Gesundes Leben als Marketingstrategie?
Der Einfluss von InfluencerInnen auf Jugendliche in sozialen Netzwerken
Fast 95% der 12-19-Jährigen besitzen ein eigenes Smartphone. Das normale Telefonieren ist, seitdem es Messaging-Dienste wie WhatsApp und iMessage gibt, nebensächlich geworden (Werg und Cerny, 2020). Am liebsten nutzen Jugendliche Internetangebote wie Instagram, TikTok, Snapchat und Facebook, die zur Unterhaltung dienen sollen. Allerdings kann Social Media auf verschiedensten Ebenen ein unrealistisches Bild der Wirklichkeit zeichnen.
Der Einfluss von InfluencerInnen auf Konsumentscheidungen
Die mediale Präsenz von Influencern beeinflusst die Konsumentscheidungen der Jugendlichen. Influencer sind Personen, die sich durch eine starke Präsenz im Internet, insbesondere in den sozialen Medien auszeichnen und bei ihren FollowerInnen hohes Ansehen genießen (Gleich, 2019).
Die Hälfte der 14-19-Jährigen geben an, in den letzten zwölf Monaten ein Produkt gekauft zu haben, welches von Bloggern, Youtubern oder anderen prominenten Personen geworben wurde. Die Instagram Accounts der InfluencerInnen Bibis-BeautyPalace, DagiBee, Julienco, Pamela Reif und Shirin David haben mehrere Millionen FollowerInnen. Sie beinhalten einen materialistischen Lebensstil, Beauty und luxuriöse Reisen (Werg und Scheffler, 2019). Sie werben mit Produkten, die das Kaufverhalten der Jugendlichen stark beeinflussen. Oft teilen InfluencerInnen ihr Privatleben mit ihren FollowerInnen, so dass bei FollowerInnen der Eindruck entsteht, ihre Idole privat zu kennen. Perfekte Körperbilder, die auf Instagram inszeniert werden, führen zu Komplexen und Depressionen bei Kindern und Jugendlichen. Problematisch wird es, wenn Mädchen sich ihnen anpassen wollen. Je öfter Instagram genutzt wird, desto stärker kopieren sie ihren „LieblingsinfluencerInnen“. Auf bearbeitenden Fotos bekommen junge Mädchen die meisten Likes und dies führt zu einer Minderung des Selbstwertgefühls (Götz, 2021). Es werden verschiedene „Abnehmtees“, „Abnehmshakes“ und Proteinriegel vermarktet, die die perfekte Figur versprechen und zu einem gesunden Lebensstil führen sollen. Feuchtigkeitsspendende Cremes sollen eine perfekte Haut zaubern, die im Set über hunderte von Euros kosten. Wer bei diesem Trend mithalten will und das Leben der InfluencerInnen folgt, könnte das Gegenteil eines „gesunden Körpers“ erreichen. Es können gesundheitlichen Folgen wie Depressionen und Essstörungen entstehen. Im schlimmsten Fall werden chirurgische Eingriffe durchgeführt, wenn beispielsweise kein gewünschter Erfolg zu sehen ist.
Was können Eltern und LehrerInnen tun?
Eltern können ihren Kindern den Perfektionsdruck nehmen, dem Körperkult entgegenwirken und ihnen signalisieren, dass sie in all ihren Facetten wertgeschätzt werden. Ein hohes Engagement in Freizeitaktivitäten jenseits digitaler Medien kann vor problemartiger oder auch suchtartiger Bildschirmmediennutzung schützen (Mößle und Föcker, 2014). Im Biologieunterricht kann die gesunde Ernährung in den Fokus gestellt werden. Gemeinsam können Ernährungspläne erstellt werden. SchülerInnen sollen verstehen, dass eine ausgewogene Ernährung wichtig für einen gesunden Lebensstil ist und dieses durch Hungern nicht erreicht werden kann. LehrerInnen sollen sie unterstützen und sie dabei fördern ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln. Sie sollen sich kritisch mit dem Einfluss ihrer Idole auseinandersetzen.
Wenn ihr Lust habt, könnt ihr euch diese Werbeprodukte der InfluencerInnen unter dem folgenden Link ansehen. Ihr könnt euch sowohl die versprochene Wirkung der Unternehmen durchlesen, als auch die Antwort der Ernährungswissenschaftlerin Julia Zichner.
https://www.welt.de/iconist/partnerschaft/article207300733/Im-Check-Wie-gut-sind-Waterdrops-Fitvia-Natural-Mojo-Shape-World.html
Yuicy-Drops
Preis-Leistung:
Eine Packung mit 60 Gummidrops kostet 29,90.
Natural Mojo
Preis-Leistung:
150 gramm Pulver für den "True-Beauty"-Shake kosten 29,99 Euro.
Shape World
Preis-Leistung:
Die "Abnehm Collection" in der Geschmacksrichtung Vanille kostet 99 Euro.
Literaturverzeichnis:
J. Werg, L. Cerny (2020) Der Einfluss von sozialen Medien und Influencer/innen am Beispiel einer Wettbewerbskonzeption
Abgerufen am 27.01.22 unter:
https://www.oekologisches-wirtschaften.de/index.php/oew/article/view/1746/1689
J. Werg, D. Scheffler (2019) Jugend und Konsum: Entwicklung von Aktivierungsstrategien für nachhaltigen Konsum mithilfe des Designs
Thinking Ansatzes, Zwischenbericht zu Arbeitspaket 1, noch unveröffentlicht. Desseau-Roßlau, Umweltbundesamt.
M. Götz (2021) InfluencerInnen & Körperbilder
Abgerufen am 26.01.22 unter:
https://www.emma.de/artikel/das-alles-ist-eine-maskerade-338861
T. Mößle, J. Föckler (2021) Der Einfluss der Medien auf die Kindliche und jugendliche Psyche
Abgerufen am 26.02.22 unter:
https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/978-3-662-49289-5_48-1.pdf
U. Gleich (2019). ARD Forschungsdienst. Influencer-Kommunikation in sozialen Netzwerken
Abgerufen am 26.01.22 unter:
https://www.ard-media.de/fileadmin/user_upload/media-perspektiven/pdf/2019/0519-ARD-Forschungsdienst_2019-06-12.pdf
N. Erdmann (2020) Welt. Gesellschaft INSTAGRAM MARKETING Tee für 25 Euro? Worüber Oliver Pocher sich aufregt – Der Ernährungs-Check
Abgerufen am 26.01.22 unter:
https://www.welt.de/iconist/partnerschaft/article207300733/Im-Check-Wie-gut-sind-Waterdrops-Fitvia-Natural-Mojo-Shape-World.html
Verrückt was so alles in den sozialen Medien abgeht…
AntwortenLöschenGefühlt wurde meine Generation (2000 geboren) noch einigermaßen verschont, doch wenn ich heute 12-Jährige beobachte, welche Schuhe im Wert von 100€ tragen und andauernd TikToks (Kurzvideos, meistens mit Tanz und Musik) aufnehmen tun mir die Kinder und Jugendlichen leid. Wenn ich mir Kinderbilder ansehe, auf denen ich mit 12 Jahren noch kunterbunt unbeschwert zur Schule gegangen bin, wird dieser Kontrast noch stärker. Natürlich ist eine gewisse Veränderung normal, jedoch gab es meiner Meinung so etwas noch nie, dass sowohl Eltern als auch Lehrpersonen dem Problem so fernstehen und so wenig Verständnis haben für die Probleme dieser Kinder und Jugendlichen. Gerade diese große Distanz der Erziehungsberechtigten könnte Aufklärung hinsichtlich solcher Themen kompliziert gestalten, was nicht bedeutet es müsste nicht aufgeklärt werden…
Je nach Alter der SuS könnte ein gemeinsamer Ernährungsplan jedoch vermitteln, dass die Lehrenden diesen Druck noch erhöhen und unterstützen, anstelle ihn zu nehmen. Das ist immer Situationsabhängig und bloß hypothetisch, allerdings meiner Meinung nach auch in Betracht zu ziehen.
Wie siehst du das? Können Erziehungsberechtigte diesen Druck überhaupt nehmen oder ist dieser die neue Normalität, mit welcher Kinder heutzutage einfach auskommen müssen?
Ich bin gespannt auf deine Meinung und vor allem auch auf die Entwicklungen in den nächsten Jahren…
Gruß Paul
AntwortenLöschenHey Paul,
Danke für deinen Kommentar. Gerade in der „TikTok-Zeit“ möchten viele junge Mädchen und Jungs einem gewissen Beautystandard entsprechen, der nicht natürlich ist, jedoch gern als natürlich vermarktet wird. InfluencerInnen mit perfekten Figuren, die mit ihren Abnehmtees werben - die im Endeffekt nichts bringen - erhöhen den Druck auf Jugendliche. Ganz im Gegenteil. Ich denke, dass gerade in der Schule dieses Thema mit den SchülerInnen besprochen werden soll. LehrerInnen dienen meiner Meinung nach an erster Stelle als Vorbildfunktion, gerade für die jüngeren SchülerInnen. Diese können den SchülerInnen mit Ernährungsplänen verdeutlichen, wie eine richtige ausgewogene Ernährung aussehen kann. Dabei muss beachtet werden, dass sich SchülerInnen nicht strikt am Ernährungsplan halten müssen. Sie dürfen ruhig einen Burger essen und verstehen, dass dies nicht gleich falsch ist. Außerdem wird der Ernährungsplan individuell von jedem Schüler selbst gestaltet. Die Aufgabe der Lehrperson ist nicht die Korrektur der Ernährungspläne, sondern die Vermittlung einer ausgewogenen Ernährung. Es kommt also darauf an, WIE die Lehrperson das folgende Thema im Unterricht behandelt. Für Erziehungsberechtigte gilt meiner Meinung nach Ähnliches. Klar gibt es große Unterschiede bezüglich der Interessen. Oft haben Eltern mit großem Altersunterschied zu ihren Kindern kein Verständnis für das Verhalten der jetzigen Jugend. Gerade deshalb sollten Erziehungsberechtigte ihren Kindern zeigen, dass jeder Mensch auf seiner eigenen Art und Weise schön ist und sich akzeptieren soll, so wie er ist. Die Nutzung von sozialen Medien haben auch Eltern durch Erziehung in den jüngsten und wichtigsten Jahren in der Hand. Also kann das Nutzen von sozialen Medien und die kritische Auseinandersetzung mit bestimmten Idolen aus meiner Sicht aus auch von Eltern gesteuert werden.
Viele Grüße,
Samira Amin
Hey Paul,
AntwortenLöschenGerade in der „TikTok-Zeit“ möchten viele junge Mädchen und Jungs einem Beautystandard entsprechen, der nicht natürlich ist, jedoch gern als natürlich vermarktet wird. InfluencerInnen mit perfekten Figuren, die mit ihren Abnehmtees werben - die im Endeffekt nichts bringen - erhöhen den Druck auf Jugendliche. Ganz im Gegenteil. Ich denke, dass gerade in der Schule dieses Thema mit den SchülerInnen besprochen werden soll. LehrerInnen dienen meiner Meinung nach an erster Stelle als Vorbildfunktion, gerade für die jüngeren SchülerInnen. Diese können den SchülerInnen mit Ernährungsplänen verdeutlichen, wie eine richtige ausgewogene Ernährung aussehen kann. Dabei muss beachtet werden, dass sich SchülerInnen nicht strikt am Ernährungsplan halten müssen. Sie dürfen ruhig einen Burger essen und verstehen, dass dies nicht gleich falsch ist. Außerdem wird der Ernährungsplan individuell von jedem Schüler selbst gestaltet. Die Aufgabe der Lehrperson ist nicht die Korrektur der Ernährungspläne, sondern die Vermittlung einer ausgewogenen Ernährung. Es kommt also darauf an, WIE die Lehrperson das folgende Thema im Unterricht behandelt. Für Erziehungsberechtigte gilt meiner Meinung nach Ähnliches. Klar gibt es große Unterschiede bezüglich der Interessen. Oft haben Eltern mit großem Altersunterschied zu ihren Kindern kein Verständnis für das Verhalten der jetzigen Jugend. Gerade deshalb sollten Erziehungsberechtigte ihren Kindern zeigen, dass jeder Mensch auf seiner eigenen Art und Weise schön ist und sich akzeptieren soll, so wie er ist. Die Nutzung von sozialen Medien haben auch Eltern durch Erziehung in den jüngsten und wichtigsten Jahren in der Hand. Also kann das Nutzen von sozialen Medien und die kritische Auseinandersetzung mit bestimmten Idolen aus meiner Sicht aus auch von Eltern gesteuert werden.
Viele Grüße,
Samira Amin