Why food?
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„Personen, die keinerlei spezielles Interesse teilen, können sich bei dem gemeinsamen Mahle finden – in dieser Möglichkeit […] liegt die unermeßliche soziale Bedeutung der Mahlzeit.“ (Simmel)
Simmler nimmt an, dass die Notwendigkeit eines jeden Menschen, essen zu müssen, einen Ausgangspunkt für Konflikt und Kampf darstellt. Ganz nach dem Motto „was der einzelne ißt, kann unter gar keinen Umständen ein anderer essen.“ (Simmler). Die menschliche Verbundenheit bei der Mahlzeit widerspricht aber dieser Annahme und ist „das Ergebnis eines langwierigen Kultivierungsprozesses“ (Helle, S.1).
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Der Mensch ist ein soziales Wesen mit sozialen Bedürfnissen. Er benötigt ein soziales Umfeld, aus dem heraus er seine Persönlichkeit und Fähigkeiten entwickeln kann. Kontakte und Interaktion mit anderen Personen spielen eine zentrale Rolle im gesamten Lebensverlauf (Feldmann, Wolters, S.3,4). Am Familientisch werden diese grundlegenden sozialen Bedürfnisse berücksichtigt und gestillt.
Das gemeinsame Essen ist in vielen Familien zum Ritual geworden. Rituale geben vor allem den Kindern und Jugendlichen Sicherheit und eine Struktur im Alltag (Gugutzer, S. 10). Dadurch kann der Alltag entschleunigt und Stress reduziert werden.
Das gemeinsame Familienessen kann also auf vielen Ebenen gesundheitsförderlich sein. Auch wenn der Alltagsstress Angebote wie die schnelle Trinkmahlzeit für uns sehr attraktiv macht, sollten wir uns auch der gesundheitsförderlichen Aspekte des gemeinsamen Essens bewusst werden.
Auch Biologieunterricht und in der Schule allgemein kann das gewonnene Wissen umgesetzt werden. Zum Beispiel durch das Angebot von Mittagessen in der Mensa, dem gemeinsamen Essen im Klassenzimmer oder dem gemeinsamen Zubereiten von Essen. So können alle Kinder und Jugendliche eine soziale Verbundenheit bei der Mahlzeit und die Mahlzeit als Ritual erleben.
Fallen euch noch weitere Umsetzungsmöglichkeiten im Biologieunterricht ein?
Literaturverzeichnis:
Georg Simmel: Soziologie der Mahlzeit. In Georg Simmel: Brücke und Tür. Essays der Philosophen zur Geschichte, Religion, Kunst und Gesellschaft, im Verein mit Margarete Susman herausgegeben von Michael Landmann. Stuttgart, K.F. Koehler Verlag, 1957
Horst Jürgen Helle: Über die einende Wirkung des Teilens beim Essen Die Mahlzeit als Ausgangspunkt für soziale Beziehungen. Zobodat.at, o.O., 1984
Nina Feldmann, Timo Gerhard Wolters: Soziales Umfeld. Uni-oldenburg, o.O., 2015
Robert Gugutzer: Körper und Ritual Sozial- und kulturwissenschaftliche Zugänge und Analysen. Springer Verlag, Wiesbaden, 2015
Abbildungsverzeichnis:
Abbildung 1: Patricia Gollmer
Abbildung 2: https://image.freepik.com/fotos-kostenlos/hand-des-jungen-mannes-der-glas-wein-ueber-serviertem-tisch-waehrend-des-toasts-am-festlichen-familienessen-am-erntedankfest-haelt_274679-7441.jpg (abgerufen am 29.12.2021)
Abbildung 3: https://www.scinexx.de/news/medizin/kein-grund-fuer-steinzeit-diaeten-ohne-getreide/ (abgerufen am 29.12.2021)
Täglich schlafe ich aufgrund der billig produzierten „yfood“ Werbungen zähneknirschend und schlecht gelaunt ein. Doch scheinbar scheint sich das „Essen“ in Flaschen gut zu verkaufen, da mittlerweile sogar einige deutsche Youtuber Werbeverträge mit „yfood“ abgeschlossen haben.
AntwortenLöschenMit dem Hintergrund der Signifikanz des gemeinsamen Essens in unserer Kultur habe ich es allerdings noch nicht betrachtet. Da „yfood“ bisher als Mahlzeit in Situationen, in denen ein gemeinsames Essen sowieso nicht in Frage kommt, beworben wurde, mache ich mir in der Hinsicht noch keine Sorgen. Aber ich denke dein Beitrag könnte in Zukunft ein wichtiges Thema präsentieren, da die Gesellschaft wie man gerne sagt „immer schneller wird“ und sich so eines Tages sogar die Zeit zum gemeinsamen Essen sparen möchte.
Spannendes Thema und Beitrag auf jeden Fall.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass Mahlzeiten durch Flüssignahrung wie diese ersetzt werden könnten, was meinst du? Wird sich unsere gewohnte Esskultur, wie wir sie heute kennen in diese Richtung weiterentwickeln?
Ich bin gespannt auf deine Meinung!
Gruß Paul
Hallo Paul,
LöschenVielen Dank für deinen Kommentar. In einem Punkt möchte ich dir widersprechen: Ich glaube nicht, dass man sich keine Sorgen machen muss, weil die Trinkmahlzeit wie du es ausgedrückt hast „in Situationen, in denen ein gemeinsames Essen sowieso nicht in Frage kommt“ zum Einsatz kommt.
Ich möchte mit meinem Beitrag dazu anregen, genau solche Situationen so soft es geht zu vermeiden. Wenn wir anfangen, in manchen Situationen, die es nicht anders erlauben, dieses gemeinsame Essen durch die Trinkmahlzeit zu ersetzen, glaube ich, dass es schnell zur Gewohnheit werden kann, da eine Trinkmahlzeit im „schnellen Alltag“ Zeit spart. Ich sehe deshalb ein großes Problem darin, auch wenn ich verstehe, was du meinst, wenn du sagst, dass es das gemeinsame Essen noch nicht ersetzt, sondern nur in bestimmten Situationen aushelfen soll. Dennoch glaube ich, besteht großes Potenzial darin, dass dieser situationsbedingte Ersatz zur Gewohnheit wird.
Im Hinblick auf die langfristige Entwicklung der Esskultur hoffe ich, dass die Trinkmahlzeit keine großen Auswirkungen hat. Ich denke und hoffe, dass unsere Gesellschaft aus sozialen Bedürfnissen heraus das gemeinsame Essen nicht einstellt. Ich denke allerdings, dass es durch die Trinkmahlzeit durchaus etwas zurückgedrängt werden könnte.
Gruß Patricia :)
Hallo,
AntwortenLöschenich kann mich Paul nur anschließen und habe yfood bisher ebenfalls noch nicht aus dem sozialen Aspekt des gemeinsamen Zusammenkommens zum Essen betrachtet.
Generell stehe ich solchen Produkten eher skeptisch gegenüber. Für mich ist die Vorstellung mein Essen zu trinken etwas absurd. Dennoch kann ich den Reiz daran verstehen. Es ist praktisch und eventuell sogar gehaltvoller als so mancher Snack, den man sich im stressigen Alltag zwischendurch mal gönnt.
Zum einen schließe ich mich der Meinung des Beitrags an, nämlich das durch das „Trinken des Essens“ das gemeinsame Essen hinfällig wird. Wie beschrieben wurde, ist das gemeinsame Essen aber nicht einfach nur ein Zusammenkommen, sondern es werden viele soziale Bedürfnisse abgedeckt und ist daher sehr wichtig. Außerdem kann es verschiedenen Risiken entgegenwirken, wie Übergewicht, exzessive Nutzung von social media, Drogenmissbrauch, Essstörungen, Kriminalität und Depressionen. Gleichzeitig fördert das gemeinsame Essen die psychische Entwicklung und die Ausbildung der Sprache. Dabei muss beachtete werden, dass dies alles nicht nur durch das gemeinsame Essen reduziert, bzw. unterstützt wird, sondern auch durch ein gutes Familienverhältnis und verschiedene Familienaktivitäten.
Es darf nicht vergessen werden, dass das gemeinsame Essen auch Nachteile hat. So kommt es, dass man in Gesellschaft mehr ist, als man das eigentlich getan hätte, da beispielsweise mehr gekocht wurde, da die Mengen schwerer einzuschätzen sind. Auch durch das längere zusammensitzen greift man nochmal zum Essen, obwohl man eigentlich schon satt ist.
Unterm Strich denke ich allerdings, das Essen in der Gemeinschaft von Vorteil ist und in der Familie und der Schule unterstützt werden sollte.
Quellen:
Herrmann, Andrea (2021)
https://www.quarks.de/gesundheit/ernaehrung/darum-sollten-wir-haeufiger-gemeinsam-essen/
(zuletzt eingesehen am 17.11.22)
Liebe Grüße
Christina