Friedrich von Bodensted
Abbildung 1 Schematische Darstellung der Einteilung des therapeutischen Reitens |
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Beim Heilpädagogischen Reiten steht der Fokus nicht auf der reitsportlichen Ausbildung, sondern auf der Förderung in allen Bereichen des Umgangs mit dem Pferd. Das beinhaltet zum Beispiel die Pflege, das Misten und das Füttern des Pferdes aber auch Bodenarbeit, Führübungen oder Reiten. Durchgeführt wird das Heilpädagogische Reiten von ausgebildeten Reitpädagogen, die individuelle Übungen auswählen.
Die Wirkung des Heilpädagogischen Reitens sind vielfältig:
Wirkung von Heilpädagogischem Reiten Fallbeispiel Im Folgenden werden die konkreten positiven Auswirkungen des Heilpädagogischen Reitens anhand eines Fallbeispiel dargestellt. Therapiert wurde einen 17-jähriger Junge, bei welchem ausgeprägtes autistisches Verhalten, ausgeprägt Verhaltensstörung mit Kontaktproblemen, extreme Angstreaktion, zentrale Wahrnehmungsstörung und ein psychischer und geistiger Entwicklungs-rückstand diagnostiziert wurden. Der Junge im Fallbeispiel sprach sehr selten von sich aus, hatte sehr sensible Sinne und verbachte seine Freizeit gerne in der Natur. In der Schule nahm er keinen Kontakt zu anderen Mitschülern auf und wandte sich bei Kontaktversuchen meist ab. Im Unterrichtsgeschehen nahm er kaum teil und war gefühlsmäßig und gedanklich häufig abwesend. Wenn er motiviert war, konnte er selbständig arbeiten und in Zweiwortsätzen sprechen Aufgrund dieser Ausgangslage wurden für das Heilpädagogische Reiten verschiedene Ziele festgelegt. Ein Teilziel umfasste die Anbahnung einer Beziehung zum Pferd, sodass er dadurch aus seiner „autistischen Welt“ auftauchen kann. Die Beziehung zum Pferd kann dabei als Vorstufe zur zwischenmenschlichen Kontaktaufnahme angesehen werden. Während des Heilpädagogischen Reitens wurde sehr kleinschrittig vorgegangen, um den Jungen nicht zu überfordern. Außerdem blieb der Ablauf der Lektionen weitgehend gleich, da autistische Menschen ein starkes Bedürfnis nach Konstanz ihrer Umwelt besitzen. Innerhalb der Lektionen bestanden Differenzierungsmöglichkeiten. Der Ablauf der Therapieeinheit war wie folgt: 1. Gemeinsam zum Pferd gehen 2. Begrüßung der Pferde außerhalb des Geheges 3. Zu den Pferden ins Gehege gehen 4. Futter vorbereiten und Pferde füttern 5. Spazierengehen (Später auch Reiten) 6. Pferde weiden lassen 7. Abschied von den Pferden Die Reitpädagogin hatte dabei vor allem die Rolle der Vorbildfunktion und des Stabilisators. Wichtig war eine insgesamt entspannte und lockere Atmosphäre, sodass sich der Junge wohlfühlte. Im Laufe des heilpädagogischen Reitens (einem Beobachtungszeitraum von fünf Monaten) stellte die Reitpädagogin fest, dass der Junge es immer länger schaffte seine Aufmerksamkeit beim Pferd und der Sache zu behalten. Außerdem traute er sich nach einigen Stunden, sich immer weiter einem angebundenen Pferd zu nähern und neben einem Pferd herzugehen. Jedoch hielt er bei den freilaufenden Pferden immer Sicherheitsabstand. Den Körperkontakt mit dem Pferd beim Reiten akzeptierte er und war teilweise bereit das Pferd mit seiner Hand zu streicheln. Zwar fasste er somit kein umfassendes Vertrauen zum Pferd, begann aber eine Beziehung zum Pferd aufzubauen und führte Handlungen nach einigen Wiederholungen selbständig aus. In der Schule war er nach dem Heilpädagogischen Reiten gelöst, entspannt, offener und aufnahmefähiger. Er redete sogar manchmal über Dinge, die ihn beschäftigten und ließ Körperkontakt, wie streicheln oder in den Armnehmen, von der Lehrkraft zu. Auch zu seinen Mitschüler*innen nahm er Kontakt auf. Im Unterrichtsgeschehen konnte er längere Zeit teilnehmen. Sogar in seiner Freizeit beobachtete er die Pferde manchmal auf der Koppel. Somit macht er eine positive Veränderung. Schlussfolgernd lässt sich festhalten, dass das Ziel einer Anbahnung und Aufbau einer Beziehung zum Pferd und zeitweise Auflösung der autistischen Abkapslung teilweise erreicht wurde. Der Junge zeigte Motivation im Umgang mit dem Pferd und war offener im Umgang mit Menschen. Damit hat das Heilpädagogische Reiten einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Jungen beigetragen. (vgl. Eberle-Gäng, 2015, S. 189 ff.)
Fazit Die Diagnose der Autismus-Spektrum-Störung steht in diesem Blogbeitrag exemplarisch für die Arbeit mit Menschen mit geistigen Behinderungen. Die Auswirkungen des Heilpädagogischen Reiten bewähren sich laut Literatur aber auch bei Kindern mit anderen Diagnosen. Bei weitergehendem Interesse empfehlen wir die Bücher aus der Literaturliste und die unter dem Blogbeitrag aufgeführte weiterführende Literatur. Zusammenfassend kann das Heilpädagogische Reiten eine sinnvolle Maßnahme für die Erziehung und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung eingesetzt werden. Im Sinne der Gesundheitsförderung von Kindern mit geistiger Behinderung kann das heilpädagogische Reiten somit einen wichtigen Betrag leisten, da körperliche, geistige, emotionale und soziale Faktoren positiv beeinflusst werden, was sich wiederum in einem allgemein verbesserten Wohlbefinden der Kinder widerspiegelt. Das Glück dieser Erde kann folglich tatsächlich auf dem Rücken der Pferde liegen
Weiterführende Literatur Im Folgenden haben wir zwei interessante Bücher aufgeführt (welcher online in der PH Bibliothek zur Verfügung stehen), die über das Thema Heilpädagogisches Reiten hinaus gehen.
Svea Bundschuh und Johanna Lutze Literaturverzeichnis Deutsches Kuratorium für Therapeutisches Reiten e.V. (2005). Heilpädagogisches Voltigieren und Reiten - Grundlagen . München: Hans Kock Buch-udn Offsetdruck GmbH. Eberle-Gäng, S. (2015). Aufbau einer Beziehung zum Pferd: eine Maßnahme für die Entwicklung und Erziehung von Menschen mit geistiger Behinderung. In M. Gäng (Hrsg.), Heilpädagogisches Reiten und Voltigieren (Bd. 7. Auflage). München: Ernst Reinhardt GmbH & Co KG. Ihm, V. (2010). Heilpädagogisches Reiten und Entwicklungsförderung. Hademstorf:Verlag FREIMUT & SELBST. Kamp-Becker, I. (27. Januar 2018). Update zu Diagnose und Differentialdiagnosen der Autismus-Spektrum-Störung. Abgerufen am 31. Oktober 2021 von https://www.stiftung-liebenau.de/fileadmin/benutzerdaten/bildung/pdf/04_Mediathek/Autismus/bildung-autismus-kamp-becker-2018.pdf Kaune, W. (2006). Das Heilpädagogische Voltigieren und Reiten für Menschen mit geistiger Behinderung. Warendorf: FNverlag. Kiehne, H. (2019). Schatzkiste Reiten, Führen, Voltigieren. Lustige Spiele und Übungen mit Kindern (Bd. 2. Auflage). München: Ernst Reinhardt GmbH & Co KG. Pickartz, A. (2006). Tapfer Evalutionsstudie zur Wirksamkeit von heilpädagogischem Reiten bei Kindern mit autistischen Störungen. Kürsten-Biestfeld: Institut quer. Abbildung 1 Schematische Darstellung der Einteilung des therapeutischen Reitens (vgl. Kaune, 2006, S.13) Abbildung 2 Heilpädagogisches Reiten (https://www.svz.de/ratgeber/eltern-kind/ich-sitze-auf-einer-wolke-id9722121.html, 29.10.2021) Abbildung 3 tapfer Studie (Pickartz, 2006, S.1) Abbildung 4 Evaluationsdesign (Pickartz, 2006, S.23) Abbildung 5 Veränderung der Entwicklungsindizes (Pickartz, 2006, S.36) |
Hallo Svea und Johanna,
AntwortenLöscheneuer Blogbeitrag ist sehr übersichtlich gestaltet und gut verständlich. Da ich selbst reite, weiß ich aus Erfahrung, das Pferde bzw. der Umgang mit Tieren allgemein ein positiven Einfluss auf die Psyche hat. Ich habe auch eine Zeit lang ein Mädchen mit ADHS im Stall betreut, der der Umgang mit dem Pony auch unheimlich gut getan hat. Habt ihr euch auch mit anderen Behinderungen beschäftigt oder nur geistige? Man hört ja oft das Reiten gut für den Rücken ist. Mich würde interessieren wir sich das Heilpädagogische Reiten auf die körperliche Entwicklung von Kindern mit körperlicher Behinderung auswirken kann. Wisst ihr dazu was?
Liebe Grüße
Lara
Hallo Lara,
Löschenes freut uns, dass dir unser Beitrag gefällt.
Das Heilpädagogische Reiten verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Das impliziert eine körperlich, geistig, emotional und sozial Förderung. Das heißt das Heilpädagogische Reiten kann auf einen positiven Einfluss auf Menschen mit körperlicher oder schwerer und mehrfacher Behinderung haben. Ein Beispiel dafür ist ein 14-jähriger Junge, welcher bei Geburt einen Atemstillstand hatte und seitdem schwer mehrfachbehindert ist und auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Anhand seines Therapieplans zeigt sich eine positive Entwicklung in der emotionalen Kontaktaufnahme und dem Vertrauensaufbau mit dem Pferd. Außerdem konnte sein Wohlbefinden im Umgang mit dem Pferd gestärkt werden, das Gleichgewicht gefördert, die Muskulatur gestärkt und die Motorik verbessert werden. Das bedeutet, dass der Junge die gesamte Lektion nicht mehr auf den Rollstuhl angewiesen war. Die positiven Effekte aus der Therapie lassen sich zum Teil auf den Alltag übertragen. Es gelang dem Jungen aktiv an seiner Umwelt teilzunahmen und im emotionalen Bereich konnte er am meisten von der Therapie profitiere.
Wenn du das Fallbeispiel und den Therapieplan genauer nachlesen möchtest, findest du den Beitrag in folgendem Buch: Müller, A. (2015). Heilpädagogisches Reiten mit einem Jugendlichen mit schwerer und mehrfacher Behinderung. In M. Gäng (Hrsg.), Heilpädagogisches Reiten und Voltigieren (Bd. 7. Auflage). München: Ernst Reinhardt GmbH & Co KG.
Dieses Fallbeispiel zeigt, das Heilpädagogisches Reiten einen positiven Einfluss auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen mit schwer und mehrfach Behinderung haben kann. Bisher liegen aber noch wenige Studien in diesem Bereich vor (bzw. wir haben bei unserer Recherche keine vertrauenswürdigen gefunden)
Neben dem Heilpädagogischen Reiten kann vor allem die Hippotherapie bei Kindern und Jugendlichen mit körperlicher Behinderung hilfreich sein. Hippotherapie ist eine Physiotherapie auf neurologischer Grundlage, in der medizinische Behandlungsmaßnahme wie die Bewegungsübertragung vom Pferd genutzt werden. Im Vordergrund der Hippotherapie stehen angeborene und erworbene zentrale Bewegungsstörungen mit Symptomen wie Spastik (sehr hohe Muskelspannung), Paresen / Plegien (schlaffe Lähmungen) und Ataxie (Koordinationsstörungen). Während der Therapie wird die Übertragung der rhythmischen dreidimensionalen Bewegungen des Pferderücken genutzt. Dabei werden motorische Ziele wie Tonusnormalisierung in Rumpf und unteren Extremitäten, Förderung der selektiven Kraft in der Muskulatur der Wirbelsäule und der Hüftgelenke, Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit in der Lendenwirbelsäule und im Hüftgelenk, Erhaltung, Förderung und Provokation von Haltungsreaktionen, Verbesserung der Symmetrie und der Gleichgewichtsreaktionen im Sitz angestrebt.
AntwortenLöschenDas Fallbeispiel von einem Jungen mit angeborener Behinderung zeigt positive Effekte der Hippotherapie. Der Junge kam als Frühchen auf die Welt und erlitt eine Gehirnblutung. Seitdem ist er erblindet, mittlerweile auf einen Rollstuhl angewiesen und seine geistigen und sprachlichen Fähigkeiten sind eingeschränkt. Die Hippotherapie begann mit 9 Jahren. Dabei ist zu bedenken, dass bei der Hippotherapie jeder Wachstumsschub den erfolgreich trainierten Rumpf und das erlernte Körperschema wieder durcheinanderbringt. Durch die Hippotherapie wird ihm aber die Anpassung an die körperlichen Veränderungen des Erwachsenwerdens ermöglicht. Zudem sitzt er mit großer Ausdauer symmetrisch und aufrecht auf dem Pferd, für kurze Momente auch schon freihändig. Die ihn umgebenden Geräusche der Natur und im besonderen Maße die des Pferdes bereiten ihm große Freude. Seine geringen Sprachfähigkeiten konnte in den letzten Jahren erweitert werden.
In einem weiteren Beispiel, welches den positiven Effekt der Hippotherapie auf die motorischen Fähigkeiten zeigt, geht es um eine Erwachsene mit erworbener Behinderung. Eine Frau erlitt bei einem Verkehrsunfall im Alter von 32 Jahren ein Schädelhirntrauma. Dabei kam es zu einer Lähmung der rechten Körperseite (Hemiparese) mit Gesichtsfeldausfall (Scheuklappenphänomen, besonders nach rechts), Verlust der Sprache und Schwierigkeiten, Handlungsabläufe in Zusammenhang zu bringen (Apraxie). Neben diversen anderen Therapien nahm sie über mehrere Jahre an der Hippotherapie teil. Dadurch hat sich ihre Rumpf- und Hüftmuskulatur deutlich verbessert. Außerdem hat sich ihr Gangbild über die Jahre stetig verbessert. Sie läuft bis zu fünf Meter freihändig. Wenn sie allein in einem Raum ist, überwindet sie ihre Angst und läuft immer an der Wand oder an Möbeln gestützt entlang.
Wenn du dazu noch mehr nachlesen möchtest, finden sich in dem Buch „Therapeutisches Reiten“ von der Herausgeberin Marianne Gäng aus dem Jahr 2016. https://elibrary.utb.de/doi/book/10.2378/9783497602469 (Eingesehen am 30.10.2021) interessante Bericht und Fallbeispiel über die Hippotherapie und allgemein über das Therapeutische Reiten mit körperlich kranken Menschen.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es Beispiele gibt, dass Therapeutisches Reiten einen positiven Einfluss auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen mit körperlicher Behinderung gibt, jedoch fehlen auch hier überprüfte Studien zur Verifizierung.
Wir hoffen, das beantwortet deine Frage ausreichend.
Liebe Grüße
Johanna und Svea
Hallo Johanna und Svea,
AntwortenLöschenmit großem Interesse habe ich euren Blogbeitrag gelesen, da ich in einem Sportseminar einen Vortrag über therapeutisches Reiten anhören durfte. In diesem Vortrag wurde speziell die Hippo-Therapie thematisiert und vorgestellt. Hierbei liegt der Fokus neben der Arbeit mit Menschen mit Behinderung auch auf den körperlichen Auswirkungen, die Hippo-Therapie haben kann. Insbesondere kann dabei die Rumpfmuskulatur stabilisiert werden.
Der Dozent wies im Anschluss an den Vortrag darauf hin, dass die Kosten für therapeutisches Reiten aufgrund fehlender Wirkungsüberprüfung nicht von der Krankenkasse übernommen wird. Die fehlende Evaluation hattet ihr in eurem Blogbeitrag auch kurz erwähnt, wisst ihr darüber mehr?
Warum ist es so schwierig die Wirkungen des therapeutischen Reitens empirisch zu untersuchen?
Liebe Grüße
Marie-Luise
Hallo Marie-Luise,
Löschenes freut uns, dass dir unser Beitrag gefallen hat.
Wir haben leider ebenfalls gelesen, dass die Hippotherapie und das Heilpädagogische Reiten bisher nicht von der Krankenkasse übernommen wird, da das Bundesministerium für Gesundheit den therapeutischen Nutzen des Reitens als nicht erwiesen sieht. Das heißt, die Therapie muss aktuell noch von den Eltern bezahlt werden. In Österreich werden dies Leistungen von der Krankenkasse ebenfalls nicht bezahlt. In der Schweiz hingegen wird die Hippotherapie von der Krankenkasse übernommen. Es gibt also durchaus schon Länder, die den Nutzen erkennen und dies finanziell fördern möchten. Wir hoffen, dass dies in Zukunft auch in Deutschland und Österreich möglich wird.
Eine Möglichkeit für Eltern, welche das therapeutische Reiten nicht bezahlen können, wäre es, finanzielle Unterstützung über eine Stiftung zu erhalten. Informationen dazu findet man beim Deutschen Kuratorium für Therapeutisches Reiten (Internetquelle: https://www.dkthr.de/therapeutisches-reiten/ (21.01.2022)) Auf dieser Seite sind auch weitere interessante Studien zur Thematik zu finden.
Außerdem öffnen sich die Krankenkassen langsam dafür, die Therapie oder Teile der Therapie finanziell zu übernehmen. Bedingung dafür ist eine ärztliche Empfehlung für psychomotorische Übungstherapie, sensomotorisches Funktionstraining oder psychomotorische Einzel-/ Gruppenförderung.
Die Kosten für das heilpädagogische Reiten könnten bei Wiedereingliederungshilfe oder ambulanter Jugendhilfe auch durch Sozialämter übernommen werden oder durch Jugendämter bei Intensive Einzelfallbetreuung, Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche, oder von seelischer Behinderung bedrohte Kinder und Jugendliche, Hilfen zur Erziehung /pädagogische und therapeutische Leistungen oder soziale Gruppenarbeit. (https://www.sanaanimal.de/reittherapie-preise/ (20.01.2022)).
Bezüglich deiner Frage zur den fehlenden empirisch belegten Studienergebnissen konnten wir bei unserer Recherche keine konkreten Informationen finden. Wir vermuten, dass es mehrere Faktoren gibt, die die Belegbarkeit des Therapeutischen Reitens erschweren. Dazu zählt beispielsweise, dass die Anzahl der Kinder, die eine Beeinträchtigung haben und Therapie erhalten gering ist. Außerdem ist diese Gruppe der Kinder sehr heterogen, die Erkrankungen, Beeinträchtigungen sehr vielfältig, was ein Vergleichen erschwert. Zudem kommen sprachliche Barrieren dazu, einige Kinder können sich gar nicht/schwer ausdrücken. Bei parallel ablaufenden Therapien ist es schwierig zu unterscheiden, ob der Erfolg durch das therapeutische Reiten erzielt wurde oder durch andere Therapien wie Physiotherapie.
Wir hoffen, dass wir dir mit unserer Antwort weiterhelfen konnten.
Liebe Grüße
Svea und Johanna
Hallo Marie-Luise,
Löschenes freut uns, dass dir unser Beitrag gefallen hat.
Wir haben leider ebenfalls gelesen, dass die Hippotherapie und das Heilpädagogische Reiten bisher nicht von der Krankenkasse übernommen wird, da das Bundesministerium für Gesundheit den therapeutischen Nutzen des Reitens als nicht erwiesen sieht. Das heißt, die Therapie muss aktuell noch von den Eltern bezahlt werden. In Österreich werden dies Leistungen von der Krankenkasse ebenfalls nicht bezahlt. In der Schweiz hingegen wird die Hippotherapie von der Krankenkasse übernommen. Es gibt also durchaus schon Länder, die den Nutzen erkennen und dies finanziell fördern möchten. Wir hoffen, dass dies in Zukunft auch in Deutschland und Österreich möglich wird.
Eine Möglichkeit für Eltern, welche das Heilpädagogische Reiten nicht bezahlen können, wäre es, finanzielle Unterstützung über eine Stiftung zu erhalten. Informationen dazu findet man beim Deutschen Kuratorium für Therapeutisches Reiten (Internetquelle: https://www.dkthr.de/therapeutisches-reiten/ (21.01.2022)) Auf dieser Seite sind auch weitere interessante Studien zur Thematik zu finden.
Außerdem öffnen sich die Krankenkassen langsam dafür, die Therapie oder Teile der Therapie finanziell zu übernehmen. Bedingung dafür ist eine ärztliche Empfehlung für psychomotorische Übungstherapie, sensomotorisches Funktionstraining oder psychomotorische Einzel-/ Gruppenförderung.
Die Kosten für das heilpädagogische Reiten könnten bei Wiedereingliederungshilfe oder ambulanter Jugendhilfe auch durch Sozialämter übernommen werden oder durch Jugendämter bei Intensive Einzelfallbetreuung, Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche, oder von seelischer Behinderung bedrohte Kinder und Jugendliche, Hilfen zur Erziehung /pädagogische und therapeutische Leistungen oder soziale Gruppenarbeit. (https://www.sanaanimal.de/reittherapie-preise/ (20.01.2022)).
Bezüglich deiner Frage zur den fehlenden empirisch belegten Studienergebnissen konnten wir bei unserer Recherche keine konkreten Informationen finden. Wir vermuten, dass es mehrere Faktoren gibt, die die Belegbarkeit des Therapeutischen Reitens erschweren. Dazu zählt beispielsweise, dass die Anzahl der Kinder, die eine Beeinträchtigung haben und Therapie erhalten gering ist. Außerdem ist diese Gruppe der Kinder sehr heterogen, die Erkrankungen, Beeinträchtigungen sehr vielfältig, was ein Vergleichen erschwert. Zudem kommen sprachliche Barrieren dazu, einige Kinder können sich gar nicht/schwer ausdrücken. Bei parallel ablaufenden Therapien ist es schwierig zu unterscheiden, ob der Erfolg durch das therapeutische Reiten erzielt wurde oder durch andere Therapien wie Physiotherapie.
Wir hoffen, dass wir dir mit unserer Antwort weiterhelfen konnten.
Liebe Grüße
Svea und Johanna
Liebe Johanna und Svea,
AntwortenLöschenmit großem Interesse habe ich euren Blogbeitrag gelesen, da ich in einem Sportseminar einen Vortrag über therapeutisches Reiten anhören durfte. In diesem Vortrag wurde speziell die Hippo-Therapie thematisiert und vorgestellt. Hierbei liegt der Fokus neben der Arbeit mit Menschen mit Behinderung auch auf den körperlichen Auswirkungen, die Hippo-Therapie haben kann. Insbesondere kann dabei die Rumpfmuskulatur stabilisiert werden.
Der Dozent wies im Anschluss an den Vortrag darauf hin, dass die Kosten für therapeutisches Reiten aufgrund fehlender Wirkungsüberprüfung nicht von der Krankenkasse übernommen wird. Die fehlende Evaluation hattet ihr in eurem Blogbeitrag auch kurz erwähnt, wisst ihr darüber mehr?
Warum ist es so schwierig die Wirkungen des therapeutischen Reitens empirisch zu untersuchen?
Liebe Grüße
Marie-Luise
Hallo Svea und Johanna,
AntwortenLöschenEuer Thema des Blogbeitrags hat mich sehr angesprochen und mein Interesse geweckt. Beim Lesen hat man eine klare Struktur erkannt und man konnte merken, dass ihr euch ausführlich mit dem Thema auseinandergesetzt habt.
Auch ich konnte bereits Erfahrungen mit beeinträchtigen Kindern im Zusammenhang von tiergestützter Therapie sammeln. Leider finde ich das diese Form von Therapie sehr schwierig auf die Schule übertragbar ist, obwohl es vermutlich den Schüler*innen gut tun würde. Habt ihr irgendwelche Infos in wie vielen Schulen sowohl in Förder- als auch in Regelschulen mit Tieren zusammengearbeitet wird? Ich kenne nur von wenigen SBBZ das diese z.B. einen Schulhund haben, dies ist immer mit viel organisatorischem und personellem Aufwand verbunden.
Liebe Grüße
Rebecca
Hallo Rebecca,
Löschenes freut uns, dass dir unser Beitrag gefallen hat.
Leider haben wir keine Daten an wie vielen Schulen sowohl in Förder- als auch in Regelschulen mit Tieren zusammengearbeitet wird.
Wir stimmen dir aber zu, dass das Integrieren von Therapeutischem Reiten an einer Schule in der Regel mit viel Aufwand verbunden ist, welchen man unserer Meinung durchaus aber aufnehmen kann.
Eine Möglichkeit für das Integrieren des Therapeutischen Reitens an einem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ), ist die Einführung einer AG. Es gibt beispielsweise in Unterbalbach ein SBBZ mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, in welchem das Therapeutische Reiten als eine AG an einem Nachmittag angeboten wird. Dafür dürfen eine geringe Zahl an Schüler*innen zu einem ca. 15 Minuten entfernten Reiterhof in Tauberbischofsheim fahren und dort zusammen mit Pferden arbeiten. An dieser Schule gibt es auch eine AG „Erfahrungen mit Tieren“, bei welcher die Schüler*innen Erfahrungen mit verschiedenen Tieren wie Hunden, Hasen, Kängurus und Vögeln sammeln können. Dafür fahren die Schüler*innen ebenfalls ca. 15 Minuten zu einem Bauernhof in Impfingen.
Wir kennen aber auch ein Beispiel, bei welchem das Therapeutische Reiten aufgrund des zu großen Aufwandes abgesagt werden musste. In einem Kindergarten für sprachlich und geistig Behinderte Kindern in Wertheim-Waldenhausen wurde vor einigen Jahren ebenfalls Therapeutisches Reiten am Nachmittag angeboten. Dies wurde jedoch auf Grund des hohen organisatorischen Aufwandes und einem Problem mit den Bussen, die die Kinder zuvor zum Reiterhof gefahren haben, nicht mehr sattfindet.
Die Integration des Therapeutischen Reitens in den Schulalltag ist optimal. Natürlich können die Kinder auch privat ihre Kinder zum Therapeutischen Reiten anmelden. Uns ist durchaus auch bewusst, dass es für Eltern sehr zeitaufwendig und mit Kosten verbunden ist, am Nachmittag nach der Schule Ihr Kind noch zum Therapeutischen Reiten zu fahren. Wir denken aber dennoch, dass sich der Aufwand lohnen kann.
Wir hoffen, dass wir damit deine Frage wenigstens ein bisschen beantworten konnten, auch wenn wir leider keine konkreten Daten gefunden haben.
Liebe Grüße
Johanna und Svea
Hallo Rebecca,
Löschenes freut uns, dass dir unser Beitrag gefallen hat.
Leider haben wir keine Daten an wie vielen Schulen sowohl in Förder- als auch in Regelschulen mit Tieren zusammengearbeitet wird.
Wir stimmen dir aber zu, dass das Integrieren von Therapeutischem Reiten an einer Schule in der Regel mit viel Aufwand verbunden ist, welchen man unserer Meinung durchaus aber aufnehmen kann.
Eine Möglichkeit für das Integrieren des Therapeutischen Reitens an einem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ), ist die Einführung einer AG. Es gibt beispielsweise in Unterbalbach ein SBBZ mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, in welchem das Therapeutische Reiten als eine AG an einem Nachmittag angeboten wird. Dafür dürfen eine geringe Zahl an Schüler*innen zu einem ca. 15 Minuten entfernten Reiterhof in Tauberbischofsheim fahren und dort zusammen mit Pferden arbeiten. An dieser Schule gibt es auch eine AG „Erfahrungen mit Tieren“, bei welcher die Schüler*innen Erfahrungen mit verschiedenen Tieren wie Hunden, Hasen, Kängurus und Vögeln sammeln können. Dafür fahren die Schüler*innen ebenfalls ca. 15 Minuten zu einem Bauernhof in Impfingen.
Wir kennen aber auch ein Beispiel, bei welchem das Therapeutische Reiten aufgrund des zu großen Aufwandes abgesagt werden musste. In einem Kindergarten für sprachlich und geistig Behinderte Kindern in Wertheim-Waldenhausen wurde vor einigen Jahren ebenfalls Therapeutisches Reiten am Nachmittag angeboten. Dies wurde jedoch auf Grund des hohen organisatorischen Aufwandes und einem Problem mit den Bussen, die die Kinder zuvor zum Reiterhof gefahren haben, nicht mehr sattfindet.
Die Integration des Therapeutischen Reitens in den Schulalltag ist optimal. Natürlich können die Kinder auch privat ihre Kinder zum Therapeutischen Reiten anmelden. Uns ist durchaus auch bewusst, dass es für Eltern sehr zeitaufwendig und mit Kosten verbunden ist, am Nachmittag nach der Schule Ihr Kind noch zum Therapeutischen Reiten zu fahren. Wir denken aber dennoch, dass sich der Aufwand lohnen kann.
Wir hoffen, dass wir damit deine Frage wenigstens ein bisschen beantworten konnten, auch wenn wir leider keine konkreten Daten gefunden haben.
Liebe Grüße
Johanna und Svea
Hallo Svea und Johanna,
AntwortenLöschenErstmal ein großes Lob an euren Blogbeitrag, der wirklich sehr schön und informativ gestaltet ist! Außerdem habt ihr euch ein sehr spannendes Thema ausgesucht. Ich arbeite in einer Wohngemeinschaft für Menschen mit einer geistigen Behinderung und dort gehen zwei Bewohner auch zum therapeutischen Reiten. Sie erzählen mir danach dann immer wie toll es war und wie gerne sie dorthin gehen. Auch in der Schule, in der ich mein FSJ gemacht habe, wurde therapeutisches Reiten angeboten. Ich habe dort einen Jungen, der im Rollstuhl saß und autistische Züge hatte begleitet. Vor dem Reiten hat er sich immer selbst gegen den Kopf geschlagen oder in seine Hand gebissen, doch als er dann auf dem Pferd saß konnte man ihm ansehen, dass es ihn total beruhigt. Seither bin ich ein großer Fan von tiergestützen Therapien, da Tiere eine unglaubliche Ruhe vor allem auf Kinder mit Autismus ausstrahlen!
Liebe Grüße Elena
Hallo Svea und Johanna,
AntwortenLöschenvielen Dank für euren äußerst gelungenen und interessanten Blogbeitrag!
Ich habe mein FSJ an einem SBBZ mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung gemacht. Hier ist eine 6. Klasse 1 mal die Woche zusammen zum Reiten gefahren. Ich hatte die Möglichkeit dabei zu sein und die SuS zu unterstützen bzw. auch sehr viel Zeit den Umgang mit den Pferden zu beobachten. Wobei mir genau dieselben positiven Faktoren aufgefallen sind.
Unter anderem bei einem Kind, dass sonst teilweise sehr aufbrausend reagierte, bewirkte die Reitstunde langfristig eine beruhigende Wirkung.
Deshalb war es sehr interessant auch mal eine andere Sicht auf dieses Thema zu bekommen und ein wenig Theorie zu meinen Praxiserfahrungen zu erhalten.
Liebe Grüße
Jessica
Hallo Svea und Johanna,
AntwortenLöschenDank eures Blogbeitrags kann ich mir nun etwas unter dem Begriff „Heilpädagogisches Reiten“ vorstellen. Mir war zuvor nicht bewusst, welchen Aufgabenbereich diese Art von Therapie abdeckt. Für mich war es beispielsweise neu, dass die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen nicht nur auf dem Pferd reiten, sondern auch noch andere Aufgaben wie die Pflege des Pferdes oder das Ausmisten des Stalls durchführen.
Durch das dargestellte Fallbeispiel konnte man einen guten Einblick darüber bekommen, wie eine typische Therapiestunde (angepasst an das Individuum) ablaufen kann.
Auch das Aufzeigen, welche Effekte das Heilpädagogische Reiten bei der Persönlichkeitsentwicklung bietet, hat mich positiv überrascht. Vielen Dank für die Einblicke in diese Thematik!
Liebe Grüße
Vanessa
Hallo liebe Johanna und liebe Svea,
AntwortenLöschenich kann mich mit dem Lob meinen VorrednerInnen anschließen . Ich finde den Beitrag spannend. Genauso die Kommentare und Antworten im Anschluss daran. Ich kann mir auf Grundlage eigener Erfahrung mit Pferden gut vorstellen, dass die therapeutische Arbeit mit Pferden ein besonderes Wirkungsmoment hat. Doch, wie hier bereits beschrieben, sind die Kosten eher hoch und diese Therapiemethode bleibt wahrscheinlich nur einem kleinen Teil von Betroffenen zugänglich. Interessant wäre es zu wissen, was für ein Konzept nötig wäre, dass die Methode besser zugänglich wird. Ich denke hier zum Beispiel an Vereinsstrukturen und Förderung mit öffentlichen Geldern, damit in schon bestehenden Reitvereinen bezahlbare Angebote wachsen und ein Modell attraktiv wird. Und so der Breitensport Reiten gleichzeitig inklusiver wird. Ich frage mich auch, wie man zum Therapeuten/Therapeutin wird? Ist das eine private Ausbildung/Weiterbildung oder ist die Ausbildung in diesem Feld an eine traditionelle Ausbildung, wie zum Beispiel dem/der PferdefachwirtIn angebunden? Und welche Ausbildung braucht das Tier? Es ist sicher spannend zu verfolgen, wie sich das Thema weiterentwickelt und was mit Blick auf die Zukunft weiter möglich ist. Sicher ist, dass es ambitionierte Fachpersonen braucht, um die Anerkennung zu steigern und Strukturen auszubauen, um die Bedingungen für Zielgruppe, AnbieterInnen, Tiere und weitere Beteiligte zu verbessern. Stichwort Strukturarbeit.
Viele Grüße Leonie