Ist Cannabis nur eine
unproblematische Trenddroge unter
Jugendlichen oder bringt diese Drogeauch Langzeitfolgen mit sich?
Blogbeitrag von: Anna Katharina Müller
Abbildung 1 Abbildung 2
Abbildung 3
Als ich diesen Artikel am 13.10.21 in der Leonberger Kreiszeitung gelesen hatte, weckte dieser mein Interesse für das Thema „Cannabis“ und die möglichen Folgen insbesondere bei
Jugendlichen. Das Thema „Cannabiskonsum“ wird wissenschaftlich und politisch immer
wieder sehr kontrovers diskutiert. Die neue Regierung plant allerdings eine Legalisierung von
Cananbis. Wie gefährlich ist Cannabis wirklich und bewirkt Cannabis psychische und
physische Langzeitfolgen?
Was genau ist Cannabis?
Die Cannabispflanze, im Deutschen Hanf genannt, ist eine Pflanze, die zur Familie der
Hanfgewächse gehört. Cannabis sativa kommt in der Medizin zum Einsatz, da Cannabis ein
effektives Schmerzmittel ist. Außerdem wird Cannabis auch gegen verschiedene psychische
Krankheitsbilder eingesetzt. Den meisten Menschen ist Cannabis jedoch wegen seiner
Verwendung als Droge bekannt. Zwei Bestandteile der Cannabispflanze können durch die
Verarbeitung zur Herstellung zweier Drogen dienen: Aus dem getrockneten Blütenharz der
Pflanze kann die Droge „Haschisch“ hergestellt werden. Die Droge „Marihuana“ wird aus den
getrockneten Blüten der weiblichen unbefruchteten Cannabispflanze hergestellt. Sowohl in den Blütenbestandteilen, als auch im Blütenharz befindet sich der Stoff Tetrahydrocannabinol (THC). Dieser Stoff zählt zu den psychoaktiven Cannabinoiden, welcher bei Konsum im Körper Rauschzustände auslöst (vgl. DocCheck Flexikon).
In welches neuronale Regulationssystem greift Cannabis ein, wenn es berauschende Effekte beim Menschen auslöst?
Im zentralen Nervensystem des Gehirns gibt es das Endocannabinoidsystem (eCB- System), das in die Regelung zweier Nervenzellsysteme eingreift. Diese sorgen dafür, dass in unserem Körper der Botenstoff Dopamin hergestellt und ausgeschüttet bzw. dessen Ausschüttung gehemmt wird. Das eine System, auch Belohnungs-System genannt, steuert unser Verhalten, das durch Motivation oder das Erreichen lang angestrebter Ziele hervorgerufen wird. Das andere System regelt unsere motorische Bewegungsteuerung.
Dieses Endocannabinoidsystem enthält zwei Cannabinoid- Rezeptoren:CB1 und CB2. Der CB1- Rezeptor gehört zu den häufigsten G- Protein-gekoppelten Rezeptoren im Gehirn und kommt im Endknöpfchen der präsynaptischen Nervenzelle im Endocannabinoidsystem vor (vgl. Martens). Wenn beispielsweise ein Ziel angestrebt wird für das man eine Belohnung erwartet, schüttet diese präsynaptische Zelle Transmitter aus. Die postsynaptische Nervenzelle wird dadurch aktiviert und hemmt infolgedessen nachfolgende weitere Nervenzellen. Als Folge dessen werden von der ersten aktivierten postsynaptischen Nervenzelle Endocannabinoide produziert und ausgeschüttet, die sich nun an den CB1- Rezeptor an der präsynaptischen Zelle heften. Die vorher beschriebene Ausschüttung der Transmitter an der präsynaptischen Zelle wird dadurch gehemmt. Durch die nun ausbleibende Ausschüttung der Neurotransmitter in den synaptischen Spalt wird die postsynaptische Zelle nicht aktiviert und die nachfolgenden Nervenzellen werden nicht mehr gehemmt. Dies führt dazu, dass an den Dopamin-Systemen vermehrt ein anderer Transmitter, das Dopamin, ausgeschüttet wird. Als Folge dieser Dopamin-Ausschüttung im Gehirn entstehen euphorische Stimmung sowie Glücksgefühle (vgl. Unterricht Biologie, Material S.1).
Abbildung 4 (a) Normalzustand – Dopaminausschüttung wird gehemmt (b) Dopaminausschüttung unter Cannabiseinwirkung
Was passiert im Körper, wenn man Cannabis konsumiert?
Der Stoff Tetrahydrocannabinol (THC), der in Cannabis enthalten ist, ist chemisch ähnlich aufgebaut wie der Stoff Endocannabinoid. Wenn Cannabis konsumiert wird, gelangt nun das THC in den Blutkreislauf und somit auch zu den Nervenzellen im Gehirn. Dort bindet es an die Cannabinoid- Rezeptoren an der präsynaptischen Zelle. Dadurch wird der CB1- Rezeptor aktiviert und infolgedessen die Ausschüttung der Transmitter in den synaptischen Spalt gehemmt. Die postsynaptische Nervenzelle wird somit nicht aktiviert. Besonders wirksam ist THC, weil es in einer höheren Dosis als der körpereigene Stoff Endocannabinoid freigesetzt wird, weshalb auch mehr Dopamin ausgeschüttet wird. Dies führt dazu, dass man in verstärkter Form Euphorie und Glücksgefühle verspürt. Weiterhin führt dies aber leider auch zu Bewegungsproblemen, da die motorische Steuerung ebenfalls beeinflusst wird. Cannabis unterdrückt aber auch Angstzustände und Schmerzsignale, da der Stoff THC sich im Cannabinoidsystem verteilen kann und dieses noch mehrere Botenstoffe reguliert. Daher kommt der Einsatz in der Schmerztherapie (vgl. Unterricht Biologie, Material S.1).
Aber ist jetzt so schlimm, wenn man im Jugendalter mit seinen Freunden ab und zu einen Joint raucht?
Das Endocannabinoidsystem ist im Jugendalter deutlich aktiver als bei Erwachsenen. Im Jugendalter werden intensiv neue Verschaltungen zwischen Nervenzellen geknüpft. Es wurde nachgewiesen, dass an den Nervenzellen von Jugendlichen deutlich mehr CB1- Rezeptoren vorhanden sind, da diese wohl bei der Vernetzung des ausreifenden Gehirns eine wichtige Rolle spielen. Wenn THC über einen längeren Zeitraum und regelmäßig konsumiert wird, entstehen Schäden in bestimmten Gehirnregionen. Dies zeigt eine Studie mit Testpersonen, die über einen längeren Zeitraum Cannabis konsumierten. Hierbei zeigte sich, dass diese Personen häufiger Verhaltensauffälligkeiten, motorische Einschränkungen der Aktivität sowie Probleme bei der Denk- und Gedächtnisleistung haben. Weiterhin konnte man feststellen, dass sie zudem anfälliger für psychische Störungen und Abhängigkeiten sowie hinsichtlich verschiedener Aufgaben unmotiviert werden (vgl. Unterricht Biologie, Material S.2). Ein Forschungsteam aus den USA hat 982 Cannabisabhängige und abstinente Menschen als Kontrollgruppe untersucht. Dabei wurde in insgesamt 256 Regionen im Gehirn der Probanden der Blutfluss gemessen, während die Probanden eine Aufgabe lösen sollten, die Konzentration erforderte. Zum Vergleich wurde der Blutfluss in Ruhe gemessen. Am meisten fiel auf, dass die Hirndurchblutung fast in allen Gehirnrealen schlecht war. Am meisten fiel auf, dass insbesondere die rechte Seite des Hypocampus im Konzentrationstest verglichen zu der Kontrollgruppe eine schlechte Durchblutung aufwies. Weiterhin konnten die Forscher herausfinden, dass 62% der Konsumenten eine Aufmerksamkeitsdefizits-Hyperaktivitätsstörung haben (vgl. drugcom).
Abbildung 5
Forschergruppe untersuchte die Durchblutung des Gehirns: 23 Jugendliche 200 Tage langer regelmäßiger Cannabiskonsum, verglichen mit Kontrollgruppe ohne Cannabiskonsum
Fazit
Da Cannabis eben nicht nur eine Droge ist, die kurzzeitig Glücksgefühle und eine euphorisierende Stimmung auslöst, sondern nachweislich erhebliche gesundheitliche Langzeitfolgen bei Jugendlichen mit sich bringen kann, sollte meiner Meinung nach in dieser Personengruppe viel mehr über diese potentiellen Folgenerscheinungen aufgeklärt werden. Ich hoffe, mit diesem Blogbeitrag über die physiologischen Zusammenhänge, konnte ich einen kleinen Beitrag zur Aufklärung leisten.
Weitere interessante Artikel/ Quellen:
- https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/55012/Cannabis-mindert-Dopamin-Synthese-im-Gehirn (Letzter Zugriff am: 24.10.2021)
- file:///C:/Users/Evelin/AppData/Local/Temp/Cannabis_Wirkung%20und%20Folgen_30.09.2015_Quednow.pdf (Universität Zürich, Letzter Zugriff am: 24.10.2021)
- https://www.youtube.com/watch?v=6xWbnaGliPA (AOK München, Hinweis: Anandamide = Endocannabinoide, Letzter Zugriff am: 24.10.2021)
Quellen:
- https://natugena.de/news-details/2019-02-endocannabinoid-system-ecb.aspx (Verfasser: Alexander Martens, Letzter Zugriff am: 24.10.2012)
- https://www.drugcom.de/news/reduzierte-hirndurchblutung-bei-kiffern/ (Letzter Zugriff am: 24.10.2021)
- https://www.mpg.de/12627063/dopamin-essen (Letzter Zugriff am: 24.10.2021)
- https://flexikon.doccheck.com/de/Cannabis (Letzter Zugriff am: 24.10.2021)
- Unterricht Biologie (2021); Holtz, Sharon, Ostersehlt, Dörte; Sucht, Nr. 461 / 2021
Abbildungsverzeichnis:
- Abbildung 1: https://www.zeitschrift-sportmedizin.de/cannabis-bei-sportlern-beliebt-rauschmittel-medizin-oder-doping/ (Letzter Zugriff am: 24.10.2021)
- Abbildung 2 : https://www.welt.de/gesundheit/article13811166/Kiffen-ist-besser-fuer-die-Lunge-als-Rauchen.html (Letzter Zugriff am 10.11.2021)
- Abbildung 3: Leonberger Kreiszeitung am 13.10.2021
- Abbildung 4: Unterricht Biologie (2021); Holtz, Sharon, Ostersehlt, Dörte; Sucht, Nr. 461 / 2021, Material S.1
- Abbildung 5: Unterricht Biologie (2021); Holtz, Sharon, Ostersehlt, Dörte; Sucht, Nr. 461 / 2021, Material S. 2
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