Das achtsame Klassenzimmer: Meditation und
Yoga im Unterricht
Meditation
verspricht von Stresslinderung, erhöhter Konzentrationsfähigkeit, bis hin zur
Veränderung der Hirnchemie, fast alles. Das soll durch simple Übungen möglich
gemacht werden…
…Natürlich
wird eine angehende Lehrperson hier hellhörig, denn zum einen sind sie eine der
Berufsgruppen, die der höchsten Stressbelastung ausgesetzt sind und zum anderen
leiden immer mehr Schüler*innen unter dem wachsenden Druck, der in der Schule
auf sie wartet. Vor allem Schüler*innen, die aus einem sozial schwachen Umfeld
kommen, können mit den zusätzlichen Belastungen im Schulalltag nicht umgehen
® Somit stellt sich die Frage, inwieweit
Meditation und Achtsamkeitstraining zur Lösung dieser Problematik beitragen
kann?
Was ist Meditation überhaupt?
Meditation
- vom lateinischen Wort für "nachsinnen, nachdenken" - umfasst eine
ganze Reihe unterschiedlicher Methoden. Viele davon sind sehr alt und religiös
begründet, zum Beispiel die Zen-Meditation oder andere buddhistische
Meditationsformen. Solche Meditation hat zum Ziel, frei zu werden von der
ständigen Schau auf sich selbst. Oder sie will eine Haltung der Achtsamkeit und
Liebe entwickeln. Auch in anderen Religionen wird Meditation gepflegt, etwa in
den Klöstern christlicher Mönche und Nonnen oder im islamischen Sufi-Orden.
Hier geht es darum, den Geist freizumachen für die Verbindung zu Gott.
Aus
solchen Ursprüngen haben sich mittlerweile auch Meditationsmethoden entwickelt,
die ohne einen religiösen Hintergrund auskommen und stattdessen die
entspannende Wirkung der Konzentration und Achtsamkeit in den Vordergrund
stellen.
Wie
Yoga ist Meditation eine Kunst für sich. Deshalb ist eine fachlich kompetente
Anleitung wichtig. Damit die Meditation richtig wirken kann, ist regelmäßiges
Üben unerlässlich. Es ist besser, täglich ein paar Minuten dafür einzuplanen,
als sich einmal in der Woche einem langen Training zu unterziehen. Jede Übung
braucht Zeit und Ruhe. Es ist darum auch besser, nur wenige Übungen mit größter
Bewusstheit auszuführen, als mehrere hastig hintereinander zu absolvieren.
Wirkung
Studien zeigen: Meditation wirkt ähnlich entspannend wie andere Techniken zur Entspannung.
Atem
und Herz gehen langsamer. Der Blutdruck sinkt. Der Stoffwechsel beruhigt sich. Schädliche
Stresseinflüsse auf das Immunsystem werden vermindert. Wer regelmäßig
meditiert, wird gelassener und lässt sich von den Problemen des Alltags weniger
vereinnahmen.
Meditation in der
Schule – Achtsamkeit und Empathie
Nach (Jensen 2014) ergibt die
Meditation in der Schule viele Möglichkeiten der Qualitätssicherung und ein
gutes Lehr- Lernklima herzustellen. Dabei ist die Grundlage die
Entwicklungspsychologie, genau gesagt über „die Bedeutung der Beziehung für die
Entwicklung der Lernbereitschaft und prozessorientierte Pädagogik. Außerdem
spielt die neuroaffektive Psychologie eine wichtige Rolle, da sie „das Wissen
über den Aufbau des Nervensystems und die Bedeutung der Physiologie für einen
Zusammenhang mit Bindungs- und Beziehungserfahrungen stellt. In diesem Bereich
der Meditation und Achtsamkeit geht es um Empathie, Beziehungskompetenz,
Inklusion, Aufmerksamkeit und Präsenz, sowie die natürlichen Kompetenzen, die
dabei eine wichtige Rolle spielen. Die natürlichen Fähigkeiten, die das Herz,
den Körper, die Atmung, das Bewusstsein und die Kreativität von Natur aus
besitzen. Dies umfasst die Fähigkeit, Empathie zu zeigen, sich entspannen zu
können und zu spüren, sich auf die Atmung zu konzentrieren und zu vertiefen,
fit, wach und aufmerksam zu sein. Zudem kann die Fähigkeit, kreativ auf innere
oder äußere Impulse zu reagieren gefördert werden. Es geht auch darum, ein
Bewusstsein für die natürlichen Kompetenzen zu schaffen, diese zu erinnern und
zu entdecken oder wiederzuentdecken und sie somit als Fundament für ein gutes
Lern- und Entwicklungsumfeld anwenden zu können.
Die folgenden Übungen, die dazu
angewendet werden können, wirken am besten bei regelmäßiger Anwendung, täglich
oder zu mindestens mehrmals die Woche. Schon fünf bis fünfundzwanzig Minuten
pro Tag oder an den Tagen an denen man sie machen möchte. Sie sind ein Beispiel
für die Stärkung der fünf natürlichen Kompetenzen (Herz, Bewusstsein, Atmung,
Kreativität, Körper).
Übung 1
Setze dich bequem hin und lege
deine rechte Hand auf das Herz und die andere Hand auf deine rechte Hand.
Spüre, wie die Hand deine Brust berührt und spüre den Bereich deines Herzens,
wie deine Brust sich hebt und senkt. Spüre deine Herzschläge. Kannst du dein
Herz schlagen hören? Wie fühlt sich deine Gegend des Herzens an? Welche
Stimmung kannst du empfinden? Wichtig ist, dass du deine Aufmerksamkeit auf das
Herz richtest, wenn du nichts spürst, ist das auch in Ordnung.
Übung 2
Setze dich bequem hin und spüre,
wie du sitzt. Wie empfindest du den Raum, in dem du sitzt? Die anderen
Menschen? Du sollst keinen Kontakt zu ihnen aufnehmen nur wahrnehmen. Richte
deine Aufmerksamkeit auf deine Gedanken und versuche sie zu erfassen, beachte
ihren Verlauf. Sie entstehen, haben einen Inhalt und verschwinden dann wieder.
Spüre ihnen nach und lass die Gedanken kommen und gehen. Versuche tief durchzuatmen,
schlechte Gedanken loszulassen und deinen inneren Stress abzubauen.
Im Folgenden sollen speziell für
das Klassenzimmer einige Achtsamkeitsspiele vorgestellt werden:
Einfrieren
Alle
bewegen sich zu einer lebhafteren Musik im Raum. Mit der Zeit wird die Musik
ruhiger und der L geht herum und berührt die Schüler*in z. B. mit einem Stab an
der Schulter. Der/Die Schüler*in muss sofort in seiner Bewegung erstarren. Wer
macht die schönste Eisfigur??? Beim Auftauen wird wieder jede/r Schüler*in
berührt und dann aufgefordert auf den Platz/in den Stuhlkreis zu gehen.
Wer
schläft am längsten?
Alle
Schüler*innen legen sich auf den Boden und schließen die Augen. Der L geht
herum und tippt die Schüler*innen einzeln an, „weckt“ sie. Nach und nach stehen
alle auf. Und verhalten sich ganz ruhig. Wenn nur noch ein Schüler*innen am
Boden liegt, bilden alle ganz leise einen Kreis um ihn und wecken ihn mit dem
Satz. „Du schläfst am längsten“.
Zublinzeln
Die
Schüler:*nnen bilden einen Kreis, bestehend aus Außen- und Innenkreis. Ein Kind
bleibt allein. Es sucht sich nun aus den Personen im Innenkreis eine/n Schüler*in
aus und blinzelt ihm/ihr zu, als Zeichen, dass diese/r zu ihm kommen soll. Das andere
Kind versucht schnell und unauffällig den Platz zu wechseln, ohne, dass die
Person hinter ihm dies merkt. Bemerkt sie dies, dann darf sie den
Vordermann/die Vorderfrau festhalten. Gelingt es den Platz zu wechseln, ist die
Person, die nun allein ist, der/die Zublinzler*in.
Atemübungen,
können auch besonders förderlich für das Klassenzimmer sein, weshalb hier noch
zwei spezielle Atemübungen für die Klasse thematisiert werden.
Bauchatmung
spüren
Die
Schüler*innen erhalten einen Tennisball. Sie liegen auf dem Rücken und legen
den Ball auf das Zwerchfell (Bauchnabel). Die Schüler*innen sollen nun ruhig
ein- und ausatmen, so dass der Ball sich bewegt, aber nicht herunterfällt.
Der
rote Luftballon
Die
Schüler*innen sitzen gerade/stehen/liegen am Boden und atmen tief ein. Sie
sollen sich dabei vorstellen ein großer Luftballon zu sein, der nun durch
tiefes Einatmen aufgeblasen wird. Dann sollen sie die Luft entweichen lassen.
Der letzte Rest der Luft wird mit einem „T-Laut“ weggeatmet
Yoga-Übungen,
um Achtsamkeit zu entwickeln
Yoga ist ein sehr altes, aus
Indien kommendes Übungssystem, welches seit über hundert Jahren auch im Westen
bekannt ist und auf die Stärkung körperlicher und geistiger Haltungen abzielt.
Yoga bedeutet „verbinden“ und wird interpretiert als Einheit und Harmonie. Es
gibt verschiedene Yoga-Richtungen, wobei Hatha Yoga eine der bekanntesten
dargestellt, die körperorientierte Übungen, Atemübungen, Meditationen und
Tiefenentspannungstechniken umfasst.
Keine einzige Generation ist mit
so vielen Reizen aufgewachsen wie die heutigen Kinder. Der Unterricht in den
Schulen ist häufig geprägt durch Unruhe. Dies ist auch auf die Zunahme von Konzentrationsproblemen
und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern zurückzuführen. Yoga kann Kindern dabei
helfen, Unruhe, Angst und Stress zu regulieren. Mit Achtsamkeitsübungen kann
die zielgerichtete Aufmerksamkeit geübt werden. Yogaübungen in der Schule unterstützen
dies, da sie Bewegungen und Körperhaltungen erfordern, die hilfreich dabei sind
Achtsamkeit zu entwickeln, indem sie den Körper und die Atmung auf eine
dynamische Weise erfahrbar machen.
Yoga für Kinder
Yoga für Kinder unterscheidet
sich nur in wenigen Punkten von Yoga für Erwachsene. Wichtig ist es, das Alter
und die jeweilige Entwicklungsstufe der Schüler*innen bei der Anleitung und der
Durchführung von Übungen zu berücksichtigen.
Yoga
kann nicht nur die physische und die psychische Gesundheit von Kindern
unterstützen. Bereits kurze Einheiten von 2-5 Minuten bieten Kindern und
Jugendlichen in ihrem Alltag viele Vorteile. Sie erleben einen gesunden Umgang
mit dem eigenen Körper und Gefühlen und lernen, gelassener auf Stress und
Anspannung zu reagieren. Die Übungen führen zu mehr Ruhe und Konzentration, so
dass man gut zusammen lernen kann. Es macht den Kindern und Jugendlichen Spaß,
sich auch während des Unterrichts zu bewegen zu dürfen, und es tut ihnen gut,
dass auch ihre Gefühle einen Raum haben. Außerdem vermittelt Yoga eine ethische
Haltung, die den Einzelnen und die Gemeinschaft stärkt. Yoga lässt den
natürlichen Bewegungsdrang der Schüler*innen zu, ohne dass Unruhe im
Klassenzimmer ausbricht. Die bewusste Regulierung der Atmung trägt dazu bei,
die Konzentration der Kinder zu erhöhen und ihnen das Lernen zu erleichtern.
Im Folgenden finden sich
nun drei einfache Beispiele wie Yoga in den Schulalltag integriert werden kann.
Tiefe Bauchatmung
Eignet
sich besonders vor dem Unterrichtsbeginn: Die Kinder legen die Hände auf den
Bauch und atmen tief durch die Nase in den Bauch, bis er sich hebt und wieder
aus, bis er sich senkt. Dabei können sie langsam bis 3 oder sogar bis 4 zählen
beim Einatmen und beim Ausatmen.
Die
tiefe Bauchatmung sorgt für Entspannung, um gelassen im Schulalltag zu starten.
Sonnengruß
Sind
die Schüler*innen sehr müde und unmotiviert, können 2-4 Runden Sonnengruß wahre
Wunder bewirken. Die Kinder stellen sich so hin, dass sie genügend Platz hinter
sich haben.
Sie
atmen ein und aus, falten die Hände vor der Brust. Atmen ein, strecken die
Hände nach oben, atmen aus, legen die Hände neben die Füße, atmen ein, strecken
ein Bein zurück, atmen aus, das andere Bein zurück, atmen ein heben Brust und
Kopf nach oben, atmen aus, heben das Gesäß nach oben und den Kopf nach
unten, atmen ein, ziehen den Fuß wieder nach vorne zwischen die Hände, atmen
aus, den anderen Fuß hinterher, atmen ein, strecken die Hände nach oben, atmen
aus, lassen die Hände fallen. Dann wird mit dem anderen Fuß angefangen.
Der
Sonnengruß aktiviert den Körper und die Kinder sind hellwach und können sich
besser konzentrieren.
Der Krieger
Der Krieger ist eine bekannte Yoga-Position, die
sich auch für schüchterne und ängstliche Kinder eignet, da sie unkompliziert
ist und vielen Kindern so zu Erfolgserlebnissen verhilft. Die Schüler*innen stellen sich hinter ihren Stuhl,
drehen dann den rechten Fuß so, dass ihre Fußspitze nach rechts zeigt. Der
Oberkörper wird in dieselbe Richtung gedreht. Der rechte Arm wird nach vorne
und der linke Arm nach hinten gestreckt. Im Anschluss wird mehrmals tief ein-
und ausgeatmet. |
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Literaturquellen:
-
Brug, Femmy (2018): Achtsamkeit und Yoga in der
Grundschule. Verlag an der Ruhr:Mülheim an der Ruhr
-
Jensen, Helle (2014): Hellwach und ganz bei
sich: Achtsamkeit und Empathie in der Schule. Beltz Verlag: Weinheim Basel
-
Piecha, Sabine (2022): Yoga in der Grundschule
für Kinder. Unter: https://www.yokids.de/yoga-in-der-grundschule/.
Abbildungsquellen:
2. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/77981/Fast-jeder-zweite-Schueler-leidet-unter-Stress
3. https://schnelleinfachgesund.de/meditation/
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