Erarbeitet von Janine Kornmeier und Julia Haug
Herkunft und Bedeutung von Stress
In der heutigen Gesellschaft ist Stress
kein Fremdwort. Laut WHO ist Stress die größte Bedrohung dieses Jahrhunderts.
Wenn sich der Körper in einer akuten Gefahrensituation befindet, reagiert er
mit Stress. Das bedeutet, dass sich der Körper instinktiv auf die Situation
einstellt, indem die Flucht- und Kampfbereitschaft aktiviert wird. Eine weitere
Reaktion ist das kurzzeitige Herabsenken von Körperprozessen, die nicht
lebensnotwendig sind, wie das Wachstum, die Verdauung oder das Immunsystem.
Stress ist demnach eine hilfreiche Reaktion auf eine akute Bedrohung und somit
nicht zwingend schädlich. Hält ein Stresszustand jedoch dauerhaft an, kann dies
zu chronischem Stress führen. Dieser führt wiederum zu weiteren Symptomen wie
Depressionen, Diabetes, Verspannungen, Burn-out etc.
Die Ursachen und Auswirkungen von Stress
Doch was sind eigentlich
die Ursachen von Stress? Stress kann sehr viele Ursachen haben, die oft mit
Mangelerscheinungen oder Überkonsumverhalten auftreten.
Als Stressursachen zählen:
- ungesunde
Ernährung
- Bewegungsmangel
- Schlafmangel
- Leistungsdruck/ Bewertungsangst
- Lärm
- zu wenig Ruhe bzw. Entspannung
- unverarbeitete traumatische
Erfahrungen
- Mangel an Liebe und Zuwendung
- Beziehungsprobleme
- das Gefühl hilflos zu sein und
nichts ändern zu können
Diese können aber auch Ursachen für
geistige und körperliche Probleme darstellen. Bei der DAK-Forsa-Umfrage 2011,
gaben 100 Kinder- und Jugendärzte Auskunft über diese Ursachen. An vorderster
Stelle stand der intensive Medienkonsum, dicht gefolgt von mangelnder Bewegung,
einer ungesunden Ernährung und den Eltern, die als negatives Vorbild fungieren.
Dieser intensive Medienkonsum führt nicht nur zu körperlichen und geistigen
Problemen, sondern auch zu Problemen in der Schule. Gerade in Baden-Württemberg
sind die schulischen Anforderungen hoch angesetzt. Die GFK-Studie von 2015
zeigt beispielsweise, dass über die Hälfte der Schüler*innen in
Baden-Württemberg unter einem zu hohen Leistungsdruck stehen. Der
Leistungsdruck hängt wiederum sehr nah mit Stress zusammen. Infolgedessen
litten, nach dem DAK-Präventionsradar von 2017, knapp ein Viertel der befragten
Schüler*innen wöchentlich und ca. 30% monatlich an Kopfschmerzen. Weitere
regelmäßig auftretenden Symptome sind Rückenschmerzen, Schlafstörungen und
Bauchschmerzen. Aber auch psychische Probleme kommen immer häufiger vor. Die
Anzahl der Jugendlichen, die sich in stationärer Behandlung befinden, steigt
seit 20 Jahren dauerhaft an. Professor Schulte-Körne (2000), der Direktor der
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in München meint: „Es ist ein hoher
Bedarf, dass die Schule sich dieser neuen Herausforderung (Stress und damit einhergehende
psychische Belastungen) stellt und Formen findet…damit adäquat umgehen zu
können.“
Stressregulation: Achtsamkeitstraining
All diesen Warnsignalen und Symptomen
sollte man entgegenwirken, indem alle Menschen achtsamer miteinander und mit
sich selbst umgehen. Dafür wurden spezielle Achtsamkeitstrainings
entwickelt.
Mit gutem Beispiel geht die
Elisabeth-Schule in Frankfurt voran. Sie unterrichtet mittlerweile Achtsamkeit
als Schulfach. Denn Forschungsergebnisse zeigen, dass sich dadurch
Gehirnstrukturen im positiven Sinne verändern. Außerdem reduzieren sie Symptome
und Beschwerden wie Stress, Schmerzen und Leid. Sie verringern (Bewertungs-)
Angst, Depressionen, Schlafstörungen sowie Entzündungen. Dafür stärken sie das
Immunsystem und die Zufriedenheit und fördern sowohl kognitive Fähigkeiten, wie
z.B. Konzentration, als auch (selbst-)fürsorgliches Verhalten, Empathie und
Beziehungen.
Neben den erfolgreichen
Aufmerksamkeitstrainings können folgende Aspekte Stress entgegenwirken:
- Dankbarkeit
- Humor
- das Pflegen von Beziehungen
- Bewegung und Sport, vor allem
in der Natur
- Musik hören
- Entspannung und ausreichend
Schlaf
- 2 Stunden vor Zubettgehen
digitalen Medienkonsum einschränken
- eine möglichst frische,
naturbelassene, mit wenig Zucker und Fertigprodukten enthaltene
Ernährung
Als Vorreiter der Achtsamkeitstrainings
zählt die USA. Dort ist dieses Verfahren gerade beim Schulpersonal sehr
beliebt. Aber auch bei den Schülerinnen und Schüler gibt es viele positive
Resultate, indem sie weniger häufig Stresssymptome zeigen, sich besser
konzentrieren und dementsprechend auch bessere Leistungen in der Schule
erzielen. Zudem wurde die emotionale Stabilität verbessert und es gab weniger
Krankheitsfälle.
Hast du schon Erfahrungen mit
Achtsamkeitstrainings gesammelt? Falls nicht, gibt es zahlreiche Anwendungen im
App-Store. Schau dich gerne mal um.
Exkurs: Auswirkung von Ernährung auf Stress und Gesundheit
Wie bereits oben genannt, hilft die
richtige Ernährungsweise beim Entgegenwirken von Stress, weshalb man auf eine
gesunde, naturbelassene und ausgewogene Ernährung achten sollte. Nicht nur
Stress und Ernährung hängen miteinander zusammen, sondern auch die Ernährung
und die körperliche und geistige Gesundheit. Forschungsergebnisse zeigen, dass
Veränderungen in den epigenetischen Prozessen der Menschen zu sehen sind, die
durch die Ernährung hervorgerufen wurden. Hierzu zählen unter anderem eine
veränderte Darmflora sowie endokrine Disruptoren im Darm und Gehirn. Endokrine
Disruptoren sind körperfremde Stoffe, die schon in geringen Mengen das
Hormonsystem beeinflussen und die Gesundheit eines Menschen schädigen. Diese
kommen beispielsweise in Energy Drinks vor, die Nervosität, Angstzustände,
Schlaflosigkeit, Übelkeit, Kopfschmerzen, Schweißausbrüche,
Wahrnehmungsstörungen, Bluthochdruck, Herzrasen, Herz-Rhythmusstörungen und
einen Kreislaufkollaps als Nebenwirkung haben können. Diese Veränderungen
führen zu einem Anstieg von Autismus, ADHS, Allergien und Lern- und
Konzentrationsstörungen.
Seit mehreren Jahrzehnten steigt zudem die
Anzahl fettleibiger Personen stetig an. Dies bestätigt eine Studie des OECD aus
dem Jahr 2017. Die Führung übernehmen die USA, wobei circa 40% der Bevölkerung
fettleibig ist. Platz zwei belegt Mexiko und Platz drei England. Die
Fettleibigkeit in Korea liegt gerade mal bei ca. 5%. Auch in Deutschland
steigen die Fälle an Diabetes Typ 2 Erkrankten. 1980 waren 0,6% der Deutschen
daran erkrankt, wobei es 2018 schon ganze 8% der Bevölkerung waren. 8% hört
sich wenig an, waren 2018 aber über 6,5 Millionen Menschen.
Denn laut der Langzeitstudie des
Kaiser-Permanente-Instituts steht Fettleibigkeit sogar im Zusammenhang mit dem
geistigen Abbau. So ist nach ihren Ergebnissen das Demenzrisiko bei
Übergewichtigen 80% höher als bei Normalgewichtigen.
Eustress: Die positive Seite von Stress
Wie bereits zu Beginn erwähnt, kann sich
Stress auch positiv und hilfreich auf den Körper auswirken. Denn bestimmte
Stress-Situationen können uns sogar in Euphorie versetzen. In diesen Fällen
spricht man von „positivem Stress“ oder auch „Eustress“. „Eu“ kommt vom
Griechischen und bedeutet „gut“. Wir nehmen ihn nicht als Stress wahr, sondern
im Gegenteil, es fühlt sich gut an und er beflügelt uns. Stress kann uns also motivieren und dazu bewegen,
Leistung zu erbringen und eine Aufgabe zu verfolgen. Um also produktiv und
gefordert zu sein, braucht man ein gesundes Maß an positivem Stress. Eustress
hilft uns „am Ball zu bleiben". Wenn wir uns mit einer Aufgabe
gerne beschäftigen, erzeugt der Eustress sogar eine erhöhte Konzentrations- und
Leistungsfähigkeit. Beispielsweise wenn wir eine interessante berufliche
Aufgabe, für die wir brennen, lösen müssen. Trotz des aufkommenden Zeit- und
Leistungsdrucks sind wir umso leistungsfähiger. Auch eine Karussell- oder
Achterbahnfahrt kann ein positiver Stressor sein. Wir sind möglicherweise
aufgeregt, freuen uns auf das was kommt, haben aber auch ein bisschen Angst
oder zumindest Respekt davor. Viele sprechen hier von einen „Adrenalinkick“,
dem sie sich immer wieder gerne aussetzen. Um positiven Stress auszulösen,
müssen wir aber gar nicht selbst aktiv sein. Auch ein spannender Film oder das
Zuschauen beim Spiel seiner Lieblingsmannschaft kann dafür sorgen. Wir fühlen
uns dabei als wären wir selbst die Hauptfigur im Film oder der Spieler/die
Spielerin auf dem Feld und sind deshalb emotional so erregt und unter Stress.
Jedoch zeigt sich dieser für uns als ein positives Gefühl. Ein Beispiel für einen
positiven Stressor, den wir alle bestimmt schon mal erlebt haben, ist das
Verlieben. Hierbei handelt es sich um einen biochemischen Prozess, der sich im
menschlichen Gehirn abspielt und für die Dauer der Verliebtheit fortwährend
anhält. Dieses unbeschreibliche Hochgefühl wird durch verschiedene
Hormonausschüttungen vermittelt. Hinzu kommt, dass es bei verliebten Menschen
zu einer erhöhten Ausschüttung des Stresshormons Noradrenalin kommt. Das Herz
schlägt schneller und macht die verliebte Person aktiver und impulsiver,
allerdings steigert es hier die Unkonzentriertheit und beeinträchtigt somit das
(logische) Denkvermögen. Umgangssprachlich würde man sagen, dass beim
Verliebtsein die Hormone verrücktspielen.
Aus unserer eigenen Erfahrung können wir
ein weiteres Beispiel für Eustress nennen. Dieses bezieht sich auf die
sportliche Betätigung und die daraus entstehende Überwindung eigener Hürden.
Oftmals braucht es eine gewisse Motivation, um überhaupt mit dem Training
anzufangen. Doch währenddessen werden wir beflügelt und angetrieben
weiterzumachen. Ab einem gewissen Punkt haben wir unsere „Grenzen“
überschritten und wollen gar nicht mehr aufhören. Denn Adrenalin steigert die
Leistungsfähigkeit des Herzens, während Cortisol im Verlauf des Trainings der
Energiebereitstellung dient.
Ein Problem gibt es
beim positiven Stress jedoch auch. Er kann sich nämlich in negativen Stress umwandeln. Arbeiten wir
beispielsweise in einem Job, den wir lieben, fällt es uns häufig schwer, uns
abzugrenzen und wir machen eher Überstunden. Dann würden wir nie abschalten
können und immer unter Strom stehen, was die Entstehung von chronischem Stress
zu Folge haben kann.
Quellenangaben
Ärzteblatt. Ernährung und Psyche –
Essen: Ein Wechselspiel zwischen Kopf und Bauch. Verfügbar unter https://www.aerzteblatt.de/archiv/24783/Ernaehrung-und-Psyche-Essen-Ein-Wechselspiel-zwischen-Kopf-und-Bauch [27.10.00]
https://www.wunderweib.de/positiver-stress-versus-negativer-stress-was-ist-der-unterschied-106593.html [Aufgerufen am 02.02.2022]
https://psylex.de/psychische-probleme/stress/eustress/ [Aufgerufen am 02.02.2022]
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