Dienstag, 21. Februar 2023

Das achtsame Klassenzimmer

 

 
Das achtsame Klassenzimmer: Meditation und Yoga im Unterricht

Meditation verspricht von Stresslinderung, erhöhter Konzentrationsfähigkeit, bis hin zur Veränderung der Hirnchemie, fast alles. Das soll durch simple Übungen möglich gemacht werden…

 




…Natürlich wird eine angehende Lehrperson hier hellhörig, denn zum einen sind sie eine der Berufsgruppen, die der höchsten Stressbelastung ausgesetzt sind und zum anderen leiden immer mehr Schüler*innen unter dem wachsenden Druck, der in der Schule auf sie wartet. Vor allem Schüler*innen, die aus einem sozial schwachen Umfeld kommen, können mit den zusätzlichen Belastungen im Schulalltag nicht umgehen

und laufen somit Gefahr schon im jungen Alter psychisch und körperlich zu erkranken. Die Schule soll kein Ort sein, an dem sich diejenigen unwohl fühlen, die es zu schützen gilt. Es sollte ein Ort der eigenen Progression und des sozialen Miteinanders sein.

®    Somit stellt sich die Frage, inwieweit Meditation und Achtsamkeitstraining zur Lösung dieser Problematik beitragen kann?

 

 

Was ist Meditation überhaupt?

Meditation - vom lateinischen Wort für "nachsinnen, nachdenken" - umfasst eine ganze Reihe unterschiedlicher Methoden. Viele davon sind sehr alt und religiös begründet, zum Beispiel die Zen-Meditation oder andere buddhistische Meditationsformen. Solche Meditation hat zum Ziel, frei zu werden von der ständigen Schau auf sich selbst. Oder sie will eine Haltung der Achtsamkeit und Liebe entwickeln. Auch in anderen Religionen wird Meditation gepflegt, etwa in den Klöstern christlicher Mönche und Nonnen oder im islamischen Sufi-Orden. Hier geht es darum, den Geist freizumachen für die Verbindung zu Gott.

Aus solchen Ursprüngen haben sich mittlerweile auch Meditationsmethoden entwickelt, die ohne einen religiösen Hintergrund auskommen und stattdessen die entspannende Wirkung der Konzentration und Achtsamkeit in den Vordergrund stellen.

Wie Yoga ist Meditation eine Kunst für sich. Deshalb ist eine fachlich kompetente Anleitung wichtig. Damit die Meditation richtig wirken kann, ist regelmäßiges Üben unerlässlich. Es ist besser, täglich ein paar Minuten dafür einzuplanen, als sich einmal in der Woche einem langen Training zu unterziehen. Jede Übung braucht Zeit und Ruhe. Es ist darum auch besser, nur wenige Übungen mit größter Bewusstheit auszuführen, als mehrere hastig hintereinander zu absolvieren.

 

Wirkung




Studien zeigen: Meditation wirkt ähnlich entspannend wie andere Techniken zur Entspannung.

Atem und Herz gehen langsamer. Der Blutdruck sinkt. Der Stoffwechsel beruhigt sich. Schädliche Stresseinflüsse auf das Immunsystem werden vermindert. Wer regelmäßig meditiert, wird gelassener und lässt sich von den Problemen des Alltags weniger vereinnahmen.

 

Meditation in der Schule – Achtsamkeit und Empathie

Nach (Jensen 2014) ergibt die Meditation in der Schule viele Möglichkeiten der Qualitätssicherung und ein gutes Lehr- Lernklima herzustellen. Dabei ist die Grundlage die Entwicklungspsychologie, genau gesagt über „die Bedeutung der Beziehung für die Entwicklung der Lernbereitschaft und prozessorientierte Pädagogik. Außerdem spielt die neuroaffektive Psychologie eine wichtige Rolle, da sie „das Wissen über den Aufbau des Nervensystems und die Bedeutung der Physiologie für einen Zusammenhang mit Bindungs- und Beziehungserfahrungen stellt. In diesem Bereich der Meditation und Achtsamkeit geht es um Empathie, Beziehungskompetenz, Inklusion, Aufmerksamkeit und Präsenz, sowie die natürlichen Kompetenzen, die dabei eine wichtige Rolle spielen. Die natürlichen Fähigkeiten, die das Herz, den Körper, die Atmung, das Bewusstsein und die Kreativität von Natur aus besitzen. Dies umfasst die Fähigkeit, Empathie zu zeigen, sich entspannen zu können und zu spüren, sich auf die Atmung zu konzentrieren und zu vertiefen, fit, wach und aufmerksam zu sein. Zudem kann die Fähigkeit, kreativ auf innere oder äußere Impulse zu reagieren gefördert werden. Es geht auch darum, ein Bewusstsein für die natürlichen Kompetenzen zu schaffen, diese zu erinnern und zu entdecken oder wiederzuentdecken und sie somit als Fundament für ein gutes Lern- und Entwicklungsumfeld anwenden zu können.

Die folgenden Übungen, die dazu angewendet werden können, wirken am besten bei regelmäßiger Anwendung, täglich oder zu mindestens mehrmals die Woche. Schon fünf bis fünfundzwanzig Minuten pro Tag oder an den Tagen an denen man sie machen möchte. Sie sind ein Beispiel für die Stärkung der fünf natürlichen Kompetenzen (Herz, Bewusstsein, Atmung, Kreativität, Körper).

Übung 1

Setze dich bequem hin und lege deine rechte Hand auf das Herz und die andere Hand auf deine rechte Hand. Spüre, wie die Hand deine Brust berührt und spüre den Bereich deines Herzens, wie deine Brust sich hebt und senkt. Spüre deine Herzschläge. Kannst du dein Herz schlagen hören? Wie fühlt sich deine Gegend des Herzens an? Welche Stimmung kannst du empfinden? Wichtig ist, dass du deine Aufmerksamkeit auf das Herz richtest, wenn du nichts spürst, ist das auch in Ordnung.

 

Übung 2

Setze dich bequem hin und spüre, wie du sitzt. Wie empfindest du den Raum, in dem du sitzt? Die anderen Menschen? Du sollst keinen Kontakt zu ihnen aufnehmen nur wahrnehmen. Richte deine Aufmerksamkeit auf deine Gedanken und versuche sie zu erfassen, beachte ihren Verlauf. Sie entstehen, haben einen Inhalt und verschwinden dann wieder. Spüre ihnen nach und lass die Gedanken kommen und gehen. Versuche tief durchzuatmen, schlechte Gedanken loszulassen und deinen inneren Stress abzubauen.

 

Im Folgenden sollen speziell für das Klassenzimmer einige Achtsamkeitsspiele vorgestellt werden:

 

Einfrieren

Alle bewegen sich zu einer lebhafteren Musik im Raum. Mit der Zeit wird die Musik ruhiger und der L geht herum und berührt die Schüler*in z. B. mit einem Stab an der Schulter. Der/Die Schüler*in muss sofort in seiner Bewegung erstarren. Wer macht die schönste Eisfigur??? Beim Auftauen wird wieder jede/r Schüler*in berührt und dann aufgefordert auf den Platz/in den Stuhlkreis zu gehen.

 

Wer schläft am längsten?

Alle Schüler*innen legen sich auf den Boden und schließen die Augen. Der L geht herum und tippt die Schüler*innen einzeln an, „weckt“ sie. Nach und nach stehen alle auf. Und verhalten sich ganz ruhig. Wenn nur noch ein Schüler*innen am Boden liegt, bilden alle ganz leise einen Kreis um ihn und wecken ihn mit dem Satz. „Du schläfst am längsten“.

 

 Zublinzeln

Die Schüler:*nnen bilden einen Kreis, bestehend aus Außen- und Innenkreis. Ein Kind bleibt allein. Es sucht sich nun aus den Personen im Innenkreis eine/n Schüler*in aus und blinzelt ihm/ihr zu, als Zeichen, dass diese/r zu ihm kommen soll. Das andere Kind versucht schnell und unauffällig den Platz zu wechseln, ohne, dass die Person hinter ihm dies merkt. Bemerkt sie dies, dann darf sie den Vordermann/die Vorderfrau festhalten. Gelingt es den Platz zu wechseln, ist die Person, die nun allein ist, der/die Zublinzler*in.

Atemübungen, können auch besonders förderlich für das Klassenzimmer sein, weshalb hier noch zwei spezielle Atemübungen für die Klasse thematisiert werden.

 

Bauchatmung spüren

Die Schüler*innen erhalten einen Tennisball. Sie liegen auf dem Rücken und legen den Ball auf das Zwerchfell (Bauchnabel). Die Schüler*innen sollen nun ruhig ein- und ausatmen, so dass der Ball sich bewegt, aber nicht herunterfällt.

 

Der rote Luftballon

Die Schüler*innen sitzen gerade/stehen/liegen am Boden und atmen tief ein. Sie sollen sich dabei vorstellen ein großer Luftballon zu sein, der nun durch tiefes Einatmen aufgeblasen wird. Dann sollen sie die Luft entweichen lassen. Der letzte Rest der Luft wird mit einem „T-Laut“ weggeatmet

 

 

 

 

Yoga-Übungen, um Achtsamkeit zu entwickeln

Yoga ist ein sehr altes, aus Indien kommendes Übungssystem, welches seit über hundert Jahren auch im Westen bekannt ist und auf die Stärkung körperlicher und geistiger Haltungen abzielt. Yoga bedeutet „verbinden“ und wird interpretiert als Einheit und Harmonie. Es gibt verschiedene Yoga-Richtungen, wobei Hatha Yoga eine der bekanntesten dargestellt, die körperorientierte Übungen, Atemübungen, Meditationen und Tiefenentspannungstechniken umfasst.

Keine einzige Generation ist mit so vielen Reizen aufgewachsen wie die heutigen Kinder. Der Unterricht in den Schulen ist häufig geprägt durch Unruhe. Dies ist auch auf die Zunahme von Konzentrationsproblemen und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern zurückzuführen. Yoga kann Kindern dabei helfen, Unruhe, Angst und Stress zu regulieren. Mit Achtsamkeitsübungen kann die zielgerichtete Aufmerksamkeit geübt werden. Yogaübungen in der Schule unterstützen dies, da sie Bewegungen und Körperhaltungen erfordern, die hilfreich dabei sind Achtsamkeit zu entwickeln, indem sie den Körper und die Atmung auf eine dynamische Weise erfahrbar machen.

 

Yoga für Kinder

Yoga für Kinder unterscheidet sich nur in wenigen Punkten von Yoga für Erwachsene. Wichtig ist es, das Alter und die jeweilige Entwicklungsstufe der Schüler*innen bei der Anleitung und der Durchführung von Übungen zu berücksichtigen.

Yoga kann nicht nur die physische und die psychische Gesundheit von Kindern unterstützen. Bereits kurze Einheiten von 2-5 Minuten bieten Kindern und Jugendlichen in ihrem Alltag viele Vorteile. Sie erleben einen gesunden Umgang mit dem eigenen Körper und Gefühlen und lernen, gelassener auf Stress und Anspannung zu reagieren. Die Übungen führen zu mehr Ruhe und Konzentration, so dass man gut zusammen lernen kann. Es macht den Kindern und Jugendlichen Spaß, sich auch während des Unterrichts zu bewegen zu dürfen, und es tut ihnen gut, dass auch ihre Gefühle einen Raum haben. Außerdem vermittelt Yoga eine ethische Haltung, die den Einzelnen und die Gemeinschaft stärkt. Yoga lässt den natürlichen Bewegungsdrang der Schüler*innen zu, ohne dass Unruhe im Klassenzimmer ausbricht. Die bewusste Regulierung der Atmung trägt dazu bei, die Konzentration der Kinder zu erhöhen und ihnen das Lernen zu erleichtern.

Im Folgenden finden sich nun drei einfache Beispiele wie Yoga in den Schulalltag integriert werden kann.

 

Tiefe Bauchatmung

Eignet sich besonders vor dem Unterrichtsbeginn: Die Kinder legen die Hände auf den Bauch und atmen tief durch die Nase in den Bauch, bis er sich hebt und wieder aus, bis er sich senkt. Dabei können sie langsam bis 3 oder sogar bis 4 zählen beim Einatmen und beim Ausatmen.

Die tiefe Bauchatmung sorgt für Entspannung, um gelassen im Schulalltag zu starten.

 

Sonnengruß

Sind die Schüler*innen sehr müde und unmotiviert, können 2-4 Runden Sonnengruß wahre Wunder bewirken. Die Kinder stellen sich so hin, dass sie genügend Platz hinter sich haben.

Sie atmen ein und aus, falten die Hände vor der Brust. Atmen ein, strecken die Hände nach oben, atmen aus, legen die Hände neben die Füße, atmen ein, strecken ein Bein zurück, atmen aus, das andere Bein zurück, atmen ein heben Brust und Kopf nach oben, atmen aus, heben das Gesäß nach oben und den Kopf nach unten, atmen ein, ziehen den Fuß wieder nach vorne zwischen die Hände, atmen aus, den anderen Fuß hinterher, atmen ein, strecken die Hände nach oben, atmen aus, lassen die Hände fallen. Dann wird mit dem anderen Fuß angefangen. 

Der Sonnengruß aktiviert den Körper und die Kinder sind hellwach und können sich besser konzentrieren. 



 






Der Krieger

Der Krieger ist eine bekannte Yoga-Position, die sich auch für schüchterne und ängstliche Kinder eignet, da sie unkompliziert ist und vielen Kindern so zu Erfolgserlebnissen verhilft.

Die Schüler*innen stellen sich hinter ihren Stuhl, drehen dann den rechten Fuß so, dass ihre Fußspitze nach rechts zeigt. Der Oberkörper wird in dieselbe Richtung gedreht. Der rechte Arm wird nach vorne und der linke Arm nach hinten gestreckt. Im Anschluss wird mehrmals tief ein- und ausgeatmet.

 



 

Euer Blogger -Team

Jil Mogler, Nicola Ober und Larissa Pelzer

 

 

 

Literaturquellen:

-        Brug, Femmy (2018): Achtsamkeit und Yoga in der Grundschule. Verlag an der Ruhr:Mülheim an der Ruhr

-        Jensen, Helle (2014): Hellwach und ganz bei sich: Achtsamkeit und Empathie in der Schule.  Beltz Verlag: Weinheim Basel

-        Piecha, Sabine (2022): Yoga in der Grundschule für Kinder. Unter: https://www.yokids.de/yoga-in-der-grundschule/.

Stilleuebungen_und_Meditation_in_der_Schule (2).pdf

Abbildungsquellen:

1.      https://de.freepik.com/vektoren-kostenlos/organische-flache-leute-die-illustration-meditieren_13297280.htm#query=meditation&position=0&from_view=keyword

2.      https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/77981/Fast-jeder-zweite-Schueler-leidet-unter-Stress

3.      https://schnelleinfachgesund.de/meditation/

4.      https://www.yogazeit.at/sonnengruss-fuer-kinder/

5.      https://www.yokids.de/yoga-in-der-grundschule/

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