Montag, 31. Januar 2022

Gesund macht Schule

 


Einleitung

Heutzutage ist es schon lange nicht mehr die Aufgabe der Lehrperson und der Schule nur reines Fachwissen an die Schüler zu vermitteln, vielmehr gehören auch entwickeln und erlernen wesentlicher Kompetenzen für das Alltagsleben der Schüler zum Bildungsauftrag dazu. Hierzu zählen auch die Prävention und Gesundheitsförderung, welches auch die Krankenkassen und Ärztekammer unterstützen. Derzeit gibt es schon in Nordrhein, Hamburg und Sachsen-Anhalt gemeinsam von den Ärztekammern und der AOK ein kostenfreies Programm, Namens „Gesund macht Schule“ für die Grundschule. „Gesund macht Schule zielt darauf ab, Kindern, Eltern, Lehrkräften und Mitarbeitende des Offenen Ganztags für ihre eigene Gesundheit zu interessieren und zu begeistern und dabei die Gesundheitskompetenz, vor allem der Kinder zu fördern“ (1).

Umsetzung

Aktuelle Studien aus Deutschland zeigen, dass sich das Krankheitsspektrum von Kindern und Jugendlichen in den letzten Jahren verändert hat. Kinder und Jugendliche sind immer häufiger von chronischen Erkrankungen und psychischen Störungen betroffen. Das Präventionsprogramm „Gesund macht Schule“ der Ärztekammer Nordrhein und der AOK Rheinland/Hamburg versucht, mit gezielten Interventionen in der Grundschule frühzeitig Gesundheitskompetenz zu vermitteln.

Die Schule steht immer mehr vor der Aufgabe, gesundheitsfördernde Maßnahmen mit den Schüler*innen im Unterricht und im Schulalltag einzubauen. Die Gestaltung und Umsetzung dessen ist nicht immer ganz so einfach wie gedacht. Da sich Grundschulkinder in einer Lebensphase befinden, in der Verhaltensweisen stark geprägt und gefördert werden können, eignet es sich sehr mit der Gesundheitsförderung bereits in ihrem Alter anzufangen. Hierbei sollte es vor allem zu einer Zusammenarbeit sowohl der Eltern als auch durch Lehrkräfte kommen. Zusätzlich können Ärzte das Programm als ein*e Patenärztin/Patenarzt unterstützen und einen Beitrag zur Gesundheitsfördernd beitragen.

                                                   Lehrer*in

Um bereits in der Grundschule mit der Prävention der Schüler*innen anzufangen, können sich die Lehrperson einmal die Webseite „Gesund macht Schule“ anschauen. Hier finden sie Informationen wie sie das Programm für sich selbst und ihren Unterricht nutzen können. Lehrpersonen können sich auf dieser Webseite über die Gründe der Prävention und Gesundheitsförderung in der Grundschule informieren. Zusätzlich finden sie verschiedenes Unterrichtsmaterial und Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung und der Elternarbeit. Das Programm zielt nicht nur auf die Lehre der Schüler ab, sondern bietet auch den Lehrkräften sich weiterzuentwickeln, in dem sie eine Fortbildung des Programmes besuchen. Lehrpersonen sollen mithilfe des Programm ihr Unterricht und Schulalltag dahin verändern, dass die Schüler*innen möglichst lebensnah und aktiv handelnd Gesundheitsförderung                                                          erfahren und erlernen können.

                                            

                                                 Eltern   

Gesundheitsförderung kann nicht allein in der Schule umgesetzt und erlernt werden, hierzu muss es zu einer Zusammenarbeit der Eltern und der Schule kommen. „Gesund macht Schule“ bietet nicht nur der Schule und der Lehrperson Einsicht in das Programm, sondern möchte die Eltern aktiv beteiligen. Eltern können sich auf der Internetseite mithilfe des „Ratgeber für Eltern“ in das Programm einlesen. Zusätzlich können sie sich am Newsletter anmelden und erhalten langfristig neue Informationen. Gesund macht Schule lebt davon, dass es ein Zusammenwirken von Schule und dem Zuhause ist. Daher sollte auch die Gestaltung der Inhalte in der Schule von den Eltern unterstützt werden. Das Mitwirken der Eltern ist mit viel Zeit verbunden, welche sie freiwillig mit aufbringen müssen. Doch das aktive Elternmitwirken in der Schule wird von den Kindern sehr positiv aufgenommen. Elternarbeit kann auf drei 
                                                    Ebenen geschehen:

    1.      Eltern in Arbeitskreisen

    2.      Eltern als Experten

    3.      Eltern als Mitgestalter 

     Zusätzlich können Eltern und Kinder gemeinsam zuhause mit dem   erlerntes Wissen ihr Alltag neu strukturieren und leben.

                                               Patenarzt*in

Wenn ein Arzt Interesse hat an dem Programm teilzunehmen, können sie eine Patenschaft für eine Grundschule übernehmen. Diese Patenschaft geht über ein ganzes Schuljahr, hierbei sollten die Ärzte den Lehrkräften fachlich zu Seite stehen. So können sie zum Beispiel Unterrichtssätze in der Schule übernehmen oder aber auch der Klasse ein Besuch der Praxis ermöglichen. Um möglichst viel Ärzte für das Programm zu gewinnen erstatten die Träger des Programmes den Ärzten eine Aufwandsentschädigung.




Fazit

Das Thema der Gesundheitsförderung nimmt in den letzten Jahren weiter zu, so zeigt sich, dass auch die Gesundheitskassen Interesse haben, sich an der Prävention der Kinder zu beteiligen. Das Programm „Gesund macht Schule“ bietet nicht nur den Lehrkräften die Möglichkeit sich näher mit der Thematik zu befassen, sondern bindet auch die Eltern mit ein. Leider findet es derzeit nur in wenigen Bundesländern in Deutschland statt. Gerne könnt ihr euch noch intensiver mit dem Programm auseinandersetzen und die Webseite selbst einmal besuchen. Mich würde interessieren, ob euch das Programm anspricht und ob ihr es euch auch erweitert für höhere Klassenstufen vorstellen könnt.

 

Quellen:

(1(1)   https://www.gesundmachtschule.de/

 

Sonntag, 30. Januar 2022

Achtsamkeit in der Schule mit dem Fokus auf Meditation



 

      



Abb.1 








SchülerInnen werden in der heutigen Zeit von einer Vielzahl medialer als auch schulischer Reize überflutet, die sich auf das individuelle Wohlbefinden der SchülerInnen auswirken können (vgl. Michler 2017).

Dies zeigt unter anderem der aktuelle Präventionsradar der IFT, der das körperliche und psychische Wohlbefinden sowie das Gesundheitsverhalten von SchülerInnen zwischen 10 und 18 Jahren in diesem Schuljahr 2020/2021 untersucht hat. Daraus ging hervor, dass nahezu jeder zweite (45 Prozent), darunter vor allem die älteren SchülerInnen, unter Stress leiden, welcher vordergründig durch die Schule ausgelöst wird. Stress entsteht durch ein Ungleichgewicht zwischen den Anforderungen der Umwelt und den eigenen Voraussetzungen und Ressourcen (vgl. Hanewinkel et. al., 2021, S.26f.). Dieser Stress äußert sich in psychosomatischen Beschwerden, wie Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder Schlafproblemen und kann in der Schule zu motorischen Defiziten, Konzentrationsproblemen und Verhaltensauffälligkeiten führen (vgl. ntv, 2016). Da Stress in der Regel langanhaltend und nur schwer auflösbar ist, gilt es schon frühzeitig zu intervenieren und die ursächlichen Stressoren zu erkennen (vgl. aerzteblatt, 2017).

Dies führt seit einigen Jahren dazu, dass der Bedarf an Maßnahmen zur Stressbewältigung und zur Verringerung von Stress stetig zunehmen. Stressbewältigungsstrategien sollen dabei helfen körperliche Stressreaktionen langfristig abzubauen oder sie bestenfalls künftig ganz zu vermeiden (vgl. Hanewinkel et. al., 2021, S.26f.). Nennenswert sind hierbei sogenannte Achtsamkeitsprogramme, die auch im Bildungsbereich zunehmend an Popularität gewinnen.

Achtsamkeit kurz und prägnant gesagt, bedeutet, den aktuellen Zustand bewusst (intentional) wahrzunehmen, nur zu beobachten, zu fokussieren und dabei nicht zu bewerten (offen für den Moment) oder mental abzuschweifen. Achtsamkeit besteht im Wesentlichen Kern aus einer besonderen Art von Aufmerksamkeit, die in der Achtsamkeitspraxis „Gewahrsein“ genannt wird (vgl. Schmid, 2020, S.3).

Eine Form der Achtsamkeitspraxis bietet die Meditation. Das Wort Meditation wird vom lateinischen Wort „medito“ (=Ausrichtung zur Mitte) übersetzt und bedeutet so viel wie „Ausrichtung zur Mitte“. Durch diese Form der Achtsamkeitserfahrung soll sich der Geist beruhigen und die eigenen Gedanken bewusst gesammelt werden. Der Fokus auf ein Mantra wie „Om“ oder auf eine Atemtechnik, die wertungsfreie und offene Beobachtung der eigenen aufsteigenden Gefühle in diesem Moment, als auch die Einübung positiver Gefühle wie „liebender Güte“, die man dann auf seine Mitmenschen projizieren erlernt, bilden das Zentrum der Meditation (vgl. Stangl, 2021).

Die Neurowissenschaften haben herausgefunden, dass durch die Meditations- und Achtsamkeitspraxis nicht nur der Körper und der Geist entspannen. Auch die Wirkung von Achtsamkeitspraxis auf unser Gehirn ist erstaunlich. So steigt durch Meditation die Dichte an grauer Substanz im Gehirn, die neben der Intelligenz, für sämtliche Wahrnehmungsprozesse und motorische Leistungen des Menschen verantwortlich ist (vgl. Nonnenmacher, 2019).  

Genau diese Fähigkeiten sind im schulischen Kontext relevant und können durch die Meditation gesteigert werden. Sie verhelfen den SchülerInnen ihre Wahrnehmung auf jeden einzelnen Bestandteil einer Assoziationskette zu lenken, was eine Häufigkeitsminderung negativer Emotionen schafft (vgl. Sedlmeier, 2016).

Trotz der neurowissenschaftlichen Befunde und vielerlei Diskussionen, schafft es die Umsetzung von Achtsamkeitspraxen bislang noch nicht, sich im Bildungssystem deutscher Schulen zu manifestieren. Die noch nicht erfolgte Implementierung lässt sich vermutlich auf unzureichende finanzielle sowie zeitliche Ressourcen als auch einem Mangel an Aufklärung der neurowissenschaftlichen Befunde, also der Wirkung von Meditation und Achtsamkeit, zurückführen (vgl. Brandl-Leeb).

Nicht nur SchülerInnen sondern auch Lehrkräfte rücken in den Fokus der Zielgruppe von Achtsamkeit, da Meditation Sie für den zwischenmenschlichen Umgang mit den SchülerInnen sensibilisiert, als auch deren eigene Wahrnehmung steigert und deren Stress abbauen kann. Durch die erworbene Lehrerexpertise liegt das Ziel darin, dass Schüler das Konzept hinter der Achtsamkeit verstehen und auf diese auch später in schwierigen Lebensphasen zurückgreifen können (vgl. Wiener Zeitung, 2017). 

Durch schwammig definierte Gesundheitsziele im Bildungsplan kann zwar kein einheitlicher Zugang zur Gesundheitsaufklärung gewährleistet werden aber ein lehrerfreiheitlicher Rahmen. Im Lehrplan wird vom Erwerb einer Teilkompetenz gesprochen, die sich weitläufig auch der Achtsamkeitspraxis und Meditation unterordnen lässt. Hier ist von der Umsetzung und der Erfassung „regelmäßige[r] Bewegung [und] Entspannung […] als gesundheitsfördernde Faktoren des Wohlbefindens […]“ (Bildungsplan Baden-Württemberg GS, 2016) die Rede.

Unser Bildungssystem zielt primär auf die Leistungserbringung ab, was auch vollkommen berechtigt ist. Häufig werden jedoch die Nebeneffekte, wie die Auswirkungen von Stress auf den Körper und die Seele, außen vorgelassen, was wiederum zu einem Leistungsabstieg führen kann. Zu einem Leistungsabstieg sollte es erst gar nicht kommen, weswegen präventive Methoden wie die Meditation und die Achtsamkeit den SchülerInnen dazu verhelfen können, aufkommenden Stress frühzeitig zu erkennen und zu bewältigen als auch ihren Körper bewusster wahrzunehmen. 

 

Quellen:

Aerzteblatt.de (2017): Fast jeder zweite Schüler leidet unter Stress. Unter https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/77981/Fast-jeder-zweite-Schueler-leidet-unter-Stress [Eingesehen am 09.11.2021].

Bildungsplan Baden-Württemberg GS (2016): Standards für inhaltsbezogene Kompetenzen -Körper und Gesundheit. Unter: http://www.bildungsplaene-bw.de/,Lde/LS/BP2016BW_ALLG_GS_SU_IK_3-4_02_01.2 [Eingesehen am 15.11.2021].

Brandl-Leeb, C.: Meditation in der Schule sorgt für Wohlbefinden. Unter: https://www.ursachewirkung.com/achtsamkeit/1635-meditation-in-schulen-sorgt-fuer-wohlbefinden [Eingesehen am 09.11.2021].

Prof.  Dr.  Hanewinkel, R.; Dr. Hansen, J.; Neumann, C.; Petersen, F.L. (2021): Präventionsradar Erhebung Schuljahr 20/21 Kinder- und Jugendgesundheit in Schulen. In:  Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (Hrsg.), 1. Auflage. Kiel: IFT Nord, S. 26f.

Michler, I. (2017): Das falsche Jammern über zu viel Stress in der Schule. In: WELT.  Unter https://www.welt.de/wirtschaft/article162832231/Das-falsche-Jammern-ueber-zu-viel-Stress-in-der-Schule.html [Eingesehen am 09.11.2021].

Dr. med. Nonnenmacher (2019): Graue Substanz. Unter https://medlexi.de/Graue_Substanz [Eingesehen am 09.11.2021].

ntv (2016): Mediale Reizüberflutung- Schüler schlagen Lehrern auf die Gesundheit. Unter https://www.n-tv.de/wissen/Schueler-schlagen-Lehrern-auf-die-Gesundheit-article17556651.html [Eingesehen am 09.11.2021].

Schmid, T. (2020): Was ist Achtsamkeit? Eine kurze Einführung in Philosophie, Anwendung und Forschungserkenntnisse von Achtsamkeit. 2.Auflage. S.3.

Sedlmeier P. (2016):  Achtsamkeit- Meditation und Wissenschaft. In: Forschung & Lehre. 9.Ausgabe.

Stangl, W. (2021). Stichwort: 'Meditation – Online-Lexikon für Psychologie und Pädagogik. Unter https://lexikon.stangl.eu/418/meditation [Eingesehen am 09.11.2021].

Wiener Zeitung (2017): Achtsamkeitspädagogik - Das meditierende Klassenzimmer. Unter https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/politik/oesterreich/885373-Das-meditierende-Klassenzimmer.html [Eingesehen am 14.11.2021].

Bildverzeichnis:

Abb. 1: Brandl-Leeb, C.: Meditation in der Schule sorgt für Wohlbefinden. Unter: https://www.ursachewirkung.com/achtsamkeit/1635-meditation-in-schulen-sorgt-fuer-wohlbefinden [Eingesehen am 09.11.2021].

I wanna be like you – Jugend unter dem Druck von Schönheitsidealen

 

Schönheitsideale

Schönheit wird von jedem Individuum subjektiv wahrgenommen. So findet man auch viele unterschiedliche Definitionen für den Begriff Schönheit. Die Internetseite PSYLEX - Aktuelle Nachrichten aus der Psychologie definiert den Begriff Schönheit folgend: „Schönheit kann die Eigenschaft eines Tieres, einer Idee, eines Objektes, einer Person oder eines Ortes sein, die eine wahrnehmbare Erfahrung bzw. Empfindung von Genuss oder Zufriedenheit bietet. Schönheit wird als Teil der Ästhetik, Kultur, Psychologie bzw. Sozialpsychologie, Philosophie und Soziologie untersucht. Eine „ideale Schönheit“ ist eine Wesenheit, die bewundert wird oder Eigenschaften besitzt, die der Schönheit in einer bestimmten Kultur der Perfektion zugeschrieben werden. Als Gegenpol zum Begriff der Schönheit gibt es den Begriff der Hässlichkeit.“ 1

Der Begriff Schönheit wird in der Gesellschaft überwiegend mit dem Äußerlichen einer Person in Verbindung gebracht.2 Das Umfeld einer Person und die Gesellschaft können beeinflussen, welche Merkmale ein Individuum als attraktiv ansieht und welche nicht.

Schönheitsideale sind Idealvorstellungen der Mehrheit, von dem was Schön ist. Schönheitsideale sind wandelbar. Im Zeitalter der Digitalisierung wird die Gesellschaft durch Massenmedien mit Idealen überschüttet und die Ideale werden dadurch umso mehr hervorgehoben. Die dargestellten Schönheitsideale sind oft unrealistisch und für die breite Gesellschaft unerreichbar. 3

Schönheitsideale im Wandel

Die Idealvorstellungen des menschlichen Körpers sind auf der zeitlichen Ebene als auch der kulturellen Ebene einem ständigen Wandel ausgesetzt. Manche Schönheitsideale können sich erst nach einiger Zeit durchsetzen. 4  

Schönheitsideale wandeln sich oft zu den Merkmalen hin, die die Mehrheit der Gesellschaft nicht besitzt. Der Wandel in die Dienstleistungsgesellschaft, in der Arbeit immer weniger über den Körper stattfindet, führte zu einer veränderten Körperwahrnehmung und der Körper als Imagepräsentation wird in den Vordergrund gerückt. Subjektive Schönheitsideale werden nun eher über gesellschaftliche Normen gebildet, anstatt über die eigene Einschätzung und Wahrnehmung, was dem Körper guttut und was der Körper braucht. In dieser zunehmend visuellen Gesellschaft werden wir unvermeidbar überflutet mit Bildern von Schönheitsidealen. 5   

In den letzten Jahren lässt sich jedoch auch ein Wandel etwas anderer Art entdecken. Viele Menschen setzen sich für das Hinterfragen von Schönheitsidealen ein und fordern Diversität als Maxime in der Definition von Schönheit und Schönheitsidealen. Die Debatte um Schönheitsideale und deren Einfluss auf Gesellschaft und Individuen bleibt trotzdem weiterhin aktuell und relevant.

Evolutionspsychologische Forschungsansätze im Hinblick auf Schönheitsideale

Die Evolutionspsychologie gibt Erklärungen dafür, was und warum der Mensch manche Erscheinungen gegenüber anderen präferiert. Menschen haben evolutionär bestimmte Schönheitsmerkmale als erstrebenswert etabliert, da diese Hinweise auf Gesundheit und Reproduktionsfähigkeit geben6. So entstehen unter anderem auch gewisse Präferenzen bei der Partnerwahl.

Aussehen und Fruchtbarkeit

Sowohl Frauen als auch Männer nehmen kindliche Gesichtszüge als attraktiv wahr. Das angeborene Verhalten für Fürsorge wird durch bestimmte Merkmale des Gesichts, wie eine kleine kurze Nase, ein kleines Kinn, runde Augen, große Augen, etc. aktiviert. Kindliche Gesichtszüge werden oft mit Jugendlichkeit in Verbindung gebracht. Jugendlichkeit wiederum wird Evolutionspsychologisch mit einer hohen Fruchtbarkeit assoziiert. Im Gegensatz zu den Männern, nimmt bei Frauen die Furchtbarkeit mit zunehmendem Alter stärker ab. 7

Reifemerkmale werden ebenso mit Furchtbarkeit und Attraktivität assoziiert. Reifemerkmale, wie zum Beispiel hohe Wangenknochen, bilden sich in der Pubertät aus und kennzeichnen den Start der Reproduktionsfähigkeit. 8

Durchschnittshypothese

Die Durchschnittshypothese besagt, dass je durchschnittlicher ein Gesicht ist, desto attraktiver ist es. Der Durchschnitt bezieht sich dabei auf die durchschnittlichen Eigenschaften der Population. Für diese Hypothese gibt es unterschiedliche Begründungstheorien, wie zum Beispiel das durchschnittliche Gesichtszüge auf erstrebenswerte Eigenschaften wie Gesundheit oder Intelligenz hinweisen. 9

Symmetrie

Normale Asymmetrien des Gesichtes, die nicht stark ausgeprägt sind, haben, anders als viele ältere Forschungen zeigen, keinen relevant nachweisbaren Einfluss auf die Wahrnehmung eines Gesichtes als attraktiv. 10

Die aufwachsende Jugend unter dem Druck von Schönheitsidealen

Jungen und Mädchen nehmen ihr eigenes Körperbild und Schönheitsideale unterschiedlich wahr. Für viele Jugendliche ist das Aussehen ein bedeutender Teil ihrer Identität. Jugendliche, die in der Phase ihrer Identitätsfindung sind und ihren Platz in der Gesellschaft suchen, werden durch die von Medien, oft realitätsfernen verbreiteten Schönheitsideale beeinflusst 11.

Nicht nur Medien, sondern auch unser Umfeld, wie Familie, Freunde und andere Sozialebenen, können Einfluss darauf haben, wie wir unseren Körper wahrnehmen12.












https://www.bzga-essstoerungen.de/


Schon als Kind kann das Individuum wahrnehmen, dass in der Gesellschaft bestimmte Körpertypen anderen gegenüber bevorzugt werden13. Mit diesen wahrgenommenen Stereotypen entwickelt sich später das Bedürfnis anderen zu gefallen und den gesellschaftlichen Normen zu entsprechen.

Die realitätsfremden Schönheitsideale, mit den Jugendliche durch Medien und Umfeld konfrontiert werden, können negative Auswirkungen auf Selbst- und Körperbild haben14.  Jungen und Mädchen fühlen sich durch Schönheitsideale unter Druck gesetzt. Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper steigt und sie verlieren an Selbstbewusstsein, wenn sie die angestrebten Ideale nicht erreichen können15 16.

Eine positive Einstellung zum eigenen Körper ist jedoch wichtig.  Jugendliche, die sich in ihrem eigenen Körper wohl fühlen, besitzen ein höheres Selbstwertgefühl und sind selbstbewusster in ihren Handlungen und Leistungen. Menschen mit positivem Körperbild besitzen eine gesündere Einstellung zu Essen und Bewegung und gehen sorgsamer mit ihrem Körper um. Es fällt Ihnen leichter die in der Gesellschaft verankerten Schönheitsideale reflektiv zu betrachten. 17

Ein negatives Selbstbild und eine verzerrte Körperwahrnehmung stehen im Zusammenhang mit gesundheitsschädlichem Verhalten, wie ein gestörtes Essverhalten, geringere sportliche Betätigung, Beziehungsunfähigkeit und sozialer Rückzug. 17 Auch ist Körperunzufriedenheit ein Risikofaktor für die geistige Gesundheit. 18

Es ist deswegen sinnvoll Jugendlichen Erfahrungen zu ermöglichen, in denen sie ihren eigenen Körper als wirksam wahrnehmen können und erkennen, was ihr Körper alles vollbringen kann. Dies kann helfen ihr Körperbild wieder zu verbessern.

 

 




 



 1 (vgl. Schönheit (Psychologie) 2021)

2 (vgl. Rosida und Saputri 2019, S. 396

3 (vgl. Rosida und Saputri 2019, S.396)

4 (vgl. Bjelobrk 2019, S.7)

5 (vgl. Bettina Schulte-Abel, Chiara Testera Borrelli, Christa Schär, Quinta Schneiter)

6 (vgl. Langlois et al. 2000, S. 391)

7 (vgl. Bjelobrk 2019, S. 24 - 27)

8 (vgl. Bjelobrk 2019, S. 27f.)

9 (vgl. Martin Gründl 2011, S. 3f.)                                                

10 (vgl. Martin Gründl 2011, S.237)

11 (vgl. Bettina Schulte-Abel, Chiara Testera Borrelli, Christa Schär, Quinta Schneiter, S. 6f.)

12 (vgl. Mental Health Foundation 2019)

13 (vgl. Bettina Schulte-Abel, Chiara Testera Borrelli, Christa Schär, Quinta Schneiter 17f.)

14 (Jugend und Medien - das Informationsportal zur Förderung von Medienkompetenzen 2022)

15 (vgl.profamilia 2018)

16 (vgl. Bettina Schulte-Abel, Chiara Testera Borrelli, Christa Schär, Quinta Schneiter, S. 7)

17 (vgl. Gesundheitsförderung Schweiz, S.2-4)

18 (vgl. Mental Health Foundation 2019)

 Literaturverzeichnis

Bettina Schulte-Abel, Chiara Testera Borrelli, Christa Schär, Quinta Schneiter: Gesundes Körperbild - Healthy Body Image. Arbeitspapier_003_GFCH_2013-03_-_Healthy-Body-Image. Online verfügbar unter https://gesundheitsfoerderung.ch/assets/public/documents/de/5-grundlagen/publikationen/ernaehrung-bewegung/arbeitspapiere/Arbeitspapier_003_GFCH_2013-03_-_Healthy-Body-Image.pdf, zuletzt geprüft am 20.01.2022.

Bjelobrk, Lucia (2019): Einflussfaktoren auf den Wandel körperlicher Schönheitsideale: eine qualitative Studie. Diplomarbeit. Karl-Franzens-Universität Graz, Graz. Online verfügbar unter https://unipub.uni-graz.at/obvugrhs/content/titleinfo/4630775, zuletzt geprüft am 09.01.2022.

Gesundheitsförderung Schweiz: Themenblatt Positives Körperbild. Grundbegriffe, Einflussfaktoren und Auswirkungen. Online verfügbar unter https://gesundheitsfoerderung.ch/assets/public/documents/de/5-grundlagen/publikationen/ernaehrung-bewegung/Themenblatt_Positives_Koerperbild.pdf, zuletzt geprüft am 17.01.2022.

Jugend und Medien - das Informationsportal zur Förderung von Medienkompetenzen (2022): Selbstdarstellung und Schönheitsideale. Online verfügbar unter https://www.jugendundmedien.ch/themen/selbstdarstellung-und-schoenheitsideale, zuletzt aktualisiert am 17.01.2022, zuletzt geprüft am 17.01.2022.

Langlois, Judith H.; Kalakanis, Lisa; Rubenstein, Adam J.; Larson, Andrea; Hallam, Monica; Smoot, Monica (2000): Maxims or myths of beauty? A meta-analytic and theoretical review. In: Psychological Bulletin 126 (3), S. 390–423. DOI: 10.1037//0033-2909.126.3.390.

Martin Gründl (2011): Determinanten physischer Attraktivität - der Einfluss von Durchschnittlichkeit, Symmetrie und sexuellem Dimorphismus auf die Attraktivität von Gesichtern. Online verfügbar unter https://epub.uni-regensburg.de/27663/1/Habil_Gruendl_gesamt_093m.pdf, zuletzt geprüft am 23.01.2022.

Mental Health Foundation (2019): Body image report: Introduction. Online verfügbar unter https://www.mentalhealth.org.uk/publications/body-image-report/intro, zuletzt aktualisiert am 06.08.2020, zuletzt geprüft am 22.01.2022.

profamilia (2018): Schönheitsideale: Bin ich schön? Online verfügbar unter https://www.profamilia.de/fuer-jugendliche/pubertaet/schoenheit, zuletzt aktualisiert am 17.01.2022, zuletzt geprüft am 17.01.2022.

Rosida, Ida; Saputri, Dinni Yulia (2019): SELF-LOVE AND SELF-ACCEPTANCE: REDEFINING IDEAL BEAUTY THROUGH ITS REPRESENTATION IN SCARS TO YOUR BEAUTIFUL. In: Lit 18 (3), S. 395–412. DOI: 10.21831/ltr.v18i3.27409.

Schönheit (Psychologie). Psylex. Aktuelle Nachrichten aus der Psychologie (2021). Unter Mitarbeit von Christian Hilscher. Online verfügbar unter https://psylex.de/psychologie-lexikon/allgemeine/schoenheit/, zuletzt aktualisiert am 18.12.2021, zuletzt geprüft am 09.01.2022.