Dienstag, 28. Juni 2016

Ein Sicherheitsnetz für Kinder?!

Kinder gelten als ein besonders hohes Gut der Gesamtgesellschaft. Ihr Wohl sowie deren Gesundheit erfährt in Deutschland eine zunehmende Aufmerksamkeit. (Meyer-Gräwe et al., 2011) Inzwischen kümmern sich diverse Schutzprogramme und Präventionsangebote um die Belange von Kindern und dennoch sind nur wenige so erfolgreich wie das Netzwerk Frühe Hilfen (FH).
Die FH wurden „im Zuge der Stärkung des Kinderschutzes“ vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend umgesetzt (Meyer-Gräwe et al., 2011, S. 7). Als entscheidend für deren Erfolg gilt die intensive Zusammenarbeit von beteiligten Akteuren der Lebenswelten von Kindern, welche die Gesundheitsförderung und Präventionsarbeit in Kommunen, Kindergärten und Schulen vollständig implementieren und langfristig wachsen lassen. Dadurch bietet das Netzwerk der FH Eltern in schwierigen Lebensphasen eine Art „Sicherheitsnetz“ mit freiwilligem Zugang.
Im Folgenden wird das Netzwerk Frühe Hilfen (FH) genauer dargestellt, die gesetzlichen Hintergründe beschrieben sowie Kriterien des Erfolgs aufgezeigt. Im Anschluss werden Diskussionsanregungen zur Übertragbarkeit in Schule und Betrieb gegeben.

Hintergrundinformation: Das Handlungsprinzip „Vermitteln und Vernetzen“ ist eines von drei Prinzipien, die bereits in der Ottawa-Charta von 1986 als zentral für die Gesundheitsförderung verankert worden sind. Hinzukommen die Handlungsprinzipien „Interessen verstehen“ und „Befähigen und ermöglichen“. Bis dato werden die Prinzipien unzureichend umgesetzt. (Siebert et al., 2007) Diese Schwierigkeiten werden unter anderem jedes Jahr auf dem seit 21 Jahren stattfindenden Kongress Armut und Gesundheit diskutiert.

Frühe Hilfen (FH)
Die Frühen Hilfen sind ein kommunales Netzwerk aus gleichberechtigten Fachkräften verschiedener Bereiche des Gesundheitssystems sowie der Kinder- und Jugendhilfe, welche Familien in Krisenzeiten Unterstützung anbieten. Grundsätzlich können Netzwerke „…eine Gruppierung von Individuen, Organisationen oder Einrichtungen“ sein, die „auf einer nicht hierarchischen Basis um gemeinsame Themen oder Angelegenheiten organsiert“ sind (WHO 1998, S. 16 zit. n. Siebert 2007).
Die FH konzentrieren sich schwerpunktmäßig auf Kinder von 0 bis 6 Jahren und bieten sowohl primäre Präventionsangebote für alle Eltern an als auch sekundäre Präventionsangebote für Familien in Problemlagen. Tendenziell fehlen besonders Familien in schwierigen sozialen Lebensumständen Bewältigungsmöglichkeiten, deren Folgen sowohl die Gesundheit der Kinder negativ beeinflussen als auch die Entstehung eines negativen Kohärenzgefühls auslösen können. Dies gilt es zu reduzieren. (Thyen 2014)

Fundament und Leitbild der Frühen Hilfen

Aus aktueller Sicht stehen die FH auf einem soliden gesetzlichen Fundament. Zum einen bilden die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen, das Bundeskinderschutzgesetz und das Grundgesetz (Art. 6 Abs. 2 GG) sowie das Achte Buch Sozialgesetzbuch - Kinder- und Jugendhilfe (SGB VIII) die Grundlage, aus welchen sich die Ziele und das Leitbild der FH ableiten. In erster Linie streben die FH den Schutz von Kindern und die Sicherung ihrer Rechte an. In zweiter Linie kommt die staatliche Gemeinschaft dadurch ihrer Funktion als Unterstützer von Familien bei der Erziehung nach. (Thyen 2014)
Zum anderen haben die FH seit 2015 mit Inkrafttreten des Präventionsgesetzes (PrävG, Art. 1, Nr. 5) einen hinreichenden politischen Auftrag, der sie finanziell und personell absichert. Das Gesetz bietet eine gute Basis vielfältige Zugänge und passgenaue Angebote in der unmittelbaren Lebenswelt von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu entwickeln und somit wichtige Schritte in der Gesundheitsförderung und Prävention zu gehen. Dies gilt auch für andere gesundheitsförderliche Angebote. (Siebert 2007)

Arbeitsfeld und Grundsätze der Frühen Hilfen

·  „FH orientieren sich an den Bedarfen der Familien.
·  FH sind Angebote an (werdende) Familien und ihre Kinder ab der Schwangerschaft bis zum dritten Lebensjahr der Kinder.
· FH sind geprägt von einer wertschätzenden und auf Vertrauen basierenden Grundhaltung in der Arbeit mit Familien.
· FH setzen an den Ressourcen der Familien an, stärken ihr Selbsthilfepotential und fördern die Elternverantwortung.
·  FH richten sich an alle Familien und sind dem Diversity-Konzept verpflichtet.
· FH haben ein eigenes Profil und sind integriert (in ein Gesamtspektrum an Unterstützungsangeboten).
·  FH schaffen niedrigschwellige Zugänge für psychosozial belastete Familien.
· FH werden von allen geleistet, die Kontakt zu psychosozialen Familien und ihren Kindern haben.
· FH sind kommunal verankert. Sie sind mit Ressourcen für eigenständiges Handeln ausgestattet.
·  FH werden in Netzwerken gestaltet und koordiniert.
· FH verfügen in den Netzwerken über allgemeine und spezifische Kompetenzen der beteiligten Akteure.
· FH orientieren sich an wissenschaftlich fundierten Grundlagen der Gesundheitsförderung und der sozialen Arbeit mit Familien.
·  FH sind qualitätsgesichert und werden regelmäßig evaluiert.“
(entnommen Thyen 2014, S. 8-12)
Somit wirken die FH präventiv durch „die frühzeitige Vermeidung und Verminderung von Entwicklungsbenachteiligungen für die Kinder“ (ebd., S. 8) und es können neben kurzfristigen Effekten auch langfristig positive Effekte für die Gesundheit von Kindern und Eltern entstehen.

Hintergrundinformation: In der Literatur gibt es unterschiedliche Ansätze von Prävention und Gesundheitsförderung, lediglich im Ziel „das Wohlbefinden der Gesamtbevölkerung“ und „Krankheiten sollen verhindert werden“ sind sie konstant (Glaeske et al. 2003, S.10 zit. n. Siebert 2007). Die folgende Tabelle von Hurrelmann (2000) bietet einen differenzierten Überblick über die Unterschiede von Gesundheitsförderung und Phasen der Prävention.

Tabelle 1: Gesundheitsförderung und Phasen der Prävention (Hurrelmann 2000, entnommen Siebert 2007, S.9)


Primärprävention
Sekundarprävention
Tertiärprävention
Gesundheitsförderung
Interventionszeitpunkt
Erkennbare Risikofaktoren
Frühstadium einer Krankheit
Krankheitsfolgen
Gesundheit
Ziel
Gesunderhaltung durch Verhütung spezifischer Krankheiten und Risikoschutz
Vorsorge bzw. Erkennung von Krankheiten im Früh­stadium sowie Einleitung effektiver Interventionsmaßnahmen (Behandlung) mit dem Ziel, die Krankheit auszuheilen oder zum Stillstand zu bringen
Verhütung von Krankheits­verschlechterung und Rückfällen sowie Vermeidung von Folge- und Begleiterkrankungen
Förderung der Gesundheit durch Stärkung der Ressourcen, Verhütung der Ent­stehung von Krankheiten
Zielgruppe
(Noch) Gesunde,
potentielle Risikogruppen
(scheinbar) Gesunde/ bereits erkrankte Personen

Bereits Erkrankte, die entsprechend behandelt werden, von Behinderung Bedrohte
Gesamtbevölkerung
Beispiele
Schutzimpfungen
Vitamin-D-Prophylaxe
Fluorid-Prophylaxe
Anti-Raucher-Kampagnen
Programme zur gesunden Ernährung und Stressbewältigung
Krebsvorsorge
Früherkennungsuntersuchungen

Screenings
Kur- und Heilbehandlungen
Palliativpflege
Betriebliche Gesundheitsförderung als Organisationsentwicklung
Gesundheitsfördernde Schule
Gesundheitsfördernder Kindergarten


Warum ist dieses Konzept so erfolgreich?

Der Erfolg kann mit vielfältigen Aspekten begründet werden. Während zum einen der niedrigschwellige und freiwillige Zugang besonders gewichtige Vorteile bietet, kann zum anderen die wissenschaftlich fundierte Herangehensweise als bedeutsam betrachtet werden.
Hierbei spielt in erster Linie das Salutogenese Modell von Antonovsky eine entscheidende Rolle. Antonovsky betrachtet „Gesundheit als Weg“, in welchem „Störungen zur Normalität des Lebens gehören und der Umgang mit ihnen über den aktuellen Gesundheitszustand entscheidet“ (Krapp 2013 et al., S. 3). Das Netzwerk der FH zeigt betroffenen Familien Lösungswege mit ihren Schwierigkeiten umzugehen und fördert so die Entwicklung eines starken Kohärenzgefühls sowie das Erreichen von Wohlbefinden. Das Kohärenzgefühl „besteht aus den drei Komponenten Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Bedeutsamkeit/ Sinnhaftigkeit“ und „lässt Menschen Anforderungen als Herausforderungen wahrnehmen anstatt sie als Bedrohung zu sehen“ (ebd., S. 4). Es ist eines der wichtigsten Faktoren, um die Resilienz und damit die Widerstandsfähigkeit von Menschen in widrigen Lebensumständen zu stärken. Dies gilt für Erwachsene und Kinder gleichermaßen (Bengel et al. 2012, Kormann 2007). Folglich kann beispielsweise eine „Herausforderung“, wie die psychische Erkrankung eines Familienmitglieds oder die Trennung vom Partner, mit einem starken Kohärenzgefühl leichter gemeistert werden.
Des Weiteren können die FH durch den regelmäßigen Erfahrungsaustausch innerhalb des Netzwerkes und unter Ausnutzung von „Interdisziplinarität, Multiprofessionalität, Synergieeffekte, Anschlussfähigkeit, Innovation, Flexibilität und Stärke“ raschere und innovativere Lösungsansätze finden (Siebert et al. 2007, S. 7). Dies verringert nicht nur Doppelversorgungen und damit Kosten, sondern erhöht ebenso die Motivation und Effizienz (Eberle 2005, S. 11f zit. n. Siebert et al. 2007).
Innerhalb des Netzwerks kommt Hebammen, Familienhebammen sowie Gesundheits- und Kinderkrankenpflegern eine zentrale Rolle zu. Da diese Berufsgruppen über ein sehr vielfältiges Unterstützungsangebot verfügen, indem sie neben der Gesundheitsförderung auch Heilungsprozesse und psychosoziale Arbeit leisten können (Thaiss2015), sind sie eine wichtige Schnittstelle zwischen Kinder- und Jugendhilfe und Gesundheitsversorgung. Allerdings sind ihre Abrechnungsmöglichkeiten und somit ihr Verdienst bis dato nicht gesichert (Lenz et al. 2015, Hebammenverband).
Ihre enorme gesellschaftspolitische Bedeutung im Hinblick auf die Förderung von Kindergesundheit spiegelt sich ebenso in Aussagen von betroffenen Familien wieder, welche die in Anspruch genommenen Familienhebammen und Familien-Gesundheits- oder Kinderkrankenpflegerinnen zu 98% weiterempfehlen würden (Thaiss 2015).

Familienhebammen im Einsatz:
  
Teilweise werden auch ehrenamtlich tätige Personen in das Netzwerk Frühe Hilfen eingebunden, wie beispielsweise bei der Caritas.

Ehrenamtliche im Einsatz:


Dank strenger Qualitätskriterien und diverser Evaluationsstudien kann inzwischen belegt werden, wie effizient die Netzwerke FH die Kindergesundheit verbessern. Besonders erfreulich ist, dass die FH auch von den Zielgruppen in Anspruch genommen werden, die in der Gesundheitsförderung schwierig zu erreichen sind. Zwar scheint hier die Bildung bei der Wahl des Beratungsangebots eine Rolle zu spielen, aber deren Bedeutung ist nicht so stark ausgeprägt wie bei anderen gesundheitlichen Angeboten. (Thaiss 2015) Außerdem können die FH bereits recht früh – noch vor der Geburt eines Kindes – in Anspruch genommen werden, wodurch die Unterstützungsphase meist kürzer und kostengünstiger ausfällt (Lenz et al. 2015).
Insgesamt kann durch Reduktion der akuten Belastung und Sicherung der Grundversorgung das Vertrauen in das eigene Handeln sowie die Selbstwirksamkeit der Eltern gestärkt werden, wodurch langfristig eine präventive Wirkung für die Gesundheit der ganzen Familie erzielt wird (Thyen 2014). Zu guter Letzt trägt auch das hohe Engagement der Fachkräfte zum Gelingen bei.

Ausführliche Evaluationsberichte:

Fazit
Während die Netzwerke Frühe Hilfen als besonders gelungenes Angebot in der Gesundheitsförderung VOR Schuleintritt gelten, kommt die Frage auf, inwiefern die Netzwerke der FH als Vorbild für andere Angebote fungieren können. Sowohl das Setting Schule als auch das Setting Betrieb sind Teile der Bildungskette, in welcher Kinder und Jugendliche Gesundheitsbildung erfahren und erleben sollen (Bildungspläne 2016).
Welche Rahmenbedingungen kann nun eine Schule bzw. ein Betrieb schaffen, um bei zukünftigen problembehafteten Situationen unterstützend wirksam zu sein? Inwiefern kann eine Schule bzw. ein Betrieb die Gesundheit stärken und Präventionsarbeit leisten? Inwiefern können schon vorhandene Projekte, wie "Science Kids" oder "Be fit per click", die anvisierten Ziele voranbringen?
Zu guter Letzt sollte bei allen Umsetzungsmaßnahmen die eigene Gesundheit nicht vernachlässigt werden, denn nur eine „gesunde“ Lehrperson bzw. Ausbildungsleiter/In kann zu einer gelingenden Gesundheitsförderung und Prävention der Schützlinge beitragen.

Verwendete Literatur
Bengel, J.; Lyssenko, L. (2012). Resilienz und psychologische Schutzfaktoren im Erwachsenenalter. Stand der Forschung zu psychologischen Schutzfaktoren von Gesundheit im Erwachsenenalter. (Hrsg.) BZgA. S.65-69
Abgerufen am 23. Mai 2016 von https://www.haw-hamburg.de/fileadmin/ user_upload/CCG/2015.10.14_BZgA_ Bengel_2012_Resilienz _und_Gesundheitsfoerderung.pdf
Krapp, T.; Schaal, S. (2013). Eine Herausforderung: Gesundheit und Wohlbefinden in der Schule. Unterricht Biologie 382.
Kormann, G. (2007). Resilienz. Was Kinder stärkt und in ihrer Entwicklung unterstützt. In: Plieninger, M.; Schumacher, E. (Hrsg.). Auf den Anfang kommt es an – Bildung und Erziehung im Kindergarten und im Übergang zur Grundschule. Gmünder Hochschulreihe Nr. 27, S. 37 – 56.
Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg (2016). Bildungsplan 2016 – Allgemein bildende Grundschule, Endfassung (Stand: 23. März 2016). Stuttgart 
Abgerufen am 25. April 2016 von http://www.bildungspläne-bw.de/site/ bildungsplan/ get/documents/lsbw/export-pdf/ALLG/GS/SU/bildungsplan _ALLG_GS_ SU.pdf
Lenz, A.; Franzkowski, P. (2015). Verantwortungsgemeinschaften in den Frühen Hilfen. Regelungsstand und Regelungsbedarfe in den sozialrechtlichen Bezugssystemen. Beitrag des NZFH-Beirats. (Hrsg.) Nationales Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) in der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA).
Abgerufen am 20. April 2016 von http://www.fruehehilfen.de/fileadmin/user _upload/fruehehilfen.de/pdf/Publikation_NZFH_Verantwortungsgemeinschaften_kompakt_04.pdf
Meier-Gräwe, U.; Wagenknecht, I. (2011). Kosten und Nutzen Früher Hilfen. (Hrsg.) Nationales Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) in der BzgA.
Abgerufen am 27. April 2016 von http://www.fruehehilfen.de/fileadmin/user _upload/ fruehehilfen.de/pdf/Kosten_und_Nutzen_Frueher_Hilfen.pdf
Siebert, D.; Hartmann, T. (2007). Basiswissen Gesundheitsförderung/ Settings und Netzwerke in der Gesundheitsförderung.
Thaiss, H. (2015) Infobroschüre des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH) in der BzgA. Ausgabe 4/2015.
Abgerufen am 20. April 2016 von http://www.fruehehilfen.de/fileadmin/user _upload/fruehehilfen.de/pdf/Bundesinitiative_Fruehe_Hilfen_aktuell_04_2015.pdf
Thyen, U. (2014). Leitbild Frühe Hilfen. Beitrag des NZFH-Beirats. (erw. Auflage 2014). (Hrsg.) Nationales Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) in der BzgA.


Abgerufen am 20. April 2016 von http://www.fruehehilfen.de/fileadmin/user _upload/fruehehilfen.de/pdf/NZFH_Kompakt_Beirat_Leitbild_fuer_Fruehe_Hilfen_BZgA_low_14- 02332.pdf

5 Kommentare:

  1. In diesem Blogeintrag wurden die Netzwerke Frühe Hilfen vorgestellt, welche Familien in schwierigen Zeiten Unterstützung anbieten. Durch die Unterstützung ausgebildeter Fachkräfte soll eine Entwicklungsbenachteiligung der betroffenen Kinder frühzeitig vermieden und vermindert werden. Ziel dieser Netzwerke ist somit die Gesundheitsförderung von Kindern vor dem Schuleintritt. Daran anknüpfend, ergibt sich die Frage, welche Möglichkeiten das Setting Schule hat, um Kinder und Jugendliche in ihrer Gesundheit zu stärken und Präventionsarbeit zu leisten. Im Folgenden werde ich mich mit dieser Fragestellung auseinandersetzen und einige Vorschläge aufzählen. Mit Blick auf die Gesundheitsförderung kann die Schule wirksam werden, indem sie gesunde Lebensmittel, wie Obst oder belegte Vollkornbrote beispielsweise auch im Pausenverkauf anbietet. Des Weiteren besteht die Möglichkeit Koch-AGs anzubieten, in denen die Schülerinnen und Schüler lernen mit frischen, gesunden Produkten leckere Gerichte zu kochen. Die Einbeziehung von Entspannungsverfahren im Unterrichtsalltag bietet eine weitere Möglichkeit die Gesundheit von Schülerinnen und Schüler zu stärken. Überdies hinaus sollte ein ausreichend großes Bewegungs- und Sportangebot angeboten werden. So können die Schülerinnen und Schüler sich austoben, Spaß haben und nebenbei noch etwas für ihre Gesundheit tun. Maßnahmen zur Prävention können ergriffen werden, in dem man beispielsweise MitarbeiterInnen diverser Beratungsstellen (Sucht, Ernährung, …) als Experten in den Unterricht einlädt.

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  2. Die Idee des Netzwerkes Frühe Hilfe finde ich sehr nützlich vor allem, wie im Beitrag auch erwähnt, für Familien die zu den potentiellen Risikogruppen gehören. Hier kann man Krankheiten und psychische Störungen noch vermeiden und rechtzeitig vorbeugen. Nur ist es wichtig, dass gerade diese Familien dabei unterstützt werden. Hier kommt das Prinzip der FH zur Geltung. Diese haben viele Aufgabenfelder und Grundsätze um den Menschen zu helfen.
    Für die FH arbeiten häufig Hebammen oder Menschen in Pflege Berufen, da diese schon einiges an Vorwissen und auch an Medizinische- und Gesundheitsförderndem Wissen haben.
    Nun zu eurer Frage, wie Schulen Präventionsarbeit leisten können. Bei Kindern im Schulalter ist die Aufklärung am wichtigsten. Ich nehme mal das Thema Rauchen. Kinder und Jugendliche sehen immer häufiger bei anderen Menschen das Rauchen. Auch in Schulen bei den "coolen" Kids. Also warum nicht auch rauchen? Dann gehöre ich dazu. Aber genau da ist der Moment, bis zu dem die Aufklären bereits stattgefunden haben sollte. Man muss den Schülern klar machen, dass Rauchen nicht cool macht und nicht cool aussieht. Man muss ihnen einfach aber mit Fakten erklären, was rauchen mit ihrem Körper macht noch bevor sie es anfangen, da in diesem Alter jeder zu einer potentiellen Risikogruppe gehört.
    Das Beispiel des Rauchen kann man auf viele Dinge, die gefährlich für gerade Schüler sind, anwenden. Deshalb finde ich es wichtig, auch in Schulen und Betrieben Präventionsarbeit zu leisten. Auch bei Menschen, die schon erkrankt sind kann Aufklärung nicht schaden, da sie so vielleicht noch die Zeit haben, ihr Leben zu ändern.

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  3. Eines der wichtigsten Themen, welche uns Pädagogen anspricht, wird mit diesem Beitrag erläutert. Als angehende Lehrer, sollten wir neben den schulischen Leistungen auch den Gesundheitszustand der Schülerinnen und Schüler im Auge behalten, um eine bestmögliche Leistungsförderung zu erzielen und das Kindeswohl zu erhalten. Denn, wie der römische Dichter Juvernal schon erwähnte: "Mens sana in corpore sano", was so viel bedeutet, dass in einem gesunden Körper ein gesunder Geist lebt. Während meinen Tätigkeiten in der Schule, bin ich oft Kindern begegnet, die in ihrem gesundheitlichen Leiden oftmals nicht berücksichtigt worden sind und allgemeine Vernachlässigung erfuhren. Diesen Schülerinnen und Schüler, hätte geholfen werden können, wenn die umgebenden Netzwerke wie zum Beispiel Schule/ Kernzeitbetreuung oder Kindergarten schon vorher über die Organisation FH benachrichtigt worden wäre. Einige Fälle betrafen Schülerinnen und Schüler von Familien, welche nach einem Asylantrag gerade ihren Aufenthalt bekamen und sich noch nicht genau darin auskannten, woher sie Hilfe im Bereich Gesundheit beziehen könnten. Diese Schnittstelle gilt es mit Betroffenen zu kommunizieren. Hier hat die Lehrkraft die Möglichkeit durch persönliche Elterngespräche aufmerksam zu machen. Ebenso besteht die Möglichkeit durch einen Elternbrief mit einem Flyer der Frühen Hilfe im Anhang, Eltern zu informieren. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass Flüchtlinge (Mit Aufenthaltserlaubnis), besonders schwangere Mütter, die Hilfe der FH-Hebamme in Anspruch nehmen würden, da sie aufgrund finanzieller Situation sich diese sonst nicht leisten könnten.

    Liebe Grüße
    Kati

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  4. Die Idee der Vernetzung finde ich in vielerlei Hinsicht klasse. Gerade wenn es um die Gesundheit geht, spielen doch sehr viele Faktoren mit ein. Bei solch komplexen Gebieten kann nie allein eine Person Fachmann für alle Aspekte sein. Daher ist es bereichernd, wenn sich viele Fachmänner zusammenschließen und so die Erreichbarkeit für Hilfesuchende erleichtern.
    Auch für die Schule halte ich so ein Konzept für sinnvoll. Es bedarf vielleicht zu Beginn einer guten Organisation, doch sobald die Vernetzungen gebildet wurden, können alle Beteiligten davon profitieren. Auch wir Lehrer können später nicht Fachmann für alle Belange unserer SchülerInnen sein. Dennoch wäre es doch von Vorteil, wenn wir sofort unsere SchülerInnen an die entsprechend ausgebildeten Personengruppen weiterleiten könnten, und im Falle einer Beratung/Behandlung/Therapie o.ä. ein reger Austausch stattfinden kann (sofern dies vom Schüler/ von der Schülerin und der Familie gewünscht ist). Auch beim Aspekt der Schweigepflicht fiele es vielleicht einigen SchülerInnen leichter, müssten sie sich nicht einem Lehrer oder Vertrauenslehrer anvertrauen, sondern einer externen Person, welche trotz Schweigepflicht Hilfestellungen geben kann. Gerade bei prekären Situationen wie zum Beispiel einem Missbrauchsverdacht halte ich es immer für gut eine externe Person miteinzubeziehen, welche die Situation objektiv und aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten kann.
    Ein solches Netzwerk, in welches die Schule eingebunden ist, kann auch zu einem offenen Umgang mit Problemen führen. So wird den SchülerInnen transparent gemacht, dass es keine Tabuthemen gibt, sondern sie für alle ihre Probleme entsprechende Berater aufsuchen können, die sich auf spezielle Probleme oder Konflikte spezialisiert haben.

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  5. Hallihallo! :)
    Durch Zufall bin ich auf diesen Blogbeitrag gestoßen, der ziemlich gut zu der Thematik passt, mit der ich mich bis gerade noch beschäftigt habe. In einem Seminar beschäftigen wir uns momentan mit Schutzkonzepten von Schulen und Organisationen im Falle eines sexuellen Missbrauchs. Dies ist zwar deutlich konkreter als im Blogbeitrag, aber ich dachte ich streue hier mal ein bisschen von meinem bisher erlangten Wissen und meinen Gedanken zum Thema rein, vielleicht interessiert sich ja jemand dafür und möchte mit mir ins Gespräch kommen :) Ich weiß auch, dass das Thema nicht einfach ist, also falls sich jemand von diesem Thema getriggert fühlt sollte sie oder er meinen Kommentar vielleicht nicht weiter lesen. In erwähntem Seminar habe ich heute gelernt, dass nur zirka 45% der Einrichtungen, die in einem Projekt befragt wurden, einen Handlungsplan entworfen haben, wie mit einem Verdachtsfall umzugehen ist. Meiner Meinung nach ist das erschreckend und ich frage mich, wieso es bei vielen Einrichtungen einen solchen Handlungsplan nicht gibt? Verschließen sie die Augen vor der Thematik oder glauben sie, dass es sexuellen Missbrauch bei ihnen ganz bestimmt nicht gibt? Und hier geht es nicht mal um die von dir/euch angesprochenen Frühhilfen und präventiven Maßnahmen, sondern einen Plan, wie man im Ernstfall mit einem solchen Fall umzugehen hat. Das Projekt, was die Ergebnisse hervorgebracht hat, ist das Projekt "ich bin sicher", welches sich mit dem Vorhandensein und dem Erleben der Schutzkonzepte in Einrichtungen wie Schulen oder Jugendhilfe auseinandersetzt (https://projekt-ichbinsicher.de/). Im Seminar haben wir aber auch ein positives Gegenbeispiel gezeigt bekommen, wir sahen ein Interview mit der Leitung einer Einrichtung für Jugendhilfe, welche ihr Personal sogar schon geschult hatte, dennoch erkannten sie den Fall eines sexuellen Missbrauchs nicht, sogar als die Zeichen dafür gegeben waren. Nachdem dieser Fall dann alle überfordert hatte reagierte die Einrichtung und baute sich ein Netzwerk auf, um im Falle eines neuen Missbrauchs schnell und koordiniert handeln zu können. Es vernetzten sich Polizei, Justiz, Jugendamt und viele verschiedene Einrichtungen der Jugendhilfe. So konnte letztendlich eine Anlaufstelle generiert werden und sie können mit ihrem Netzwerk den gesamten Landkreis abdecken. Dies ist natürlich ein Paradebeispiel, jedoch erstaunlich wichtig und interessant, dies einmal gehört zu haben. Mit diesem Netzwerk ist es auch möglich primärpreventive Maßnahmen durchzuführen, um sowohl die Mitarbeiter, als auch Kinder, Jugendliche und ihre Betreuungspersonen für die Thematik zu sensibilisieren. Wir leben in einer Zeit, in der dieses Thema kein Tabu mehr sein sollte. Durch die Thematisierung und Benennung wird ein jeder sensibilisiert und es ist vielleicht möglich ein bisschen Licht in die dunklen Kammern zu bringen, in denen ein solcher Missbrauch stattfindet und diesen im besten Fall früh aufzudecken. Danach sollten die entwickelten Schutzkonzepte greifen und dem Kind und Angehörigen eine großtmögliche Sicherheit bieten. Ist dieses Schutzkonzept durch eine Vernetzung von verschiedenen Institutionen aufgestellt, so kann jeder seinen klar vorgegebenen Aufgaben und Verantwortungen nachgehen und dem Opfer bestmöglich bei Seite stehen. Wer sich gerne in das Thema einlesen möchte, dem verlinke ich einmal nachfolgend noch weiterführende Literatur aus dem Seminar.

    https://justizministerium.hessen.de/sites/default/files/media/hmdjie/aktionsplan_zum_schutz_von_kindern_und_jugendlichen.pdf

    Viele Grüße und bleibt gesund,
    Marie-Angela Friedrich

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