Sonntag, 16. Januar 2022

Lactosefrei – Und wie sich die Lebensmittelindustrie eine Unverträglichkeit zu Nutzen macht

 Ein Blogbeitrag von Ann-Charlott Bauer

 

1. Einleitung:

Betritt man in der heute einen Supermarkt, so ist die Fülle an Produkten fast unendlich. Hinzu kommen vermehrt Produkte, die gekennzeichnet sind durch „Frei von…“ und inzwischen die Regale im Supermarkt zusätzlich erobern. „Frei von…“ erscheint automatisch positiv behaftet zu sein, was unter anderem an den schon seit Jahren gekennzeichneten Produkten wie „frei von Zucker“ oder „frei von Fett“ liegen mag. Aber nicht alle Produkte, die im Supermarkt in diesem Zusammenhang angeboten werden, sind automatisch für jeden Verbraucher gleichermaßen geeignet – so zum Beispiel Lactosefreie Produkte.

2. Lactose und Lactase

Immer mehr Produkte werden mit „lactosefrei“ beworben, aber was steckt eigentlich hinter diesem Wörtchen „Lactose“? Das lateinische Wort „lac“ steht für Milch, -ose ist die chemische Endsilbe für Zucker – somit ist Lactose nichts anderes als der Zucker der Milch. Es handelt sich dabei um ein Disaccharid (Zweifachzucker), welcher im Dünndarm durch das Enzym Lactase in die Monosaccharide „Glukose“ und „Galaktose“ gespalten wird, denn erst dann ist der Körper in der Lage, den gespaltenen Zucker durch die Darmwand des Dünndarms in den Blutkreislauf aufzunehmen und in den Zellen in Energie umzuwandeln. Ohne eine Aufspaltung, hätte Lactose keinerlei Nutzen für den menschlichen Körper und könnte nicht verwertet werden[1]. Wie schon bereits erwähnt, handelt es sich bei Lactase um das Enzym, welches Lactose spaltet. Die Lactase wird in den Schleimzellen des Dünndarms gebildet. Die Menge an Lactase ist von Person zu Person unterschiedlich und nimmt im Alter stetig ab. Säuglinge und Kinder verfügen über eine hohe Lactaseproduktion, um die Lactose in der Muttermilch spalten zu können.

3. Lactoseintoleranz:

3.1. Ursachen:

Manche Menschen verfügen nur über eine geringe oder gar keine Produktion von Lactase. Liegt im Dünndarm zu wenig Lactase vor, gelangt die Lactose unverdaut in den Dickdarm. Diese wird dort durch die natürlich vorkommenden Bakterien zersetzt und es kommt zu einer Vergärung des Milchzuckers. Dabei entstehen Gase wie Methan (CH4), Kohlenstoffdioxid (CO2), Wasserstoff (H2) als auch organische Säuren wie Essigsäure oder Propionsäure, ebenso werden kurzkettige Fettsäuren gebildet, unter anderem die Buttersäure[2]. Die entstehenden Gase Methan und Kohlenstoffdioxid sammeln sich im Dickdarm an und sorgen für die weitbekannten Symptome bei Lactoseintoleranz. Wasserstoff hingegen gelangt in die Lunge und wird ausgeatmet. Der Wasserstoffgehalt in der ausgeatmeten Luft kann unter anderem eine Rolle bei der Diagnose von Lactoseintoleranz spielen (s. Atemtest). Die entstandenen Säuren regen die Peristaltik des Darms an, was zu den hervorgerufenen Symptomen wie Durchfall führen kann. Gleichzeitig bindet Lactose große Mengen an Wasser, dadurch erhöht sich der Druck innerhalb des Darms, woraufhin Wasser in den Dickdarm strömt, um den osmotischen Druck auszugleichen – ein weiterer Faktor, der Durchfall begünstigt.

Insgesamt werden drei unterschiedliche Arten von Lactoseintoleranz unterschieden. Die Primäre Lactoseintoleranz, die sekundäre Lactoseintoleranz sowie eine Kogenitaler Lactasemangel.

Lactoseintoleranz entwickelt sich meist im Jugend- bzw. im Erwachsenenalter. In Deutschland sind nach aktuellen Studien ca. 15-20% der Bevölkerung tatsächlich von einer Lactoseintoleranz betroffen. Eine Lactoseintoleranz im Erwachsenenalter ist weltweit gesehen ein Normalzustand, jedoch weisen bspw. südliche oder östliche Länder eine andere Ernährungsweise auf, daher ist in eben diesen Ländern eine Lactoseintoleranz weniger problematisch. Wohingegen in Deutschland Milch und Milchprodukte einen hohen Stellenwert aufweisen und als gesundheitsfördernd gelten[3].

3.2. Symptome:

Die Menge, die ein Körper an Lactose verarbeiten kann, hängt je nach Vorhandensein und Aktivität der Lactase ab, somit fallen auch Symptome und Beschwerden bei Betroffenen völlig unterschiedlich aus. Wichtig ist jedoch, dass eine diagnostizierte Lactoseintoleranz, nicht automatisch bedeutet, dass gar keine Milchprodukte vertragen werden. So ist ein Verzehr von geringen Mengen meist möglich. Diese Toleranzgrenze ist jedoch von Person zu Person unterschiedlich.

  • Verdauungsbeschwerden
  •  Aufgeblähter Bauch
  • Unterbauchschmerzen
  •  Starke Blähungen
  • Durchfall
  • Übelkeit, Erbrechen
  •  Manchmal Verstopfung

4. Die Ernährungsempfehlung lactosefrei

Als „lactosefrei“ darf ein Produkt gekennzeichnet werden, wenn der Lactosegehalt bei weniger als 0,1g Lactose bei 100g liegt, für andere Produkte gibt es bisher noch keine gesetzlichen Regeln. Momentan ist ein aktueller Trend zu beobachten hinzu „Frei von…“ Produkten. Diese Entwicklung ist auch bei lactosefreie Produkten zu sehen, denn die Umsätze der lactosefreien Produkte wächst stetig an. Jedoch leiden nach einer Studie von der „Gesellschaft für Konsumforschung“ im Jahr 2013 ca. 80% der Verbraucher von lactosefreier Produkte an gar keiner Lactoseintoleranz. Käufer dieser Produkte haben das Gefühl, ihrem Körper damit etwas Gutes zu tun und lactosefrei beworbene Produkte entwickeln sich immer mehr hin zu einem „Lifestyle Produkt“[4]. Immer mehr Firmen nutzen den Aspekt „frei“ für das eigene Produktmarketing. So werden inzwischen Produkte als lactosefrei gekennzeichnet, wie bspw. Kochschinken oder Brot, die von Natur aus lactosefrei sind und diese gar nicht enthalten. Die Verbraucherzentrale kritisiert diese Entwicklung und fordert vom Bundesverband eine klare Regelung für die Kennzeichnung dieser Produkte – z.B. „Von Natur aus lactosefrei“[5]. Eine solche Kennzeichnung würde einen höheren Preis für diese Produkte nicht mehr rechtfertigen und verhindern. „Frei von…“ wird immer mehr zum Qualitätsmerkmal, und Produkte dieser Sparte sind deutlich teurer. Daher macht es wenig Sinn, auf lactosefreie Produkte zurückzugreifen, wenn keine ärztliche Diagnose vorliegt. Selbst für Personen, die an einer Lactoseintoleranz leiden, sind nicht alle angebotene Produkte notwendig, denn es werden auch Produkte als lactosefrei gekennzeichnet, die von Natur aus einen sehr geringen Lactosegehalt haben. So liegt bspw. der Lactosegehalt bei Butter unter 1%, zusätzlich sollte dabei beachtet werden, dass der Verzehr von Butter im Normalfall in geringen Mengen stattfindet. Saure Milchprodukte wie stichfester Joghurt oder Quark enthalten natürlicherweise Milchsäurebakterien, die dem Körper helfen Lactose besser zu verarbeiten[6]. Unverträglich sind dabei meist die cremig gerührten Joghurts, da sie zusätzlich noch Magermilchpulver enthalten[7].  Ebenso gehören häufig Käsesorten zu lactosefreien Produkten. Jedoch weisen gerade lange gereifte Schnittkäse oder Hartkäsesorten wie Emmentaler, Bergkäse, Edamer, Gouda, Parmesan oder Appenzeller von Natur aus eine Lactosegehalt von weniger als 0,1g Lactose pro 100g, denn die Lactose wird bei der Reifung in einem natürlichen Prozess in Milchsäure umgewandelt. Riskanter ist dabei der Einsatz von Lactose in der Lebensmittelindustrie, denn häufig weisen Fertigprodukte ebenso Fast Food einen hohen Lactosegehalt auf, da Lactose vor allem als Weichmacher, Bindemittel oder Trägersubstanz verwendet wird.

Allgemein gilt, dass lactosefreie Produkte für die Menschen sinnvoll sind, die tatsächlich an einer diagnostizierten Lactoseintoleranz leiden. Es bedeutet jedoch für diese Personen gleichzeitig auch, dass nicht nur lactosefreie Produkte konsumiert werden können oder ein vollständiger Verzicht auf milchzuckerhaltige Lebensmittel stattfinden muss. Denn Lactoseintoleranz bezeichnet letztendlich nur, dass der Milchzucker weniger gut vertragen wird, und diese Unverträglichkeit in ganz unterschiedlichen Toleranzbereichen liegen kann.

                                                    
 
Quelle:

[1] Fritzsche, Doris (2009): Laktose Intoleranz. 5 Aufl. München: Gräfe und Unzer Verlag GmbH (GU). S.15f

[2] Fritzsche, Doris (2009): Laktose Intoleranz. 5 Aufl. München: Gräfe und Unzer Verlag GmbH (GU). S.20

[3] Fritzsche, Doris (2009): Laktose Intoleranz. 5 Aufl. München: Gräfe und Unzer Verlag GmbH (GU). S.21

[4] https://www.bzfe.de/lebensmittel/trendlebensmittel/laktosefreie-lebensmittel/

[5] https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/kennzeichnung-und-inhaltsstoffe/laktosefreie-lebensmittel-nicht-fuer-jeden-sinnvoll-11053

[6] https://www.bzfe.de/ernaehrung/ernaehrungswissen/gesundheit/unvertraeglichkeiten-frei-von-im-trend/

[7] https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/kennzeichnung-und-inhaltsstoffe/laktosefreie-lebensmittel-nicht-fuer-jeden-sinnvoll-11053

7 Kommentare:

  1. Liebe Ann-Charlott Bauer,

    Für dein Blogeintrag hast du dir ein sehr interessantes Thema ausgesucht. Ich persönlich habe mir diesbezüglich noch keine Gedanken darüber gemacht, da ich mit dieser Thematik im Alltag nicht konfrontiert werde. Mir gefällt dein Strukturellen Aufbau des Blogbeitrags sehr gut. Wie die Ausmaße eine Lactoseintoleranz für betroffenen sind, waren mir im Vorfeld nicht ausreichend bewusst. Auch wenn die Lebensmittelindustrie durch Lactosefreie Produkte einen großen Nutzen draus zieht, finde ich es gut, dass es eine Alternative für betroffenen Personen gibt. Dennoch finde ich, sollten die Verbraucher darauf sensibilisiert werden was überhaupt laktosefrei bedeutet und für wen diese Produkt eigentlich geeignet sind.

    Liebe Grüße
    Rebecca

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    1. Liebe Rebecca,
      vielen Dank für deinen Kommentar. Ich sehe es ebenfalls als sehr sinnvoll, dass es für Menschen die tatsächlich eine Lactoseintoleranz haben, inzwischen die Möglichkeit gibt, auf diese Produkte zurückzugreifen. Wenn man sich jedoch vor Augen führt, wie hoch der Anteil der Menschen ist, die eine diagnostizierte Lactoseintoleranz haben im Vergleich zu den verkauften Produkten, dann wird deutlich, dass hier ein massiver Unterschied besteht. Die Frage ist natürlich, woran das liegt, denn so bräuchten ca. 80% der Käufer gar keine lactosefreien Produkte und könnten sich die Aufpreise für diese Produkte sparen. Trotzdem ist eine deutliche Zunahme zu beobachten. Lactoseintoleranz kann in ganz unterschiedlichen Ausprägungen auftreten. Es bedeutet z.B. auch, dass ein Mensch, der eine diagnostizierte Lactoseintoleranz hat, trotzdem kleine Mengen an Lactose aufnehmen kann. Dieser Wert beträgt im Durchschnitt bis zu 12g. Zur Orientierung, ein Glas Kuhmilch enthält auf 100g 4,8-5,0g Lactose. Somit wäre es bspw. möglich, den Kaffee mit einem kleinen Schuss normaler Milch zu trinken. Dass hierbei jeder Mensch eine unterschiedliche Toleranzgrenze aufweist, ist natürlich ein wichtiger Faktor, der keinesfalls außer Acht gelassen werden darf. Es macht jedoch nicht automatisch für alle Menschen mit einer diagnostizierten Lactoseintoleranz Sinn, nur lactosefreie Produkte zu kaufen und für Menschen, die gar keine haben, noch viel weniger. Ich denke ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung wäre, Lebensmittel nach ihrem natürliche Lactosegehalt zu klassifizieren, um somit einen Preisaufschlag zu verhindern.

      Liebe Grüße
      Ann-Charlott

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  2. Hallo Ann-Charlott,
    Ich finde du hast dir ein wirklich interessantes Thema für deinen Blogbeitrag ausgesucht.
    Auf wie vielen Produkten, die eigentlich lactosefrei sind mittlerweile "frei von" steht, ist mir auch schon aufgefallen, weil ich den Aufdruck überflüssig fand. Ich kann mir aber vorstellen, dass es Leute gibt, die ihn hiflreich finden, da sie sich nie mit den Inhaltsstoffen von Nahrungsmitteln auseinandergesetz haben und es auf diese Weise (zumindes vermeintlich) auch weiterhin nicht müssen.
    Dennoch finde ich, dass mehr Ernährungsbildung und Verbraucheraufklärung betrieben werden sollte, damit weniger Menschen auf diese Tricks "reinfallen". Am Besten sollte breits in der Schule damit angefangen werden.

    Liebe Grüße
    Rebekka

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    1. Liebe Rebekka,
      ich denke, dass trotzdem verhindert werden sollte, dass auf Produkten die von Natur aus keine Lactose enthalten, auch nicht „Lactosefrei“ oder „frei von Lactose“ stehen sollte. Natürlich ist es in Anbetracht der Entwicklung z.T. notwendig, die Lebensmittel zu kennzeichnen, da inzwischen viele Stoffe beigefügt werden, die versteckt Lactose enthalten und eigentlich lactosefrei Produkte plötzlich zu unverträglichen werden. Trotzdem hat die Kennzeichnung von Produkten, die nicht während der Herstellung bewusst lactosefrei gemacht wurden, letztendlich auch viel mit Produktmarketing der Lebensmittelindustrie zu tun und nicht primäre etwas mit Verbraucherschutz – so meine Meinung. Es sollte klar geregelt sein, welche Produkte mit dieser Kennzeichnung versehen werden dürfen und welche nicht. Auch die Verbraucherschutzzentrale fordert eine Kennzeichnung mit „von Natur aus lactosearm/frei“ – so könnte verhindert werden, dass bspw. Produkte wie Hartkäse etc. für einen überteuerten Preis verkauft werden, obwohl sie eigentliche kaum Lactose enthalten. Vielleicht wäre es jedoch auch sinnvoll, Produkte, die eigentlich lactosefrei sind, aber durch die Herstellung und Beigabe von bspw. Milchpulvern für Lactoseintolerante unverträglich werden, deutlicher und offensichtlicher zu kennzeichnen. So sind diese Angaben meist versteckt aufgeführt.

      Liebe Grüße,
      Ann-Charlott

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  3. Hallo Ann-Charlott,

    deinen Blogbeitrage finde ich wirklich informativ, da in meiner Familie auch jemand von einer Lactoseintoleranz betroffen ist. Gut gefällt mir, dass du erst einmal erklärst, was Lactose ist und dann über eine Lactoseintoleranz berichtest. Eine Frage stellt sich mir. Ist Lactoseintoleranz erblich bedingt?

    Anmerken möchte ich, dass die lactosefreien Produkte lactosefrei sind, weil ihnen schon in der Herstellung das Enzym Lactase beigefügt wird. Dieses gibt es auch in Tablettenform in Drogerien und das zu einem günstigen Preis. Wem also die lactosefreien Produkte zu teuer sind oder in einem Haushalt nur eine Person davon betroffen ist, kann die Einnahme dieser Lactase-Tablette helfen. Das Ergebnis ist dasselbe und es ist praktischer für unterwegs.

    Du sprichst an, dass Käufer ohne Lactoseintoleranz lactosefreie Produkten kaufen, weil sie ihrem Körper „etwas Gutes tun möchten“. Hinzufügen möchte ich, dass lactosefreie Produkte wie Joghurt im vergleich zu normalen Produkten etwas süßer schmecken. Ich könnte mir vorstellen, dass das auch ein Grund sein kann.

    Liebe Grüße

    Sina Leu

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    1. Liebe Sina,
      vielen Dank für deinen Kommentar! Wie ich in meinem Blog bereits geschrieben hatte, muss zwischen drei unterschiedlichen Formen der Lactoseintoleranz unterschieden werden. Die Primäre Lactoseintoleranz ist auf einen genetischen und angeborenen Lactasemangel zurückzuführen, und kommt daher in Familien häufiger vor, vor allem im Erwachsenenalter. Trotzdem sind auch immer mehr Kinder und Jugendlich betroffen. Die sekundäre Lactoseintoleranz ist nicht genetisch bedingt, sondern wird durch andere Erkrankungen hervorgerufen, die eine Entzündung des Dünndarms oder eine Zerstörung der Schleimzellen herbeiführen, bspw. Zöliakie, Morbus Crohn, Mangelernährung im Zuge von Magersucht etc. Eine dritte Möglichkeit der Lactoseintoleranz wäre der Kogenitaler Lactasemangel. Dieser ist äußerst selten und besteht bereits ab der Geburt. Es handelt sich dabei um ein vollständiges Fehlen von Lactase, was auch als Alaktasie bezeichnet wird. Säuglinge und Kinder verfügen über eine hohe Lactaseproduktion, um die Lactose in der Muttermilch spalten zu können. Nach dem Ende der Stillzeit, stellt sich das Verdauungssystem auf eine andere Ernährungsweise um, und es wird weniger Lactase produziert. Dies ist bei allen Säugetieren der Fall. Vor allem in Ländern, die eine hohe Milchwirtschaft betrieben haben, sind im Laufe der Evolution Mutationen entstanden, die dem Träger dieser Mutation eine Laktasepersistenz gewährleistet. Dies bedeutet, dass Menschen mit dieser Genvariante lebenslang Lactose vertragen, wohingegen Menschen, die diese schützende Mutation nicht aufweisen, eine stärke Abnahme der Lactaseproduktion in ihrem Leben haben. Eine Lactoseintoleranz wird autosomal-rezessiv vererbt, d.h. von beiden Elternteilen muss die Lactoseintoleranz weitergegeben werden, damit sich eine Lactoseintoleranz ausbilden kann. Inzwischen sind deutlich mehr genetische Anpassungen der DNA des Lactasegens bekannt. Ursprünglich ging man davon aus, dass das Cytosin (C  Lactaseproduktion nimmt ab) der DNA des Lactasegens durch ein Thymidin (TLactasepersistenz) ausgetauscht wurde. Das lässt die Schlussfolgerung zu, dass Personen, die von beiden Elternteilen das T-Allel geerbt haben (TT-Genotyp) die höchste Lactase Produktion aufweisen, wohingegen Personen mit einem CC-Genotyp die geringste Produktion von Lactase aufweisen. Eine dritte Möglichkeit wäre noch beide Allele zu besitzen, also C und T – an dieser Stelle kann es ebenfalls zu einer Lactoseintoleranz kommen. Die genetische Analyse wird heutzutage vor allem darin eingesetzt, um zwischen primärer und sekundärer Lactoseintoleranz zu unterscheiden.
      Du hast ebenfalls damit Recht, dass lactosefreie Produkte bereits in der Herstellung durch eine enzymatische Aufspaltung lactosefrei gemacht werden. Dieser Spaltungsprozess hat zur Folge, dass die Konzentration von Galaktose und Glukose steigt – dies führt dann auch zu dem süßlichen Geschmack der lactosefreien Produkte. Dies könnte natürlich ein weiterer Grund sein, lactosefreie Produkte zu kaufen, ist jedoch nicht wirklich sinnvoll. Denn selbst Personen mit einer Lactoseintoleranz wird heute nicht mehr zu einer rein lactosefreien Ernährung geraten.
      Ebenfalls stimmt es, dass es sehr viele unterschiedliche Tabletten mit dem Enzym Lactase zu kaufen gibt, die vor dem Verzehr eingenommen werden sollen und dann die Lactose spalten können. Allerdings habe ich im Zuge meiner Recherche herausgefunden, dass es für die Wirksamkeit bisher nur sehr wenig wissenschaftliche Studien gibt. Ebenso müssen bei der Einnahme verschiedene Faktoren berücksichtigt werden, damit diese auch wirklich wirksam sind. So muss bspw. jeder Betroffene selbst die für sich richtige Dosierung herausfinden, die an Lactase benötigt wird, da der Bedarf ganz individuell ist. Nicht jedes Präparat wirkt bei jedem Menschen und jedem Essen gleich gut.

      Liebe Grüße,
      Ann-Charlott

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  4. Liebe Ann-Charlott,

    dein Blogbeitrag zeigt ein sehr ansprechendes Thema für mich auf und ich habe es mit Interesse durchgelesen, da ich selbst eine Laktose-Intoleranz, seit ich 4-5 Jahre alt war, habe. Ich weiß es noch wie gestern, für mich ist da als kleines Mädchen eine Welt zusammengebrochen, da ich auch Laktose-Produkte nicht in geringen Mengen vertragen habe. Meine Lieblingslebensmittel waren eine Gouda- Scheibe auf dem Toastbrot und Kaba-Milch, beziehungsweise Müsli mit ganz viel Milch zum Frühstück- was man sich vorstellen kann, dass ich es nicht mehr essen durfte. Joghurt aller Art und natürlich der leckere Schokopudding von Dr. Oetker. Ab dem Moment an musste ich mich darauf einstellen, keine laktosehaltigen Produkte mehr zu essen. Was sich im Jahr 2004 als gar nicht so einfach herausstellte. Zu diesem Zeitpunkt gab es nicht viele laktosefreie Sachen, wodurch meine Mama immer probiert hat mir Sojamilch oder Milchalternativen zum Probieren zu geben. Die haben mir aber so gar nicht geschmeckt. Ich wurde immer trauriger, da es ein Verzicht war. Bis zu dem Zeitpunkt als wir die laktosefreie Milch oder auch Joghurt kaufen konnten. Jedoch wusste ich nicht, dass manche Käsesorten fast frei von Lactose sind oder auch Quark geringe Mengen von Lactose enthält. Dies hätte mir das Leben zu diesem Zeitpunkt auf jeden Fall erleichtert. Auch die Laktose in Fastfood, oder Fertigprodukten ist war mir nicht so bewusst. Also für Menschen die eine Laktoseintoleranz haben eine echte Erleichterung. Was ich jedoch nicht verstehe, ist der Hype um die „frei von…“ Produkten. Laktosefreie Produkte sind nicht gesünder als mit Laktose. Oder auch die Kennzeichnung auf Schinken oder sonstigen Produkten ist übertrieben und sollte nicht gemacht werden. Dies findet aber auch bei Protein-Produkten statt, die von Natur aus viel Protein haben, wie z.B. Toastbrot: sogenanntes „Protein-Toastbrot“ hat genauso viel Protein wie das herkömmliche Toastbrot ohne diese spezielle Bezeichnung, das Protein-Toastbrot ist nur wesentlich teurer. Dies passiert leider viel zu oft und die Verbraucher werden hinters Licht geführt.
    Danke für deine Anregungen, welche mich auch zum Nachdenken und Überdenken meiner Laktose-Intoleranz gebracht haben.

    Beste Grüße,
    Anna-Lena

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