygK4KC2c
Verbraucherzentrale: Klartext – Nahrungsergänzung. Abrufbar unter: https://www.klartext-nahrungsergaenzung.de/
Literaturverzeichnis
Literatur:
Hans Konrad Bielsalski (2006): Machen Nahrungsergänzungsmittel Sinn? In: Journal für Ernährungsmedizin 8 (2), S. 27–29.
Internetquellen
Verbraucherzentrale (2019): Empfehlungen von Influencern: Werbung durch die Hintertür, abgerufen unter: https://www.lebensmittelklarheit.de/informationen/empfehlungen-von-influencern-werbung-durch-die-hintertuer [15.03.2021].
Verbraucherzentrale (2021a): Magnesium – was ist zu beachten?, abgerufen unter: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/magnesium-was-ist-zu-beachten-8003 [16.03.2021].
Verbraucherzentrale (2021b): Marktcheck ‚Magnesiumhaltige Nahrungsergänzungsmittel‘, abgerufen unter: https://www.klartext-nahrungsergaenzung.de/wissen/projekt-klartext-nem/marktcheck-magnesiumhaltige-nahrungsergaenzungsmittel-13398 [16.03.2021].
Abbildungen:
Abb. 1: https://cdn.pixabay.com/photo/2016/08/09/17/52/instagram-1581266_960_720.jpg
Abb. 2: https://i.pinimg.com/736x/78/11/36/78113655f890afe5888da8ea212dbbd9.jpg