Dienstag, 1. Februar 2022

Bienen schwärmen für unsere Gesundheit

 

Bienen schwärmen für unsere Gesundheit

1  Einleitung

„Es krönt der Honig Attikas die Festtafel,

Er gibt dem Gastmahl wahrhaft königlichen Glanz.“(Archestratos) (Lipp 1994, S. 10) 

Der Spruch entstammt einem gastronomischen Reiseführer um 330 v.Chr.. Der Honig wird hier als Genuss- und Nahrungsmittel für Gäste beschrieben, wobei dieser als königliches Nahrungsmittel benannt wird. Der Honig hat daher eine lange Historie innerhalb der Menschheitsgeschichte. Dieser Geschichte wollen wir nachfolgen und den Honig als Lebensmittel und Heilmittel kennen lernen. Daher gilt der Spruch von Hippokrates „Lasst eure Lebensmittel Heilmittel und eure Heilmittel Lebensmittel sein“ in unserer modernen Welt auch heutzutage noch. Nachfolgend betrachten wir die Produktion des Honigs, die Inhaltsstoffe und die Verwendung unter didaktischen Grundsätzen in der Schule mit dem Ziel der Gesundheitsförderung. (vgl. Sänger 2016, S. 24ff.)

Honig als Lebensmittel

2.1  Abgrenzung zu Kunsthonig


Da Honig ein quantitativ begrenztes Produkt ist, wird der Honig oftmals gestreckt und verändert. Daher unterliegen die Imker in Deutschland bei dem Verkauf ihres Honigs den Richtlinien der Lebensmittelkennzeichenverordnung. Die Kontrolle der Qualität erfolgt durch festgeschriebene Anforderungen und kontrollierte Qualitätsproben. Für den Käufer ist der Honig vom Deutschen Imkerbund schnell zu identifizieren aufgrund des DIB Glases und dem DIB Siegel. Diese zeigen an, dass der Honig innerhalb Deutschlands erzeugt wurde, der Wassergehalt unter 18% liegt und der Honig naturbelassen ist. Das bedeutet, dass er keine Beimengen enthält. (Vgl. Lipp 1994. S.163ff.)

Auch innerhalb der EU wird der Honig mit einem Biosiegel versehen, wenn maximal 5% aus nicht biologischer Landwirtschaft stammt und nicht mehr als 0,9% genetisch verändertes Material nachweisbar ist. Durch diese gesetzliche Vereinheitlichung kann man innerhalb der EU qualitativhochwertigen Honig erkennen. (vgl. Harz 2011)  

In Supermärkten findet man des Öfteren sehr günstigen Honig, wobei auf der Rückseite als Herkunftsland entweder „aus EU-Ländern“ steht oder „aus Nicht-EU-Ländern“. Das letztere weist oft darauf hin, dass diese Mischung meist aus China oder Argentinien stammt. Dort wird der Honig oftmals mit einem einfachen Zuckersirup gestreckt, um auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu sein. Dieser gestreckte Honig wird oftmals als Kunsthonig betitelt. (vgl. Lipp 1994, S. 145)

2.2  Inhaltsstoffe

Honig enthält wichtige Nährstoffe für den Menschen und ist eine konzentrierte, übersättigte Zuckerlösung von wechselnder Zusammensetzung. Bis zu 85% des Honigs sind Kohlenhydrate. Glucose und Fructose sind hierbei Einfachzucker und werden dadurch sehr schnell vom menschlichen Körper resorbiert. Durch das schnelle Erhöhen des Energiepotenzials, gelten Monosaccharide als Energielieferant. Ebenfalls sind Disaccharide (z.B. Saccharose) und Polysaccharide (z.B. Oligosaccharide, Melizitose) in größeren Mengen vorhanden und machen 10% des Gesamtzuckergehalts aus. (vgl. Frank 2005, S. 13)


(Frank, 2005, S.15)

In Spuren sind auch Mineralstoffe vorhanden, wobei der Anteil je nach Honigart stark schwankt. 1kg Honig enthält zwischen 100-1000mg Mineralstoffe und Spurenelemente wie Kalium, Kalzium, Phosphor, Eisen, Kupfer, Mangan, Schwefel und Chlor. Diese Mineralstoffe sind essenziell wichtig, um eine Unterversorgung des menschlichen Körpers zu verhindern. Des Weiteren gibt es auch Vitamine (B6, B2, C, B1, Niacin und K), Acetylcholin und Cholin. Die ebenfalls enthaltene Zitronen-, Ameisen- und Milchsäure spielt bei der menschlichen Verdauung eine Rolle.  (vgl. Neukirch, 2011, S. 16)

Zuletzt gibt es auch Penicillin resistente Staphylokokken, welche für die Wundheilung sehr wichtig ist. (vgl. Neukirch 2011, S. 16)

3  Honig in der Medizin

3.1  Altertum bis zum 15. Jahrhundert

Der Honig hat viele positiven Wirkungen und Eigenschaften. Daher findet der Honig seit Jahrtausenden Verwendung als Heil- und Lebensmittel. In der Steinzeit war der Honig ein beliebtes Nahrungsmittel, wofür die Jäger oftmals viele Bienenstiche in Kauf nahmen. Eine solche „Honigjagd“ wurde von den Steinzeitmenschen als Felsenmalerei in der Nähe von Valencia festgehalten. (vgl. Oberrisser 2006, S. 11)

Der Honig ist ebenfalls ein hochangesehenes Produkt bei den ältesten Kulturvölkern, wie beispielsweise in Ägypten. Symbolisch stand der Honig in dieser Kultur für den Pharao. Der gewonnene Honig wurde verschieden weiterverarbeitet als Arznei oder für Met. Es wurden Aufzeichnungen gefunden, dass Honig für die Wundbehandlung eingesetzt wurde. Unter Ramses II. wurde der Honig so kostbar, dass es als flüssiges Gold für die Bezahlung seiner höchsten Beamten verwendet wurde. Ebenfalls ist der Handel als Import und Export schon im Alten Ägypten nachweisbar. (vgl. Oberrisser 2006, S. 11)

Hippokrates (460-375 n.Chr.) verordnete Honigkuren zahlreichen Patienten und sogar als Diät- und Kosmetikmittel. Er dokumentierte über 300 verschiedene Rezepturen für seine Arzneien. (vgl. Oberrisser 2006, S. 11)

Doch was früher ein hochangesehenes Produkt war und als flüssiges Gold betitelt wurde, ist in der heutigen Gesellschaft deutlich geringer angesehen. Und dies, obwohl der Honig bis heute noch qualitativ hochwertig ist und viele gesundheitsfördernde Stoffe beinhaltet.

3.2  16. Jahrhundert bis zum heutigen Honig-Beautyprodukt

Honig war lange Zeit im europäischen Raum, das einzige herstellbare Süßungsmittel. Nach den Kreuzzügen verschifften die Venezianer Zucker nach Europa. Während des Barocks galt es als vornehm den Tee oder Kaffee mit Zucker zu süßen und war gleichzeitig auch ein Statussymbol. Damit war der Honig am Ende des 16. Jahrhunderts in der Adelsschicht verschwunden. 1801 entstand die erste Rübenzuckerfabrik, wobei die Technik bis zum Ende des 19. Jahrhunderts perfektioniert wurde. Ende des 18. Jahrhunderts verbrauchte ein Deutscher Bürger ca. 1kg Zucker im Jahr, verglichen mit 1900 verbrauchte man pro Kopf schon 14kg Zucker und im Jahr 1974 das 32-fache, also 34kg. Der Honig Konsum liegt lediglich bei 1,4kg pro Jahr im Jahre 1974. Wenn man heute durch die Regale eines Drogeriemarktes schreitet, findet man in zahlreichen Beautyprodukten Honig enthalten. Auf Shampoos oder Cremes wirbt die Kosmetikindustrie in großen Buchstaben „mit Honig“. Doch wenn man genauer auf die Rückseite der Verpackung blickt, ist der Honiganteil verschwindend gering. Beim weiteren durchgehen der Regale findet man ebenfalls Gesichtsmasken und einen „Kleopatra-Badezusatz“ mit Milch und Honig. Doch wirkt der Honig in zu heißen Bädern über 25 Grad nicht mehr, da seine Enzyme die Aktivität einstellen und langsam zerfallen! Insgesamt ist jedoch auffallend, dass der Begriff des Honigs fälschlicherweise zu einem Werbemittel in der Kosmetikbranche mutiert ist. (vgl. Frank 2005, S. 9)

Dennoch ist in den letzten Jahren ein Trend der Zurückbesinnung auf die Natur erkennbar. Dies beginnt in den 80er Jahren, als Forscher die pharmakologischen und pharmazeutischen Stoffe in Lebensmitteln untersuchten. Denn auch Honig lässt sich in einer zeitgemäßen Ernährung sinnvoll und gesundheitsfördernd einsetzen. (vgl. Frank 2005, S.5ff.)

4 Gesundheitsförderung

Früher wurde das Augenmerk der Gesundheitsförderung auf die Informationsweitergabe und Aufklärung gelegt, womit keine Werte gefestigt wurden und die Gesundheitserziehung und Förderung nur von kurzer Dauer war. Allerdings wurden die Wertevorstellungen der Lernenden durch reinen Wissenserwerb nicht langfristig verändert. Um dies zu ändern, spielt die Psychologie der Ernährung eine wichtige und zentrale Rolle. Hierbei sollen die Kinder am Modell lernen (Bandura), welches ihr Verhalten steuert und verstärkt. Dieses Modell sind Lehrer, Freunde, Familie und weitere wichtige Personen im Leben der Schülerinnen und Schüler. Daher ist es ein ganzheitliches Ziel, die Gesundheitskompetenzen zu stärken. Dies ist allerdings nur möglich, wenn nicht nur die Schüler, sondern auch die Eltern, Freunde oder andere Institutionen die Gesundheitskompetenzen gleichermaßen stärken. Durch verschiedene Möglichkeiten sollen die Schüler möglichst praxis- und lebensweltnah erfahren, wie sie eine gesunde Ernährung im Alltag einbauen. Die Erfahrungen sollen dabei an die spezifischen Entwicklungsphasen der Schülerinnen und Schüler anknüpfen. Anstatt Kindern nur aufzuzeigen, wie schlimm und schädlich Industriezucker ist, sollte man ihnen ebenfalls alternative Möglichkeiten aufzeigen. Somit wird das Problem gebündelt und gleichzeitig auch angegangen durch das Angebot von Alternativen.

5 Honig als Nahrungsmittel und Heilmittel in der Förderschule

Der Honig wird seit Jahrtausenden als gesundes Nahrungsmittel und bewährtes Heilmittel verwendet, doch seit einigen Jahrzehnten geht das Wissen um die Eigenschaften und Wirkung des Honigs verloren, sodass vor allem jüngere Generationen den Honig kaum mehr zu schätzen wissen. Daher ist es wichtig, dass dieses Wissen weitererhalten und aufgefrischt wird in allen Schulformen. Doch im speziellen ist es auch für die Förderschule sehr wichtig, denn die Schüler lernen meist nicht nur kognitiv. Erst durch Erlebnisse und Selbsterfahrungen sowie der Kontakt zur Natur und dessen Lebewesen, kann das Wissen sich festigen. Somit ist es wichtig die Lernenden für das Bienenprodukt Honig zu sensibilisieren und wie es auch für den Einzelnen schon in geringen Mengen gesundheitsfördernd ist. (Oberrisser 2006, S.11ff.)

5.1  Nahrung (Kochen)

(Schröder 2012, S.81)

Doch gerade für die Kinder und Jugendliche ist es nicht einfach aus einem kaum endenden Angebot eine gesunde Mahlzeit zusammenzustellen. Während das Süßen mit dem gewöhnlichen Haushaltszucker eine überschießende Insulinproduktion antreibt und den Appetit verstärkt, wirkt der Honig anders. Beim Abbau benötigt die Fructose kein Insulin und Heißhungergefühle werden vermieden, da die Sättigung sehr früh einsetzt. Durch diese Wirkung und die vielen weiteren Inhaltsstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe und Aminosäuren gilt der Honig als ein gesundes Lebensmittel mit geringem Suchtpotenzial. Zu beachten ist allerdings, dass der Honig nicht über 40°C erhitzt werden darf, da die Aminosäuren zerfallen und die Wirkung vermindert werden würde. (vgl. Schroeder 2012, S.81f.) (Schröder 2012, S.120)

 

(Schroeder 2012, S.98)

Eine weitere Möglichkeit ist, ein gemeinsames Frühstück zu organisieren. Hier können die Kinder beispielsweise selbst eine Honig-Schokocreme als Nutella-Ersatz herstellen mit Honig statt Zucker. Aber auch ein Honigbrot, Äpfel mit Honig-Dip oder ein Honig-Frucht-Jogurt kann gemeinsam mit den Schülern als einfache und leckere Gerichte gemacht werden.

Schoko-Creme als Brotaufstrich

Zutaten:

80g      Haselnüsse

2TL     Kakao

¼ TL   Vanillepulver

80g      Butter

5EL     Honig oder mehr

Zubereitung:

Die Haselnüsse sehr fein mahlen. Kakaopulver und Vanillemark unterrühren. Die zimmerwarme Butter mit einer Gabel zerdrücken und unterrühren. Mit Honig nach Geschmack süßen. Alles zu einer feinen Creme verrühren, eventuell mit etwas Wasser verdünnen. Die Creme hält sich in einem Schraubglas im Kühlschrank mindestens 10 Tage.


(Frank 2005, S. 51)

6       Fazit

Zusammenfassend kann man sagen, dass Honig deutlich gesünder ist mit hochwertigen Inhaltsstoffen und eine gute Alternative zum herkömmlichen Haushaltszucker ist. Honig enthält keine hinzugefügten Konservierungsmittel, keine synthetischen Hilfsstoffe, ist umweltgerecht, mensch-, tier- und pflanzenfreundlich und für den eigenen Aufwand der Honigbiene relativ preiswert und lokal zu erhalten. Mit dieser Qualität geht die Wirkung der Inhaltsstoffe einher, sowie die Eigenschaften des Honigs. 

Auch in der Schule kann man Honig als Nahrungsmittel und Heilmittel pädagogisch einbringen mit dem Fokus auf die Gesundheitserziehung und Gesundheitsförderung. Für Kinder mit einem Förderschwerpunkt Lernen sind vor allem Erlebnisse und aktive Mitgestaltung von Bedeutung, um Interesse zu wecken. Das Thema Honig mit einem Besuch beim Imker kann hierbei eine hervorragende Unterrichtseinheit darstellen motivierenden Koch- und Backstunden.

Wäre der Bienenhonig für euch ein möglicher Ersatz für den Haushaltszucker oder gäbe es Produkte, bei welchen ihr auf den darin enthaltenen Haushaltszucker niemals verzichten würdet? Könnt ihr euch vorstellen, dass die Bevölkerung wieder mehr auf natürliche Süßungsprodukte zurückgreift? Welche Maßnahmen in Politik und Wirtschaft sind notwendig, die für eine Reduzierung des Zuckerkonsums in unserer Gesellschaft sorgen? Stellt Honig eine Alternative zum herkömmlichen Haushaltszucker für die breite Bevölkerung dar?

Literaturverzeichnis

·       Oberrisser, Wolfgang (2006): Imkerei-Produkte. Verarbeitung von Honig, Pollen, Wachs & Co. 2. Aufl. Graz: Leopold Stocker Verlag.

·       Moosbeckhofer, Rudolf; Ulz, Josef (2012): Der erfolgreiche Imker. Graz: Leopold Stocker Verlag.

·       Lipp, Josef (1994): Handbuch der Bienenkunde. Der Honig. 3. Aufl. Stuttgart: Ulmer.

·       Kearney, Hilary (2019): Die Bienenkönigin. Was jeder Hobbyimker wissen muss. North Adams: Haupt.

·       Sänger, A. (2016): Honig heilt Wunden. 2.Aufl. Bochum: Projekt Verlag.

·       Neukirch, Miglena (2011): Die Geheimnisse der Bienenapotheke. 2. Aufl. Kernen: Sensei Verlag.

·       Frank, Renate (2005): Honig. Köstlich und gesund. Stuttgart: Ulmer.

·       Schroeder, Anette (2012): Gesundes aus Honig, Pollen, Propolis. Stuttgart: Ulmer.

·       Ruppert, Wolfgang (Hrsg.) (2004): Biologie Didaktik. Praxishandbuch für die Sekundarstufe. 2. Aufl. Berlin: Cornelsen.

·       Gropengießer, Harald / Harms, Ute / Kattmann, Ulrich (Hrsg.) (2013): Fachdidaktik Biologie. 9. Aufl. Köln: Aulis Verlag.

·       Eschenhagen, Dieter / Kattmann, Ulrich / Rodi, Dieter (Hrsg.) (2006): Fachdidaktik Biologie 7. Aufl. Köln: Aulis Verlag.

 

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