Montag, 30. Januar 2023

Reizdarmsyndrom (RDS)

 Einleitung 


Das ist Tim, er leidet seit einiger Zeit immer wieder unter starken Bauchschmerzen. Seine Mama geht deshalb mit ihm zum Arzt. Nach einigen Untersuchungen stellt dieser die Diagnose Reizdarmsyndrom. Tim und seine Mama sind ratlos? Was ist das? In diesem Blogbeitrag werden sowohl Tim und seine Mama als auch ihr über diese weit verbreitete Krankheit informiert!




Reizdarmsyndrom – Was ist das?

Das Reizdarmsyndrom (RDS), oft auch als „nervöser Darm“ oder Reizkolon bezeichnet, gilt als eines der häufigsten funktionellen gastroenterologischen Krankheitsbilder, welches sich durch typische Beschwerden wie Bauchschmerzen, Verstopfung und Durchfall kennzeichnet (vgl. gesund.bund.de, 2020). Es handelt sich um eine ungefährliche, aber durchaus belastende und meist chronische Erkrankung, die oft im Alter von 20 – 30 Jahren das erste Mal auftritt und bei Frauen häufiger als Männern diagnostiziert wird. Schätzungsweise leiden ca. 10 – 20 von 100 Menschen an einem Reizdarmsyndrom (vgl. ebd.). Ungefährlich mach das RDS, dass die normale Organfunktion zwar gestört ist, es aber keine Veränderungen der Organstrukturen gibt oder gar eine bösartige Krankheit als Ursache der Beschwerden vorliegt (vgl. Nichterl 2021, S. 237).

Doch auch Kinder und Jugendliche können bereits an einem Reizkolon leiden. Aus einer Metaanalyse geht eine weltweite Gesamtprävalenz im Kindes- und Jugendalter von 8,8% für das RDS hervor. In Deutschland belaufen sich die Zahlen bei Kindern im Alter von 6 – 10 Jahren auf 4,9 % (vgl. Claßen 2018, S. 449).

Entstehung des Reizdarmsyndroms

Die Entstehung des RDS hängt von vielfältigen Einflussfaktoren ab. Neben genetischen Einflüssen können frühe Traumata (z.B. postpartales Absaugen des Magens) und Erkrankungen (Henoch–Schönlein Purpura, eine Entzündung der kleinen Blutgefäße) mit einem erhöhten Risiko für das Reizdarmsyndrom einhergehen. Ein weiterer häufiger Auslöser des RDS sind bakterielle Infektionen. (vgl. Claßen 2018, S. 450)

Schulmedizinisch gibt es jedoch noch keine konkrete Erklärung für die Ursachen des RDS. Ein möglicher Erklärungsansatz wäre eine Kommunikationsstörung zwischen Gehirn und Darm, sowie falsche Ernährungsweisen. Aber auch genetische Ursachen oder Stress werden immer wieder in Bezug auf das RDS genannt (vgl. Nichterl 2021, S. 238)

Typische Symptome 

Die Symptome des Reizdarmsyndroms können stark variieren. Manche Betroffene leiden vor allem an anhaltenden Bauch- oder Unterleibsschmerzen und Krämpfen, andere unter Durchfall und wieder andere plagt eine chronische Verstopfung. Auch wechselhafte Stühle sind häufig (vgl. Nichterl 2021, S. 237). Des Weiteren können Blähungen, ein Völlegefühl, schleimiger Ausfluss sowie Veränderungen im Stuhlgangsmuster Anzeichen eines RDS sein (vgl. gesund.bund.de 2020). 














Wie wird eine Diagnose gestellt?

Da es keine konkreten Symptome gibt, die rein auf das RDS schließen lassen, erfolgt die Diagnose über die Ausschlussdiagnostik. Hierbei werden andere Krankheiten des Magen-Darm-Traktes, welche ähnliche Symptome zeigen, z.B. durch Laboruntersuchungen ausgeschlossen (vgl. Nichterl 2021, S. 237f).












Wie kann das Reizdarmsyndrom behandelt werden?

Das RDS ist nicht heilbar, die Therapie zielt lediglich darauf ab die Symptome zu reduzieren. Hierbei spielen auch äußere Faktoren, wie z.B. eine Ernährungsumstellung eine wichtige Rolle. Aber auch Medikamente können kurzzeitig eingenommen werden, um Symptome wie Schmerzen oder Durchfall zu behandeln (vgl. Dr. Kada Benotmane, o.D.) .

Eine Behandlung der betroffenen Personen erfolgt immer individuell. Da sich bei jeder Person die Symptome anders äußern können, gibt es kein allgemeingültiges „Erfolgsrezept“.

Als erfolgreich haben sich jedoch der Verzicht auf einzelne Lebensmittel, die der Körper nicht gut verträgt und eine damit einhergehende Ernährungsumstellung mit Ernährungsberatung herausgestellt (vgl. ebd.).

Auch Entspannungsübungen, wie Yoga können dem Körper helfen Stress abzubauen und somit die Symptome des RDS vorzubeugen (vgl. Dr. Kada Benotmane, o.D).

Insgesamt sollte man beim RDS genau auf seine Ernährung achten und auf seinen eigenen Körper hören.


















Reizdarm im schulischen Kontext

In der Schule trifft man häufig auf Kinder, welche unter dem RDS leiden. Jedoch bleibt dies für die Lehrkräfte meist unbemerkt. Das Kind ist evtl. oft krank, muss häufiger auf die Toilette oder es zeigt allgemeines Unwohlsein. Eine klare Kommunikation zwischen den Betroffenen und den Lehrkräften ist hier wichtig, um das Kind weitestgehend unterstützen zu können. Als Lehrkraft kann man dem Kind gegenüber den Druck nehmen und unterstützend entgegenwirken.

Hierzu haben wir zwei Fragen zur Anregung an euch:

Wie könnte diese Entlastung im schulischen Kontext aussehen und wie könnte man Kinder mit RDS sonst unterstützen?

Leidet ihr selbst unter RDS oder kennt ihr jemanden? Falls ja, wie wurde bei euch/den Betroffenen mit der Situation umgegangen?

 

Von Christina Brobeil & Laura Lehmann

 

 


Literaturverzeichnis

Claßen, Martin (2018): Reizdarm bei Kindern und Jugendlichen. In: Monatsschrift Kinderheilkunde. 166 J./ Heft 5, S. 447 – 459.

Dr. Kada Benotmane, Boumediene (o.D.): Reizdarm / Reizdarmsyndrom. info Medizin. [Online]: https://www.infomedizin.de/impressum/ [abgerufen am 16.01.2023].

Gesund.bund.de (2020): Reizdarmsyndrom. [Online]:  https://gesund.bund.de/reizdarmsyndrom [abgerufen am 12.01.2023].

Nichterl, Claudia (2021): Integrative Ernährung. Ein ganzheitliches Konzept zur Prävention und Ernährungstherapie. Berlin: Springer Verlag.

 

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Schwabe Austria. From Nature. To Health. [o.J.]: Reizdarmsyndrom: Darmstörung ohne Ursache. [Online]: https://www.schwabe.at/reizdarm/ [abgerufen am 16.01.2023].

Abbildung 2:  Innovall (o.J.): Reizdarm: Ursachen, Symptome und wie man es behandelt! [Online]: https://innovall.de/ratgeber/reizdarm/reizdarmsyndrom/ [abgerufen am 16.01.2023]. 

Abbildung 3: AOK Hessen (2019): Reizdarmsyndrom: Die Top 5 der FODMAP-armen Lebensmittel. [Online]: https://www.presseportal.de/pm/117410/4323133 [abgerufen am 16.01.2023].

6 Kommentare:

  1. Hallo Ihr zwei,
    Das Thema ist mir direkt ins Auge gesprungen, da ich selbst diese (Sammel-)Diagnose habe, weshalb ich auch sehr dankbar bin, dass ihr euch dem Thema gewidmet habt. Ich kann aus persönlicher Erfahrung nur zustimmen, wie ihr es dargestellt habt. Es ist eine reine Ausschlussdiagnostik ohne groß zu wissen, was dahinter steckt. Das erhöht den Leidensdruck enorm, auch wenn es "nur" ein Reizdarm ist. Man lässt alle erdenklichen Untersuchungen über sich ergehen, um am Ende diese Diagnose zu bekommen und nach Hause geschickt zu werden. Informieren musste ich mich danach weitestgehend selbst, habe es auch mit heilpraktischer Therapie Bioresonanz versucht, doch nichts hat gewirkt. Schlussendlich weis ich nach zwei Jahren ausprobieren, auf welche Lebensmittel ich verzichten muss (Fructose, Zwiebeln, Knoblauch und zwei Süßstoffe), damit es mir gut geht. Bei mir ist es auch wichtig, dass ich meine aufkommenden Gefühle und Emotionen erkenne, um rechtzeitig Beruhigungs- und Entspannungsstrategien anzuwenden. Bekannte von mir berichten ähnliches.
    Ich hoffe, ich konnte auch einen persönlichen Einblick geben und dass dieser euch im Umgang mit Reizdarmpatienten hilft.
    Liebe Grüße
    Sarah
    P.S. Bitte nehmt es ernst, wenn jemand sagt, er kann diese oder jene Lebensmittel nicht essen, weil er sie nicht verträgt, auch wenn es sich manchmal absurd anhört. Sich noch rechtzufertigen für etwas, was einen selbst stört sollte nicht nötig sein:)

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  2. Hallo Christina,

    tatsächlich bin ich durch Social-Media das erste mal mit dem Thema RDS in Kontakt gekommen. Dabei haben verschiedene Personen über die chronische Krankheit aufgeklärt und erzählt was für Einschränkungen sie im alltäglichen Leben haben. Es fängt schon dabei an, dass man bei einem Tagestrip sich Informationen holen muss: Wo kann ich aufs Klo gehen? Über sowas habe ich mir noch nie Gedanken gemacht, aber es zeigt: Das RDS das Leben nicht leicht macht und schnell auf die Psyche umschlagen kann, wenn man z.B. auf Events nicht gehen, soziale Kontakte verliert etc..

    Schlussendlich finde ich, dass man für Personen mit RDS mehr Verständnis zeigen sollte, denn ich denke, es wird noch oft belächelt und nicht ernst genommen. Aus diesem Grund muss mehr Aufklärungsarbeit geschehen.

    Liebste Grüße

    Julia

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  3. Hallo Christina, hallo Laura,

    ein gut recherchierter und sehr fachlicher Beitrag. Ihr gebt eine tolle Einleitung, gute Übersicht und stellt verständlich den Kontext zur Schule her. Auch die Prävalenz der RDS einzubringen, finde ich stark. Damit wird deutlich, dass es ein relevantes Syndrom ist, mit dem vielleicht auch schon Schüler*innen zu kämpfen haben. Die verschiedenen Auslöser und Ursachen für RDS und die unterschiedlichen Gesichtspunkte, in denen es sich äußern kann, habt ihr mir eindrücklich und nachvollziehbar vermittelt. In dieser Weise wird der Kontext und die Bedeutung von RDS für betroffene Individuen greifbar und ich danke euch für die schöne Arbeit.
    Es hat für das Wohlbefinden der Kinder sicherlich nicht nur körperlich, sondern auch psychisch eine Tragweite, wenn die Verdauung wechselhaft oder unangenehm verläuft. Ein Kind, welches häufig zur Toilette gehen muss, fühlt sich vielleicht unsicher oder fällt den Klassenkameraden auf. Darauf könnten Unsicherheit und vielleicht sogar Ausgrenzung im sozialen Kreis für die Kinder folgen. Wenn sie häufig Nervosität oder Schmerzen durch unberechenbare Vorgänge im Verdauungstrakt spüren, kann die Belastung zu Stress führen und oder ein vorhandenes Stresslevel hoch halten.
    Also nach der Beschreibung aus eurem Beitrag ist die Intervention durch Eltern und Lehrkräfte notwendig. Allein, um die Problematik zu wissen und einfühlsam auf die Lage eingehen zu können, kann den Kindern ungemeine Entlastung bringen.
    Zu diesem Standpunkt komme ich auch aus Erfahrungen und Gesprächen mit meinem Umfeld. Hier möchte ich auf eure Fragen eingehen; In meinem nahen Umfeld leidet eine Person tatsächlich an RDS und der Umfang der psychischen Belastung und auch die Einschränkungen für den Alltag sind markant. Es handelt sich um eine Junge Frau, die wegen der Krankheit sogar ihren Beruf wechseln musste. Sie war als Reisebegleitung tätig und konnte vielen Aktivitäten nichtmehr beiwohnen, da sie in Regelmäßigkeit eine Toilette aufsuchen müsste – die nicht immer vorhanden war. Zudem sind ihr Selbstwert und ihre Leistungsfähigkeit gesunken, da die Verdauung auch auf die körperliche Verfassung großen Einfluss hat und RDS bei ihr zu Mangelerscheinungen führt.
    In einem ersten Ansatz würde ich als LK dem RDS bei Schüler*innen so begegnen, dass ich eine vertrauensvolle und stressreduzierte Umgebung schaffe. „Aufs Klo gehen“ sollte für die Kinder jederzeit erlaubt sein und ohne Kommentare oder Abstrafungen gehandelt werden. Aktivitäten sollten so geplant sein, dass körperliche Bedarfe mit bedacht sind und sanitäre Anlagen zur Verfügung stehen. Erst in weiteren Schritten würde ich als LK in Betracht ziehen eventuell in Zusammenarbeit mit den Eltern die konkrete Symptomatik eines betroffenen Kindes zu erfragen und helfende Maßnahmen einzuleiten.

    Ich freue mich, weitere Kommentare zum Thema zu lesen und weitere Erfahrungen und Blickwinkel zu RDS mitzunehmen!

    Vielen Dank für den wirklich sehr guten Blogbeitrag!
    Sara

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  4. Hallo ihr beiden,
    ich muss zu beginn anmerken, dass ich euren Blogbeitrag sehr informativ und gut gestaltet wahrgenommen habe. Ich finde es sehr schön, dass ihr euch mit dem Thema befasst habt und dass ihr damit einer großen Menge an Menschen eine Bühne gebt. Das Thema des RDS ist sonst kaum vorzufinden, obgleich es eine große Bedeutung für den Schulalltag hat. Ich denke, dass solche Thematiken immer öfter auf uns als angehende Lehrkräfte zukommen und es ist wichtig sich damit auseinanderzusetzen. Mich beschäftigt vor allem aber auch den Umgang damit in der Klassengemeinschaft. Ich stelle es mir als eine Herausforderung vor, dass die Mitschülerinnen und Mitschüler, welche nicht an RDS leiden, dafür zu sensibilisieren, ohne Betroffene unwillentlich auszugrenzen oder zumindest der Gefahr der Ausgrenzung der Gefahr auszusetzen. Wie stellt ihr euch das vor, dass man so sensibel wie möglich mit der Thematik im Schulalltag und Unterricht umgeht?

    Viele Grüße
    Marlon

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  5. Hallo ihr beiden,
    Ich finde euren Blogbeitrag sehr informativ. Zuerst einmal hat mir aber eure Einleitung sehr gut gefallen, sie führt sehr schön an das Thema heran, wodurch euer Blogbeitrag auch für Schülerinnen und Schüler ansprechend gestaltete ist und sie zum weiterlesen animiert werden.
    Ich habe mich noch nie so richtig mit dem Thema Reizdarmsyndrom auseinander gesetzt und war gespannt zu erfahren, was genau das ist und die Diagnose für die Betroffenen bedeutet. Es ist erschreckend zu lesen, dass RDS nur durch das Ausschlussverfahren diagnostiziert werden kann, umso wichtiger ist es, darüber zu informieren und das Thema auch im Unterricht anzusprechen.
    Die Fragestellung wie man mit Betroffen im Unterricht umgehen soll, ist ebenso spannend. Ich glaube, am Besten ist es, wenn man gemeinsam mit der oder dem betreffenden Schülerin oder Schüler darüber redet und auch gemeinsam eine individuelle Lösung findet.
    Als Biologielehrerin Inder -lehrer kann man an der Stelle wenn gewünscht natürlich auch noch ein paar Tipps zur Ernährung geben, sollte die oder der Schülerin oder Schüler darum bitten.
    Lieb Grüße
    Vera

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  6. Hallo ihr beiden,
    Ich finde euren Blockbeitrag toll gestaltet von der Aufmachung und Strukturierung. Ich weiß noch, dass wir in der Oberstufe in Biologie das Thema zwar mal behandelt haben aber danach denkt man wenn man nicht betroffen ist leider auch nicht wirklich weiter darüber nach. Ich finde es deswegen toll das ihr das Thema hier angesprochen habt und auch schon gut erklärt, da es ja jedem von uns später in der Schule begegnen kann.
    Wenn man darüber Bescheid weiß das eins der Kinder in der Klasse darunter leidet fände ich des gut immer darauf zu achten, dass wenn es etwas zu essen gibt und es etwas mitgebracht wird auch was für dieses Kind diese Kinder dabei ist, damit sie sich nicht ausgeschlossen fühlen.
    Viele Grüße,
    Joleen Albrecht

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