Sonntag, 19. Februar 2023

SITZEN – bequem oder ungesund?

 

Lisa besucht die fünfte Klasse. Jeder Tag beginnt für sie mit einem Frühstück. Da sie heute zu spät dran ist fährt ihre Mutter sie in die Schule. Heute hat Lisa sechs Schulstunden. Nach Schulende geht Lisa zur Nachmittagsbetreuung, wo es zuerst ein leckeres Mittagessen gibt. Anschließend ist es Zeit die Hausaufgabe zu erledigen. Da Lisa dafür länger braucht als sonst, ist im Anschluss nur noch wenig Zeit, um mit ihren Freunden draußen zu spielen. Bald schon ist die Nachmittagsbetreuung zu Ende und Lisa macht sich mit dem Bus auf den Weg nach Hause. Solange ihre Mutter das Abendbrot zubereitet spielt sie mit ihrem Hasen im Garten. Nach dem Abendessen darf sie noch eine Folge ihrer Lieblingsserie im Fernsehen anschauen bevor es Zeit ist ins Bett zu gehen. Schließlich muss Lisa morgen früh wieder früh für die Schule aufstehen.

So, oder so ähnlich könnte der normale Tag eines Schülers/einer Schülerin (SuS) aussehen. Bei genauerer Betrachtung fällt vermutlich auf, dass der gesamte Tag von ständigem Sitzen geprägt ist. Und das, obwohl Kinder einen besonders großen Bewegungsdrang besitzen, der durch die Schule, die Familie, Umwelteinflüsse und den heutzutage stark ausgeprägten Medienkonsum eingeschränkt wird (vgl. Opper, 2005). Doch nicht nur SuS und Studenten sitzen viel, auch in einigen Berufen gehört das ständige Sitzen zur Tagesordnung und für aktive Bewegung bleibt zu wenig Raum.

Aus diesem Grund befassten sich Professor Huber und Maximilian Köppel aus Heidelberg mit einer Studie zum Sitzverhalten von Kindern und Jugendlichen. Anhand eines Fragebogens wurde analysiert, dass Kinder und Jugendliche unter der Woche durchschnittlich 10,5h und am Wochenende rund 7,5h pro Tag sitzen. Daraus ergeben sich durchschnittlich 9,7h Stunden reine Sitzzeit pro Tag, wovon rund 4,8h auf die Unterrichtszeit in der Schule entfällt. Die restliche Zeit wird mit dem Bearbeiten von Hausaufgaben, Bus- und Autofahrten und der Einnahme von Mahlzeiten verbracht (vgl. DVGS, 2017).

Wenn Kinder in jungen Jahren schon die Hälfte des Tages im Sitzen verbringen, kann dies dem Körper schaden und folgende Risiken begünstigen:

-        Übergewicht und Diabetes durch das Herabsenken des Stoffwechsels

-        Herzinfarkt durch Verkalkung der Herzkranzgefäße

-        Leistungsabfall der Muskulatur, dadurch Fehlhaltungen mit starken Schmerzen (vgl. NDR, 2022)

Weitere Fehlhaltungen findet ihr im Blogbeitrag, Die (Rück-)Entwicklung des Menschen

https://gesundheitsfoerderungphl.blogspot.com/2023/01/die-ruck-entwicklung-des-menschen-homo.html


Die Grundbausteine für Handlungsregulationen und die Beweglichkeit unseres Körpers werden bis zum 12. Lebensjahr gestellt. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, schon in jungen Jahren das Verständnis für einen gesunden Körper und die damit verbundenen Handlungen zu vermitteln. Dazu gehören auch Kenntnisse über den Bau von Körper und Wirbelsäule und deren Funktionen (vgl. Kollmuß, 2011).
Deswegen soll auch die Schule ein Ort sein, der den SuS die Möglichkeit zur aktiven Bewegung bietet. An dieser Stelle möchte ich beispielhaft aufzeigen, wie man in der Schule dem ständigen Sitzen entgegenwirken kann.

Aktive Pausen: sind kurze Bewegungsphasen, die das lange Sitzen während des Unterrichts unterbrechen.
Beispiel Ballenstand: SuS stellen sich hinter ihren Stuhl. Die Beine sind geschlossen und die Hände liegen auf der Stuhllehne. Nun stellen sie sich auf die Zehenspitzen, halten dies wenige Sekunden und senken den Fuß wieder ab.

Eigene Darstellung

Bewegtes Lernen: ist gekennzeichnet durch Methodenwechsel, Rituale und Lehrinhalte, die mit Bewegungen ausgeführt werden. So kann Unterricht von Lehrkräften ansprechend und bewegungsfreundlich gestaltet werden.
Entspannungen: Hierzu zählen Yogaübungen oder Massagen (vgl. Lütgeharm,2021).
Wollt ihr mehr darüber lesen, dann schaut hier vorbei.



Wurde euer Interesse geweckt und Ihr wollt noch mehr über das Entgegenwirken von langem Sitzen in der Schule erfahren, dann gibt es hier noch zwei weitere Blogbeiträge:

https://gesundheitsfoerderungphl.blogspot.com/2022/01/ruckengesundheit-was-konnen-schulen-tun.html

https://gesundheitsfoerderungphl.blogspot.com/2021/01/bewegte-schule.html

 

 


Quellenverzeichnis:

Literaturquellen:

Kollmuss, S. (2011):RückenFit für Grundschulkids: Bewegungs- und Haltungsförderung für den Schulalltag(1. Aufl.). Verlag an der Ruhr.

Lütgeharm, R. (2021):Bewegte Schule - Lernen mit allen Sinnen: Fächerübergreifende Lerninhalte mit Bewegung unterstützen und erschließen(2. Aufl.). KOHL VERLAG.


Internetquellen:

DGVS (2017): Bewegt Euch! Kinder sitzen fast 70 Prozent ihrer wachen Zeit.

https://dvgs.de/de/aktuelles/749-bewegt-euch-kinder-sitzen-fast-70-prozent-ihrer-wachen-zeit.html, Abgerufen am 18.02.2022

Die Bewegungs-Docs (2022): Sitzen macht krank. NDR.de - Ratgeber - Gesundheit.

https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Sitzen-macht-krank,sitzen120.html, Abgerufen am 18.02.2022

Opper,E.,Worth,A.&Bös,K(2005):Kinder fitness-Kinder gesundheit. In Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz, 48(S. 854-862).

https://link.springer.com/article/10.1007/s00103-005-1099-1


Bildquelle:

Abbildung 1: https://www.clipartsfree.de/clipart-bilder-galerie/kinderbilder/schulunterricht-m%C3%A4dchen-sitzt-am-tisch-und-schreibt-tagesablauf-bilder-f%C3%BCr-grundschule-15692.html

1 Kommentar:

  1. Hallo Tabea,
    vielen Dank für deinen spannenden Beitrag.
    Dieses Thema finde ich persönlich sehr wichtig, da ich oft feststelle, dass auch ich tendenziell zu viel sitze. Wie du schon in deinem Beitrag beschrieben hast, kommt dabei schonmal eine gute Summe in der Hochschule zusammen, dann noch 2h Bahnfahrt und wenn man zu Hause ankommt, will man sich erstmal aufs Sofa setzen. Gerade in der Schule wäre es sicherlich hilfreich, kurze Übungen nach langem Sitzen zu absolvieren. Diese rauben auch kaum Zeit und könnten theoretisch gut in den Unterricht integriert werden. Leider kann ich mich nur an sehr wenige solche Situationen in meiner Schulzeit erinnern.
    Ich würde deinen Beitrag gerne noch in der Hinsicht ergänzen, dass wenn man schon sitzt, die Haltung ein wichtiger Faktor ist um beispielweise Verspannungen, Kopfschmerzen etc. vorzubeugen.
    Danke für deinen tollen Beitrag.

    LG Leon

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