Dienstag, 1. Februar 2022

DU BIST WAS DU ISST! "Ernährungserziehung am Familientisch - Wie das was wir in unserer Kindheit essen unser Ernährungsverhalten prägt."

DU BIST, WAS DU ISST!
"Ernährungserziehung am Familientisch - Wie das was wir in unserer Kindheit essen unser Ernährungsverhalten prägt."


"Nahrung ist der Anfang von allem. Menschen müssen sich ernähren." (Barlösius)
Das Nahrungsbedürfnis ist das erste Bedürfnis, das nach der Geburt gestillt werden muss. Die erste Soziale Situation, die ein Kleinkind erlebt, ist gefüttert zu werden. "Leben, physisches wie gesellschaftliches, beginnt also mit dem Nahrungsbedürfnis." (Barlösius) Und genau dieses Grundbedürfnis, wird in der Regel als erstes von den Eltern gestillt.
Daher soll im Folgenden darauf eingegangen werden, inwiefern unser späteres Ernährungsverhalten in der Kindheit geprägt wird.

 

Entwicklungsvoraussetzungen:
Bei der Geburt verfügt ein Säugling bereits über grundlegende Voraussetzungen für die Nahrungsaufnahme, das Essen an sich muss jedoch noch erlernt werden. (Methfessel, Höhn, Miltner-Jürgensen) 

Pränatale Entwicklung:
Die Ernährung der Mutter ist sehr wichtig für die Entwicklung des Geschmacksinns. Bereits der Fötus macht erste Geschmackserfahrungen, wenn er das Fruchtwasser seiner Mutter schmeckt. Durch das Fruchtwasser lernt ein Fötus die Süße kennen, "dies stimuliert die Entwicklung der Geschmacksrezeptoren."
"Hinzu kommen spezifische Aromen aus dem Essen der Mutter, die der Fötus später als "normal" und zumeist auch positiv wahrnimmt." (Methfessel, Höhn, Miltner-Jürgensen)
Die Grundlagen der Geschmacksakzeptanzen des Kindes werden in Abhängigkeit der Ernährung der Mutter und durch das Angebot an vielfältigen Geschmacksnuancen durch die Mutter gelegt. Diese "In-utero-Programmierung" ist von großer Bedeutung, denn "Säuglinge akzeptieren später neue Lebensmittel leichter, wenn die Mutter in der Schwangerschaft und Stillzeit abwechslungsreich und vielseitig gegessen hat." (Ernährungsumschau)

Postnatale Entwicklung:
Der pränatale Prägungsprozess setzt sich postnatal über das Stillen fort."Auch hier "schmeckt" das Kind die mütterliche Nahrung "mit" und präferiert die auf diesem Wege kennengelernten Geschmackseindrücke auch nach dem Abstillen."
"Nach der Geburt trägt der wiederholte Kontakt mit neuartigen Geschmackseindrücken zur Ausbildung von Vorlieben bei. Neugeborene lernen das zu schmecken, was ihnen angeboten wird, und mit der Zeit mögen sie diesen Geschmack dann auch. Dieser sog. "Mere Exposure Effect" beschreibt das gewohnheitsbildende "Hineinschmecken" in die lokal vorherrschende Esskultur." (doctors.today)

 

Was brauchen Kinder? →Ernährungsempfehlungen
Um Kindern ein "richtiges" und vor allem gesundes Ernährungsverhalten anzueignen, müssen Eltern zunächst wissen, welche Lebensmittel gut und wichtig für ihre Kinder sind, aber auch, wie viel die Kinder brauchen um satt zu werden und genügend Nährstoffe zu erhalten.
Die Auswahl der richtigen Lebensmittel und die Zusammenstellung der Mahlzeiten für Kinder stellt einige Eltern vor eine große Herausforderung.
Um Eltern eine Orientierungshilfe zu geben, hat das Bundeszentrum für Ernährung eine Ernährungspyramide erstellt, die Eltern helfen soll, einen ausgewogenen Speiseplan für ihre Kinder zu erstellen. 

Jedes Kästchen der Pyramide steht für eine Portion. "Die Portionsgröße orientiert sich dabei an der Größe der eigenen Hand. Bei der Gestaltung von Mahlzeiten für Kinder also nach der Handgröße der Kinder – ganz nach dem Motto "Kleine Hände, kleine Portionen - große Hände, große Portionen.""
"Die Ernährungspyramide ist in den Ampelfarben grün, gelb und rot gestaltet. Die Farben geben eine gute Orientierung darüber, von welchen Lebensmitteln mehr und von welchen weniger gegessen werden sollte."
grün: reichlich Getränke - zum Durstlöschen, reichlich pflanzliche Lebensmittel - zum Sattessen
gelb: mäßig tierische Lebensmittel - zum maßvollen Genuss
rot: wenig fettreiche und süße Lebensmittel - zum Genießen und Verfeinern (Verbraucherzentrale)


Grundlagen für ein gesundheitsbewusstes Essverhalten- Ernährungserziehung durch die Familie

"Ernährungsgewohnheiten und Essverhalten werden maßgeblich im Elternhaus geprägt. Entscheidende Weichen hierfür werden bereits in den ersten Lebensjahren gestellt." (BZgA)
Wie im Vorgang bereits erläutert, sind die Eltern maßgeblich an der Prägung der Ernährung und des Essverhaltens ihrer Kinder beteiligt, denn die Kinder orientieren sich in ihrem Ernährungsverhalten daran, wie es ihnen von Eltern, Geschwistern, etc. vorgelebt wird.
Wesentliche Grundlagen für das spätere Ernährungsverhalten bilden sich also durch Erfahrungen und Beobachtungen, die das Kind zuhause macht.

Konkret müssen Kinder durch Ihre Eltern lernen:
➢ Wie sie eigenständig essen.
➢ Was Tisch- und Essmanieren sind.
➢ Welche Rituale und Regeln es in Bezug auf das Essen gibt.
➢ Dass man auch mal etwas Neues ausprobieren muss.
➢ Wie man Verantwortung für die eigene Ernährung übernimmt.


Das Lernen am Familientisch spielt also, neben genetischen und physiologischen Faktoren, in der Ernährungserziehung eine sehr große Rolle.

"Einer der wichtigsten Unterstützungsfaktoren beim Lernen ist die emotionale Begleitung, ob positiv oder negativ. Für diese emotionale Begleitung sind Erwachsene essenziell verantwortlich."(https://www.ugb.de/kinder-gesund-ernaehren/ernaehrungserziehung-kinder-brauchen-vorbilder/)

Damit Kinder ein gesundes Ernährungsverhalten erlernen können, sind regelmäßige gemeinsame Mahlzeiten sehr wichtig. Sie sind Teil des sozialen Lebens der Kinder, sie können dort Zuwendung und Gemeinschaft spüren und den richtigen Umgang mit Nahrungsmitteln lernen. Essen soll den Kindern vor allem Spaß machen.


Fazit:
Abschließend lässt sich sagen, dass das, was wir in unserer Kindheit essen unser späteres Ernährungsverhalten maßgeblich prägt.
Neben genetisch angeborene Geschmackspräferenzen prägt die Ernährung der Mutter in der Schwangerschaft und Stillzeit unseren Geschmack grundlegend. Auch nach dem Säuglingsalter steht das Kind unter ständigem Einfluss der Familie. Als Eltern hat man eine entscheidende Vorbildfunktion, denn Kinder ahmen das gezeigt Verhalten der Eltern nach, besonders auch in Bezug auf die Ernährung. Vorlieben und Abneigungen bei der Auswahl der Lebensmittel, gesunde oder eher ungesunde Ernährung, etc. wird oft von den Kindern übernommen.


Quellen:


Buch: 

Barlösius, E. (2016). Soziologie des Essens: Eine sozial- und kulturwissenschaftliche Einführung in die Ernährungsforschung. (3. Aufl.). BeltzJuventa.


Methfessel, B. /Höhn, K. /Miltner-Jürgensen, B. /Schneider, K. (2021). Essen und Ernährungsbildung in der KiTa: Entwicklung-Versorgung-Bildung. (2. Aufl.). Kohlhammer


Internet:

 
Bartsch, S, et. al. Ernährungsbildung – Standort und Perspektiven. Ernährungsumschau 2/2013
https://moodle.ph-ludwigsburg.de/pluginfile.php/845240/mod_book/chapter/10054/EU02_2013_M084_M095.qxd.pdf


BZgA. Grundlagen für ein gesundheitsbewusstes Essverhalten.
https://www.kindergesundheit-info.de/themen/ernaehrung/gesundes-ernaehrungsverhalten/gesundes-essverhalten/
Zuletzt abgerufen am: 29.12.21


Dr. med. Ellrott, T./Barlovic, I. (2012). Essverhalten-Prägung, Präferenzen und Beeinflussung. Erschienen in: Kinderärztliche Praxis, 2012; (4) Seite 211-215. https://www.doctors.today/a/praegung-praeferenzen-und-beeinflussung-1584234
Zuletzt abgerufen am: 29.12.21


https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/gesund-ernaehren/tipps-zum-speiseplan-fuer-kinder-10729


https://www.richtigessenvonanfangan.at/download/0/0/96fbdb0d9ff55a00619851957bae657901b0c7e6/fileadmin/Redakteure_REVAN/user_upload/AGES_Broschure_So-schmeckts-uns-allen_4-10_2020_final.pdf


https://www.ugb.de/kinder-gesund-ernaehren/ernaehrungserziehung-kinder-brauchen-vorbilder/


5 Kommentare:

  1. Hallo Tina,
    deinen Blogbeitrag finde ich durch den Einsatz deiner Bilder sehr anschaulich und der Text ist gut strukturiert. Besonders gefallen hat mir das Fazit, indem du noch einmal kurz und knapp die wichtigsten Punkte aufgreifst.

    Ernährungserziehung ist, wie du richtig erkannt hast, ein wichtiges Thema in unserer Gesellschaft. Ebenso wie die Ernährungserziehung spielen Ernährungstrends eine nicht unbedeutende Rolle. Oft hört man davon, dass Leute sich aus verschiedenen Gründen Vegan ernähren. Du sagst, dass „Ernährungsgewohnheiten und Essverhalten […] maßgeblich im Elternhaus geprägt [werden]“ (BZgA). Ist es dann bei veganer Ernährung der Eltern so, dass das Kind automatisch zum Veganer wird und nie Fleisch isst? Spielt das soziale Umfeld (Kindergarten, Schule, Freunde, …) dabei eine Rolle?

    In der Ernährungspyramide zeigst du, dass Kinder Gemüse essen sollten. Viele Kinder mögen aber kein Gemüse (wie Spinat) und essen es aber, wenn sie älter werden. Gibt es eine Erklärung dafür?

    Viele Grüße

    Sina Leu

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    1. Hallo Sina,
      vielen Dank für deinen Kommentar.
      Du sprichst sehr interessante Themenfelder an.

      Da Eltern eine sehr prägende Wirkung auf ihre Kinder haben, gerade bezogen auf das Ernährungsverhalten ist es oft so, dass Kinder, die von Zuhause nur die vegane Ernährung kennen, später auch vegan leben.
      Jedoch ist es sehr wichtig, dass Eltern ihren Kindern dann Vitamine wie vor allem Vitamin B12, das nur über die Nahrung aufgenommen werden kann, zusätzlich verabreichen, damit es zu keinem Nährstoffmangel bei den Kindern kommt.

      Das soziale Umfeld hat natürlich auch Einfluss auf die Entwicklung des Ernährungsverhaltens. Es kann durchaus vorkommen, dass Kinder, die sich Zuhause vegan ernähren, in der Schule, oder mit ihren Freunden auch mal nicht vegane Produkte essen, und sich dann durch diesen Einfluss sogar von der veganen Ernährung abwenden.
      Da kommt es dann ganz darauf an, ob Eltern oder Freunde den größeren Einfluss haben und was das Kind dann letztlich für sich entscheidet.

      Zu deiner Frage, warum Kinder oft kein Gemüse (wie Spinat) mögen, es aber dann doch essen, wenn sie älter sind, habe ich folgende Erklärung gefunden:
      Gemüse wie Spinat, Zucchini, Rosenkohl, Broccoli, etc. schmecken bitter. Ein Baby hat doppelt so viele Geschmacksnerven wie ein Erwachsener, das heißt sie schmecken viel intensiver als wir. Wenn Babys und Kleinkinder dann bitteres Gemüse, wie Spinat, Zucchini, oder Rosenkohl essen empfinden sie diesen bitteren Geschmack viel intensiver als ein Erwachsener.
      Dass Kinder kein bitteres Essen mögen, ist rein instinktiv, denn was bitter schmeckt, könnte giftig sein.
      Wenn die Kinder älter werden, werden die Geschmacksnerven weniger und das Gemüse schmeckt nicht mehr so bitter, daher essen sie dann diese Gemüsearten.

      Viele Grüße

      Tina Reichle

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  2. Hallo Tina,
    danke für deinen Beitrag. Ich finde den Blogbeitrag sehr gut und schlüssig aufgebaut und sehr interessant auch um eventuell später einmal selbst in der Lage zu sein sich angepasst zu verhalten. Ich finde die Aufteilung der Ernährungspyramide sehr interessant, unterscheidet sie sich doch von der Pyramide die ich aus der Ernährung für Erwachsene kenne. Schon allein dass der Fisch und Fleischanteil so gering gehalten wurde. Ich denke auch dass das Verhalten der Eltern und auch die Ernährung sehr prägend sind. Interessanter weise esse ich die selben Dinge wie meine Mutter nicht so gerne. Habe aber schon immer neue Lebensmittel probiert, einfach da es mir von meinen Eltern so vorgelebt wurde. Wobei ich heute schon gerne zu machen Dingen einmal nein sage und darauf verzichte. Das liegt aber vermutlich auch daran dass ich gefühlt als Kind und Jugendliche wirklich alles probiert habe. Angefangen bei exotischen Früchten, asiatischen Gemüse, Seeigeln und Insekten. Und ich mittlerweile ganz gut Weis was mir wirjkich nicht schmeckt. Allerdings habe auch ich über die Jahre noch das ein oder andere Mögen gelernt. Ich fand deinen Beitrag auf jedenfall sehr gut und hilfreich.

    LG Elly

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  3. Hallo,

    Ich empfinde die Ernährungserziehung als ein sehr wichtiges Thema, da es viele Auswirkungen auf andere Bereiche des Lebens hat. Wird durch die Familie beispielsweise eine ungesunde Ernährung etabliert, kann dies zu verschiedenen Krankheiten führen, die wiederum andere Risikofaktoren mit sich bringen. Aus diesem Grund fand ich den Beitrag sehr spannend und konnte neue Dinge lernen. So war mir zwar vorher bewusst, dass das Essverhalten der Mutter während der Schwangerschaft Auswirkungen auf das Kind hat, aber nicht, dass es so tiefgehend ist. Es ist erstaunlich, wie vorbestimmt das Leben bereits im Bauch der Mutter ist.
    Weiterhin beachtlich ist, wie viel Einfluss die Eltern auch weiterhin auf das Essverhalten des Kindes haben. Dies kann sich sehr zum Guten auswirken, allerdings darf man auch nicht die schlechten Seiten daran vergessen. Hier fand ich es gut, dass auch negative Einflüsse genannt wurden, wie strengere Kontrolle, Verbote oder Zwang zum Essen. Außerdem kann das Kind viele Defizite im Bereich des Essverhaltens erlangen, wenn es dahingehend nicht hinreichend gefördert und unterstützt wird. Hier kann es wie bereits erwähnt zu verschiedenen Krankheiten kommen. In solchen Fällen ist es besonders wichtig, dass die Schule durch verschiedene Projekte versucht dem entgegenzuwirken und Aufklärungsarbeit leistet, so dass das Kind zu einer gesunden Ernährung motiviert werden kann.

    Liebe Grüße

    Christina

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  4. Liebe Tina
    Danke für deinen Blogbeitrag. Ich finde deinen Blogbeitrag sehr interessant und das Thema Ernährungserziehung sehr wichtig, da hier auch die Grundlagen für das spätere Leben gelegt werden und unter anderem Eltern wichtige Vorbildsfunktionen einnehmen, was das Essverhalten angeht.
    Ich habe in Schulen auch häufig beobachtet, dass es beim Mittagessen eine Salatrunde gab. Das heißt, die Schüler:innen mussten zuerst ihren Salat aufessen, bevor sie etwas anderes bekommen haben. Ich habe mir da oft die Frage gestellt ob das wirklich zielführend ist, die Kinder zu gesundem Essen zu motivieren. Nach deinem Blogbeitrag ist ja vor allem zwang und strenge Kontrolle ein negativer Einfluss, weshalb ich auf eine verpflichtende Salatrunde eher verzichten würde.
    Viele Grüße
    Paul

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