Sonntag, 30. Januar 2022

I wanna be like you – Jugend unter dem Druck von Schönheitsidealen

 

Schönheitsideale

Schönheit wird von jedem Individuum subjektiv wahrgenommen. So findet man auch viele unterschiedliche Definitionen für den Begriff Schönheit. Die Internetseite PSYLEX - Aktuelle Nachrichten aus der Psychologie definiert den Begriff Schönheit folgend: „Schönheit kann die Eigenschaft eines Tieres, einer Idee, eines Objektes, einer Person oder eines Ortes sein, die eine wahrnehmbare Erfahrung bzw. Empfindung von Genuss oder Zufriedenheit bietet. Schönheit wird als Teil der Ästhetik, Kultur, Psychologie bzw. Sozialpsychologie, Philosophie und Soziologie untersucht. Eine „ideale Schönheit“ ist eine Wesenheit, die bewundert wird oder Eigenschaften besitzt, die der Schönheit in einer bestimmten Kultur der Perfektion zugeschrieben werden. Als Gegenpol zum Begriff der Schönheit gibt es den Begriff der Hässlichkeit.“ 1

Der Begriff Schönheit wird in der Gesellschaft überwiegend mit dem Äußerlichen einer Person in Verbindung gebracht.2 Das Umfeld einer Person und die Gesellschaft können beeinflussen, welche Merkmale ein Individuum als attraktiv ansieht und welche nicht.

Schönheitsideale sind Idealvorstellungen der Mehrheit, von dem was Schön ist. Schönheitsideale sind wandelbar. Im Zeitalter der Digitalisierung wird die Gesellschaft durch Massenmedien mit Idealen überschüttet und die Ideale werden dadurch umso mehr hervorgehoben. Die dargestellten Schönheitsideale sind oft unrealistisch und für die breite Gesellschaft unerreichbar. 3

Schönheitsideale im Wandel

Die Idealvorstellungen des menschlichen Körpers sind auf der zeitlichen Ebene als auch der kulturellen Ebene einem ständigen Wandel ausgesetzt. Manche Schönheitsideale können sich erst nach einiger Zeit durchsetzen. 4  

Schönheitsideale wandeln sich oft zu den Merkmalen hin, die die Mehrheit der Gesellschaft nicht besitzt. Der Wandel in die Dienstleistungsgesellschaft, in der Arbeit immer weniger über den Körper stattfindet, führte zu einer veränderten Körperwahrnehmung und der Körper als Imagepräsentation wird in den Vordergrund gerückt. Subjektive Schönheitsideale werden nun eher über gesellschaftliche Normen gebildet, anstatt über die eigene Einschätzung und Wahrnehmung, was dem Körper guttut und was der Körper braucht. In dieser zunehmend visuellen Gesellschaft werden wir unvermeidbar überflutet mit Bildern von Schönheitsidealen. 5   

In den letzten Jahren lässt sich jedoch auch ein Wandel etwas anderer Art entdecken. Viele Menschen setzen sich für das Hinterfragen von Schönheitsidealen ein und fordern Diversität als Maxime in der Definition von Schönheit und Schönheitsidealen. Die Debatte um Schönheitsideale und deren Einfluss auf Gesellschaft und Individuen bleibt trotzdem weiterhin aktuell und relevant.

Evolutionspsychologische Forschungsansätze im Hinblick auf Schönheitsideale

Die Evolutionspsychologie gibt Erklärungen dafür, was und warum der Mensch manche Erscheinungen gegenüber anderen präferiert. Menschen haben evolutionär bestimmte Schönheitsmerkmale als erstrebenswert etabliert, da diese Hinweise auf Gesundheit und Reproduktionsfähigkeit geben6. So entstehen unter anderem auch gewisse Präferenzen bei der Partnerwahl.

Aussehen und Fruchtbarkeit

Sowohl Frauen als auch Männer nehmen kindliche Gesichtszüge als attraktiv wahr. Das angeborene Verhalten für Fürsorge wird durch bestimmte Merkmale des Gesichts, wie eine kleine kurze Nase, ein kleines Kinn, runde Augen, große Augen, etc. aktiviert. Kindliche Gesichtszüge werden oft mit Jugendlichkeit in Verbindung gebracht. Jugendlichkeit wiederum wird Evolutionspsychologisch mit einer hohen Fruchtbarkeit assoziiert. Im Gegensatz zu den Männern, nimmt bei Frauen die Furchtbarkeit mit zunehmendem Alter stärker ab. 7

Reifemerkmale werden ebenso mit Furchtbarkeit und Attraktivität assoziiert. Reifemerkmale, wie zum Beispiel hohe Wangenknochen, bilden sich in der Pubertät aus und kennzeichnen den Start der Reproduktionsfähigkeit. 8

Durchschnittshypothese

Die Durchschnittshypothese besagt, dass je durchschnittlicher ein Gesicht ist, desto attraktiver ist es. Der Durchschnitt bezieht sich dabei auf die durchschnittlichen Eigenschaften der Population. Für diese Hypothese gibt es unterschiedliche Begründungstheorien, wie zum Beispiel das durchschnittliche Gesichtszüge auf erstrebenswerte Eigenschaften wie Gesundheit oder Intelligenz hinweisen. 9

Symmetrie

Normale Asymmetrien des Gesichtes, die nicht stark ausgeprägt sind, haben, anders als viele ältere Forschungen zeigen, keinen relevant nachweisbaren Einfluss auf die Wahrnehmung eines Gesichtes als attraktiv. 10

Die aufwachsende Jugend unter dem Druck von Schönheitsidealen

Jungen und Mädchen nehmen ihr eigenes Körperbild und Schönheitsideale unterschiedlich wahr. Für viele Jugendliche ist das Aussehen ein bedeutender Teil ihrer Identität. Jugendliche, die in der Phase ihrer Identitätsfindung sind und ihren Platz in der Gesellschaft suchen, werden durch die von Medien, oft realitätsfernen verbreiteten Schönheitsideale beeinflusst 11.

Nicht nur Medien, sondern auch unser Umfeld, wie Familie, Freunde und andere Sozialebenen, können Einfluss darauf haben, wie wir unseren Körper wahrnehmen12.












https://www.bzga-essstoerungen.de/


Schon als Kind kann das Individuum wahrnehmen, dass in der Gesellschaft bestimmte Körpertypen anderen gegenüber bevorzugt werden13. Mit diesen wahrgenommenen Stereotypen entwickelt sich später das Bedürfnis anderen zu gefallen und den gesellschaftlichen Normen zu entsprechen.

Die realitätsfremden Schönheitsideale, mit den Jugendliche durch Medien und Umfeld konfrontiert werden, können negative Auswirkungen auf Selbst- und Körperbild haben14.  Jungen und Mädchen fühlen sich durch Schönheitsideale unter Druck gesetzt. Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper steigt und sie verlieren an Selbstbewusstsein, wenn sie die angestrebten Ideale nicht erreichen können15 16.

Eine positive Einstellung zum eigenen Körper ist jedoch wichtig.  Jugendliche, die sich in ihrem eigenen Körper wohl fühlen, besitzen ein höheres Selbstwertgefühl und sind selbstbewusster in ihren Handlungen und Leistungen. Menschen mit positivem Körperbild besitzen eine gesündere Einstellung zu Essen und Bewegung und gehen sorgsamer mit ihrem Körper um. Es fällt Ihnen leichter die in der Gesellschaft verankerten Schönheitsideale reflektiv zu betrachten. 17

Ein negatives Selbstbild und eine verzerrte Körperwahrnehmung stehen im Zusammenhang mit gesundheitsschädlichem Verhalten, wie ein gestörtes Essverhalten, geringere sportliche Betätigung, Beziehungsunfähigkeit und sozialer Rückzug. 17 Auch ist Körperunzufriedenheit ein Risikofaktor für die geistige Gesundheit. 18

Es ist deswegen sinnvoll Jugendlichen Erfahrungen zu ermöglichen, in denen sie ihren eigenen Körper als wirksam wahrnehmen können und erkennen, was ihr Körper alles vollbringen kann. Dies kann helfen ihr Körperbild wieder zu verbessern.

 

 




 



 1 (vgl. Schönheit (Psychologie) 2021)

2 (vgl. Rosida und Saputri 2019, S. 396

3 (vgl. Rosida und Saputri 2019, S.396)

4 (vgl. Bjelobrk 2019, S.7)

5 (vgl. Bettina Schulte-Abel, Chiara Testera Borrelli, Christa Schär, Quinta Schneiter)

6 (vgl. Langlois et al. 2000, S. 391)

7 (vgl. Bjelobrk 2019, S. 24 - 27)

8 (vgl. Bjelobrk 2019, S. 27f.)

9 (vgl. Martin Gründl 2011, S. 3f.)                                                

10 (vgl. Martin Gründl 2011, S.237)

11 (vgl. Bettina Schulte-Abel, Chiara Testera Borrelli, Christa Schär, Quinta Schneiter, S. 6f.)

12 (vgl. Mental Health Foundation 2019)

13 (vgl. Bettina Schulte-Abel, Chiara Testera Borrelli, Christa Schär, Quinta Schneiter 17f.)

14 (Jugend und Medien - das Informationsportal zur Förderung von Medienkompetenzen 2022)

15 (vgl.profamilia 2018)

16 (vgl. Bettina Schulte-Abel, Chiara Testera Borrelli, Christa Schär, Quinta Schneiter, S. 7)

17 (vgl. Gesundheitsförderung Schweiz, S.2-4)

18 (vgl. Mental Health Foundation 2019)

 Literaturverzeichnis

Bettina Schulte-Abel, Chiara Testera Borrelli, Christa Schär, Quinta Schneiter: Gesundes Körperbild - Healthy Body Image. Arbeitspapier_003_GFCH_2013-03_-_Healthy-Body-Image. Online verfügbar unter https://gesundheitsfoerderung.ch/assets/public/documents/de/5-grundlagen/publikationen/ernaehrung-bewegung/arbeitspapiere/Arbeitspapier_003_GFCH_2013-03_-_Healthy-Body-Image.pdf, zuletzt geprüft am 20.01.2022.

Bjelobrk, Lucia (2019): Einflussfaktoren auf den Wandel körperlicher Schönheitsideale: eine qualitative Studie. Diplomarbeit. Karl-Franzens-Universität Graz, Graz. Online verfügbar unter https://unipub.uni-graz.at/obvugrhs/content/titleinfo/4630775, zuletzt geprüft am 09.01.2022.

Gesundheitsförderung Schweiz: Themenblatt Positives Körperbild. Grundbegriffe, Einflussfaktoren und Auswirkungen. Online verfügbar unter https://gesundheitsfoerderung.ch/assets/public/documents/de/5-grundlagen/publikationen/ernaehrung-bewegung/Themenblatt_Positives_Koerperbild.pdf, zuletzt geprüft am 17.01.2022.

Jugend und Medien - das Informationsportal zur Förderung von Medienkompetenzen (2022): Selbstdarstellung und Schönheitsideale. Online verfügbar unter https://www.jugendundmedien.ch/themen/selbstdarstellung-und-schoenheitsideale, zuletzt aktualisiert am 17.01.2022, zuletzt geprüft am 17.01.2022.

Langlois, Judith H.; Kalakanis, Lisa; Rubenstein, Adam J.; Larson, Andrea; Hallam, Monica; Smoot, Monica (2000): Maxims or myths of beauty? A meta-analytic and theoretical review. In: Psychological Bulletin 126 (3), S. 390–423. DOI: 10.1037//0033-2909.126.3.390.

Martin Gründl (2011): Determinanten physischer Attraktivität - der Einfluss von Durchschnittlichkeit, Symmetrie und sexuellem Dimorphismus auf die Attraktivität von Gesichtern. Online verfügbar unter https://epub.uni-regensburg.de/27663/1/Habil_Gruendl_gesamt_093m.pdf, zuletzt geprüft am 23.01.2022.

Mental Health Foundation (2019): Body image report: Introduction. Online verfügbar unter https://www.mentalhealth.org.uk/publications/body-image-report/intro, zuletzt aktualisiert am 06.08.2020, zuletzt geprüft am 22.01.2022.

profamilia (2018): Schönheitsideale: Bin ich schön? Online verfügbar unter https://www.profamilia.de/fuer-jugendliche/pubertaet/schoenheit, zuletzt aktualisiert am 17.01.2022, zuletzt geprüft am 17.01.2022.

Rosida, Ida; Saputri, Dinni Yulia (2019): SELF-LOVE AND SELF-ACCEPTANCE: REDEFINING IDEAL BEAUTY THROUGH ITS REPRESENTATION IN SCARS TO YOUR BEAUTIFUL. In: Lit 18 (3), S. 395–412. DOI: 10.21831/ltr.v18i3.27409.

Schönheit (Psychologie). Psylex. Aktuelle Nachrichten aus der Psychologie (2021). Unter Mitarbeit von Christian Hilscher. Online verfügbar unter https://psylex.de/psychologie-lexikon/allgemeine/schoenheit/, zuletzt aktualisiert am 18.12.2021, zuletzt geprüft am 09.01.2022.

 

4 Kommentare:

  1. Hallo Lena,

    Du hast dir ein Thema ausgewählt, welches schon sein Jahren ein gesellschaftlichen "Konflikt/Problem" darstellt. Man versucht durch den Einfluss anderer immer mehr anderen Leuten zu gefallen, wie einem selbst, doch Schönheit ist nicht nur äußerlich, sondern ganz viel innerlich. Und äußerliche Schönheit kann operativ verändert werde, doch innerliche Schönheit kann jeder nur für sich selbst ändern. Ich empfinde es in der heutigen Zeit auch sehr schwer, nicht perfekt oder hübsch aussehen zu wollen. Zu viele erdrückende Einflussfaktoren von außen. Auch wenn jetzt beispielsweise bei GNTM nicht nur Stöcke waren, vermitteln sie uns dennoch (finde ich) das Curvy zwar schön sein kann und auch gefragt aber ich finde sie preisen das viel zu sehr an. Wieso kann Curvy nicht normal sein? Wieso muss das extra betont werden? Wie stehst du dazu, also was ist deine Meinung zu dem Thema?

    LG Lena-Marie Block

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    1. Liebe Lena- Marie,

      schön, dass du meinen Blogbeitrag gelesen hast.
      Vielen Dank für die Äußerung deiner Gedanken zum Thema.
      Zu deinen Fragen und wieso Körperbilder wie „Curvy“ extra betont werden müssen.
      Ich denke dein Hintergrundgedanke ist es, dass eigentlich ja angestrebt wird Körperbilder wie „Curvy“ als Normalität in unserer Gesellschaft verankert sind. Durch die Hervorhebung und Differenzierung dieses Körperbildes, könnte man es so auffassen, als würde es nicht zu der gesellschaftlichen Norm gehören und dadurch wird es ja auch deutlich von aktuellen Schönheitsidealen abgetrennt und differenziert.
      Ich kann mir vorstellen, dass ein Schweigen über diese Thematiken dazu führen würde, dass aktuelle Normen aufrechterhalten bleiben. Durch eine Thematisierung können gefestigte Normen in der Gesellschaft aufgelöst werden. Die starke Hervorhebung dieser Thematiken kann irritierend sein, ist aber notwendig um Anregung für Reflektion und Hinterfragung zu schaffen und einen sensiblerem Umgang mit den Schönheitsidealen zu fördern.
      Grüße Lena

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  2. Liebe Lena,
    danke für den Blogbeitrag! ich finde das Thema ist extrem wichtig und den letzten Absatz zur Wirksamkeit des eigenen Körpers halte ich für sehr hilfreich auch im die Idee später vielleicht in den eigenen Unterricht einbauen zu können. Ich finde dass die Wahrnehmung von SchülerInnen einfach immer mehr negativ ausfällt, dabei ist unser Schönheitsideal der Medien ja kaum noch zu erreichen ohne immense risikoreiche körperliche Eingriffe. Ich denke als angehende LehrerInnen hat man aber die Möglichkeit darauf einzugehen und zu sensibilisieren, auch dafür was in den Medien und der Öffentlichkeit für ein Bild projiziert wird. Ich fand des Blogbeitrag gut aufgeteilt!
    LG Elly

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  3. Hallo Lena,
    Ich finde auch, dass du dir ein sehr spannendes Thema für deinen Blogbeitrag ausgesucht hast. Wie Elly schon angemerkt hat, ist die Selbstwahrnehmung, was das eigene Aussehen betrifft bei vielen Menschen, besonders bei Jugendlichen häufig sehr negativ. Sie fühlen sich im Vergleich zu den auf Zeitschriften oder in der Werbung abgebildeten Models und den ganzen Influencern auf Instagram und Co. langweilig und unperfekt. Dabei wissen viele Menschen glaube ich gar nicht wie viel Trickserei hinter solchen Fotos steckt. Selbst wenn man dies weiß, ist es manchmal gar nicht so einfach sich das immer vorzuhalten. Man schaut eben trotzdem auf die "perfekt" aussehenden Menschen.
    Was ich auch spannend finde, ist wie unterschiedlich Schönheitsideale in den verschiedenen Kulturen sind und auch wie sie sich innerhalt einer Kultur über Jahrzehnte hin verändern.
    Alles in alles ist meiner Meinung nach das Problem der ganzen Sache, dass mittlerweile so viel Wert auf Äußeres gelegt wird und Menschen häufig auf ihr Aussehen reduziert werden.
    LG Luisa

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