Samstag, 29. Januar 2022

Corona und DU - Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Zeiten der Pandemie


    Abb. 1


Einstieg

Ausgangslage

Aktuell und nun mehr als zwei Jahre bestimmt das SARS-CoV-2 [1] das gesellschaftliche Leben in der ganzen Welt. Das Coronavirus hielt die Menschen, egal welchen Alters an, ihre Wohnung oder ihr Haus nicht zu verlassen und sich somit sozial zu isolieren. Die Alltagsstrukturen der Menschen änderte sich vehement. Vor allem Kinder und Jugendliche mussten erfahren, dass das eigene Kinderzimmer von nun an auch als Klassenzimmer, Sporthalle oder ähnliches fungieren sollte.

Dabei stehen junge Menschen auf dem Weg ins Erwachsenen Leben vor drei Kernherausforderungen:







Durch die Pandemie kam es häufig zu Unterbrechungen in diesen Bereichen. Kontaktbeschränkungen und Veränderung der Lebensstrukturen, „samt deren Auswirkungen, können bei Kindern und Jugendlichen unter anderem Zukunftsängste, Leistungsdruck und Vereinsamung“ (vgl. Gemeinsamer Bericht BMG [2] und BMFSFJ [3], 2021) induzieren.


Psychische Gesundheit

Allgemeine Definition


Psychische Gesundheit

Ein Zustand des Wohlbefindens. Hier schöpft eine Person ihre Fähigkeiten aus, kann normale Lebensbelastungen bewältigen, produktiv arbeiten und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft leisten. Es spielen konkret die individuellen Merkmale eine Rolle, sowie Umweltfaktoren und soziale Verhältnisse, welche stetig miteinander interagieren und entweder für ein bedrohenden oder einen beschützenden Zustand sorgen.

Wie wertvoll die psychische Gesundheit eines Menschen ist, wird meistens unterschätzt. Daher ist es unglaublich wichtig, diese wertvolle Quelle des Humankapitals zu erkennen, um Menschen mit psychischer Störung zu berücksichtigen und unsere eigene psychische Gesundheit zu fördern und zu schützen.


Psychische Störung

Eine Störung der psychischen Gesundheit eines Menschen, die oft durch eine Kombination von belastenden Gedanken, Emotionen, Verhaltensweisen und Beziehungen zu anderen gekennzeichnet wird.



Definition in Bezug auf Kinder und Jugendliche

„Kindheit und Jugend prägen ein Leben lang. Wer als Kind oder Jugendliche*r psychisch erkrankt, ist als Erwachsene*r psychisch stärker gefährdet als andere. Über die Hälfte aller psychischen Erkrankungen entstehen bereits vor dem 19. Lebensjahr“ und fast jeder Fünfte ist hiervon betroffen (vgl. BPtK-Bundes Psychotherapeuten Kammer, 2020).

Häufigkeit einer psychischen Störung:




Psychische Gesundheit in der Pandemie

Die Max-Planck-Gesellschaft schrieb vergangenen November über die psychische Gesundheit während der Corona Pandemie. Dabei gingen sie auf das sogenannte CovSocial-Projekt ein, bei welcher Berliner*innen ihr emotionales Befinden und Verhalten in einer online Befragung darlegten. Die Untersuchung zeigte während der Lockdowns nach der ersten Befragung einen Schockeffekt und nach der Zweiten einen Ermüdungseffekt. Viele Menschen haben daher schon im Frühjahr 2021 eine Verschlechterung der psychischen Gesundheit gezeigt und es kam zu Stress, Depressionen und Ängsten. Durch die einschränkenden Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, sank zudem der soziale Zusammenhalt zwischen älteren und jüngeren Generationen, vor allem Frauen litten am stärksten (vgl. Max-Planck-Gesellschaft, 2021).

COPSY-Studie

Die COPSY-Längsstudie befasst sich mit den Auswirkungen der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, während der Covid-19 Pandemie in Deutschland. Die Studie wurde von der Forschungsabteilung Child Public Health am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf durchgeführt [4]. Ziel der Studie war es nicht nur die Einflussfaktoren zu identifizieren, sondern auch die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu fördern, während der Covid-19 Pandemie. Als bevölkerungsbasierte Referenzdaten, wurde die BELLA-Studie hinzugezogen, welche sich auch mit der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen auseinandersetzt, aber schon vor Covid-19. Diese Studie wird vom Robert Koch-Institut durchgeführt und läuft seit 2003 in Deutschland (vgl. Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, 2022).

In der bundesweiten COPSY-Studie wurden von Mai bis Juni 2020 über 1.000 11-17-jährige Kinder und Jugendliche sowie 1.500 Eltern von 7-17-Jährige durch eine online Befragung befragt.



Nach der ersten COPSY-Studie, folgte die erste Folgebefragung von Dezember 2020 bis Januar 2021 und eine Zweite von September bis Oktober 2021. (vgl. Sozialpsychiatrie-mv, 2021)

Ergebnisse der Studie:



Zu beachten ist, dass die vorliegenden Symptome nicht mit einer ernsthaften psychischen Erkrankung gleichzusetzen sind. Denn die akuten Belastungssymptome können reversibel sein, wenn die Belastungsfaktoren wieder verschwinden.

In manchen Fällen werden aber auch positive Effekte der Pandemie gezeigt, wie eine Verbesserung des Familienklimas oder die Stärkung des Familienzusammenhalts (vgl. Gemeinsamer Bericht BMG und BMFSFJ, 2021).


Mögliche Aspekte der Gesundheit und des Wohlbefindens von Kindern und Jugendlichen mit deren Folgewirkungen

          Risiko für häusliche Gewalt

Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2020 verriet, „dass im Jahr 2020 152 Kinder gewaltsam zu Tode gekommen sind“. Es geht somit hervor, dass „Kinder und Jugendliche während der Pandemie, einem erhöhten Risiko häuslicher Gewalt ausgesetzt sind“ (vgl. Gemeinsamer Bericht BMG und BMFSFJ, 2021). Die Folgen sind Entwicklungs- und Verhaltensstörungen.

Übergewicht

Viele Studien beweisen, dass das Körpergewicht und der BMI seit dem Lockdown stark zugenommen hat. Deutlich wird dies bei Jugendlichen ab dem 15. Lebensjahr. Die Folgen beschränken sich nicht nur auf die körperlichen Beeinträchtigungen, sondern belasten auch die psychische Gesundheit der betroffenen Personen, sowie dessen Umfeld.

Essstörungen

Somit ist nicht verwunderlich, dass auch Störungen beim Essverhalten in der Pandemie zugenommen haben. Ein Report der DAK-Gesundheit besagte, dass es einen Anstieg um mehr als 35% an Kindern und Jugendlichen mit Essstörungen gab, seit 2020.

Gesundheitsverhalten und Bewegung

Die COPSY-Studie zeigt auf, „dass sich der Anteil der Kinder, die keinen Sport treiben, in der zweiten Welle gegenüber der Zeit vor Corona verzehnfacht hat. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen unter 15 Jahren, die Mitglied in einem Sportverein sind, ist 2020 deutlich zurückgegangen.“ (Gemeinsamer Bericht BMG und BMFSFJ, 2021)


Bisherige hemmende Maßnahmen des Bundes



 [5] 


Didaktisch präventive Maßnahmen in der Schule

Der folgende Link zeigt Maßnahmen und Angebote auf, die sich an Fachkräfte, Jugendliche und Kinder, sowie deren Eltern richten:

è 16122021_Unterstützungsangebote (zusammengegencorona.de)

 

Von Annika Krahmer und Maike Hägele 💙

Viel Spaß beim Lesen 😊


Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1:     © Mann Fenster Corona - Kostenloses Bild auf Pixabay, (abgerufen am 25.01.2022)

Abbildung 2:     © MNH_FactSheet_DE.pdf (who.int), (abgerufen am 22.01.2022)

Abbildung 3:     © MNH_FactSheet_DE.pdf (who.int), (abgerufen am 22.01.2022)



[1] Severe acute respiratory syndrome coronavirus 2

[2] Bundesgesundheitsministerium

[3] Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

[4] Durch Frau Prof. Dr. Ravens-Sieberer

[5] DJI=Deutsche Jugendinstitut, RKI=Robert-Koch-Institut, BZgA=Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

4 Kommentare:

  1. Liebe Annika und liebe Maike,
    Ich finde eurer Blogbeitrag ist euch sehr gelungen. Das Thema hat auf jeden Fall Aktualitätsbezug und hat mich deshalb dazu verleitet, auf euren Artikel zu klicken. Besonders gut fand ich die vielen Zwischenüberschriften und Schaubilder, die ihr eingefügt habt. Das hat euren Blogbeitrag nochmal gegliedert und macht es lesefreundlicher. Ihr habt mit vielen Studien wissenschaftlich belegt und es waren interessante Fakten. Ich finde es erschreckend, wie viele Kinder- und Jugendliche schon früh eine psychische Erkrankung entwickeln. Der Fakt, dass dies durch Corona verstärkt wird, war mir klar, aber psychosomatische Symptome wie Einschlafprobleme sind für mich neu. Sehr spannend! Bestimmt hängt der Umgang mit der Pandemie stark mit der Resilienz zusammen und daher ist es wichtig, dass das soziale Umfeld, als auch die Umweltfaktoren stabil sind. Lehrkräfte müssen meines Erachtens unbedingt danach schauen, dass man genügend Bewegungspausen in den (Online-)Unterricht einbaut.

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    1. Maike Hägele06.02.22, 14:38

      Liebe Lina,

      vielen Dank für Dein wirklich sehr positives Feedback, wir haben uns sehr daüber gefreut!

      Auch wir waren sehr erstaunt, als wir mit unseren Recherchen begonnen haben, wie viele Kinder von psychosomatischen Symptomen betroffen sind, seit der Pandemie. Vor allem hat uns dies die COPSY-Studie verdeutlicht, die auch nach der zweiten Befragung keine positiveren ERgebnisse liefern konnte.
      Auf jeden Fall kann man Dir nur zustimmen, indem Du geschrieben hattest, dass der Umgang mit der Pandemie stark mit der Resilienz zusammenhängt. Genau deshlab ist es so wichtig, dass nicht nur die Bedürfnisse von Menschen mit definierten psychischen Problemen berücksichtigt werden, sondern auch die psychsische Gesundheit aller Menschen zu schützen und fördern ist. Daher finden wir auch den Vorschlag, mehr Bewegung in den Schulalltag zu integrieren, serh sinnvoll, da die SuS somit spielen und arbeiten verbinden können. Und genau durch solche Interaktionen wird wiederum die psychische Gesundheit gefördert.

      Liebe Grüße von Annika und Maike :)

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  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  3. Liebe Annika & Maike

    Ich finde euren Blog-Beitrag sehr spannend und super wichtig. Ich habe während der Corona-Pandemie in einer Kindertagesstätte gearbeitet und konnte somit hautnah miterleben, welche Auswirkungen die Pandemie auf die Kinder hat. Viele der Kinder aus meiner Gruppe kamen aus sozial schwachen Familien, die in sehr beengten Wohnungen und oft in schwierigen Familienverhältnissen aufwachsen. Viele hatten daher wenig Möglichkeiten sich auszutoben oder wurden vor dem Fernseher oder der Spielekonsole geparkt. Durch die beengte Wohnsituation vieler Familien kam es auch häufig zu Streitigkeiten, unter denen die Kinder litten. Nachdem die Kitas nach und nach wieder für alle Kinder öffneten, konnten wir sehr stark beobachten, dass viele Kinder große Entwicklungsrückschritte gemacht haben. Vor allem sprachlich, aber auch sozial-emotional gab es Schwierigkeiten, die vor der Schließung der Kindertagesstätten aufgeholt wurden. Es gab auch viele Kinder, die nach der langen Zeit zu Hause große Probleme hatten wieder in den Kindergarten zu kommen und eigentlich eine neue Eingewöhnung gebraucht hätten. Zudem konnten wir beobachten, dass viele Kinder in dieser Zeit wenig Möglichkeiten zur Bewegung hatten und kaum an die frische Luft kamen. Daher haben wir darauf sehr großen Wert gelegt.

    Ich finde euren Beitrag sehr gut und kann die Ergebnisse aus der aufgeführten COPSY-Studie aus eigener Beobachtung durchaus bestätigen. Ebenfalls finde ich die beigefügten Angebote zur Förderung der Psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sehr hilfreich, da es sowohl für Eltern, aber auch Fachkräfte wichtig ist zu wissen, an wen man sich bei Hilfe wenden kann.

    Liebe Grüße
    Christina

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